Das 50-200 2,8-4,0 ist der natürliche Nachfolger des legendären FT 50-200. Klar. Olympus hatte es nicht selbst auf die Reihe gekriegt, sie dachten, das 40-150 f/2,8 mit dem EC14 wäre vollkommen ausreichend. Also hat Panasonic zugeschlagen.

Das Pana hat gegenüber dem 40-150 und dem FT-50-200 einen fetten Nachteil: Es wird keine Stativschelle mitgeliefert. Und es ist auch keine erhältlich. Während man die beiden Zuikos mit Zwischenringen als ganz anständige Makros mit langen Brennweiten verwenden kann, ist das Pana 50-200 mangels Stativschelle nur mittelgut einsetzbar – ganz abgesehen davon, dass die Kameras mit dem 50-200 kein Stacking anbieten und die Ergebnisse mit Zwischenringen eher suboptimal sind.

Das 50-200 hat einen eingebauten Stabi, der natürlich von den Olys erkannt wird und den man über den Parameter „Objektiv-I.S. Priorität“ aktivieren kann. Bringt nur nichts, schon der Stabi der E-M1II ist besser als der im Objektiv mitgelieferte „Power O.I.S.“

Wenn man das 50-200 (rechts) mit dem alten 50-200 (links) und dem 40-150 vergleicht, fällt auf, dass das Pana das Kleinste und Leichteste ist. Das alte 50-200 wog 908 Gramm ohne Stativschelle, das 40-150 860 Gramm mit und das Pana 646 ohne.

Beide 50-200 fahren ihre Rüssel aus und sind dann deutlich länger.

Das Pana hat ein ekliges Problem an den Olys: unzuverlässigen Fokus. Vor allem am langen Ende kann es bei jedem zweiten oder dritten Bild passieren, dass der Fokus daneben liegt. Nicht viel, aber doch so viel, dass man bei der Durchsicht am Computer an den eigenen Fähigkeiten zweifelt. Wenn der Fokus passt, ist das Objektiv ziemlich randscharf. Mein Exemplar hatte ein kleines Problem im rechten oberen Eck, aber das sieht man nur am Testchart, mein 40-150 f/2,8 ist da schlimmer – nicht ab Werk, sondern weil ich es jetzt ein paar Jahre durch halb Europa geschleift habe. Im Gegensatz zur winzigen Dejustierung ist der Fehlfokus ein echtes Thema – bei gutem Licht sollte das Objektiv auf ein Testchart scharf stellen können. Jedes Mal. Und leider zickt das Objektiv nicht nur beim Testchart, sondern auch im Real Life. Mir sind einige Fotos, die im Normalfall alle scharf sind, daneben gegangen. Nicht sofort zu sehen, weil der Fokus eben nicht komplett daneben ist, sondern nur ein bisschen. Kann sein, dass das Objektiv auf die spezielle Fokusmethode der Panas optimiert ist.

Das 50-200 liefert anständige Blendensterne bei Blende 22. Bei Offenblende ist das Objektiv ziemlich gegenlichtempfindlich. Die Flares sind schon heftig und auch der Kontrastverlust ist es. Bei 5,6 wird es dann besser. Dann beschränkt sich der Flare auf einen symmetrischen Blob.

50mm f/2,8
200mm f/5,6

Die CAs, normalerweise eine Achillesferse der Panas, sind beim 50-200 kein Thema. am kurzen Ende kann man noch welche provozieren, die aber von der Kamera sehr gut entfernt werden, am langen Ende konnte ich keine CAs mehr feststellen, das RAW ist sauber. Bei der Bildgeometrie sieht es nicht ganz so gut aus, das Objektiv liefert über den gesamten Brennweitenbereich eine leichte Kissenverzerrung, die digital ausgeglichen wird. Da hätte ich gedacht, dass sie das besser können.

200mm, keine Spur von CAs, auch nicht im RAW

Was etwas nervt ist, dass das Objektiv am langen Ende keine 4,0 liefert, sondern nur 4,5. Die fehlende Drittelblende wird digital aufgehellt. Das ist gerade am kritischen langen Ende schlecht, weil eben das Rauschen dann doch zunimmt wenn man beim Birding die ISO hochdreht um kurze Belichtungszeiten zu bekommen.

