Das 25-50 f/1,7 – So geht „Pro“.

Wer das letzte FolyFos gekuckt hat, weiß es schon, ich habe von Panasonic ein 25-50 f/1,7 zum Test zugeschickt bekommen. Das habe ich nun in den letzten Wochen skrupellos für meine Arbeit verwendet. Also im Studio, On Location und auch ein bisschen Touri-Knipserei. Natürlich kann ich viele der Fotos hier nicht zeigen – sind Kundendaten, die nur den Kunden was angehen. Aber ein bisschen was geht halt doch.

Wer schon mal in Rocksdorf in meinem Studio war, der kennt mein Sofa – das mittlerweile sogar international bekannt ist, weil Fotos von diesem Sofa schon ein paar internationale Preise abgeräumt haben….. Die Jungs hatten auf jeden Fall Spaß und ich während des ganzen Shoots nur ein Objektiv drauf: das 25-50.

Der Brennweitenbereich hatte mir anfangs Kopfzerbrechen bereitet. Ich kannte 14-35, 35-100, 12-40…. aber mit einem 25-50 hatte ich noch nicht gearbeitet. Der erste Studioshoot mit 25-50 hat mir gezeigt, was man damit machen kann. Nämlich fast alles. Klar, bei ein paar Shots braucht man dann doch was Längeres, aber man kommt mit dem 25-50 verblüffend weit.

Bei den lichtstarken Optiken checke ich natürlich immer erst mal, ob die Linse digital aufgehellt wird – bei 25mm scheint das Objektiv tatsächlich 1,7 zu haben, bei 50mm liegt sie bei etwa 1,8. Das ist schon mal ziemlich anständig,

Die Verzerrungen sind verblüffend gering, bei 25mm hat die Optik eine leichte Tonne, kurz über 30mm ist die weg und der Rest des Brennweitenbereichs ist sauber. Die Schärfe ist stabil hervorragend bis in die Ecken – und bei allen Brennweiten. (So hätte ich mir das vom 8-25 von OMDS gewünscht.)

Bei 25mm gibt’s ein CA-Problem:

Das ist ein 100% Crop aus dem RAW. Die Kamera kriegt diese lila Äste nicht komplett korrigiert. Da muss man also im Zweifel etwas aufpassen.

Für das Bokeh habe ich dieses Foto hier:

Oder, um den Verlauf des Bokehs zu beurteilen, hier zweimal Bokeh mit 25 und 50mm:

Typischer Fall von Cats-Eye-Bokeh. Sollte man wissen und damit klar kommen, denn bei 1,7 kann das Bokeh schon dominant werden.

Das Objektiv ist nicht parfokal, der Fokus läuft beim Verkürzen der Brennweite in Richtung Backfokus. Das hält sich in Grenzen, aber wenn man bei 50mm ein Closeup aufs Halbprofil macht, wechselt beim Auszoomen der Fokus vom näheren auf das entferntere Auge. Bei vielen Anwendungen kann man damit noch arbeiten, vor allem, weil der Fokus nicht springt, wie etwa beim 12-100, sondern sehr „smooth“ wandert. Aber parfokal ist halt anders.

Das Objektiv ist leise und schnell, es hat einen MF-Ring mit Entfernungsmarkierungen und keinen Stabi. An der E-M1II vermisst man den auch nicht. 1,7 ist einfach eine Ansage. Das Objektiv ist groß. Und mit der mitgelieferten Streulichblende alles andere als Unauffällig. Wer das alte FT 14-35 sein eigen nennt:

Links das Pana, rechts das 14-35 mit MMF-3. Die Gummiringe des alten 14-35 sind natürlich haptisch nochmal schöner, vor allem im Winter, dafür ist das 14-35 auch ein erhebliches Stück schwerer als das 25-50. Das Pana wiegt 654gr, das 14-35 fette 915 Gramm.

