Das Netz ist voll davon. OM System hat eine Kamera herausgebracht, die kein Mensch braucht, die auf uralter Technik basiert und die die Kunden veralbert.

Ja. Der Sensor ist mittlerweile sechs Jahre alt. (Das Foto oben ist übrigens von Februar 2011. Aus der E-5.)

Ja, der Prozessor eigentlich auch, denn der Truepic IX ist eigentlich ein VIII mit einem schnelleren Cache.

Der Sucher ist alt, das Display ist alt. Rudis Resterampe halt.

Die Kunden werden veralbert.

Nein.

OM-System sagt, was in der Kamera drin ist. Jeder, der das Ding kauft, kriegt, was er bestellt hat. Als die E-M10III rauskam, dachten alle, das wäre ein Upgrade zur E-M10II. In Wirklichkeit war sie an vielen Strellen brutal eingeschränkt. DAS war nicht nett. Bei der E-M10IV haben sie die Unterstützung der FTs klammheimlich weggespart. Das war auch nicht nett.

Die OM-5 ist eine prima Kamera für Aufsteiger von einer E-PL. Oder für Neueinsteiger ins System. Klein, leicht, sehr leistungsfähig. Bekanntes Menüsystem. Oder für Aufsteiger von der E-M5II oder E-M10II/III/IV. Da machen sich die zusätzlichen Features und der bessere 20MP-Sensor richtig bemerkbar.

Sie ist keine Zweitkamera für OM-1-Besitzer. Kauft euch ne zweite OM-1.

Ja, sie hat das „alte Menü“. Das ist für Aufsteiger ein Vorteil, sie müssen sich nicht umgewöhnen. Das Netz jammert – man hätte doch……! Nein. Man hätte nicht. Das neue Menü ist auf dem neuen Sony-Prozessor der OM-1 programmiert und hätte dann auf den alten Truepic IX portiert werden müssen. Das produziert Aufwand ohne Sinn und Zweck, dafür mit jeder Menge neuer Fehler.

Die OM-5 ist eine grundehrliche Kamera mit bewährter Technik. Es gab mal ne E-500, mit der bin ich in das System eingestiegen. Die konnte nichts Besonderes, aber sie hat funktioniert, und ich habe damit jahrelang meine Brötchen verdient. Eine 330 war technisch anspruchsvoller, aber teuerer und konnte Dinge, mit denen ich damals noch gar nichts anfangen konnte.

Die OM-5 kann mehr als die meisten Fotografen jemals nutzen werden. Klar, die Nerds fühlen sich intellektuell beleidigt. Es gibt nichts Neues, worüber man sich in Foren austauschen kann. (Außer dem Vertical Video, das man als Nicht-Content-Creator sofort als „Was ein Blödsinn“ abhaken kann.) Es ist einfach ne gute Kamera.

Man muss sie ja nicht kaufen, wenn man schon eine hat, die die eigenen Bedürfnisse erfüllt. Und wenn man mehr will – bitte, die OM-1 kann mehr. Oder die PEN-F. Oder eine der E-M1en. (Die X gab es gerade im Sonderangebot für gerade mal nen Hunni mehr.)

Übrigens hat die OM-5 gegenüber der OM-1 zwei fette Vorteile: eben das Hochkantvideo, das für die „Shorts“, die man heutzutage haben muss, wenn man als Creator von YouTube gepusht werden will, notwendig ist. Und den „Zoomrahmen“ im Video. Den hat die OM-1 nicht. Und das ist, gerade wenn man FHD-Dokus „Run-and-Gun“ dreht, ein Killer. Ich komme seit Jahren ohne den Zoomrahmen nicht aus. Seit den 20MP-Sensoren ist das ein veritabler, stabilisierter 3-fach Zoom. Und wer jemals mit einer langen Brennweite mit Zoomrahmen Tiere gefilmt hat, weiß, was das für ein Monsterfeature ist. Ja. Natürlich kann man 4K filmen und dann einen Ausschnitt machen. Wenn man seine Speicherkarten und seine Festplatte vollballern will. Meine letzte Doku hatte 250GB Videodaten in FHD. Das alles in 4K wäre weit über ein 1TB gewesen. Und da dann Ausschnitte machen, von denen man dann erst am Computer sieht, ob sie auch wirklich scharf sind? Das kann man alles machen, wenn man viel Zeit hat und so ein Projekt nur ein Mal macht. Ich mach sowas aber öfter – und dann bräuchte ich nicht nur 32TB NAS, sondern 200 TB NAS.

