So luftig, locker, leicht…

Wer kennt den Spruch noch? Da hat eine Chemiefirma ihr Zucker/Fett-Gemisch mit Luft angereichert, so dass das spezifische Gewicht bei 0,88gr/cm³ liegt – und damit eben in Wasser schwimmt. Muss man erst mal drauf kommen, ein Lebensmittel damit zu bewerben, dass nur Luft drin ist. 2010 hat man das Produkt noch leichter gemacht, es wiegt jetzt nur noch 21,9 Gramm statt 26 Gramm – der Preis ist natürlich gleich geblieben.

Klingt absurd? Naja, Olympus macht seit Jahren nichts anderes. USP: Klein und leicht. (USP ist die „Unique Selling Proposition“ oder auf deutsch „Alleinstellungsmerkmal“) Kleines Problem: mein Handy ist kleiner und leichter – und habe ich schon. Macht auch Fotos. Die logische Folge: Visionaries wie Frank Fischer fänden es total toll, wenn die Hersteller das Smartphone in die Kamera integrieren. Damit man schneller zu Instagram und Facebook…. Was mir Sorgen macht: Frank ist in Hamburg und sehr nah an OMDS dran. Wenn er zu diesem Zeitpunkt so ein als „Werbung“ gekennzeichnetes Video raushaut, dann geschieht das normalerweise nicht ohne Rücksprache. Es kann also durchaus sein, dass hier der Boden bereitet werden soll.

Eine Kamera, die direkt nach Instagram und Facebook posten kann? Das hat Samsung mal probiert. Und direkt danach die Kamerasparte zugemacht. Dann hat es 2019 Yongnuo gebaut (Die YN450). Sogar mit mFT-Anschluss. Und? War der krasse Durchbruch, oder? Zeiss hat die ZX1 gebaut. Geht wie warme Semmeln. Überall ausverkauft. Ähh – doch nicht?

Olympus hat schon mal versucht, seine Insta-Influencer davon zu überzeugen, dass mFT dodal supi wäre. Was haben die gemacht? Die Kohle für’s Kamera vor die Kamera halten kassiert, und weiter mit dem IPhone geknipst – oder sich von ihrem Fotografen mit der C oder N ablichten lassen. Weil „Follvormaaaat“ halt cooler ist.

Frank hat auch die Story mit der Marktführerschaft des mFT-Bajonetts in Japan wieder aufgewärmt. Im Rest der Welt funktioniert es halt blöderweise nicht mal dann, wenn man die zwei Hersteller addiert. Und er spricht in seinem Video von einer „Nische“ bei 200.000 Kameras. Das war mal. Von der E-M1II sind in fünf Jahren nicht mal 150.000 Stück verkauft worden. Weltweit. Mittlerweile kann man froh sein, wenn man von einer Kamera genug verkauft, dass der Sensorhersteller überhaupt nen Sensor dafür baut. Der Gesamtmarkt pro Jahr liegt bei 2 Millionen Kameras. Es gibt nur noch Nischen.

Warum ich trotzdem noch mit mFT knipse? Obwohl ich von Olympus nicht dafür bezahlt werde, meine Nase in die Kamera zu halten? Nicht weil es so schön klein ist. Das 35-100, das 14-35, das 150er, das 90-250 sind nicht klein. Das sind Klopper. Ich renne mit Rollkoffer und der größten Umhängetasche, die es gibt, zum Termin. Ich habe mir jetzt einen Renault Trafic mit langem Radstand gekauft, damit ich meinen Fotokram reinbringe. Größe und Gewicht interessieren mich nicht, ich mache keine Expeditionen, wo ich wochenlang durch die Wildnis stapfen muss. Ich verwende das Zeug aus einem einzigen Grund: weil ich sofort aus der Kamera Bilder mit „Wow“-Effekt kriege. Das ist das, was mein Kunde haben will. Der will nicht hören „mache ich hinterher in Photoshop“, der will die Bilder ASAP haben. Fertig. Es gibt Leute, die brauchen immer einen zweiten Urlaub, damit sie die Bilder vom ersten Urlaub nachbearbeiten. Ist auch nett, aber ich mache im zweiten Urlaub lieber Urlaub – und neue Bilder.

vlnr: Think Tank Location Manager, LowePro Magnum 650AW und die Tasche für den Kleinkram: Olympus CBG-10. Wenn ich unterwegs bin, ist das alles gefüllt dabei. (Nur die Olympus-Tasche ist meist durch eine LowePro Stealth Reporter 400AW ersetzt, in die mehr reinpasst.) Blitzanlage ist natürlich extra und passt nicht aufs Bild.

