Stern*Innen. Oder So.

Ja, natürlich ist „der Stern“ eine Sache. Halt männlichen Geschlechts. Die Sonne ist weiblich. Der Mars männlich, die Venus weiblich. Der Rest der Planeten – alles Männer, außer der Erde. Der Mond Europa ist eigentlich weiblich, Oder doch nicht? Auf jeden Fall ist es dringend an der Zeit, die Planeten umzubenennen. Geschlechtergerecht. Und wieso überhaupt nach ausgerechnet griechischen Göttern? Das sind alles ziemlich uralte weiße Männer….

Ja. Das war jetzt ne Latte Genderwitze. Das kann man zur Erbauung weiterspinnen. Man kann’s aber auch bleibenlassen.

Ich möchte etwas anderes zur gefälligen Beachtung einwerfen: Deutsch ist ne ziemlich schwere Sprache. Und wir haben einen Haufen Leute, die aus anderen Kulturen kommen und sich hart damit tun. Und kaum hatten die Besten das mit dem Deutsch drauf, Bummtschakalak – kam die Rechtschreibreform. Nun haben wir uns langsam an die Geschichte mit dem dass statt daß gewöhnt und langsam weiß man wieder, wann Doppel-S und wann scharfes S und dass die Mehrzahl von Smartphone nicht Handies ist, sondern Handys weil Handy gar kein englisches Wort ist…

Und jetzt kommt ihr daher und baut die komplette Sprache wieder um. Mit Sternchen, Binnen-I und den abgefahrensten Genderideen.

Abgesehen davon, dass ihr euch noch nicht mal selber einig seid, wie das alles funktionieren soll – denkt doch mal an die Mitmenschen mit Migrationshintergrund. Und wenn sie nur aus Niederbayern kommen. Irgendwann kotzen die euch eure Sprachänderungen vor die Füße.

Und dann versucht mal im Nürnbergischen Binnen-Is und Sternchen unterzubringen. Die Mittelfranken verweigern ja bereits seit hunderten Jahren das k, das t und das p. Und Partner und Partnerin sind hier schon seit langem durchgegendert – das heißt einfach nur „Olde“. Jeweils je nach Geschlecht „Dä Olde“ oder „Däi Olde“.

Letzthin musste ich einen rechtssicheren Modelvertrag aufsetzen. Models sind sächlich -„Das Model“. Aber bei Fotografen schlägt das generische Maskulinum wieder zu. Wie gendert man nun rechtssicher in Verträgen? Gar nicht. Denn das Gendern wird vom Rat für deutsche Sprache noch nicht empfohlen – gendern in Verträgen sollte man also tunlichst bleiben lassen, weil man damit nicht definierte Wörter verwendet. Wie vermeidet man dann aber Satzungetüme wie „Der Fotograf/die Fotografin sichert zu, dass er /sie die Bilder aus seiner / ihrer Kamera…“? Man macht sich die Unsitte von Großkonzernen zu eigen: „Max Mustermann, wohnhaft, geboren“ im folgenden “ Das Fotomonster“ genannt….. Und schon spart man sich das Gendern und hat wirklich jedes denkbare binäre und nicht-binäre Geschlecht erwischt. Und wenn einem Fotomonster nicht gefällt, kann man ja auch „Olyfant“ oder „Fotogott“ schreiben. Ist alles zulässig.

Ein Problem ist die Unsitte, Personen nicht mehr mit ihrer Berufsbezeichnung, sondern mit der Tätigkeit zu bezeichnen. Nicht mehr der Student, sondern „Studierende“. „Fotograf“ ist aber nun eine Berufsbezeichnung. „Fotografierende“ sind aber alle, die mit dem Handy rumknipsen. Genauso ist es mit dem Fliesenleger und den ganzen hobbymäßigen „Fliesen legenden“ Personen.

Happy Gender….

Im Queerfeministischen Spektrum ist es üblich, nicht mehr von Mann oder Frau zu sprechen, sondern nur noch von „Personen“. „Ich war mit einer Person in der Kneipe“. Statt „Ich war mit einem Bekannten in der Kneipe“. Freunde und Bekannte gibt es nicht mehr, nur „Personen“. Ich war also mit einer „bekannten Person“ in der Kneipe. Wie bekannt? Fernsehen? Das Problem damit dürfte auf der Hand liegen. Beziehungsstrukturen werden durch diese verstümmelte Sprache nicht mehr abgebildet.