Bildqualität? Schärfe, Farbdurchzeichnung? Ich halte die beiden Objektive für absolut gleichwertig. Und das ist ein Knaller, denn ich war bisher der Meinung, das 14-35 wäre das beste Zoom auf diesem Planeten. Und in noch einer Eigenschaft ähneln sich die beiden Optiken: das 25-50 liefert einen grünen Flare:

Das ist bei 50mm, bei 25mm wird der grüne Flare größer und viel schwächer, selbst auf schwarz kaum mehr zu sehen, dafür werden die kleinen lila Flares etwas deutlicher. Und da enden die Ähnlichkeiten, weil das 14-35 deutlich mehr Flares liefert. Das 14-35 liefert auch deutlich kräftigere Blendensterne, fährt beim Zoomen aus und geht bis Blende 22 – das Pana macht bei 16 Schluss.

30mm, f/16, oben das Pana, unten das Zuiko.

Das Objektiv kostet knapp unter 2000 Euro und ist meiner Meinung nach jeden Cent wert. Das ist eines der ersten Objektive für das mFT-System, das in meinen Augen das Prädikat „Pro“ verdient. Damit kann ein Profi Geld verdienen. Und ausgerechnet dieses Objektiv heißt kryptisch Leica DG Vario Summilux 25-50mm/F1.7 ASPH. Nix mit „Pro“….

Und nein, es ist kein Makro, es hat 31cm Naheinstellgrenze und 0,21X-Vergrößerung. Das sind keine Traumwerte, für Food reicht’s aber. Und nein, Telekonverter geht nicht. Das ist eine professionelle Linse, keine eierlegende Wollmilchsau.

Ich find sie geil – und es ist ziemlich schade, dass ich sie demnächst wieder retour schicken muss.

7 Replies to “Das 25-50 f/1,7 – So geht „Pro“.”

  1. Danke für den Bericht. Ich finde das Objektiv äußerst interessant, aber ich nutze mein 14-35 nur im Studio, also äußerst selten — zu selten um das Pana in Betracht zu ziehen.
    Aber: Ich stelle mir gerade vor, Pana macht weiter und bringt noch ein 50-100 1.7 — wenn es dann auch noch qualitativ ebenbürtig ist, wäre ENDLICH der ersehnte Nachfolger des 35-100 da. Meines habe ich immer noch meistens drauf.

      1. Jeder Jeck ist anders … ich habe ja noch das 1.2/45, drunter gehe ich fast nie (wie gesagt nur wenn ich muß, im Studio oder so), drüber aber immer.
        Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr hoffe ich jetzt daß Pana das Triple voll macht; durchgängig 1.7, das wäre ein Traum!

  2. Ein Vergleich mit den 1.2er Olys 25mm und 45mm wäre interessant.
    Hab schon das 10-25 was seit dem Kauf nur schwer von der Kamera runtergeht.
    lg
    Wolfgang

    1. Ich habe die 1,2er nicht. Aber ich weiß, dass das 1,7er nur eine halbe Blende lichtschwächer ist, als die 1,2er. Das Bokeh des 45er halte ich persönlich aber für etwas schöner als das Bokeh des 25-50. Den Cats-Eye-Swirl des 25-50 mag nicht jeder.

  3. Schöne Zusammenfassung, danke. Eine Nachfrage zum Thema Parfokalität des 20-50. Du schreibst: „der Fokus läuft beim Verkürzen der Brennweite in Richtung Backfokus. Das hält sich in Grenzen, aber wenn man bei 50mm ein Closeup aufs Halbprofil macht, wechselt beim Auszoomen der Fokus vom näheren auf das entferntere Auge.“

    Ich vermute, du beziehst dich auf Aufnahmen mit fixiertem oder manuellem Fokus, oder? Bei aktiviertem AF würde ich erwarten, dass die AF-Sensorik den Fokusshift ausgleicht (und damit den Effekt der fehlenden Parfokalität ausgleicht), oder etwa nicht?

    LG, Johannes

    1. Klar. Sobald man mit C-AF arbeitet, ist es Wumpe ob ein Objektiv Parfokal ist. Da spielt das überhaupt keine Rolle mehr. Aber beim Filmen arbeitet man eben nicht mit C-AF. Außer man steht auf überraschend unscharfe Szenen und will einen Take öfter mal wiederholen…. Beim Knipsen ist parfokal im Zeitalter von AF sowieso irrelevant.

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