Klar, ich brauche die Kamera nicht, ich habe E-M1en mit verschiedenen Marks und die OM-1. Aber die Kamera ist absolut OK. Nicht der absolute Knaller, für den sie das Marketing vom OMDS verkauft. Aber eine ehrliche, solide Haut, die macht was man ihr sagt und ansonsten nicht unangenehm auffällt.

20 Replies to “Enttäuschung”

  1. Und das ist warum ich hier im Blog so gerne mitlese und beim FolyFos zuschaue. Weil es eben Information dem Motto „so ist es“ gibt und kein Blablub oder Mimimi. Solide Information eben. Danke.

  2. Hallo Reinhard,

    auch ich war verwundert/enttäuscht über die Ausstattung
    der OM-5 – bis ich deine Erklärung gehört/gelesen habe.
    Nun ist die OM-5 deutlich verständlicher für mich (dank
    deinem sehr informativem Artikel).

    Dazu noch zwei Fragen:

    1. Wo (auf der offiziellen OMDS-Internetseite) kann man
    nachlesen, dass die OM-5 (oder andere OMDS-Kameras) den
    Zoomrahmen besitzt?

    2. Wie verhalten sich eigentlich Panasonic-MFT-Objektive
    an der OM-5 (insb. Fokus Bracketing und Fokus Stacking)?

    1. Antworten: Zu1. Der Zoomrahmen wird nirgendwo auf den den offiziellen Webseiten erwähnt. Aber im Handbuch. Das kriegt man derzeit (stand gestern) noch nicht auf der offiziellen Website, aber hier auf pen-and-tell unter https://pen-and-tell.de/2022/11/downloads-handbucher-om-d/. Allerdings nur in der englischen Version.
      Zu2: Bracketing geht, Stacking nicht.Ansonsten funktionieren sie. Die Ansteuerung ist nicht anders als bei der E-M1III.

  3. Anfangs habe ich auch gedacht, oh altes Menü (der Grund wurde auch vorhin erklärt), alter Prozessor, alter Aufnahmechip und Sucher (das ist eigentlich kein Problem, mit der X komm ich auch prima damit klar). Aber erst als ich die offiziellen Specs gelesen habe hab ich aber doch gedacht, so schlecht ist die Kamera nicht wirklich. Hätte ich die PEN-F nicht, würde ich mir überlegen als kompaktes zum Mitnehmen. Kleine Objektive habe ich genügend.

    Eine Frage habe ich, da ich ein Fan von Belichtungsreihe bin, mit welchem Verschluss wird die Belichtungsreihe durchgeführt? Da noch das alte Menü drin ist, wird der Verschluss wahrscheinlich mechanisch sein oder wird das wie bei der OM-1 elektronisch? Mir ist das wichtig, da bei der kürzesten Zeit in der Reihe bei hellerer Umgebung oft kürzer als 1/8000 ist.

      1. Ja das meine ich, ah danke. Das wäre aber schade, wenn das nur mit dem mechanischen geht. Wäre doch möglich, per FW-Anpassung auf elektronisch umzuprogrammieren. Bei der normalen Belichtungsreihe kann man mit beiden Verschlussarten durchführen.