Warum sind Romane nicht durchgegendert wenn es doch so toll ist?

Vor einem halben Jahrhundert war es total hip, alles klein zu schreiben. ein paar leute haben sogar den großbuchstaben am satzanfang weggelassen und wer noch grossbuchstaben oder eine sz-ligatur verwendet hat, der war total von gestern und im zweifel ein altnazi. interpunktion war sowieso total out wer braucht denn auch kommata und punkte wenn er politisches bewusstsein hat

Glücklicherweise hat sich das wieder ohne größere Schäden ausgewachsen. Schlicht weil sich Bücher, die komplett klein geschrieben waren, kacke verkauft haben. Der Markt regelt alles.

Ich werde weiterhin generische Maskulina und Feminina verwenden, weil das in unserer Sprache so vorgesehen ist. Wenn ich nur Frauen oder nur Männer meine, werde ich sie entsprechend ansprechen.

Und wie ist das mit „Divers“?

Simpel. Das ist der Trick am generischen Maskulinum und Femininum. Es ist generisch und schließt alle ein. Und ich muss mich nicht dafür interessieren, was Du denkst in der Hose zu haben, weil mich das auch nichts angeht. Ich verwende schlicht ein allgemein anerkanntes Kommunikationsmittel. Die Deutsche Sprache. Wenn Du genderneutral kommunizieren willst, lern Finnisch.

Gerade Finnland ist ein Muster dafür, dass geschlechterneutrale Sprache überhaupt nichts bewirkt. Finnland hat zwar 1905 als erstes Land Europas das Frauenwahlrecht eingeführt, hatte bis dahin aber das rückständigste Wahlrecht überhaupt. Das war jetzt aber nicht ein Erfolg linker Kräfte, sondern das Frauenwahlrecht wurde vor allem von religiösen Erweckungsbewegungen angestrebt – und bekommen haben es die Finnen dann vom Zar. Jepp. Dem von Russland. Das „Gender Pay Gap“ in Finnland liegt derzeit im öffentlichen Bereich bei 14%. In Deutschland bei 7%. „Geschlechtergerechte Sprache“ hat also mit Gleichberechtigung oder gar Gleichbehandlung überhaupt nichts zu tun. Genauso wenig wie ich durch den Ersatz von Worten wie „Mohr“ oder „Neger“ durch „M- “ oder „N-Wort“ den eigenen Rassismus loswerde. (Bert Brecht, des Rassismus unverdächtig, hat ganz selbstverständlich mit Weill darum gekämpft, dass eine „hervorragende Negertruppe“ seine Dreigroschenoper aufführen durfte. Das hat Weills Frau überhaupt nicht gefallen, die war der Meinung, dass Brecht nur das Libretto geschrieben hat und deswegen den Mund zu halten hat.)

Gerade in den neuen Podcasts des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks wird auf einmal von TerroristInnen, VerschwörungstheoretikerInnen, RussInnen und AktivistInnen gesprochen. Das ist schon beim Lesen holprig, wenn man das hört wird es abstrus – denn es hört sich an, als stünden wir einer Armee durchgeknallter Frauen gegenüber. Getoppt wird das dadurch, dass man neuerdings Wörter auspiept, deren Gebrauch dem Sprecher vorgeworfen wird. „Der hat was gesagt, aber ich sage Dir nicht, was er gesagt hat, es ist auf jeden Fall voll böse.“ Wer die Diskussion verfolgt, kann es sich denken, aber gegenüber allen anderen funktioniert eine solche Kommunikation nicht. Sie ist schlicht exklusiv – ausschließend. Wie die Sitte der mittelalterlichen Pfaffen, den Gottesdienst mit dem Rücken zur Gemeinde in Latein abzuhalten.

