#facepalm: OM System Academy

#TGIF – Thank God It’s Friday. Die Berufsjugendlichen von Olympus machen daraus ein Video mit dem Untertitel „Bei ungünstigen Lichtverhältnissen fotografieren„. Gleich zum Anfang sitzen vier fesche Mädels um einen Tisch herum, der taghell mit vier Kerzen beleuchtet wird. Die Heldin zieht eine E-PL7 (!) mit 14-42EZ aus der Tasche, kein Blitz, dreht auf Szenemodus Nacht und Person und legt toll los.

„HTPOR“ ist ein Teil von „NacHTPORträt“ und kein neues Insiderakronym.

Ähhh – dat wird unscharf wenn sich wer bewegt! Kein Problem, #WERDEZUMPRO, drehe auf S und 1/60s und ISO 640 – und ignoriere das hektische Blinken der Blende, das Dir anzeigen will, dass die Kamera nicht weiter aufblenden kann.

Ich habe hier ein Bild mit sieben Kerzen. Belichtungszeit 1/3s, Blende 2,0, ISO 400. Bei Blende 5,6 – wie es das 14-42 bei Porträtbrennweite hat und ISO 640 und 1/60s wäre das Bild schwarz. (Abgesehen davon ist „S“ in so einer Situation, in der die Blende nicht mehr weiter aufmachen kann, völliger Unfug – was soll die Blendenautomatik da steuern?)

Wieviel ISOs bräuchte man, um mit 1/60s bei f/5,6 ein korrekt belichtetes Bild zu bekommen? Wir haben hier 1EV. Bei f/5,6 und 1/60s bräuchte man etwa ISO 100.000 um bei 1EV noch korrekt belichten zu können. Was kann die E-PL7 maximal? 25600. Und schon das macht absolut keinen Spaß mehr. Die E-PL7 hat einen mitgelieferten Blitz, den FL-M1 – und der ist genau für solche Momente dabei. Aufstecken, ausklappen und Szenemodus Nacht und Person auswählen. Fertig. OK, sieht dann nicht so gut aus, wie in dem Video – aber es würde wenigstens funktionieren.

#WTF

Das Mädel, das diese Tipps mal mit ihren Freundinnen ausprobiert, wird reumütig zu ihrem Handy zurückkehren. Da klappt das nämlich. Und das teilen geht dann auch deutlich einfacher. Nämlich ohne irgendwelche Verbindungswarterei.

Und damit die Kollegen sich nicht mühen müssen: Ja, die Bilder in dem Video sind mit 14mm und f/3,5 gemacht, das geht so halbwegs mit ISO 25600, dass man ein Bild aufs Display kriegt. Spannenderweise sind nach dem ersten Bild noch 469 Bilder frei, nach dem zweiten Bild 463, nach dem dritten Bild 462 und nachdem die Kamera über den Tisch zurückwandert, sind auf einmal 516 Bilder frei. Da hat die böse Freundin mal flott 50 Bilder gelöscht…. 😀

Und ja, natürlich haben die beim Dreh getrickst und zusätzliches Licht hingestellt, man sieht ja die Reflexe… Aber wozu dann ein Tutorial machen?

8 Replies to “#facepalm: OM System Academy”

  1. Hallo Reinhard,
    in deinem gnadenlosen Recherche-Jounalismus schreckst du vor nichts zurück und deckst alles auf, hast sogar das schöne Mädel geopfert, sodaß sie aufgebahrt werden mußte!!

    Ich finde toll wie du die „Schummeleien“ aufdeckst.

    Gruß Jürgen

    1. Schade.
      In einem mittelbeleuchteten Zimmer bereits bei ISO 800; 1/60 und f1,8 blinkt die Warnung schon erheblich. Sollte ich deshalb ISO 640 verwenden und ist f5,6 wegen der höheren Blendenzahl lichtstärker als mein 1,8er?
      Empfiehlt sie wegen des höheren ISO doch 6400 und der Videoschnitt zeigte etwas anderes?
      Da war doch was…?
      Aber nett, schön kurz und erfrischend ist der Trailer. Heiterkeit tut doch irgendwie gut 🙂
      Gruß Thomas

  2. Tolles Video, wieder etwas dazu gelernt.
    Warum komme ich bei schützenswerten Exponaten im Museum und auch da kann noch der Begleit Text gelesen werden, bei Aufnahmen mit Blende F 2,0 immer wieder auf ISO 6400 und 1/10 Belichtungszeit
    Liegt sicher an der falschen Kamera und der fehlenden Blende F 4,0 oder gar 5,6.
    Ironie Modus aus.
    Grüße
    Wolfgang

  3. Das letzte Zucken einer völlig verzweifelten Marketingabteilung. Wenn die Beschreibung stimmt (ich habs nicht gesehen, werde meine Zeit auch nicht opfern) grenzt das „Tutorial“ nicht an Vera…..ung, dann ist es eine. Leider befindet OM sich in guter Gesellschaft. Samsung hat Ridley Scott mit dem neuen Smartphone einen Kurzfilm drehen lassen, hier das making of mit Interview: https://youtu.be/E50OC6_V6E0
    Das eigentliche Video hat (heute) 222.000 Aufrufe, das „making of“ schon über eine Million. Ganz so blöd wie die Werber meinen ist der Großteil der Verbraucher also nicht, 4 von 5 entscheiden sich für das ehrlichere „Tutorial“. Und lernt, das die Kamera eigentlich egal ist, wenn du eine gute Story, gute Musik, eine gute Crew, einen Haufen professionelles Equipment und gute Nachbearbeitung hast.
    Das aktuelle Smartphone bietet 4 Objektive, von WW bis Tele, mit GPS und mobilem Internetanschluss in Hosentaschengröße wird der Straßenpreis in einem halben Jahr wohl unter 1000,- liegen. Meine E3 und die 4 FT Linsen in Ehren, aber heute würde mein Entscheidung zugunsten eines Smartphones ausfallen.
    Tutorials müsste das zeigen, was Smartphones NICHT können, und ehrlich(!) die Technik dahinter erläutern. Heute noch so tun, als gäbe es keine Smartphones? In Situationen, in denen Smartphones auch noch die bessere Wahl ist?

    1. Danke für den Link. Wenn man einen Aparillo in der Größe eines Kühlschranks braucht, in den das Handy eingespannt wird um damit zu filmen, dann relativiert sich der Anschaffungspreis doch erheblich…. Der Tipp von Herrn Scott an Filmemacher „Just do it“ klingt angesichts der Materialschlacht, die da aufgefahren wurde, wie blanker Hohn.
      Gebt mir ein Dutzend Schauspieler und ich drehe euch das Ding mit den Kameras und Objektiven, die ich im Schrank habe – ohne Zusatzhardware.

Schreibe einen Kommentar zu Thomas N Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert