OM-5 bei Minus 15°

Die augenblickliche Witterung bei uns in Bayern ist natürlich ideal, mal die Frostfestigkeit der OM-5 auszuprobieren. Die Kamera spielt auch noch bei -15° mit und auch der Akku hält länger als gedacht. Ein Akku liefert mir auch bei der Kälte 400 Bilder und ist noch nicht am Ende. Was ein Problem ist, sind strukturlose Motive. Siehe oben. Aber die Kamera kann auch weit nach Sonnenuntergang noch auf den einzelnen Pfosten scharf stellen. Und so geht das eigentlich.

Ein heftiges Problem ist allerdings die Bedienergonomie. Die Kamera ist mit Handschuhen eigentlich nicht zu bedienen und wenn man spezielle Fotografenhandschuhe verwendet, bei denen die Fingerspitzen offen sind, dann sind die Fingerspitzen innerhalb kurzer Zeit so gefühllos, dass man das Steuerkreuz nicht mehr ertasten und bedienen kann. Dass man an den „Pros“ mit den Fingern festfriert ist auch nicht so prickelnd. Da sind die alten FT-Pros mit den gummierten Fokus- und Zoomringen weit besser.

Nebel ist auch so ein Ding – der AF hat bei solchen Bedingungen ein „kleines“ Problem. Und solche Fotos kriegt man nicht im Dutzend – da gibt’s eine Chance, wenn man die vergeigt, dann war’s das halt.

Auch da ist es etwas problematisch, dass die Kamera bei Kälte schwer zu bedienen ist. Wenn man alle wichtigen Funktionen vorher auf Knöpfchen gelegt hat, geht das, Aber in solche Motive geht man halt nicht mit Vorbereitung, sondern da muss man innerhalb von Sekunden reagieren. Auch beim Titelbild: Nebel und Licht bleiben nicht ewig. Da muss die Kamera schnell zu bedienen sein. Auch mit klammen Fingern.

Die Motive fanden sich in der Nähe von Bachhausen. Dort gibt es den „grünen Baum“:

Der Grüne Baum hat nur Samstag und Sonntag offen, die Speisekarte ist extrem übersichtlich, aber das Zeug ist frisch und gut, der Wirt supernett und wenn grad nichts los ist, macht er auch mal eine Privatführung durch das angeschlossene Bierkrugmuseum. Die Kneipe befindet sich in einem alten Bauernhaus und die Gaststube im alten Stall.

Die Kamera hat den Wechsel von -15° draußen zu +22° drinnen prima verkraftet.

Zu empfehlen sind die Currywurst und die Käsespätzle…. Der Glühwein ist lecker – kein Gerstacker, sondern ehrlicher Glühwein vom Glossner. Und es gibt lokale Bierspezialitäten. Also im Zweifel vorher ausmachen, wer fährt….

9 Replies to “OM-5 bei Minus 15°”

  1. Vielleicht sollte OMDS eine Kamera mit extra großen Tasten (für die
    Handschuh-Benutzung) und mit einer größeren Frost-Resistenz konstruieren.
    Dann könnte man diese Kamera sowohl am Polarkreis, als auch im Weltraum
    benutzen. 😉 Eine Kamera, die auch im Weltraum funktioniert – das wäre
    doch eine gute Werbung für jede Kamera-Firma.

    P.S.:
    Weißt du welche Kameras die Astro-/Kosmo- und die Taikonauten bisher
    in den Weltraum mitnahmen – egal, ob zum Mond, zur Mir oder zur ISS?

    1. Reinhard hat recht – auch die OM1 ist selbst mit dünnen Stoffhandschuhen nicht zu bedienen. Ich hab welche mit kleinen Noppen an den Fingern, die kann man getrost immer wieder ausziehen, weil echt nichts geht. Vorgestern vltt. minus 8° in Nordhessen, aber spätnachmittags bestes Merkurwetter – mache ich gar alles manuell, der flinke Planet und die gleichzeitig untergehende Venus reizen mich immer. Bereits nach wenigen Minuten sind beide Daumen weg wg. Bediening ohne Handschuhe, und das ständige Fummeln gerade nach versenkten Tasten wie die der Bildwiedergabe oder auch nur der Versuch über ‚OK‘ an’s SCP zu kommen und mit den Pfeiltasten zu navigieren, ist ne Qual. Die Bedienung der versenkten glatten Wahlräder will ich jetzt nicht auch noch bekritteln – so schlechte Ergonomie hatten die der EM1-I nicht. Probleme hatte ich mit dem AF nicht, für die winzigen Punkte in Horizontnähe braucht’s die Lupe und MF; aber WB war teilweise in Auto und in manueller Farbtemperaturwahl überfordert, und machte aus den überwiegenden Rottönen mal ein Ocker und mal ein Violett trotz fest eingestellter Kelvinangabe. Das mit der Farbe ist mir auch schon bei kalten Beobachtungen in der beginnenden nautischen Dämmerung bei Schlafplatzzählungen von Silberreihern aufgefallen. Mit der Kälte kommt der Akku gut zurecht, auch wenn meiner seit Erwerb/Lieferung im Sommer mit der Kapazität schwächelt (nach 50 Bildern bereits minus 30% Leistung, Flugmodus incl. aller Abschaltungen), und der mit der Früherwerberaktion vom 07.03. angekündigte Zweitakku immer noch nicht geliefert worden ist. So dient der BG eben noch der besseren Ergonomie, aber leider nicht der Ausdauer bei Fototouren.

    2. Die Tastengröße und unsere „Bedienwut“ sind wohl eher das Problem als die Frostfestigkeit der Kameras…
      Wenn alles immer kleiner wird ist es mit großen Händen, erst recht in Handschuhen, nicht mehr zu bedienen.