Das 50-200 ist nicht parfokal, es läuft zwischen 100 und 150mm in einen Backfokus. Aber – das sind auf zweieinhalb Meter Abstand gerade mal fünf Zentimeter. Bei einem frontalen Closeup wandert der Fokus während des Zooms vom Auge zu den Ohren und zurück. In Full HD ist das eigentlich nicht zu sehen, in 4K ist es etwas kritischer, aber wenn sich die Schauspieler auch nur ein bisschen bewegen, ist das zu vernachlässigen.

Das Bokeh…

50mm f/2,8
200mm f/,4

Das Bokeh ist gegen den Rand dann doch unregelmäßig, aber die Ränder sind weich. Über Geschmack lässt sich gerade bei Bokeh streiten, aber die Form verspricht cremige Unschärfe, will man sich für die Bildgestaltung aber auf Bokehkringel verlassen, sollte man vorsichtig sein, da gibt es bessere Objektive.

Fazit: Das Objektiv kostet so viel wie ein 40-150 f/2,8. Es ist kleiner, leichter und man kann die Oly-Telekonverter nicht dranschrauben, weil Panasonic das durch eine trickreiche Konstruktion verhindert hat. Durch den unzuverlässigen Fokus und die 4,5 am langen Ende würde ich eher sagen: kann man sich sparen. Für die Videografen ist es aber doch wieder eine Überlegung wert, weil der AF da eher irrelevant ist und es beim Zoomen ziemlich gut den Fokus hält. Man kann es für Video halt nur mit f/4 betreiben, damit man eine halbwegs durchgängige Lichtstärke hat. Im Zweifel muss man dann halt die ISOs hochdrehen. In Sachen Video hat da OMDS nichts auch nur Ähnliches im Programm – ein annähernd parfokales Vierfachzoom ist halt ne Ansage.

Und hier noch: Morgenlicht auf dem jüdischen Friedhof auf der Sulzbürg. Das Objektiv liefert schon ab, wenn der Fokus sitzt, kann man nicht meckern.

Zum Titelbild noch: C-AF und L. Geht. Das Kennzeichen ist retuschiert.

7 Replies to “Panasonic 50-200”

  1. Hallo Reinhard,
    erstmal vielen Dank für diesen Test aus der Praxis.
    Ein kleiner Hinweis von mir: die Firma Rösch Feinmechanik fertigt eine wunderbare Stativschelle mit Arca Swiss für das Pana Leica 50-200mm zum angemessenen Preis. Gerne sende ich Fotos zu.
    Grüße
    Matthias

  2. Dieser Artikel ist die erste Quelle, von der ich meine eigene, schon sehr früh gemachte Beobachtung des erratischen AF bestätigt bekomme!

    Dennoch – das Panasonic 50-200 f/2.8-4 ist seit drei Jahren ein absolutes Lieblingsobjektiv, mein mit Abstand meistgenutztes Objektiv an der E-M1 II.

    Diese hatte ich mir als Upgrade der E-M1 noch allein aus dem Grund gekauft, dass sie im AF nochmal einen spürbaren Fortschritt im AF mit dem FT-Olympus 50-200mm f/2.8-3.5 SWD brachte, das über viele Jahre zuvor mein meistgenutztes Objektiv an der E-M1 und diversen FT-DSLRs war… Ein Schnäppchen brachte mich dann zum Panasonic, und das war gut so. Wenn auch der Zukauf beider Konverter das Thema Schnäppchen schnell erledigte…

    Bildqualitativ sehe ich beide – wenn man ein neuwertiges FT-Objektiv vergleicht – als ebenbürtig an, praktisch ununterscheidbar. Ohne, wie auch mit dem jeweiligen 1.4x-Konverter.

    Mit 2x-Konverter bleibt das Panasonic sogar noch deutlich nutzbarer als das alte Olympus, obwohl f/8 in der Lichtstärke an sich ja noch etwas grenzwertiger ist als f/7. Unter anderem deswegen, und weil High-ISO mit der E-M1 II und womöglich DxO PhotoLab als Entwickler was ganz anderes ist als in früheren Zeiten, nutze ich den 2x-Konverter heute sogar öfter als den 1.4x-Konverter.

