Und wieder hat ein „m43-Influencer“ (diesmal Gavin Hoey) seine Kompetenz unter Beweis gestellt und ein Video mit sich drehen lassen, bei dem er voller Begeisterung zwei 1,2er-Objektive an der E-M1X in die Kamera hält – aber die Streulichtblenden vermutlich in der Kiste des OMDS-Marketeers vergammeln.
Seit Jahren finden es die Nasen bei Olympus/OMDS total klasse, Streulichtblenden mitzuliefern, sie aber in allen Promovideos nicht zu montieren. Bei den Promovideos zur OM-5 halten sie sogar im Regen die Kamera nach schräg oben, so dass die Frontlinse sichtbar patschnass ist. Dem Model dahinter ist es ganz offensichtlich völlig wurscht, dass da nur noch Grütze rauskommen kann. Und Marketing und Vertrieb finden die Szene so geil, dass sie die Standbilder sogar in ihre Powerpoints übernommen haben.
Am Anfang habe ich mich darüber amüsiert und habe noch Mails an Olympus geschrieben „Ey Leute, wäre ein cooler Trick, die Streulichtblenden zu montieren.“ Unbelehrbar.
Als mir dann 2013 ein Chefpromotor von Olympus ernsthaft weismachen wollte, Streulichtblenden brauche heute doch kein Mensch mehr (damals hatte Olympus gerade die Streulichtblenden bei den aktuellen Objektiven eingespart und nur gegen – saftigen – Aufpreis geliefert) habe ich einen Artikel bei pen-and-tell dazu gemacht und gezeigt, wie verheerend der Verzicht auf Streulichtblenden ist. Das ist jetzt bald zehn Jahre her.
Und immer noch laufen mir Leute über den Weg, ohne Geli, dafür mit „Schutzfiltern“, und beschweren sich, dass die Bildqualität miese ist.
Als das 12-40 frisch rauskam bekam ich einen Anruf eines Fotografen aus Nürnberg, seines wäre total schlecht. Als 14-35-Besitzer war ich vom 12-40 nie begeistert, aber „total schlecht“ fand ich dann doch ein bisschen „stark“. Also bin ich von Pyrbaum nach Nürnberg gefahren, Treffpunkt in der Altstadt vor St.Lorenz. Der Kollege mit Kamera und Objektiv stand schon da. Hat die Lorenzkirche fotografiert „Hier kuckste, unscharf, flau, doof.“ Ich habe das „Schutzfilter“ runter, die Streulichtblende in Arbeitsstellung gedreht und ihn nochmal knipsen lassen. Anschließend bin ich wieder retour gefahren, Kollege zufrieden.
Ihr könnt aus dem teuersten Objektiv mit Schutzfilter und durch das Weglassen der Blende eine Kitscherbe machen und aus der Kitscherbe einen Flaschenboden.
Warum lassen die Marketeers von Olympus/OMDS ihre Influencer immer ohne Streulichtblende werkeln? Meinen sie, die Objektive würden in komplettem Lieferumfang unvorteilhaft auskucken? Warum lassen die influencenden „Profi-Fotografen“ das mit sich machen? Ist die Summe auf dem Scheck so hoch, dass sie sich dafür zum Volltrottel stempeln lassen? Oder haben sie echt keine Ahnung?
Oder glauben die Vertriebler ihren eigenen Dummfug? Und liefern die Streulichtblenden nur mit, weil die Nerds in den Foren sonst maulen?
Derzeit spart mir das mit den Streulichtblenden immerhin viel Zeit – da ist einer, der mir was über mFT erzählen will? Sein Objektiv ist nackt? Aaaah – weiß ich Bescheid…..
Das Video von Herrn Hoey (das ich hier nicht verlinke) wurde vor sechs Tagen hochgeladen. Dabei wird die E-M1X promotet, die gerade wie sauer Bier angeboten wird. Bei einem Shoot, der etwa 1000 Euro gekostet hat (Models, Licht, Aufbau usw.). Warum keine OM-1? Das wäre definitiv die bessere LowLight-Kamera gewesen. Der Grund „die zwei Akkus“ ist lustig – der Shoot dauert höchstens drei Stunden. Das hält sogar eine OM-5 mit dem Winzakku durch. Wen wollen die veralbern?