        1. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass das nen technischen Grund hat. Die Synchronzeit des alten E-M1II-Sensors liegt bei 1/50s. Das bedeutet, es kann zu Rolling-Shutter-Effekten kommen. Zum Beispiel auch dazu, dass das Bild beim Verreißen der Kamera minimal gestaucht oder gedehnt wird. Das fällt beim normalen Bild nicht auf, aber bei der HDR-Erstellung sorgt das für seltsame Artefakte. Die OM-1 hat eine Sync-zeit von 1/100s. Da ist das eventuell beherrschbar.
          Die ganze HDR-Nummer ist ja seinerzeit auf mein (Olye-e) Drängeln hin eingebaut worden. Wir wollten damals einfach eine Funktion, die automatisch 5 Bilder mit 2EV Abstand macht. Aber die Olympus-Techniker haben sich damit nicht zufrieden gegeben und wollten was Besseres machen. Deswegen hat das länger gedauert und ist auch erst mit dem 16MP-Sony-Sensor möglich geworden. Sie haben damals eine extrem leistungsfähige Geisterbilderkennung eingebaut. Und es kann eben durchaus sein, dass die mit gestauchten Teilbildern nicht klarkommt.

          1. Das kann schon sein, dass mit dem Rolling-Shutter irgendwie Probleme mit der Deckung der übereinander gelagerten Bilder geben kann.

            Mittlerweile nutze ich für die HDR-Bilder die normale 5er Belichtungsreihe, allerdings mit +/- 1,0 EV. Reicht auch meistens. Mir war die kürzeste Belichtungszeit, die kürzer als 1/8000 Sekunde ist, wichtiger. Und der Ablauf mit dem elektronischen Verschluss mit mFT-Objektiven ist erheblich schneller. Für mich ein Vorteil bei Freihandaufnahmen.

          2. Je nach dem, welches HDR-Programm Du nutzt, probier mal 3 mit 2 EV und verwende für die HDR-Erstellung die ORFs. Ich habe seinerzeit Unmengen Belichtungsreihen gemacht und durch unterschiedlichste HDR-Programme bearbeiten lassen. Die spezialisierten HDR-Programme kamen mit ORFs mit 2EV-Abstand besser zurecht.

  4. „Je nach dem, welches HDR-Programm Du nutzt, probier mal 3 mit 2 EV und ve rwende für die HDR-Erstellung die ORFs. Ich habe seinerzeit Unmengen Belichtungsreihen gemacht und durch unterschiedlichste HDR-Programme bearbeiten lassen. Die spezialisierten HDR-Programme kamen mit ORFs mit 2EV-Abstand besser zurecht.“

    Ich nutze zum Zusammenfügen Lightroom (die hat diese Funktion) weil einfach bequem ist.
    Habe mal eben mit einer anderen Software (Photolab 6) probiert aus einer ORF zwei weitere mit +2 und -2 erstellt und dann als DNG exportiert. Anschließend im LR zusammengefügt. Geht auch. Mit Photomatix probiere ich das zu Hause mal.
    Danke schon mal.

  5. Hi,
    wenn die neue 5 den Zoomrahmen bei Video wieder drin hat, dann besteht ja vielleicht auch Hoffnung, dass wir den Rahmen per Software-Update bei der OM-1 wieder nachgereicht bekommen. Hätte ich nicht noch die E-M1 II (mit Zoomrahmen) als Backup für meine OM-1 könnte ich mich mit der OM-5 schon aus diesem Grund glatt anfreunden.
    Und für Neu-Einstieger bzw. Aufsteiger im System ist die Neue auf jeden Fall interessant- auch preislich!

    Gruß Christine

  6. Der einzige wirkliche Faux Pas ist das fehlende USB-C mit Power Delivery. 2022 ein Gerät mit Micro-USB vorzustellen, ist schon etwas unverschämt. Grund ist natürlich klar, die Platine wurde nicht geändert, und für’s PD gibts die Bastellösung von Helge.
    Aber dennoch darf das bei einer Neuvorstellung, die ja vermutlich wieder zwei bis drei Jahre im Angebot ist, nicht sein.
    Vielleicht ist es tatsächlich nur Resterampe, und die OM-5 Mark II schon fertig.