Ich werde meine Bücher also nicht gendern. Außer der Rat für deutsche Sprache gibt dazu Handlungsanweisung. Die letzte Anweisung vom Frühjahr 2022 lautete ganz klar: „Bleibenlassen.“

Nachdem Scribbr mit seinen Genderratschlägen auch ein Problem hat, weil manche Wörter trotz Handstand einfach nicht gegendert werden können – zum Beispiel gibt es den Gauner und die Gaunerin und die geschlechterneutrale Alternative ist „gaunernde Person“ – es darf gelacht werden – aber ins Holpern gerät die ganze Sache wenn es mehr als ein Gauner ist. Gauner sind nämlich „Nullplural“ und schon funktioniert die ganze Genderei mit Schrägstrich, Gendersternchen, Doppelpunkt, Unterstrich und Binnen-I nicht mehr.

Aber an den Unis? Ja. In wissenschaftlichen Arbeiten wird erheblich gegendert. Leider gibt es dafür keine einheitlichen Richtlinien. Jede Uni hat ihre eigenen Richtlinien, was sie akzeptieren und was nicht. Es holpert dann immer bei den Details. So empfiehlt die Uni Konstanz Gendersternchen, aber nicht im Internet, weil das Sternchen da teilweise als Satzanweisung „fett“ verstanden wird. Das Staatsministerium von BW will bei Anträgen auf wissenschaftliche Projekte Genderei sehen, deshalb stellen die entsprechenden Wissenschaftler die Anträge auf englisch, weil sich das dann erledigt hat.

„Geschlechtersensible“ Sprache ist noch nicht mit Deutsch kompatibel. Das kann sich mal ändern, Sprache ist Veränderungen unterworfen, aber im Augenblick ist das einfach ein völlig überbewerteter Szenedialekt. Sollte mal irgendwann das Projekt „geschlechtergerechte Sprache“ abgeschlossen sein und es eine neue, in allen Teilen funktionierende Sprache geben, dann habe ich kein Problem damit, dem Projekt beizutreten. Bis dahin: Never run a changing system…

45 Replies to “Stern*Innen. Oder So.”

  1. durch Umstellung der Amtssprache von Deutsch nach Englisch ist das Thema ganz schnell erledigt.
    Und Handy ist dann endlich auch kein Wort mehr.
    Die blöde Groß-/Kleinschreibung wird niemand vermissen – aber das ß fehlen.

    1. Das war der ausschlaggebende Grund, warum ich meinem Mac Englisch als Systemsprache angewöhnt habe. Da stand vorher im Benutzer-Ast „Benutzer:Innen“. Nee, lass mal, User klingt besser.

      1. Das ist der Preis dafür, dass die Angelsachsen ihre Sprache als Weltsprache durchgesetzt haben: Alle Welt benutzt und verhunzt sie. 😉
        Oder wie ein indischer Kollege unlängst erklärte: Keine Sprache kann man so gut schlecht sprechen wie Englisch.

      1. Grade deshalb bietet es sich als Amtssprache an. Kaum jemand hat den Vorteil, native speaker zu sein. Iren und Malteser hält der Rest der EU schon aus.
        Vorbild Namibia. Amtssprache ist auch hier Englisch, weil es für fast alle Fremdsprache ist.

  2. Herzerfrischender Beitrag, am tollsten fand ich den Ausspruch:
    „Never run an changing system…“
    (und kleine Anmerkung: der Komponist Kurt Weill schreibt sich mit Doppel-L, seine Frau bestimmt auch?)

    Gruß Jürgen

  3. Ich selbst hatte in der Vergangenheit grottenschlechtes Deutscg, hatte Probleme mit dem Kasus. Als ich mal in einer Berufsaufbauschule war (eine Schule, die nicht speziell für Hörgeschädigte ausgerichtet ist) hatte ich mit Fünfer und Sechsern im Deutsch zu kämpfen. Aber ich war der Klassenbeste in der Rechtschreibung, die anderen mit besserem Deutsch sind in der Rechtschreibung grottenschlecht.

    Und heute kann man schon in den sozialen Medien lesen, dass sie mit der Rechtschreibung nicht so drauf haben. Und Gendern dazu macht nur noch schlimmer. Ist für mich eine Sprachverhunzung übelster Sorte. Ich bleibe da in der alten Schule (Neudeutsch: Oldschool) und schreiben beide Geschlechter an.