Das bei vielen M.Zuikos keine Streulichtblende mitgeliefert wird ist mir auch komplett unverständlich…sollen sie halt 30 oder 40 Euronen auf die Objektive aufschlagen…und gerade die Objektive, die ohne geliefert werden, profitieren meiner Erfahrung nach davon am Meisten…meine M.Zuikos haben alle, bis auf das 30er Macro (Naheinstellung nahe Objektivfront), eine Streulichtblende, wenn nicht schon dabei, nachgerüstet bekommen (wenn nicht Original, dann von dem bekannten „Fremdhersteller“).
Bezeichnend für totale Unkenntnis war mal ein US-Youtuber, der beim Auspacken seines 1,7/25mm Panasonic die mitgelieferte Streulichtblende anschaute und sie mit verächtlichen Gesichtsausdruck durch den Raum pfefferte…der Vollpfosten bekam natürlich kein Abo….
Schöne Restfeiertage und Grüsse aus dem Norden
Landus
Grundsätzlich stimme ich DIr bei. Was allerdings die Tulpenblenden auf Superzooms sollen, erschließt sich mir nicht. Beim 12-100 z.B.: In Weitwinkelstellung bringt die Streulichtblende nichts, weil sie bei WW systembedingt wenig Wirksamkeit haben. in Telestellund bringen sie nichts, weil sie für 12mm berechnet sind. Bei mir ist sie durch eine Gummiblende ersetzt worden: In WW-Stellung eingestülpt, ab 20mm ausgezogen. So habe ich in WW nichts verloren, aber bei Normal und Telestellung richtig guten Blendschutz.
Das ist ein Irrtum, dass die Tulpenblende nichts bringt. Der optische Sinn und Zweck einer Streulichtblende ist, dass die Frontlinse beschattet wird. Natürlich, je länger die ist, desto besser ist das, aber jeder Zentimeter bringt da was. Auch bei Tele. Deine Lösung mit der Gummiblende ist da natürlich noch mal ne Schippe drauf.
Der zweite Sinn einer „Geli“ ist der mechanische Schutz der Frontlinse. Wenn man irgendwo dagegen rumpelt, fängt die Geli fast alles ab. Und das macht auch eine Tulpenblende. Klar, es geht immer noch besser…. 😉
Die Blenden aus Hartplastik sind wie so Vieles ein Kompromiss zwischen wirksamer Streulichtminderung und praktischer Handhabung. Idealerweise sollte man ein Kompendium, also einen Faltenbalg verwenden, wie es beim Film üblich war. In vielen Fällen sieht man bei modernen Objektiven nur unter extremen Bedingungen Streulicht. Bei krassem Gegenlicht, also den belebten Sonnensternen, ist die Blende sogar völlig wirkungslos. Aber abgesehen von Makroaufnahmen oder bei Aufnahmen mit dem eingebauten Blitz stört sie nicht, schützt recht zuverlässig vor Regentropfen, Fingerabdrücken und Schlimmerem. Für mich ein klarer Fall: Die Blende ist immer drauf. Und wenn der Hersteller zu geizig ist, das Plastikteil beizulegen und für dieses Zubehör Mondpreise verlangt, dann kaufe ich eben bei JJC. Warum die Models in den Werbevideos auf die Blende verzichten? Vielleicht weil man dann die coole große Frontlinse nicht so gut sieht, die chique neue Kamera verdeckt wird oder die Kamra dann nicht mehr so schön kompakt ist.
Hallo Reinhard,
vielleicht solltest du, wie bereits im Artikel vor 10 Jahren, einen
Foto-Vergleichstest machen. Dieses Mal aber mit Einstellungen, durch
die man noch besser den Unterschied zw. der existierenden und der
fehlenden Streulichtblende sehen kann.
Dann wird niemand eine Ausrede finden können.
An welche Einstellungen hast Du gedacht, mit denen man besser den Unterschied sehen kann?
Ich kenne mich mit diesem Thema nicht aus (bin selbst erst
vor ca. 1 Jahr durch deinen Artikel aus dem Jahr 2013 auf
dieses Thema aufmerksam geworden).
In deinem Artikel aus dem Jahr 2013 sagst du:
„… Offenblende ist das noch krasser.“
Heißt das etwa, dass die Blende ein zu berücksichtigender
Faktor ist?