  7. USB-C gibt es ja schon seit 2016 bei der E-M1 Mark II. Es war schon bei der neu konstruierten E-M5 Mark III schwer verständlich, dass noch die alte Mikro-USB Buchse verbaut wurde, der Zusatzaufwand für USB-C wäre da überschaubar gewesen. Die OM-5 ist nur ein Facelift der E-M5 Mark III, da konnte das mit vertretbarem Aufwand wohl nicht geändert werden. Nächstes Jahr folgt dann noch eine E-M10 Mark V als OM-10 mit Mikro-USB …

    1. Dass ich auf meine alten Tage noch die Konstrukteure von OMDS verteidigen muss….
      USB-C ist größer und die Elektronik dahinter ist größer und produziert aufgrund der höheren Ströme auch mehr Wärme als Micro-USB. Power Delivery braucht bis zu 3 A. Das Problem an kleinen Gehäusen ist vor allem die Wärmeabfuhr. Es hilft nichts, wenn die Kamera bei Minus 10 Grad funktioniert – sie sollte das auch im Sommerurlaub bei 50° in der Sonne tun. Und auch dann wenn jemand mit großen Pranken die Kamera festhält und 50% der Abstrahlfläche blockiert. Wenn dann auch noch ein kleines Objektiv benutzt wird, das nicht als zusätzlicher Kühlkörper verwendet werden kann, dann wird es extrem eng. Die Miniaturisierung und Leistungsfähigkeit hat ihre Grenzen in der Kühlung. Und um den Wärmehaushalt nicht entgleiten zu lassen, müssen die Konstrukteure ein halbwegs ausgewogenes Paket schnüren. Da ist der Micro-USB-Anschluss halt dabei. Mit ISB-C und Power-Delivery hätte man halt an anderer Stelle Wärme einsparen müssen. Vielleicht statt 30fps nur 15fps. Große Kameras sind kein Problem. Kleine Kameras sind die Kunst.

  8. Ja klar, Smartphones werden ja auch während ihrer Tätigkeit als fotografisches Gerät mit Strom über USB-C versorgt….ich finde es auf jeden Fall immer kuschelig meine Phones während der Schnell- und Turbo-Ladung meine Hand erwärmen zu lassen
    Gruss
    Landus

  9. Ja, die OM-5 ist ein solides Facelift für die EM-5.3. Marketing seitig kann ich es verstehen, die neue Technologie der OM-1 wird wohl noch 2 weitere Jahre exklusiv dem Topmodell vorbehalten sein. Als Kunde, der zwar auf die Technik scharf ist, aber keinen High-Speed Boliden braucht, und ein kleines Gehäuse mit besserem Sucher will bedeutet das 2 weitere Jahre warten.
    Man könnte sich zwar eine OM-3 vorstellen: Gehäuse der 5.2 mit bischen Griff und abgespekte OM-1 Technik, würde das Portfolio schön abrunden. Bei der derzeitigen Größe des Fotomarktes wird das eher eine Träumerei bleiben.

  10. Hallo Reinhard,

    Deine Erklärung zur OM5 ist verständlich, trotzdem bin ich etwas enttäuscht.

    Ich bin von Panasonic MFT kommend mit der damals neuen EM5II bei Oly eingestiegen und habe mich seinerzeit bewusst gegen die EM1 entschieden. Die 5er hatte ein paar nette features mehr, die es in der 1 nicht gab. Dann wurde später die 1MII vorgestellt, die dann wieder deutlich mehr war, als meine 5er. Dieses Vorgehen fand ich toll und bin mit der 1MII komplett zu Oly gewechselt. Hätte ja auch schön so weitergehen können: in der nächsten 5er neues ausprobieren und dann in der folgenden 1er einen drauflegen. War nach der 1MII aber leider irgendwie nicht mehr so wie früher…

    Ich habe mir im Frühjahr nun die OM1 gekauft und bin auch zufrieden damit. Die OM5 wäre ein netter Ersatz für die inzwischen schon etwas ältere 5MII, ich mag die kleine Kamera mit kleinen Objektiven. Für das „mehr“ ist mir der Preis aber irgendwie zu hoch, in dem Preisbereich hätte schon mehr neues draufgelegt werden können.

    Meine Hoffnung liegt also auf einer zukünftigen PenF 2, die dann inhaltlich mit neuen Features höher positioniert wird und trotzdem ein kleineres Gehäuse hat. Dafür wäre ich auch bereit mehr Geld auszugeben.

    Ich hoffe, dass OM system diese Kamera verkauft und im Markt besteht. Mit dem Preis könnte es mit Neukunden aber schwierig werden…

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