    Früher im Mittelalter sprach man die Person mit ihr an, auch wenn nur eine Person gegenüber steht. Heute ist das Du oder das Sie. Sprache wandelt sich bekanntermaßen aber man kann schon prima verschlimmbessern 😉

    1. Pit, das gab es auch später noch. Ein Onkel von mir musste seinen Erzeuger noch mit Herr Vater und in der dritten Person ansprechen. Das war die Methode Respekt zu erzwingen.

    1. angelsächsische Kurzfpormen sind cell, portable, mobile.
      Und die da tätigen Bilderfritzen machen nach wie vor shoots, während der Germane mit seinen falschen Freunden ein Blutbad anrichtet.

      Schnell die baseball cap wieder aufgesetzt, weil mit einer Abschlussleiste für die Fussbodenleiste auf dem Kopp – basecap – sieht das einfach deppenhaft aus.

    2. das Wort gibt es in der englischen Sprache nicht. Da nennt man die Dinger Cellphone oder Mobilphone.
      Handy kommt aus dem schwäbischen. Als der Erste Schwabe eines gesehen hat, war seine Frage. „hän die koi Schnur?“ Das wurde dann zu Händie oder Neumittelhochdeutsch Handy verkürzt. 🙂

      1. Ähm – auch wenn wir jetzt vom Gendern wegkommen: aber „handy“ gibt es sehr wohl als Wort in der englischen Sprache – es hat nur nix mit einem Telefon zu tun – oder vielleicht doch, denn die meisten werden ein Telefon wohl als „praktisch“ ansehen….
        Aber es gibt ja noch ein paar solche Worte, die es sehr wohl im englischen gibt, nur eine völlig andere Bedeutung haben, so wie bodybag oder public viewing….

        Ansonsten: Gendern lehne ich rundweg ab. Damit zeige ich nicht meinen Respekt vor anderen Menschen und ihren Empfindungen, sondern im Gegenteil, ich verstecke meine wahren Einstellungen dazu dahinter – das ist wie mit dem Wasser predigen…..

        Aber egal – ich bin tolerant genug auch „PersonInen“ 😛 zu erdulden die glauben sowas auf Biegen und Brechen anwenden zu müssen.

        Achja, noch ein Beispiel fällt mir dazu ein: ich nutze immer noch gerne das gute, alte, deutsche Wort „Weib“ – das schon vor langer Zeit ziemlich in Verruf gekommen ist. Einmal habe ich einem „Weib“ angeboten, die zukünftig mit Dame zu bezeichnen, dann wäre sie für mich allerdings nicht mehr „weiblich“ sondern…. War ihr aber auch nicht recht 😛
        Zeigt aber auch nur: wenn man nur will, kann man an allem was aussetzen und nach und nach verbrauchen wir immer mehr Worte, die man „korrekter Weise“ nicht mehr verwenden darf.

        Andy
        imnichtinnenmodus

      2. Du weist aber schon das es folgendermaßen Lautet:
        „Gottes schönste Gabe ist der Schwabe“.
        Dabei steht „Schwabe“ sowohl für die weibliche als auch männliche Form. Eine sächliche Schwabenform gibt es nicht. Da Schwaben von Natur aus sehr Sachlich sind.
        Sollte ein Nichtschwabe auf die Idee kommen Schwabe*Innen zu schreiben würde es folgendes bedeuten: Der Schwabe, *=steht für ein Glas Mostschorle sitzt Innen und genießt…
        Gruß an alle
        Panomatic

    3. Fun fact: „Public Viewing“ wird in DE als gemeinsames Ansehen der Übertragung eines Sportevents verstanden. In GB ist public viewing die öffentliche Aufbahrung eines Leichnams …
      Das ist neben dem „Handy“ ein weiterer von vielen „denglischen“ Begriffen, die in der vermeintlichen Herkunftssprache nicht existieren oder eine ganz andere Bedeutung haben.

  4. „Für unsere Lehranstalt wollen wir die Stelle des Rektors / der Rektorin / des Rektums neu besetzen.“

    Immer wie der schön, wenn Radiomensch:*Innen das stimmliche Stolpern bekommen wegen des doppel Punkt Sternchen Innens. Und es selber beim Sprechen merken, wenn irgend was Sinn los aus ein an der geschrieben worden ist, im Skript:*innen*:um oder vom Teleprompter / der TeleprompterIn. Unvergessen auch die „Vereinigung der weiblichen Jurist:*innen“. Deutschlandradio hat das geschafft.