Als Laie würde ich folgende Faktoren berücksichtigen:
– Blende
– Entfernung
– Brennweite
– Winkel des eintretenden Lichts
Als Objektiv-GeLi-Kombination würde ich einen oder zwei
gebräuchliche Objektive (mit den vom Hersteller angebotenen
Streulichtblenden) benutzen.
Zwei Objektive, 5 Blenden, 4 Entfernungen, 10 Brennweiten, 8 Winkel. Macht, …..tippp…rechen…. 3200 verschiedene Bilder.
Mit Auswertung würde ich sagen, da bin ich einen Monat gut beschäftigt, da hat der Tag Struktur.
Ich kann’s kurz machen: Je offenblendiger, je länger die Brennweite, je flacher das Licht auf die Frontlinse trifft, je stärker das Licht ist, desto flauer wird das Bild. Bei kurzen Brennweiten und stark geschlossenen Blenden gibt es die typischen Lichtpunkte, bei großen „Löchern“ – also großen Blendenöffnungen die flauen Bilder.
Zitat: … je länger die Brennweite, je flacher das Licht auf die Frontlinse trifft, desto flauer …
Hä? Musste es zweimal lesen, um zustimmen zu können. Natürlich soll das (direkte) Licht nicht auf die Frontlinse auftreffen, aber die Chance dazu ist bei einer längeren Brennweite eben auch massiv geringer. Also im Zweifelsfall lieber ein Tele ohne Streulichblendes als ein WW.
Warum ist die Chance für Licht auf eine große Frontlinse (große Brennweite) geringer als Licht auf eine kleine Frontlinse? (kleine Brennweite)
Im Übrigen ist es völlig egal, wie lange die Brennweite ist, wenn die Sonne auf die Frontlinse scheint, scheint die Sonne auf die Frontlinse. Der Sonnenstrahl fragt nicht nach der Brennweite.
Es gibt gerade einen Youtube Beitrag von einem deutschem Blogger zum neuen Canon RF 1,8/135L, bei dem er als einzigem Nachteil neben den hohen Kosten die extremen Steulichtprobleme bemerkt. Er hat dies auch auch an Canon weitergegeben, die darauf meinten, man solle bei lichtstarken Objektiven doch die Streulichtblende verwenden…
Er war ehrlich entsetzt, dass er dies bei einem so teuren Objektiv tun soll…
YMMD.
Aber manchmal habe ich schon auch Mitleid mit den Herstellern, die mit solchen Multiplikatoren zu tun haben.
Gerade gekuckt: „Als jemand, der seinen Lebensunterhalt mit dem Testen von Objektiven verdient….“ Ahhhhh – er ist also kein Fotograf, sondern ein Objektivtester. Das erklärt einiges.
Kleiner Fun-Fact am Rande: der selbe YouTuber hat das Sigma 1.4/35 ART (das neuere DG DN für Spiegellose) praktisch zerrissen, weil es bei Naheinstellgrenze und offener Blende 1.4 nicht so richtig scharf wird.
Danach hat er von Sigma zu seiner Verwunderung erstmal keine neuen Linsen von Sigma zum Testen bekommen…
Das ist üblich. Wenn man einen Hersteller verreißt, dann kriegt man keine Hartware mehr. Ich kriege zum Beispiel von keinem Clone-Hersteller mehr Akkus. Zumindest nicht gratis.
Ist irgendwo auch verständlich – die wollen halt nur positive Reviews im Netz sehen.
Das ist aber gelegentlich auch echt ein Problem. Ich habe seinerzeit das 10,5er Voigtländer ausprobiert und fand es bei Lowlight in beengten Räumlichkeiten ausgesprochen nützlich. Da war die Randunschärfe irrelevant – genauer, sie ist mir gar nicht groß aufgefallen. Jetzt hat sich aber ein Leser beschwert, dass er sich so ne Linse gekauft hat, die ist an den Rändern einfach grottig und der Hersteller nimmt sie nicht zurück, da innerhalb der Specs. Ja, meines war ein bisschen besser, aber nicht viel. Es ist schwierig, wenn man nur jubelt. Das kann böse zurückkommen.
