ich mache gerade eine Art „Blogroll“, in der ich ein paar Links zu Hauke Fischer setze. Ich bin Fischer-Fan und stimme mit ihm in (fast) allen Dingen überein.
Einen Text habe ich nicht verlinkt, weil ich das hier mache. Seine Abhandlung über schwarz/weiß. Was er da schreibt ist natürlich gut und richtig. Aber die Faszination von schwarz/weiß, und warum das immer noch funktioniert, obwohl es bis zum Erbrechen missbraucht wurde, die liegt an einem entwicklungsgeschichtlichen Fakt.
Wir haben in unserem Auge zwei verschiedene Lichtrezeptoren. Zapfen und Stäbchen. Die Zapfen sind für die Farben zuständig, die Stäbchen für die Helligkeiten. Sobald es dunkel wird, verlieren die Zapfen ihre Funktion, wir sehen also nur noch – richtig, schwarz/weiß.
Ein Foto sehen wir als Abbild der Wirklichkeit und wir reagieren darauf. Ein Schwarz/Weiß-Bild sehen wir als eine Foto einer Szene, die im Dunkeln aufgenommen ist. Je näher so ein schwarz/weiß-Bild auch aufgrund der Lichtführung dem Eindruck einer Nachtaufnahme kommt, desto intensiver wird es, schlicht weil es natürlicher ist. Unmittelbarer. Deshalb werden bei solchen Fotos gerne die Kontraste aufgerissen und die Schatten runtergeregelt. „Kommt besser“ – ja, weil es unserem Eindruck bei starken Helligkeitsunterschieden in der Nacht gleicht. Das Auge kann bei schwachem Licht nicht mehr so schnell reagieren wie bei Tageslicht, der Dynamikumfang des Bildes, das wir sehen, sinkt dramatisch und Peng – harte Kontraste. Um ein b/w-Bild zu beurteilen, denke man sich eine reale Szene, in der man genau dieses Bild so vor Augen hat. Und die Empfindungen, die man in dieser Szene hätte. Das funktioniert nicht, weil das Bild deutlichst bei klarem Sonnenschein aufgenommen wurde und nur deshalb in b/w umgewandelt wurde, um es interessanter zu machen? Jo. Erwischt. Unser Hirn merkt, dass da was faul ist.
Nun sind Fotografen schon in analogen Zeiten auf den Trichter gekommen, Farbfilter vor das Objektiv zu klatschen, so dass die Helligkeitswerte verschiedener Farben sich erheblich ändern. Die Fotos sahen auf einmal „cooler“ aus, wie man heute sagen würde. Woran liegt das? Wir können auch bei schwarz/weiß-Bildern intuitiv Farben unterscheiden. Aufgrund der Helligkeitswerte. Weil das evolutionär von Vorteil ist, wenn man auch in der Nacht aus Helligkeitsunterschieden Farbinformationen interpolieren kann. Man kann auch mitten in der Nacht eine grüne Tomate von einer roten Tomate zuverlässig unterscheiden. Durch die Farbfilter wird diese Wahrnehmung gestört und Dinge bekommen auf einmal eine „falsche Farbe“. Wenn die Tomaten aber auf einmal Dunkelrot und Rosa sind, statt Grün und Mittelrot, dann kriegt die Farberkennung einen Knick und meldet Alarm. „Da stimmt was nicht.“ Das Foto erregt Aufmerksamkeit, man kuckt länger hin. Ziel erreicht.
Das ist der Grund, warum Schwarz/Weiß immer noch funktioniert. Der ganze restliche Kram von den Linien und den Strukturen und der mangelnden Ablenkung durch Farbe – alles richtig. Das klappt aber auch mit monochromen Farbbildern.
Wenn ich so die Brennweiten analysiere, die ich für SW verwende, dann komme ich auf einen Bereich zwischen ca. 25 und 75 mm. Obwohl ich WW bei 7mm liebe habe ich damit kaum SW Bilder gemacht.
Das spricht auch für deine Theorie des natürlichen Sehens, das SW Bilder eher wirken lässt.
Für mich wirkt Schwarzweiss schon dann interessant (angenehm), wenn es nach der alten Faustformel (ungefähr je 1/3 schwarz, weiß, grau) erstellt wurde.
Bei einem einzelnen Bild (was vermutlich heute der Regelfall ist) mag das mit Rotfilter und Co sicher gut funktionieren.
Schwierig hingegen wird es aus meiner Sicht dann aber bei Mode, Stadtansichten – zumindest ein ganzer Bildband oder eine längere Strecke in einem Magazin wird so dann nicht mehr funktionieren.
Ich denke Schwarzweiss ist problematisch, wenn zuviel, kleinteilige Bildinhalte im „grau in grau“ untergehen und das Auge keinen Fixpunkt findet. In den späten Fotos von Max Missmann ist dieser Eindruck von Plastizität sehr gut zu erkennen, was auch detailreiche Stadtansichten interessant wirken lässt.
Für den Digital-Fotografen, der hin und wieder mal ein Schwarzweissbild als Eyecatcher in einer Serie unterbringen will ist das mit dem „Nachteindruck“ aber sicher einer der besten Wege um den Betrachter nicht allzusehr zu irritieren und die gemischte Bildstrecke harmonisch wirken zu lassen. Ich finde es halt nur schade, dass in letzter Zeit der Effekt – gerade bei Architektur – nicht nur von Hobbyfotografen überstrapaziert wird. Das hell strahlende Gebäude vor „schwarzem Himmel“ bekommst Du ja nun auf fast jeder Ausstellung präsentiert.
Danke für den Link zu Hauke Fischer!
Für mich gibt es da viel zu entdecken.