  5. Ja, das Gendern nervt! Könnte man nicht die viel gescholtene KI dazu benutzen, die Gendersterne und ähnliche Scheußlichkeiten in Texten wählbar zu machen? Wer generisches Maskulinum bevorzugt, bekommt das präsentier, wer Binnen-Is, Sterne und Doppelpunkte wünscht, kann die bekommen. Nur mal so eine Idee…

  6. In der einst seriösen Süddeutschen Zeitung oder im noch weniger intellektuell auffallenden Tagesspiegel las ich vor einiger Zeit über die Autoindustrie. Da wurde doch allen Ernstes von Autoherstellerinnen gesprochen… Sogar ohne Sternchen.
    Zur Eingangsfrage der Planeten: La luna, la lune, el sole, il sol, le soleil. In vielen Sprachen sind die Planeten genau andersrum vergeschlechert (eigene Wortschöpfung). Was ist nun wichtiger: der/die Sonne oder der/die Mond? Mir ist das wurscht.
    Die Englischsprachigen und Englisch sprechenden haben es leichter: a friend, a student, an employee kann jedes Geschlecht haben, und wenn’s ein lady friend ist, weiß man, dass es eine Freundin ist. Wenn man’s nicht schon aus dem Zusammenhang herausliest oder sogar herauslesen muss.
    Und davon abgesehen: Ostdeutsche Frauen kämen niemals auf die Idee, zu gendern. Da stand auch bei den Frauen „Diplom-Ingenieur“ auf der Visitenkarte oder „Lektor“ vorn im Impressum. Das waren fast alle selbstbewusste Frauen, die brauchten keinen Genderstern. Die waren und sind einfach gern Frau.

    1. …und in der Frankfurter Rundschau war von „E-Scooter-Anbieter:innen“ die Rede. Bloß nicht über eine Firma mit der falschen Geschlechtsbezeichnung berichten, die könnte sich sonst diskriminiert fühlen! Zum Erbrechen.

    2. Ich sags gerne so: der Ingenieur ist Genus nicht Sexus und hat als solcher genauso wenig einen Penis wie der Stuhl oder der Tisch. Ernte dafür meist irritierte Blicke.

      Wenn man mir noch zuhört füge ich hinzu: Genus ist das grammatische Geschlecht und Geschlecht hat in diesem Kontext nichts mit männlich/weiblich zu tun, sondern bedeutet schlicht „Familie“ (Wortfamilie) – so wie es z.B. noch in „Adelsgeschlecht“ verwendet wird. Leider sind sehr viele Menschen von diesen Infos über ihre Muttersprache vollkommen überfordert.

  7. Entgendern bis das Arzty kommt.
    Hermes Phettberg schlägt vor, das Entgendern durch Hinzufügen der Endung „-y“ an den Wortstamm einer Personenbezeichnung zu vereinfachen.
    Statt Leser*innen kann man somit Lesy sagen oder schreiben. Phettberg befürwortet diese Variante der gendersensiblen Sprache, da sie „eine einfache Form ist, die sowohl mündlich als auch schriftlich einfach zu verwenden ist und alle Geschlechter anspricht“, so Phettberg. Diese Variante macht die Sprache flüssiger.

    Nach Phettberg sind alle entgenderten Personenbezeichnungen im Neutrum, daher haben sie den Artikel „das“. Germanist Kronschläger erklärt, dass „Neutrum“ „keines von beiden“ bedeutet, also weder männlich noch weiblich.
    Weitere Beispiele wären das Fahry, das Kellny oder das Arzty. Im Plural würden diese Bezeichnungen dann als die Fahrys, die Kellnys und die Arztys bezeichnet.

  8. Ich hab in meinen Browser ein Plug-in installiert, das „die Lesbarkeit von gegenderten Texten verbessert“, d.h. für mich steht dann auf der Seite nicht mehr „Fotograf:innen“, sondern „Fotografen“. Funktioniert!