Deshalb bin ich bei Olympus. Und nicht bei Panasonic. Die haben nämlich auch dieses kleine Bajonett. Denn „klein und leicht“ ist kein Wert an sich. Wenn ich gar keine Kamera habe, ist es am kleinsten und leichtesten. Und für Insta und Facebook reicht das Handy locker. (Dass die asozialen Medien mittlerweile am absteigenden Ast sind, sollte sich aber eigentlich auch langsam rumsprechen. Außer natürlich in der Zielgruppe 9-24 Jährige, die auch regelmäßig 6k Euro für eine Zeiss ZX1 übrig haben….)

14 Replies to “So luftig, locker, leicht…”

  1. Eine Kamera, die ständig Kontakt mit den sozialen Medien hat: Nein Danke!

    Es ist mir schnurzegal wie groß die Kamera ist. Bin lieber mit der griffigen X unterwegs. Sie muss für mich haptisch in meine Hände passen.
    Da ich auch mein iPhone in meiner Tasche habe, stelle ich mein iPhone bei meiner Fototour auf Stumm. Nichts vibriert und klingelt es und kann entspannt fotografieren.

    1. „Eine Kamera, die ständig Kontakt mit den sozialen Medien hat: Nein Danke!“
      Eigentlich freue ich mich auf die Kamera mit WOW-Effekt. Wenn das der Effekt sein soll, dann wird das aber nichts mit uns beiden: dem WOW und mir.

  2. Ich brauche keine Kamera, die Insta&Co integriert hat. Dennoch fände ich es an der Zeit, klassische Kameras mal ein bissl in Richtung Smartphone weiterzudenken. (Wohlgemekrt: erstmal denken!) Das heißt mitnichten: Ein Smartphone draus zu machen! Aber du sagst selbst, bei Olympus zählt für dich (u.a.) die sofortige Verwendbarkeit der Fotos. Und das ist auch das, was viele zum Smartphone bringt. Sie haben es mit einer „richtigen Kamera“ probiert und festgestellt, dass diese (ohne Nachbearbeitung) „schlechtere Fotos macht“ als ihre Smartphones.

    Zugegeben, das iPhone trickst ganz schön herum, um gefällige Bilder zu produzieren und bei Betrachtung auf einem großen Bildschirm fällt dann doch auf, dass Software nicht alles kann. Dennoch frage ich mich: Wie geil wäre es, wenn die exzellente Hardware einer DSLM (wie z.B. E-M1) ein bissl was von der Software und KI eines iPhone 11/12 könnte. Nicht zwangsweise, sondern optional. Über Artfilter beschwert sich ja heute auch keiner mehr.

    Zweiter Punkt ist für mich das Display. Klar, ich mag die vielen mechanisch anmutenden Knöppe und direkten Zugriffsmöglichkeiten der M1. Aber die Displays aller mir bekannten Kameras empfinde ich heute als echte Zumutung. Warum nur lächerliche 3,5″ Diagonale – obendrein mit fettem schwarzen Rand. Und warum so dunkel? Ich fotografiere gerne mit Display (am Smartphone) und gehöre leider nicht zu denen, die sich gerne in den Dreck legen. Wie toll wäre es, wenigstens mit 4, 4,5 oder gar 5″ Displaydiagonale und hoher Displayhelligkeit zu fotografieren! Klar, geht – mit dem Smartphone als Fernbedienung. Es ist aber eben relativ unpraktikabel eine Kamera wie die M1 mit einer Hand zu halten, am Zoomring zu drehen und gleichzeitig mit der anderen Hand das Handy zu halten und zu bedienen. Sicher: Geht. Ist aber nicht komfortabel.

    Langer Laber, kurzer Sinn: Ich will definitiv keine sM1 oder iPEN, aber eine M1 oder PEN, die ihre vorhandenen Stärken um einige neue technologische Möglichkeiten von Prozessorpower, Software, KI und insbesondere Displaykomfort von Smartphones ergänzt, fände ich cool und kaufüberlegenswert. Auch, was die Vernetzung angeht, wünschte ich mir eine Verbesserung. Das Pairing meiner M1.2 mit dem iPhone ist immer ein echter Act. Warum kann ich nicht einfach einzelne jpgs in voller Auflösung einfach mit einem Fingerwisch auf mein iPhone schubsen?

