Nochmal 10-25: Lichtstärke

Das 10-25 f/1,7 ist ja vor allem deshalb der Knaller, weil es 1,7 hat. Eins-Sieben. Aber nachdem ich ja vor ein paar Jahren mal die ganzen lichtstarken Objektive durchgetestet habe, bin ich da etwas skeptisch geworden. Dabei hatte ich ja festgestellt, dass die Blendenangabe eben wirklich nur Brennweite durch Eingangspupille ist, was nicht notwendigerweise bedeutet, dass da auch mehr Licht hinten rauskommt. Und die Kamerahersteller diesen „Lichtmangel“ kurzerhand durch heftiges Aufhellen im RAW beheben. (Im RAW! Nicht im JPG!) Gerade Panasonic hat sich da bei allem, was 1,7 und „lichtstärker“ ist, nicht mit Ruhm bekleckert.

Also habe ich mir das 10-25 vor dem Zurückschicken auch auf das Problem hin angesehen.

Jo. Ich würde sagen, das ist ein 1,9-2,2. Zumindest ist das die Lichtstärke, von der die Kamera auf „1,7“ raufkorrigiert.

Generell ist natürlich 1,7 sowieso nur begrenzt sinnvoll. Das ist eine Sechstel Blende mehr als 1,8. Nun kann man aber die Belichtungszeit nur in 1/3 EV einstellen. Die Kamera behilft sich im Automatikmodus damit, dass sie die Belichtungszeit anpasst – die Verschlüsse können nämlich nicht nur 1/160s und 1/200s und dazwischen nix, sondern durchaus auch Zwischenwerte, die in solchen Fällen auch verwendet werden – allerdings ohne dass der entsprechende Wert in den EXIFs auftaucht.

Was allerdings beim 10-25 in den EXIFs des Öfteren auftaucht, ist eine mysteriöse Zahl: „1,6“. Da fotografiert man mit 1,7 und je nach Laune schreibt das Objektiv 1,6, 1,7 oder 1,8 in die EXIFs. Darf man sich nicht verrückt machen lassen.

10mm f/3,2 HDR aus der E-M1II

Nein, Panasonic bescheißt nicht. Objektive – und gerade Zooms – sollen bezahlbar und tragbar sein. Das 14-35 f/2 hat seinerzeit das Doppelte gekostet. Die wussten warum. Um es günstiger und kleiner zu machen, nimmt man Kompromisse in Sachen Transmission/Randabschattung/Geometrie in Kauf. Damit die Kunden nicht beleidigt sind, weil das Objektiv bei 1,7 nicht heller ist als bei 2,0, bastelt man halt im Bildprozessor dran rum. Die modernen Sensoren geben das her, und ab ISO 800 steigt halt dann das Rauschen rapide an. Muss man halt wissen und berücksichtigen. Oder eben alte FTs kaufen und schleppen. (BTW: Damals ist ja Olympus den umgekehrten Weg gegangen. Sie haben eine niedrigere Lichtstärke draufgeschrieben, als das Objektiv tatsächlich hatte und die Linsen dann elektronisch abgeblendet. Die „Kristallkugel“ war in Wirklichkeit ein 7-14 2,8/4,0 – aber die Qualität bei 7mm f/2,8 war halt, naja, diskussionswürdig. Würde heutzutage natürlich digital korrigiert….)

Damit die beiden Bereiche „Aufgehellt“ und „Nicht aufgehellt“ keine harte Grenze haben, wird die Aufhellung „langsam ausgeschlichen“ – das Objektiv wird also bis in den Bereich von etwa f/2,5 hinein noch aufgehellt. Wer das doof findet, drehe schlicht sein Wahlrad auf „M“ – dann ist es nämlich vorbei mit der Aufhellung. Ja, dann ist das Bild deutlich dunkler – so what. Belichtet man halt etwas länger.

10mm f/1,7 – (EXIF: 1,8), E-P7

Also mein letztes Fazit: Es gibt keine Wunder. Für etwa 1600 Euronen ist die Linse ein faires Angebot. Heftig digital korrigiert, sowohl in der Geometrie als auch bei der Lichtstärke. Wer das nicht will, muss zum FT-14-35 greifen. Wer damit leben kann, gerade in Anbetracht der 10mm, kaufen.

Oder warten, ob sich irgendwann irgendwer erbarmt und wieder eine Linse baut, bei der weder Marketing noch Controlling mitgackern dürfen.

20 Replies to “Nochmal 10-25: Lichtstärke”

  1. Tja, ich vermute mal, dass diese Verbesserungen bei vielen Objektiven von vielen Herstellern angewendet werden. Trotzdem bleiben im Vergleich 1,7 erst mal 1,7.
    Auf welches Olympus-Zoom
    bezieht sich Ihr Vergleich zu 1,8?

  2. Ich hatte schon mal vorsichtig in die Richtung geschielt. Seit dem die Dinger abgedichtet sind (im Gegensatz zum Nocti), ist das für mich interessant.
    Solche Beiträge erden mich dann wieder etwas, und das 14-35 ist beim nächste Besuch an der Vitrine mit Staubwischen dran.
    Jeden Falls bin ich gespannt, ob OMDS irgendwann wieder Richtig HighEnd geht, auch bei Objektiven, die dann vielleicht so ähnlich wie das 14-35 sind, gerne auch zu dem Preis.

    Danke!

    Grüße
    Martin

  3. Sowas wie die alten Top Pro Zooms wird nicht mehr kommen.
    Das heisst man sollte seine alten Schätzchen gut pflegen.
    Das mit dem Aufhellen bis 2.8 ist interessant, ich würde die echte Blende vorziehen.
    Das 14-35 hat durch die hochbrechenden Glassorten eine etwas schlechtere Transmission, was dann nominal auch F 2.2 heisst.

    1. Nochmal. Das hat mit T nichts zu tun. Die ganzen 2,0er und 1,8er Linsen werden im RAW nicht oder nur minimal aufgehellt. Alles was lichtstärker ist, schon. Schau Dir das oly-e-paper an.

  4. Kann man im Umkehrschluss sagen, dass ein stark vignettierendes Objektiv mit F < 1.8 diese digitale Korrektur nicht bzw. weniger ausgeprägt macht? Also bei den manuellen Objektiven, z.B. von Voigtländer oder Laowa, ist es klar, was man dort sieht kann nur optisch korrigiert sein. Aber ich denke z.B. an ein 1.4/56mm von Sigma, dass ja auch eine "ordentliche" Vignette hat.
    Die Bewertung der Vignettierung bei den Objektivtests hätte dann für mich einen anderen Stellenwert.

    1. Umkehrschlüsse sind immer so ein Ding…. 😉
      Ich weiß es schlicht nicht. Ich habe das 56 1,4 noch nicht im Test gehabt. Es ist natürlich denkbar, dass Sigma keine Korrekturanweisungen für mFT in die Firmware schreibt. Aber solange das keiner ausprobiert hat….
      Generell sind Objektivtests, die NICHT auf der optischen Bank gemacht werden, für den Popo. Man kriegt das raus, was einem der Kamerahersteller zeigen will. Tester, die nur JPGs – oder per Adobe/DXO korrigierte RAWs – ansehen, sind natürlich noch mal ne Stufe drunter.
      Im Prinzip kann man mit fast allen Objektiven klasse Bilder machen. Binsenweisheit. Es ist nur die Frage, ob man entsprechend Schotter auf den Tisch des Hauses kippen will. Nur darum geht’s.

      1. …für den Popo? – Da bin ich etwas anderer Meinung. Entscheidend ist für mich das fertige Bild (gedruckt/ oder als Fotoabzug!) und nicht die Theorie und nicht das RAW und nicht das JPG, das auf der Festplatte schlummert.
        Wie sagte doch Altbundeskanzler Kohl:
        „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ – während einer Pressekonferenz am 31. August 1984; zitiert in DER SPIEGEL, 3. September 1984

        1. Tja. Du hast zwei Bilder, das eine musst Du zusätzlich entrauschen, weil es im RAW aufgehellt wurde, das andere nicht. Wenn Dir das egal ist – weil Du im Print das Rauschen eh nicht siehst – dann können Dir Tests generell ziemlich egal sein, weil Du schon sehr groß ausbelichten musst, damit Du höhere Auflösungen siehst. Das ist ein absolut legitimer Ansatz – ich knipse ja auch mit einem 14-42EZ – aber ich denke halt, man sollte es dem Kunden überlassen, welche Prioritäten er setzt. Und dazu braucht er halt alle relevanten Informationen. Und wenn er das Rauschen schlicht dadurch verhindern kann, dass er auf M stellt, dann denke ich, ist das ne relevante Information.

          1. Wenn man überlegt eine teure, lichtstarke Linse zu kaufen ist es schon schön zu wissen woran man ist, wie es funktioniert und wie man es am Besten bedienen kann um gute Ergebnisse zu erzielen – jetzt auf der rein technischen Ebene.
            Nur dann kann man im Grunde entscheiden ob es ein 1.2/25mm für 1000,- Euro sein muss oder ein 1.4/30mm Sigma für 328,- Euro ggf. nicht minder gut geeignet ist.

            JPEG-Tests finde ich interessant wenn komplette Systeme verglichen werden, also Panasonic Gehäuse mit Pana Linse vs. Olympus oder Sony oder Fuji. Dann kann man schnell sehen, in welche Richtung der Hersteller seine Bilder intern bearbeitet und welcher „look“ dabei herauskommt.
            Ähnlich wie damals bei den Filmen, Fuji hatte einen Grünstich, Kodak einen Rotstich und Agfa einen Blaustich – so wurde es mir einst gesagt. Ich hatte meistens Agfa 🙂

  5. Ich habe das eben schnell einmal ausprobiert. Mit dem 1.2/25mm hatte ich hier in meinem Raum bei Kunstlicht und ISO 200 auf „A“ bei Blende 1.2 eine Belichtungszeit von 1/10s. Dann bin ich auf „M“ gegangen und die Kamera hat mir mit den gleichen Einstellungen eine Belichtungskorrektur von „+0.3“ angezeigt. Bei 1/15 war der Wert dann auf „0.0“ und das Bild entsprechend dunkler.

    Bei dem 1.4/56mm Sigma hatte ich bei Offenblende und „A“ eine Belichtungszeit von 1/8s. bei der Umstellung auf „M“ zeigte mir die Kamera (E-M1 Mk II) mit den gleichen Einstellungen auch „+0.3“ an. Allerdings war der Wert bei 1/10s schon ausgeglichen auf „0.0“.

    Anscheinend korrigiert Sigma auch, nur ist bei mir der Unterschied zwischen „A“ und „M“ dort etwas geringer.

    Das mit der Bereitschaft wofür man Schotter auszugeben bereit ist, ist tatsächlich die Frage: Glas oder Software? 😉
    Von Panasonic gibt es jetzt auch ein 1.7/25-50mm. „K&G“ ist begeistert, aber das ist der eigentlich immer wenn es lichtstark ist und Pana drauf steht.

    1. Wenn ich das richtig verstehe, erhöht die Kamera bei Deinen Tests im Modus „A“ aber nicht die ISO, sondern verlängert die Belichtungszeit um die richtige Helligkeit zu erreichen.
      Also genau das, was der Fotograf in „M“ auch machen würde.
      D.h. hier wird von der Kamera kein erhöhtes Rauschen produziert (was ich ja gut finde, so soll es sein!), sondern mir nur die interne Belichtungskorrektur verschwiegen?

      1. Du verstehst das Falsch. Bei gleicher Belichtung in A und M sind die Bilder in M dunkler. Du musst in M länger belichten um die gleiche Helligkeit wie in A zu erhalten.

  6. … Transmission versus effektiver Blende ist wieder so ein Thema 🙂 … um sich auszutoben. Ich rate jedem, sich in die Untiefen der Optik zu begeben und mit dessen Grundlagen eingehend zu beschäftigen. Jedes optische Medium (so auch die simple Luft, die wir atmen, dämpft das Licht. Das drückt die Transmission aus … das Verhältnis von „Lichtmenge“, die aus dem Medium heraus kommt zu der Lichtmenge, die hinein geht. Und das unabhängig von rein mechanischen (hier die Blende) hindernissen. Auch eine Fensterscheibe hat einen Transmissionswert 🙂 …
    Die Blende in einem Linsensystem hat (über den Einfluss bezüglich Transmission) auch Einflüsse auf die optischen „Fehler“, sprich Qualität der bildhaften Eigenschaften … und das ist wichtiger als die „Durchlässigkeit“ an Licht insgesamt!
    Was die f2.0/14-35mm Oldies so interessant macht, ist ihre allgemeine optische Qualität bei Offenblende … Offenblende desswegen, weil die Blende ja in diesem Fall erst gar nicht zur Wirkung kommt 🙂 … eben deshalb „Offenblende“!!! und da ist es völlig egal, ob das Linsensystem an sich eine geringere Transmission hat (was rein rechnerrisch!) einer kleineren Blende entspräche. Wichtiger ist die bildhafte Abbildungsleistung (die Summe der optischen Bildfehler) in Abhängigkeit von der Eintrittspupille.
    … Also … so in etwa ist das Eine, die Transmission, eine reine „Dämpfung“ des Lichtes und das Andere, die Korrektur der optischen „Fehler“ (bei Offenblende … oder beim Abblenden) zwei völlig unterschiedliche Themen. Das wird auch dadurch deutlich, dass die Transmission als solche für sich keinerlei Einfluss z. B. auf die Schärfentiefe oder andere „Bildfehler“ hat 🙂 …
    Bezüglich Vergleich der Objektive wäre es also wichtig herauszufinden, wodurch die unterschiedlichen Transmissionswerte hervor gerufen wird … ob hier tatsächlich in Sachen Eintrittspupille „geschummelt“ wird oder ob es an den unterschiedlichen Glassorten oder der Durchlässigkeit der Linsensysteme insgesamt bedingt ist! Dazu müsste man allerdings die kostbaren Teile zerlegen und mechanisch nachmessen … ob es uns das Wert wäre, muss jeder für sicht entscheiden :))))))
    … bleibt mir noch die Entschuldigung für die vielen Worte … und ein großen dankeschön für´s Lesen …
    Gruß
    Siegbert

  7. Ich hatte das 9-18 schon zu meiner E-P1 im Diesnst, konnte damit aber leider nie richtig warm werden, weil es für meine Aufgaben zu lichtschwach war. Da die neue 8-25 in Lichtstärke keine Verbesserung bringt, habe ich mir vor einer Woche kurz entschlossen das P 10-25 zugelegt. Ich bin von der Leistung mehr als überrascht und werde im Objetivpark jetzt mal ausmisten.

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