  9. Gendern ist für mich mittlerweile ein Reizthema. Deshalb nur kurz, bevor die Herzklappen völlig versagen:
    Wenn schon gendern, dann gerecht für alle! Dann verlange ich auch:

    Der Gast / Die Gaste

    Die Koryphäe / Der Koryphäer

    Die Geisel / Der Geiseler

    Die Person / Der Personer

    Die Waise / Der Waiser

    Die Krankenschwester / Der Krankenbruder

    Die Hebamme / Der Hebammer

    Die Sprechstundenhilfe / Der Sprechstundenhilfer

    Wie man das jetzt mit Gendergap *:/ umsetzt, überlass ich euch 😉

    1. PS: Wollte eigentlich noch dazuschreiben: obige Empfehlung bezieht sich gar nicht so sehr aufs Teilnehmen an der Petition, sondern auf den Text, den ich für lesenswert halte.

    1. Damit ist der Duden in illustrer Gesellschaft: Auch das “Deutsche Wörterbuch” der Gebrüder Grimm aus dem 19. Jahrhundert erwähnt die “Gästin” (und referenziert sie zurück bis um 1400). Das Wort ist also kein abstruses Produkt des aktuellen Gender-Wahns, sondern “nur” eine außer Gebrauch gefallene archaische Form, die womöglich aber wieder aus der Mottenkiste herausgeholt wird.

      Wobei selbst unter denen, die das Gendern befürworten, bisher Konsens zu sein scheint, dass “Gast” nicht “gegendert” werden muss, etwa so wie “Person”.

      1. Das triggert 2 Punkte…

        Stichwort „Duden“: vor Jahren wollte ich mich sachlich über das Thema Gendern informieren, ich hatte damals noch nicht wirklich eine Meinung dazu. Mit einem Buch vom Dudenverlag macht man nichts falsch, die sind ja seriös – dachte ich. Das war ein übel aggressives radikal sprachfeministisches Pamphlet. Und hat ganz wesentlich zu meiner ablehnenden Haltung beigetragen. (Wohlgemerkt: ich habe nichts gegen Feminismus, im Gegenteil!)

        Stichwort „Grimm“: Jakob Grimm war ein Verfechter der Theorie, dass Genus letztlich vom Sexus abgeleitet ist; das wir also z.B. Maskulinum verwenden, wenn etwas „männliche“ Eigenschaften hat. So in der Art: DER Baum, weil groß und stark. Gibt natürlich viele Gegenargument und auch damals schon massiv Gegenwind. Witzig finde ich, dass die feministische Sprachkritik mit ihrer Nicht-Unterscheidung von Genus und Sexus in genau die selbe Kerbe haut. Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass es umgekehrt ist: Genus ist primär, Sexus „parasitär“ wie es in diesem interessanten Artikel genannt wird: https://www.frauenbeauftragte.uni-muenchen.de/frauenbeauftr/berichte/berichte_veranstalt/handreichung2007.pdf

  10. Schön zu sehen, dass man nicht allein ist unter den ganzen GenderInnen – ich glaub Goethe würde sich im Grab umdrehn…
    Danke für den Artikel und die Kommentare – die Hoffnung stirbt zuletzt!
    LG AndyT

  11. Ist das witzig? Schon 37 Kommentare – alle von Männern!!! Und tendenziell mit „Gendern: machen wir nit ist zu kompliziert, Frauenfördern/sichtbar machen geht auch anders.“ Deutsch ist schon kompliziert genug besonders als Fremdsprache! Wenn nun zum Dialekt (wie wäre es mit möglichst gutem Hochdeutsch- ich verstehe auch kein Fränkisch, Schwäbisch, Platt oder Nordhessisch), wenn zum Dialekt also nun auch noch *:Innnen dazukommt, dann verwirren wir die ja entgültig….
    Nun ich hatte im letzten Dutzend Jahren mit weit über 1000 Menschen aus über 50 Herkunftsländern von nahezu allen Kontinenten (außer Antarktis 🙂 zu tun, alle mit Deutsch als Fremdsprache. Was macht denen tatsächlich zu schaffen: unsere (blöden) vier Fälle, unregelmäßige Verben und die Artikel! Letztere besonders, weil keinerlei Logik zu erkennen ist. Da leisten wir uns schon drei- sächlich, weiblich, männlich. Warum heißt dann nicht das Tisch, es ist doch auch das Fahrrad! Warum das Mädchen/die Frau, aber der Junge/der Mann. Noch dazu ändern Worte ihre Nutzung /Zuordnung: ältere Literatur zeigt: der Busen wurde früher nur bei Männern verwendet (komm an meinen Busen= herzhafte Umarmung), die Brust bei Frauen , heute genau das Gegenteil! Könnte interessant sein, im Sommer mal ins Schwimmbad zu gehen und die gut entwickelte Brust bei Männern zu kommentieren 😉 … Letzteres Beispiel zeigt hoffentlich auch, wie wichtig Sprache ist. Mein Vorschlag zur Güte: wer Texte schreibt, möge doch einfach mal darauf achten, abwechselnd! die männliche und die weibliche Form zu wählen!
    In diesem Sinne – wünsche ich Euch, liebe Fotografinnen, viel Freude beim Fotografieren
    Christine

    1. Schön Formuliert Christine.

      im Schwäbischen werden Frauen sehr geschätzt.
      „Mann“ sagt der Schwabe.
      Die weibliche Form ist nicht die „Schwäbin“ sondern ganz modern:
      Die Frau des Schwaben!
      Diese Sprachliche Wertschöpfung kann nicht gegendert werden.
      Und das Ganze auf „Hochdeutsch“ geht überhaupt nicht…

      LG Panomatic

      1. Das Anhängsel „in“ stammt übrigens aus dem Mittelhochdeutschen und deutet ein Besitzverhältnis an. Die Frau des Schmiedes war die „Schmiedin“. Schmiedinnen sind demzufolge mehrere Frauen des Schmiedes.
        Auch hier: bitte des verlinkte PDF lesen.

    2. Hallo Christine.
      Zieh Dir doch mal das oben verlinkte PDF rein. Das ist als Handreichung für eine Frauenbeauftragte von einer Frau geschrieben. Aus fachlicher Sicht.
      Dein Vorschlag, abwechselnd männliche und weibliche Formen zu wählen, ist einer der schlechteren Witze in diesem Thread: „Deine Vorschlag abwechselnd männlicher und weibliche Formen zu wählen ist eine der schlechteren Witze in dieser Thread.“
      Im Übrigen diskutieren Frauen tatsächlich im Schwimmbad die körperlichen Vor- und Nachteile von Männern im Schwimmbad. Nur weil Du das vielleicht nicht tust, bedeutet das nicht, dass andere es auch nicht tun.

      1. Hallo Reinhard,
        ich präzisiere das abwechselnd: damit meine ich keineswegs pro Satz sondern pro Beitrag/Schriftstück. Du kennst doch bestimmt den Passus “ in diesem Schriftstück wird aus Gründen der Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form verwendet, Frauen sind damit selbstverständlich eingeschlossen“ – warum sollte es ein schlechter Witz sein, dass mal andersrum anzuwenden? Lesbarer als Fotograf:Innen ist es auf jeden Fall.
        Den Beitrag der Münchner Frauenbeautragten habe ich versucht zu verstehen- blöderweise habe ich BWL statt Germanistik studiert und bin mir nicht sicher alles verstanden zu haben: offenbar ist es theoretisch gut belegbar, dass z.B. die Verwendung von „Studenten“ statt „Studenten oder nur Studentinnen“ keinswegs eine diskriminiende Grammatikanwendung ist, während die Verwendung von „Studentinnen“ alleine die Männer ja schon ausschließen würde- bitte?? Theoretisch ja, aber praktisch nein! In der Zusammenfassung weist sie dann – völlig zu Recht! -darauf hin das unser Wortschatz und seine Anwendung die Diskrimierungen bereithält. Inzwischen 6 Lebensjahrzehnte als Frau auf dem Buckel haben mich sehr wohl gelehrt, dass es eben doch einen praktischen Unterschied macht, ob wir allgemein „Studenten“ sagen oder „Studenten und Studentinnen“ oder „Studentinnen“. Diskriminierungsfrei ist „Student/Studenten“ erst, wenn wir wie im Englischen nur einen! Artikel haben.

        Christine

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