Schon mal was von Weißensee gehört? Weißensee in Thüringen. Dort gibt’s nen Campingplatz. Und ne Burg. Und nen Weiher. Und einen chinesischen Garten. Und einen Kater namens „Fox“, der mit seiner Familie und dem Hund jeden Abend Gassi geht.

Politisch ist Weißensee fest in der Hand der CDU – 16:9. 16 Sitze, 9 CDU. Ein Linker, einer von der SPD, einer von der NPD, der Rest freie Wähler. Der Veranstaltungskalender ist entsprechend: Kinder und Familienfest, organisiert durch die Kita. Bierfest mit Ehrengast und den Ottenhäuser Blasmusikanten. Salutschießen. MDR Musiksommer mit Wiener Klassik in der Kirche, oder dort auch „Tenöre4you“. Die Kirche soll man unbedingt gesehen haben sagt die Kartenverkäuferin im chinesischen Garten. Im Chinesischen Garten stehen „in Europa einmalige“ Terrakotta-Figuren… Naja, da stehen in einer Halle tatsächlich ein paar chinesische Kopien der Terrakotta-Armee.

Und eine Info-Tafel, dass die zeritifiziert sind, dass sie echt wirklich in China hergestellt wurden, in der Umgebung des Fundortes in Xian. Sie wurden seinerzeit von China der Stadt Weißensee geschenkt. Wenn man in Schweden die Ausstellung des Dragon Gate bei Mehede gesehen hat, dann ist das in Weißensee etwas enttäuschend:

Diese 200 Figuren sind übrigens auch aus Xian – China liefert mittlerweile Terrakottakrieger in jeder Größe…. Das Gelände des „Dragon Gate“ hat nebenbei eine beeindruckende Geschichte von Pleiten und Besitzerwechseln… (Auch hier: man fotografiere auch die seltsamsten Touristenfallen, solange es sie noch gibt…)

Die Runneburg in Weißensee wird gerade saniert, das wird wohl auch noch etwas dauern, bis die alten Teile wieder zugänglich sind. Sehr erholsam ist, dass sich der Touristenrummel in Weißensee eher in Grenzen hält – man kann sich auch mal irgendwo hinsetzen und einfach nur kucken. Oder auch knipsen, ohne dass überall knipsende Leute rumstehen.

Die Altstadt von Weißensee – eigentlich die alte Vorburg der Runneburg – ist von der Größe her überschaubar. Ein paar Kneipen, ne Eisdiele in einer Seitenstraße – das war’s. Natürlich darf ein moderner Brunnen am Marktplatz nicht fehlen – passend für den ND-Filter der OM-1.

Rund um den Marktplatz sind lauter zweistöckige Häuser. Wir durften in einem fotografieren, das gerade renoviert wird:

So sieht das von außen aus. Durch die Haustür geht es ins Treppenhaus, rechts geht es in einen großen Wohnraum, der so aussieht:

Die alte Treppe und die alten Steinfliesen im Flur sind sorgfältig abgedeckt worden, die Putzschäden werden mit Lehmputz beseitigt, die wunderschönen alten Türen werden aufgearbeitet. Da gibt sich jemand Mühe – und denkt langfristig. (Um das Wort „Nachhaltig“ zu vermeiden.)

Die Attraktion von Weißensee, der chinesische Garten, ist natürlich voller Chinakitsch. Drachen in jeder Form und Größe und die unvermeidlichen China-Fenster:

Es gibt sogar einen chinesischen Trauraum mit Videoschirm, roten Ballonlampen und dekorativen weißen Spitzenbändern an den Stühlen…. (Ja, ich habe ein Foto davon, muss ich aber nicht zeigen….)

Wirklich toll fand ich die gar nicht so chinesischen Seerosen mit den darum herumschwirrenden Libellen. Muss man den Chinesischen Garten besuchen? Für fünf Euro pro erwachsener Nase? Die China-Abteilung eines größeren Baumarktes tut es auch. Außer man nimmt sich viel Zeit mit und setzt sich dort hin und kuckt einfach. An manchen Tagen ist man dort den ganzen Tag allein. Und dann hat das was. (Ganz prosaisch: es gibt dort kein Essen, kein Trinken und keine Toilette…..)

Und hier noch ein paar Blümchen:

One Reply to “Weißensee”

  1. ….und nicht zu vergessen : auf der Runneburg gab es einen Nachbau einer Blide (mittelalterliche Wurfwaffe lt. Wikipedia) und auch Schauschießen, das war beeindruckend! Soviel ich weiß nicht mehr erlaubt, da 200 m Wurfweite kein Problem waren.

    …und angeblich soll hier das älteste Bierdokument zum Reinheitsgebot vorliegen…älter als das Bayrische!

    Gruß Jürgen

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