Auf etwas hinweisen ist eine Sache, aber eine Linse wegen wegen diesem einen Punkt zu zerfleischen, ist dann doch nochmal was anderes. Ich persönlich erwarte von einem hochlichtstarken (1.4) Weitwinkel (es ist kein Makro) bei Nahgrenze und Offenblende nichts besonderes. Für den Zweck wurde es einfach nicht gebaut. Wenn das ein anderer Hersteller besser macht ist das eine Erwähung wert, schmälert aber in meiner Einschätzung nicht den Nutzen eines solchen Objektivs…
Ich kenne den Youtuber bzw. seinen Kanal nicht, denk aber das erwähnte Video gefunden zu haben (Baseball Cap, stilisierte Kamera als Logo). Ich kann in dem Video nicht entdecken, daß er darüber entsetzt war, daß er bei einem so teuren Objektiv eine Streulichtblende verwenden soll. Hat er das inzwischen rausgeschnitten?
Ich finde die Antwort von Canon übrigens tatsächlich nicht ganz korrekt. Man sollte eine Streulichtblende nicht nur bei lichtstarken Objektiven verwenden.
10:48
Ab 10:48 sagt er: »Aber das ist in etwa so, wie wenn man mir erzählt, daß ich, wenn ein Objektiv mir zu stark verzeichnet, ich doch einfach die Verzeichnungskorrektur anmachen soll. Hm. Naja, aber Canon meinte auch, daß es sein kann [Vergütung nicht final usw.].« Vor 10:48 sagt er, daß ein Abschatten mit der Hand auch geholfen hat. Damit mich niemand falsch versteht: Er hätte natürlich von Anfang an einfach die Blende richtig herum montieren sollen. Dafür ist sie da. Aber er sagt mit keinem Wort, daß bei dem Preis eine Blende nicht nötig sein sollte.
Mit dem 135er von Sony hatte er ja anscheinend deutlich weniger Probleme, ebenfalls ohne Blende. Vielleicht hat er festgestellt, daß die Vergütung auf dem 135er von Canon nicht so dolle ist, und hat das nur nicht klar rübergebracht. Wir lassen uns hier ja auch ab und zu darüber aus, daß wir uns TopPros mit moderner Vergütung wünschen.
Und noch etwas: Jemand, der in einem optischen Labor arbeitet und Objektive prüft, verdient seinen Lebensunterhalt auch mit dem Testen von Objektiven und hat davon vermutlich viel mehr Ahnung als wir. Zugegeben, der YTer macht nicht den Eindruck, als würde er zu dieser Sorte Objektivtester gehören. Muß er allerdings auch nicht.
Das Problem ist, dass jedes Objektiv eine „Achillesferse“ hat. Objektive sind Kompromisse. Das eine ist weniger steulichtempfindlich, das andere hat Randunschärfen, das dritte hat ein leistungsfähigeres AF-Modul usw. Wenn man jetzt sagt „Ich habe mit dem anderen Objektiv keine Probleme mit Streulicht“ dann gehört halt das ganze Paket dazu. Ich will jetzt Canons 135er nicht gegen Sigma verteidigen – nichts läge mir ferner – und der Regenbogenflare ist echt strange – aber wenn die Blende mitgeliefert wird, dann gehört die drauf. Das m.Zuiko 45 1,8 ist IMHO ohne Blende überhaupt nicht sinnvoll zu verwenden – da kann man maulen, weil das ohne Blende ausgeliefert wird. Das 17mm 1,8 geht so halbwegs ohne Blende, das geht nur mit der Zeit über die Frontlinse her. Es kommt halt immer auf das Paket an….
aralph Man war damals bei der Einführung der Ur E-M1 mit dabei. Super „Show“, sehr sympathisch und sehr überzeugend.
Schade dass ihn Olympus/OMDS seit dem so selten bei Kampagnen eingesetzt hat. Der kann was und kann gut präsentieren.
Im Gegenteil zu ein paar anderen Promis, wie z.B. bei der Einführungsverantstaltung der PEN F. Die hätte man sich lieber sparen sollen, hat so ziemlich jeden der mit mir dort war, vom Kauf abgeschreckt.
Zurück zur Geli: Das mit dem Schutz kann ich bestätigen, ich hab mir letztes Jahr bei einem Sturz den Knöchel angebrochen, das 12-100 hat die Begegnung mit der Schlaglochkante Dank Geli im Gegensatz zu mir heil überstanden, das Teil hat den seitlichen Aufprall quasi abgefedert. Die Geli hatte danach allerdings einen Sprung.