    1. Was die Vernetzung angeht, wäre schon einiges gewonnen, wenn die Kamera sich in ein existierendes WLAN integrieren könnte, statt darauf zu bestehen, selber als Hotspot zu agieren. Denn jedes anständige Smartphone der letzten 10 Jahre kann ab Werk einen “mobilen WLAN-Hotspot” aufbauen, über den andere Geräte ins Mobilnetz kommen. Diese Funktionalität direkt in die Kamera einzubauen (inklusive LTE- oder 5G-Chip, Antennen, SIM-Karten-Slot usw.) wäre also ausgemachter Stuss und kein “Wow”-, sondern bestenfalls ein “Gähn”- oder “Au weia”-Feature.

      Ich persönlich hätte nichts gegen mehr “computational photography”. Für ein merkbar größeres Display würde ich allerdings die Kompaktheit der Gehäuse nicht opfern wollen. Statt dessen dürfte wegen mir der Sucher ein Upgrade bekommen, da ich weitaus öfter mit Sucher fotografiere als mit Display.

      1. Tja, das mit der nahtlosen Integration ins LAN vor Ort – das ist längst überfällig. Niemand hat heutzutage noch Verständnis dafür, dass man nicht von der Kamera direkt in ein Netzwerkverzeichnis knipsen kann. Und zwar in praxistauglicher Geschwindigkeit. Und ohne ein extra Programm auf einem Extra Rechner. Das ist längst keine Raketentechnik mehr.

        1. Doch ich, habe dafür vollstes Verständnis 🙂
          Geht komplett an mir vorbei, dieses externe Gespeichere, ebenso dieses KI einfordern und dieses sog. SocialMedia.

          Im Gegensatz dazu habe ich kein Verständnis für diese MMF-3 Geschichte und diese „möchtenwirnichtmehrunbedingtreparieren“ Geschichte.

          So unterschiedlich sind halt die Erwartungen der Kundschaft…………..
          und das dazugehörige Verständnis was noch als Fotografie durchgeht.

          Aber anscheinend gehört dem (technisch) betreuten fotografieren die Zukunft, die Kamera macht alles selbst incl. Motivklingel/EBV/verschicken zu den jeweiligen Verlagen/Redaktionen/Foren. Am besten gleich noch die Bankdaten in die EXIF zwecks Überweisung der Honorare…………….
          Gruß Uwe

  3. Mmh, ich bin dann wohl die Nische in der Nische.

    JPEG-Qualität interessiert mich überhaupt nicht, auch keine Filter etc.

    Ich bin bei Olympus weil das Zeugs wetterfester sind als ich. Weil ich neben Fernglas, Spektiv und Stativ auch noch die E-M1.2 + 4/300 an der Hüfte tragen kann, wenn ich draußen bin um Kiebitze zu betreuen etc.

    Weil ich WLAN abschalten kann und ich keine GPS Daten in den EXIFs löschen muss, die verraten würden, wo der Uhu brütet.

    Also: kompakt, leicht, robust, dezent.

    1. Dieser Nische der Nische gehöre ich auch (gerne)an.
      Seit der E-M1.2 fehlt mir bei der Naturfotografie wenig. Bei bodennahmen Aufnahmen mit Berlebach-Mini ist das flexible Display im Zusammenspiel mit der Sucherlupe sehr gut geignet und ein bisschen niederknien ist trotz 70+ auch kein Problem. Ansonst liebe ich den Sucher.
      Ich leiste mir als reiner Amateur den Luxus beim Fotografieren zu entschleunigen und somit jeden Zeitdruck zu vermeiden. Eben Konzentration und gleichzeitig Entspannung outdoor.
      Im Internet finden sich in der Regel nur wenige Bilder von mir und wenn ich welche hochlade, dann will (und muss) ich dabei auch keinen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.
      Auf GPS-„Überwachung“ kann ich mit meinem Orientierungssinn und geografischen Gedächtnis gern verzichten aber nicht auf das tolle Stacking und Procapture.
      Das Smartphone und Fotografieren geht für mich (in beiden Richtungen) nicht zusammen. Die Kamerafunktion des Smartphone dient bei mir höchstens als „Bild-Notizbuch“. Im Gegenzug verwende meine Oly auch nicht als Telefon oder „Suchmaschine“.

  4. Nein, keine Nische, wir sind schon zu zweit.
    Allerdings genauso persönliches Outing als Outdoorer. Display ist völlig ausreichend, da nur für Kontrolle von Ausschnitt, Belichtung , Anmutung und (mit etwas klicken) Schärfe verwendet; für Aufnahme, speziell bei Sonneneinstrahlung, sowieso unbrauchbar. Jeder Firlefanz wie GPS als Stromfresser immer abgeschaltet, habe die Locations meiner (wenigen) guten Bilder im rechten Schläfenlappen.
    Der Sucher kann immer verbessert werden, sofern das nicht auf Kosten der Kompaktheit geht.
    Unser System ist das einzige, das (gering kompromissbehaftet) im Studio und im Schlamm von Nordkarelien funktioniert, für Spezialanwendungen kann sich jeder einen optischen Zementklotz, eine schnuckelige Tamagochiknipse oder das neue Hubble (Fertigstellung 2025) anschaffen.
    Allerdings: auf die Filterei der Pen F möchte ich nicht mehr verzichten, damit werde ich jedesmal zum Kind.

  5. Wie wir hier gerade sehen, ist das Tolle am Olympus-System ja gerade, dass sich unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Vorlieben gut bedient fühlen. Ich plädiere daher dafür, offen auch für die Wünsche anderer Zeilgruppen zu sein und Fotografie per Smartphone nicht als Deppen-Knipserei abzutun. Vlt. ist ja gerade das sture Festhalten an dem, was ist, das, was den Kameramarkt so einstürzen lässt. Außer „Chip rein, Spiegel raus“ hat sich am Fotoapparat ja in den letzten 20 Jahren nichts verändert. Zumindest bei Canon und Nikon. Olympus ist daher schon erheblich innovativer. Ich fände es schön, wenn sie diesen Weg der echten Innovation weitergingen. Natürlich ohne ihre Wurzeln und traditionellen Stärken zu kappen.

  6. Etwas zu GPS und den anderen Ortungssystemen: Das ist keine „Überwachung“, sondern ein passives System. Satelliten senden synchron jede Sekunde ein Signal, aus dessen Laufzeit das GPS-Modul die geografischen Koordinaten inkl. Meereshöhe berechnet. Kombiniert mit einer Karte macht man den Standort sichtbar. Da wird nichts an die Satelliten gesendet, wie manche glauben. Die steuern auch nichts, wie andere vermuten.
    Wenn ich Eisenbahnen fotografiere oder verreise, weiß ich oft nach einigen oder spätestens 30 Jahren nicht mehr, wo genau das war. Das ist aber für Veröffentlichungen wichtig. Insofern sind hier die GPS-Daten wertvoll. Ich ärgere mich bis heute, dass ich bei meinen Dias und Negativen darauf vertraut habe, dass ich Datum und Ort nach Jahren noch im Kopf habe.

    1. Überwacht wird man nicht, da hast du recht.

      Aber GPS ist für sensible Aufnahmen gefährlich, ich sag mal nur: Uhuhorst, Rohrdommel brütend, Schwarzstorchnest, etc. extrem gefährlich, weil man irgendwann mal nicht dran denkt, die Daten aus den EXIFs zu löschen.

      Richtig doof ist es auch bei Digiskoping mit Smartphone. Die Menschen denken gar nicht daran, dass da immer GPS Daten dabei sind, stellen ihr Bild ins Netz und im Wurstcase sind am Tag darauf 30 „Naturliebhaber“ die sich um die jungen Nachtreiher postieren.

      Solche Bilder mit GPS Daten findet man auch in Bildagentur-Datenbanken.

      Und deshalb mag ich Kameras, bei denen man GPS sicher und zuverlässig abschalten kann, bzw. die das erst gar nicht haben.

  7. Korrekt.
    Kenne GPS in-und auswendig durch jahrelange berufliche Anwendung (außerhalb banaler Autonavigation oder Fototracing). Ist ein Zusatzbonus in Kameras, das jeder nutzen kann oder auch nicht.
    Um zurückzukommen auf den Ausgangsthread: Oly bietet alles, ob smart und klein oder schwer und glasig; auch ich bin gelegentlich mit den alten FT-Rohren oder Voigtländer-Kloppern unterwegs. Was sicher fehlt, sind Nachfolger für lichtstarke Normalbereichs-Zooms, mit denen Event-und andere Berufsfotografen ihre Brötchen verdienen. Da ist Gewicht sicher nebensächlich.
    Nicht nebensächlich ist Qualität ooC, ganz einfach, um Instantfreude zu generieren und Zeit in der Postproduktion zu sparen ( habe aber auch Verständnis für alle Ayatollahs, die nie mit JPG finalisieren). Aus diesem Grund habe ich vor kurzem der Anbeterin des alten Kodak-Sensors – meiner Frau – noch mal eine E1 geholt.

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