Am 10. war mal wieder eine partielle Sonnenfinsternis – die jemand, der nicht dran dachte, eher nicht aufgefallen ist, weil die Abdeckung zu gering war – und demzufolge die Helligkeit auch kaum zurückgegangen ist.
Leider habe ich das 150-400 samt MC-20 schon wieder zurückgegeben, mit einem Meter Brennweite bekommt man die Sonne nämlich bildfüllend auf den Sensor. Also musste das 100-400 mit MC-14 reichen.
Es gibt ein paar Kleinigkeiten dabei zu beachten: Man braucht einen ND3-Graufilter. Hatte ich nicht in passender Größe und wo meine Step-Up-Ringe hin sind, weiß vermutlich nur mein Hauself. Also tut es auch ein ND0,9 und ein ND 2,1. Dann: Autofokus auf die Sonne ist eher unbefriedigend. Da ist meistens nichts, worauf man scharf stellen kann. Die beste Möglichkeit ist der manuelle Fokus mit Sucherlupe. Da wird zuerst grob auf den Sonnenrand eingestellt und dann sucht man sich Sonnenflecken zum scharf stellen. Seit einiger Zeit tut sich leider auf der Sonne in Sachen Flecken nicht so viel, aber ein paar findet man dann doch.
Stichwort „Seeing“. Sonnenfinsternisse haben die dumme Eigenschaft, meistens mittags zu passieren. Da ist zwar am wenigsten Luft zwischen Erdoberfläche und Sonne, aber es hat erheblich unruhige Luft. Wenn man nicht gerade auf Sonnenfinsternis los will, sondern auf Sonnenflecken ist Vormittag besser.
Hier hat’s ein paar Sonnenflecken erwischt, oben die Kante des Mondes. Wenn man berücksichtigt, dass der Mond etwa 300.000km von uns weg ist, die Sonne aber 150.000.000 Kilometer, dann kann man sich grob ausmalen, wie riesig dieses winzige Sonnenfleckenfeld ist. In jedem dieser Pünktchen kann man den Mond versenken ohne dass das auffällt. Theoretisch weiß man das, wenn man’s selber auf dem Display sieht, ist das noch mal ne andere Nummer.
Display: Natürlich macht man das nicht mit Spiegelreflexen. Never ever. Die ND-3-Graufilter sperren NICHT das UV-Licht, man ruiniert sich mit Spiegelreflexen mit sowas die Augen gründlich. Unsere mFTs können das ab.
Trotzdem gibt’s ein paar Sachen, die man berücksichtigen sollte: Wenn man nicht knipst, die Optik abdecken. Man muss den Sensor nicht mehr aufheizen, als notwendig. Nicht direkt in die Sonne kucken. Sowieso nicht.
Es gibt spezielle Sonnenschutzfilter, die auch noch einen starken UV-Block drin haben. Die kosten aber richtig Geld. Das ist dann sinnvoll, wenn man mit einer Nachführung arbeitet. Dann brät die Sonne nämlich so richtig dauernd auf die gleiche Stelle. Muss nicht. Solange man per Hand nachführt, tun es aber auch normale ND3-Graufilter, weil die Sonne so schnell wandert, dass man sowieso kein Problem mit überhitztem Sensor bekommt . Zumindest bei den Olys. Wenn man auf ISO Low stellt und elektronischen Verschluss, landet man bei Verschlusszeiten um die 1/8000, je nach Blende. Das bedeutet, man braucht sich um Verwacklung keine Sorgen zu machen. Der elektronische Verschluss ist besser, weil er in dem Fall schärfer ist. Man hat keine Lichtbrechung am Verschluss.
Vor ein paar Jahren habe ich bei einer partiellen Sonnenfinsternis Fotos mit einem adaptierten 300-mm-“Russentele” (Familien-Erbstück) gemacht. Dafür hatte ich einen einfachen Sonnenfilter vom Baader-Planetarium, der sonst auch für Teleskope usw. verwendet wird, mit einer Folie analog zu den bekannten “Sofi-Brillen”. Den gibt es für bezahlbares Geld in verschiedenen Größen und er kann mit der gebotenen Umsicht (gegen Windstöße usw.) vor der Frontlinse befestigt werden. Gab ganz nette Bilder.