      Zumindest mit meinen E-M1en (ohne MK) bin ich jenseits der Polarkreise und auch bei uns im „echten“ Winter gut klar gekommen. Allerdings habe ich auch relativ kleine Hände. Und Fn-Taste und Räder lassen sich auch mit nicht zu dicken Handschuhen bedienen. Das Steuerkreuz der neueren Cams wohl eher nicht…

      Im Weltraum hat sich übrigens zumindest die E-3 gut geschlagen:
      https://www.jaxa.jp/press/2009/04/20090407_kibo_j.html

      Was derzeit so in der ISS um uns kreist habe ich nicht recherchiert. Aber vermutlich werden da alle modernen Profikameras keine Probleme haben…

      jm2c,
      Martin

  2. Meine E-M1II hat in Norwegen bei -20°C einwandfrei Polarlicher fotografiert. Ja, die Bedienung ist mit Handschuhen suboptimal, aber die Kamera funktioniert, auch noch mit Raureif auf dem Gehäuse.
    Mit angesetztem Batteriegriff kann übrigens der Akku gewechselt werden und die Kamera schaltet nahtlos auf den internen Akku um und wieder zurück. Für Zeitrafferaufnahmen einfach klasse.

  3. Wäre mal interessant zu wissen, ob der steigende Anteil bei den analogen Fotografen mit oben genanten Problemen zu tun hat? Mit analogen Canon und Bronica habe ich früher jeden Schneesturm und alle Kälteextreme mit warmen Fingern in Handschuhen und danach guten Dias bewältigt. Nicht mal für einen Rollfilmwechsel musste man ausziehen, weil man einfach ein zweites, volles Magazin angedockt hat. Oder man nimmt die E-5 aus der Vitrine, da geht es auch, sogar mit normalen Lederhandschuhen. Nur die Kristallkugel und Schneefall – schwierig. 50-200 geht perfekt, mit der langen Plastikblende vorne dran kommt keine Flocke bis zur Linse.

    1. Das erinnert mich irgendwie an den Artikel Graue Felder von neulich. Ich stelle mir vor, ich wäre an der Entwicklung einer Kamera beteiligt, und ich wäre gerade dabei festzustellen, daß die Entwicklung auf ein Produkt wie die OM-1 zusteuert, die gewisse sehr nützliche Qualitäten früherer Kameras nicht besitzt. Wenn ich dann vorschlagen würde, ein paar Details zu ändern, damit man diese Qualitäten zurückbekommt oder erhält, ich glaube, ich weiß genau, wie die Antwort in einem heutigen Unternehmen ausfallen würde. Schade.

      Anscheinend ist echte Qualität heute (zumindest oft) kein Wert mehr, an dem sich Management orientiert. Das soll jetzt nicht heißen, daß die OM-1 und OM-5 schlecht sind. Aber es ist auch nicht das erste Mal, daß eine gute Lösung durch eine andere ersetzt wird und man sich fragt Warum? Da fällt mir als Beispiel der Scheibenwischerhebel im VW-Bus ein. Klassischer Facepalm.

    2. Die analogen/ mechanischen OM-1 und OM-3 konnte ich in Finnland problemlos bis -30 Grad – ohne Batterien – einsetzen. Wenn es tiefer geht, ist eher der Film ein Risikofaktor, Risse sind dann nicht selten, also lichtdichten Sack zum Wechseln mitnehmen. Auch die Verschlusszeiten weichen stärker ab. Daher war Negativfilm für mich das Mittel der Wahl.

      -40 Grad sind auch bei Trockenheit absolut eklig und da denkt man auch nicht wirklich mehr ans Fotografieren. Die -40 Grad sehen selbst die Besatzungen der Eisbrecher als extrem gefährlich an. Sie hinterfragen stets, was auf einigen Polarkreuzfahrten so abgeht. Für den normal Bürger erhöht sich das Risiko wohl bereits ab -10 oder -15 Grad, weil durch die Verengungen der Gefäße der Blutdruck steigt. Erfrierungen sind also oft gar nicht das primäre Problem, wenn man bereits eine angeschlagene Gesundheit hat.

      Die Olys und deren Akkus halten hingegen gut durch, ich denke sie können das ab, was für uns auch noch ohne allzu große Risiken zumutbar ist. Es dauert auch eine Weile, bis die Innentemperatur der Kamera auf das Niveau der Außentemperatur fällt, falls das bei einer Kamera im Betrieb überhaupt erfolgt. Ich denke einen Kopf muß man sich immer dann machen, wenn man selbst im Warmen hockt und die arme Oly draußen vor der Tür ihren Dienst verrichten soll. Ersatzakku am Körper (Hosentasche) und die meisten Situationen in unseren Regionen sind im Griff.

      Die Bedienung ist – wie Du und Reinhard es beschreiben – aber bei einigen aktuellen Modellen ein echtes Problem. Die X tut, die PEN-F hat dann natürlich frei. Einem neuen 5er-Mittelklasse-Gehäuse würde ich auch mehr Griffigkeit wünschen, da es schließlich für lange Touren empfohlen wird. Die OM-5 ist eigentlich klein und die E-M10 eher winzig. Da muss man schon zwischen Bedienung und Packmaß abwägen. Versenkte Tasten wären trotz der kleinen Abmessungen aber für mich nicht notwendig.

  4. Mich würde ja mal brennend interessieren, was die neuen M5 besser kann als die E-M5 Mark III. Letztere hat bei mir auch ohne weiteres bei -31 Grad funktioniert – mit den beschriebenen Einschränkungen der Bedienbarkeit wegen der kleinen Tasten.

Schreibe einen Kommentar zu RaniT Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert