Nachklapp: So sehen Sieger aus

So ein Fototeam besteht meistens aus einem Fotografen (hier, ganz wichtig, generisches Maskulinum. Gerade in meinem Umfeld kenne ich viele kreative Fotografinnen, die auch mit einem Team klarkommen!), der das Konzept ausbaldowert hat und grob weiß, wo es langgeht. Also: Kamera in der einen und in der anderen Hand die Scribbles des Konzeptes. Die werden vorher durchgesprochen, so dass jeder weiß, was angesagt ist. So geht das wie’s Brezelbacken.

Model. Ist notwendig. Und zwar eine Person, die nicht nur nett in die Kamera lächeln oder irgendwelche Körperteile präsentieren kann, sondern die dann auch ne Ahnung von Bildaufbau, Posing und Licht hat. Ja, Licht. Weil ein Model, das Licht kann, sich automatisch so hinstellt, dass es keine fiesen Schatten irgendwo abkriegt. Dann ist der Fotograf im Kopf frei um sich auf seine Vision und die Kommunikation mit dem Model zu konzentrieren. Und weil der Fotograf per Definition betriebsblind ist, ist so ein zweiter Blick aufs Bild vom Model Gold wert. Ich habe es oft erlebt, dass Fotografen knipsen, nicken und dann die Kamera ausschalten. Das ist nicht nur unhöflich – außer das Model ist richtig fett bezahlt – sondern auch dumm, weil ein gutes Model gelegentlich Dinge sieht, die einem am Display selbst nicht aufgefallen sind.

Assistent. Ein Assistent ist nicht einfach ein HiWi, der Softboxen montiert. Das ist im Idealfall ein vollwertiger Fotograf, der Bildwinkel einschätzen und nach der Erklärung des Fotografen über seine Scribbles alleine das Licht aufbauen kann. Der weiß, welche Leistungen nötig sind, um den richtigen Effekt zu erzeugen, der weiß, wie lange die Nebelmaschine zum Aufheizen braucht, der kann Kabel verstecken und die Abschatter positionieren. Ein guter Assi ist Gold wert und hebt die Knipserei auf ein völlig anderes Fun-Level. Auch der Assi muss am kreativen Prozess beteiligt werden. Entweder klare Ansagen „Striplight 0,4EV weniger“ oder direkt auf einen Monitor schießen, den der Assi sieht.

Eine Unart vieler Fotografen: Die Aufnahmeansicht abschalten. Sie fotografieren durch den Sucher und müssen dann die Kamera erst vom Auge nehmen, auf Wiedergabe umschalten, Bild suchen und machen dann „Hmm“ und „Aha“ und „Mist“ und Assi und Model stehen rum wie bestellt und nicht abgeholt. Aufnahmeansicht einschalten und auf eine Zeit schalten, die einem erlaubt, das Bild zu beurteilen. Wenn man Zoomen will – wegen der Schärfe – auf Auto. Dann landet man direkt in der Wiedergabe für die Vergrößerung. Und über das Display fotografieren. Es ist im Studio schneller und man hat dauernd Kontakt sowohl zum Assi als auch zum Model. Gerade bei zeitkritischen Aufnahmen – Sprüngen, Drehungen – wirkt sich die Verzögerung des Suchers aus. Am Besten die Kamera auf ein stabiles Stativ und von dort aus knipsen. Ist entspannt und man muss sich nicht über schiefe Bilder ärgern.

Zweitmodels und Begleitpersonen. Sind wichtig. Manchmal vor der Kamera, meistens aber hinter der Kamera. Die kann man mal schicken, um irgendwelche Dinge zu besorgen, einen Hintergrund zusammenzufalten oder gelegentlich auch um die Stimmung des Models aufzuhellen. Wenn es tierische Models sind ist ein schneller Zeigefinger gefragt, weil Tiere nicht so doof sind wie Menschen und eine bestimmte Pose halten, bis der Fotograf seine Kamera in den Griff bekommen hat. Ein Tier macht. Und wenn Du es verpasst hast – Dein Pech. Deal with it.

Der Entertainer. Der wird meistens weggelassen, weil man denkt, der wäre nicht wichtig. Irrtum. Der ist nämlich nicht nur für eventuelle Musik am Set zuständig, sondern auch für Essen, Trinken und die korrekte Temperatur im Studio. Für das saubere Klo und den gut sortierten Klamottenfundus. Und wenn’s drauf ankommt und man gerade eine Bank braucht, weil sich das der Fotograf so einbildet, dann wird halt eine Bank zusammengeschraubt.

Wer jemals mit einem guten Team gearbeitet hat, wird es nicht mehr anders wollen. Profis bezahlen Assis nicht, weil sie eine soziale Ader haben – sondern weil sie produktiv arbeiten wollen und müssen.

Also: tut euch zusammen. Und denkt daran: alle sind wichtig. Nicht nur der, der gerade die Knipskiste in der Hand hat.

One Reply to “Nachklapp: So sehen Sieger aus”

  1. Liebes Team,
    Moni, Sebastian, Rowdy und Reinhard! Danke für das geniale Wochenende mit euch. Produktiv, inspiriert und trotz ernster Arbeit zum Totlachen. Die Idee zu der Fotoserie ist mir 2014 gekommen. Danach kam erst mal das Brainstorming zu den einzelnen Bildern, wie man sie umsetzen könnte, mit einigen Freunden diskutiert und verfeinert. Dann immer wieder Skizzen und Überlegungen zum Gesamtkonzept. Dieses Wochenende in 2 Tagen 13 Bilder geschafft. Das geht nur mit einem motivierten Team, das weiß, was gute Zusammenarbeit ausmacht.
    Danke noch mal!
    Helge

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