    Vom Unterschied zwischen f/3.5 (Olympus) und f/4 (Panasonic) spüre ich nichts, und man sieht ihn auch nur, wenn man bei geeigneten Motiven schon sehr genau hinschaut.

    Der erratische AF ist für mich der einzige Wermutstropfen. Allerdings tritt das Problem bei mir nur mit dem TC20 verstärkt auf. Mit TC14 schon nicht mehr so sehr, und ohne Konverter fast gar nicht. Ich hatte den Eindruck, dass das Phänomen bei einem der E-M1-II-Firmwareupdates irgendwann mal geringfügiger geworden war. Aber vielleicht war das auch nur ein Eindruck.

    Ich hatte zwischenzeitlich schon mal mit dem Gedanken gespielt, mir extra fürs 50-200 mal testweise eine Panasonic G9 zu besorgen. Wer weiß, vielleicht mach ich das auch nochmal.

  3. Das Problem mit dem Fehlfokus hatte ich mit dem Panleica 100-400 an meiner 1MII. Bin der Sache nie auf die Spur gekommen, seit dem Umstieg auf das 300IS nie mehr Probleme gehabt! Ist nur eben kein Zoom…

    Ein Freund (auch 1MII) war sofort verliebt in das Pana 8-18. Hat 3 Anläufe mit 3 Objektiven gemacht und entnervt aufgegeben, da er auch immer wieder einen Fehlfokus hatte (bei WW!). An seiner GX7 gab es das Problem nicht, nur hatte er die Kamera dann irgendwann verkauft.

    Bei ihm wie auch bei mir hat man es oft nicht sofort bemerkt, da es einfach nur „etwas“ daneben war, nie richtig…

    Ich habe auch von anderer Stelle immer mal wieder von AF Problemen genau in der Art gelesen. Anscheinend gab es ja genau deswegen mal FW Updates für das Leica 2.8/200 .
    Gab es zu der Geschichte mal Hintergrundinfos?

    1. Ich bin normalerweise ja ein „Oly-Techboy“. Ich kenne mich zu wenig mit der Pana-Technik aus. Ich kann deshalb nur Vermutungen anstellen, basierend auf dem, was ich im Livebetrieb feststelle. Gerade bei den neueren Olys hat Olympus die AF-Geschwindigkeit jeweils „gesteigert“ auf Kosten der Genauigkeit. Die E-M10IV kommt zum Beispiel mit dem 100-400 überhaupt nicht klar. Die E-M1III und E-M1X sind mit dem 150-400 besser und schneller als die E-M1II, die wiederum mit allen anderen Optiken zuverlässiger arbeitet. Olympus hat seit einigen Jahren kaum technische Verbesserungen mehr in den Kameras realisiert, sondern versucht, mit Software noch Verbesserungen rauszukitzeln. Da sind teilweise echt kreative Sachen bei rausgekommen, wie die Ansteuerung des Makro-Zangen-Blitzes wo man sich die Entwicklung des Blitzes gespart und dafür kurzerhand bei der Ansteuerung des Blitzes getrickst und damit alle älteren Kameras aus dem Rennen gekickt hat. Das funktioniert halt nicht. Ein Truepic IX ist ein Truepic VIII mit mehr Cache dran – dafür hat man dann in der E-M1III weniger Hauptspeicher verbaut. Spart Entwicklungskosten. Und ebenso denke ich, dass die neuen Olys Tabellen drin haben, mit denen die AF-Geschwindigkeit der eigenen Objektive optimiert werden kann – mit einer akzeptierten Fehlerrate. Die Fremdoptiken liefern dann halt Grütze. Geht nicht besser, man müsste neue Prozessoren entwickeln, schnellere Speicher einbauen, schnellere Sensoren entwickeln. Kostet alles Geld. Und der Marketingchef von Olympus wollte seinerzeit eben keine Werkzeuge verkaufen, sondern Live-Style-Gadgets.

  4. Ich hatte bei meinem Pana 45-175mm F4.0-5.6 am Anfang oft AF-Fehler. O.I.S-Priorität war zunächst deaktiviert, weil man überall lesen konnte, dass der Oly I.S. um Welten besser sei. Nachdem ich O.I.S-Prio aktiviert hatte, gab es praktisch keine AF-Fehler mehr….

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