Außensichten und Innensichten

Das ist das Pforzheimer Krankenhaus. Außen. Wir hatten es vor kurzem von Pforzheim, deshalb halt dieses, aber ich hätte auch andere Krankenhäuser. Hinter solchen Fassaden arbeiten Menschen. Da liegen Menschen, sterben Menschen und werden Menschen geboren.

Meine Journalistenkollegen sind großartig darin, Katastrophen zu verschlagworten, zu verschubladen und dann die Schublade zu schließen. Um andere Katastrophen in den Vordergrund zu zerren, an denen man Leuten oder Dingen die Schuld geben kann, die keinen Einfluss auf das eigene Gehalt haben.

Holt euch ne Tasse Tee oder Kaffee und zieht euch mal das hier rein:

Ich habe „auf Pflege“ gearbeitet und ja. Es ist so. Die Privatisierung der Krankenhäuser hat die Menschen, die dort arbeiten, zu Kostenfaktoren und die Menschen die dort liegen zu mehr oder weniger profitablen Produkten gemacht. Es arbeitet sich nicht gut als Kostenfaktor und es liegt sich nicht gut, als „Servicefall“.

Noch ein Foto, diesmal eine Innenansicht aus einem Patientenzimmer in Baden-Württemberg:

Nein, kein „Lost Place“. Laufender Betrieb.

Fresenius/Helios Deutschland Gewinn 2021 728 Millionen Euro, Asklepios (Rhön-Kliniken) Gewinn 2021 106,3 Millionen Euro, Sana-Kliniken Gewinn 2021 67,1 Millionen Euro. Dabei werden den Vorständen von Krankenhauskonzernen Gehälter von 2 Millionen und mehr pro Jahr gezahlt, dazu Aktienoptionen und exorbitante Rentenvereinbarungen.

Unser Gesundheitssystem ist nicht „kaputtgespart“. Es wurde und wird planvoll und rücksichtslos ausgeplündert.

15 Replies to “Außensichten und Innensichten”

  1. „Es wurde und wird planvoll und rücksichtslos ausgeplündert.“

    Man kann erweitern auf Deutsche Bahn usw.

    Damals haben viele regierenden geglaubt, mit der Privatisierung wird das alles runder laufen. Mit der AG haben die in der obersten Etage sich nur bereichert. Der Betrieb wurde jedoch nur schlechter.

  2. Mein Sohn sitzt im RTW und seine Frau arbeitet (noch) in der Notaufnahme.
    Was ich von denen (manchmal) erzählt bekomme, das lässt mich den Kopf schütteln.
    Danke für den Bericht Reinhard. Das Video „ungepflegt“ ist schon bekannt.
    Gruß R.

    1. Das Video ist natürlich unter Pflegepersonal schon viral gegangen. Aber es muss aus der Blase raus. Und auch die ganzen Horrorstories aus den Sankas und den Notaufnahmen – die müssen alle nach draußen. Ich kann hier nicht jeden Tag solche Geschichten erzählen. Hier geht’s primär um Fotografie. Und es gibt noch tausend andere Baustellen – Bahn, Post (Inflationsausgleich? Für Paketfahrer? Nicht leistbar. Wir gefährden unsere 5,1 Mrd. Euro Gewinn), you name it. Ich kann hier nur immer wieder kleine Punkte setzen. Und wenn jemand sein Gesicht in ne Kamera halten will, kann ich das mit ihm machen. Ansonsten unterstützt die Journalisten, die den Mist öffentlich machen. Die noch den aufrechten Gang kennen.

  3. „Ansonsten unterstützt die Journalisten, die den Mist öffentlich machen. Die noch den aufrechten Gang kennen.“
    …..ist aber sehr schwer, welche zu finden.
    Danke Reinhard für deine offenen Worte!
    HG Jürgen

  4. DANKE!!!

    Die Frage ist, was wir konkret dazu beitragen können, dass sich bei uns ganz grundsätzliche Dinge ändern.
    Schluss mit Privatisierung im Gesundheitswesen und anderen öffentlichen Institutionen und Dienstleistern, die bei uns den Alltag mitbestimmen! Wäre toll, wenn hier eine schwarze Null wieder erstrebenswert wäre und wir uns vom Schneeballsystem der Profitorientierung, Gewinnmaximierung und des grenzenlosen Wachstums verabschieden könnten.
    Aber solange selbst unsere „demokratischen“ Regierungen, egal ob links, mitte oder rechts, nur noch Politik für Lobbys machen, die der Bereicherung einiger weniger dient, statt mit Weitblick Entscheidungen zu treffen, die dem Staat und den Menschen die darin leben zu Gute kommen, habe ich da wenig Hoffnung.

    1. Danke! Sehe ich leider auch so.

      Solange die regierenden Juristen, Volkswirtschaftler usw. in der Regierungsbank sitzen und ihre eigene Zukunft irgendwann sich selbst im Aufsichtsrat sitzen werden, ändert sich nichts.

      Egal was sie im Wahlkampf versprochen haben.

    1. Ich steh nicht auf Posts, die nur aus einem Link bestehen. Ein bisschen eigene Meinung dazu wäre nett. In Zukunft lösche ich solche Posts. Der Link führt zu einem Artikel von Ricardo Lange, dem Vorzeigepfleger, dem Herr Lauterbach vor der Wahl in die Hand versprochen hat, die Situation zu verbessern. Nachdem Herrn Lauterbach derzeit die persönliche Verantwortung für die Misere zugeschoben wird, vielleicht mal ein bisschen Geschichtsunterricht: Im Jahre 1974 erfand Heiner Geißler als Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Das dauerte etwas, bis alle daran glaubten, und als das sozialistische Ausland endgültig abgeschafft worden war, war es 1992 Zeit für das Gesundheitsstrukturgesetz, das das Kostendeckungsprinzip durch „Leistungsorientierung“ ablöste. (Gerda Hasselfeldt, CSU und Horst Seehofer, CSU) Kostendeckung ist für Kapitalisten uninteressant, Leistungsprinzip dagegen schon. Bereits 1996 wurden Fallpauschalen eingeführt (wieder Seehofer). Alles, was danach kam, inklusive des G-DRG von 2003, war eine Folge dieses fundamentalen Ausverkaufs von 1992. Herr Lauterbach, früher in der CDU und seit 2001 in der SPD war übrigens von 2001 bis 2013 im Aufsichtsrat der Rhön-Kliniken (siehe oben) und hat von dort aus für das G-DRG getrommelt. Eingeführt wurde es 2003 von Frau Ulla Schmidt, Lehrerin für Grund-und Hauptschulen.

  5. Ich bin froh schon zur älteren Generation zu gehören. Die letzten 19 Jahre wird für mich alles noch halbwegs vernünftig funktionieren. Dann bricht D-Land zusammen.
    Jedem jüngeren D-Länder kann eigentlich nur nahegelegt werden nach Neuseeland auszuwandern.
    Hier wird nichts mehr besser oder irgend wie funktionieren. D-Land ist nur noch schwarz weiss. Die Farbe ist für immer verloren…

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