Übrigens sieht man bei einer partiellen Sofi keinen großen Unterschied, selbst wenn die Sonne fast ganz abgedeckt wird. So richtig dunkel wird es erst während der Totalitätsphase bei einer “echten” totalen Sonnenfinsternis – wenn man die Gelegenheit hat, sowas mal zu erleben, sollte man es unbedingt machen, es ist etwas ganz Besonderes.
Hallo Amselm
das kann ich nur bestätigen. Mir war es vergönnt die von einigen Orten in Deutschland sichtbare totale Sofi 11. August 1999 zu erleben und natürlich auch zu fotografieren. Damals noch analog mit zwei OM 1 +Winder. Eine durch einen 500mm Refraktor + 2x Konverter und eine durch ein 400mm Tele für die Korona.
Da hier nur Aufnahmen mit Olympus Equipment üblich sind, muss ich Euch eine geniale Aufnahme der Sofi vom 10.6.21 vorenthalten. Einem Sternfreund von mir ist es gelungen, neben dem Mond auch noch einen Transit der ISS vor der Sonne auf den Chip zu bekommen.
Die habe ich auch gesehen, aber (mangels geeignetem Equipment) nicht fotografiert. Fast genauso einzigartig war danach die Heimfahrt – Karlsruhe-Frankfurt in 8 Stunden wegen Komplettstau auf allen nach Norden führenden Straßen, wobei darin 2½ Stunden für ein opulentes indisches Abendessen in Bensheim enthalten sind; danach war die Autobahn dann wieder so frei, dass ich mit 80 km/h nach Hause fahren konnte …
Vor einiger Zeit habe ich für Spaß im oly-e ein „BEROFLEX“ 500mm mit OM-Anschluss erstanden. Das mit dem Adapter auf FT, dann EC-20 und EC-14 und MMF-3. Zwei noname ND-Filter gestackt und mit Klebeband vor die Schraub-Streulichtblende des Beroflex geklebt. DAS war formatfüllend! Da es zu der Zeit in Hamburg eh etwas diesig war fällt die schlechte Abbildungsqualität dieser Kombi nicht auf. Die Sonnenflecken, die du oben zeigst, kann ich immerhin bei mir auch erkennen.
Danach bin ich mit der Kombi 50-200SWD, EC-20, EC-14, MMF-3 und besagter ND-Konstruktion auf die Sonne los. Mittlerweile war es aber sogar leicht bewölkt in Hamburg. Somit sieht die SoFi eher wie ein verdrehter Edgar-Wallace-Mond aus 😉
Fotografisch alles kein Highlight – aber lustig war es auf jeden Fall!
lg, Martin
So teuer ist eine Folie von Sonnenfilterfolie von Baader nicht. Ich hab sie mir für die SoFi 2015 eine gegönnt und die Hälfte einem Freund geschenkt. Eine Stück Styroporplatte als Folienhalter zum Aufstülpen auf die Streulichtblende,. Hat bestens funktioniert. 2016 dann auch den Merkurtransit geknipst.
Ich gebe Dir völlig recht, (auch) das ist eine Gelegenheit, wo ich trotz Folie sehr froh war, eine Spiegellose zu haben.
Ich habe auch draufgehalten und für wenige Sekunden (reicht ja bei max. Speed für 300 Bilder in voller Auflösung) in etwa zum Maximum (auch nur 5%) kurz frei Sicht auf die Sonne gehabt.
Hatte allerdings 800mm Spiegelteleskop mit der Baader Folie und den MC14.
Aufgrund des schlechten Seeings hatte ich dann 4% der BIlder gestackt….
Hier in der 50% Auflösung:
https://astrob.in/z2twn8/0/
Siegfried