Olympus Visionaries

Das Image von „Markenbotschaftern“ hat in letzter Zeit erheblich gelitten. Philip Morris zum Beispiel engagiert zwar „IQOS-Ambassadors“ um die jugendliche Kundschaft davon zu überzeugen, dass das Inhalieren von Insektiziden ultracool ist – aber auf Nachfrage von Journalisten bestreiten sie das.

Olympus hat auch schon seit vielen Jahren Markenbotschafter. Das Programm wurde des Öfteren mal geändert und die Verträge, die mit Botschaftern geschlossen werden, unterscheiden sich auch. Genauso wie die Gründe, warum jemand zum „Visionary“ ernannt wird.

Es ist also grundfalsch, daraus, dass man den einen für nen Idioten hält, darauf zu schließen, dass die anderen auch nicht besser sind.

Alle Verträge, die mir bekannt sind, enthalten keine Vergütungen. Ich hatte damals einen Beratervertrag mit Olympus, der eine feste Vergütung und entsprechende Leistung vorsah, aber ich war ja auch kein Visionary.

Jetzt ist das aber nicht so, dass die Ehre völlig umsonst ist. Visionarys erhalten mehr oder weniger lukrative Aufträge für Kurse, Vorträge, Commercials oder auch Einladungen zu Previews. Das wird dann alles extra berechnet und bezahlt. Je nach Verhandlungsgeschick fließen da durchaus nennenswerte Summen. Wenn bei einer Olympus-Veranstaltung jemand vorne steht und erzählt, wie toll das alles ist, dann macht er das absolut nicht umsonst. (Die entsprechenden Stundenlöhne, die da teilweise gezahlt werden, haben mit dem, was ich als Mod bekommen habe, nichts zu tun.)

Es gibt Visionaries, die das machen, weil sie das für eine Ehre ansehen und das Geld als Nebeneffekt mitnehmen – und es gibt Visionaries, für die ist das ein Geschäftsmodell. Die liefern für Olympus, weil sie keinen lukrativeren Vertrag an Land ziehen konnten. Mir sind beide Sorten bekannt – und auch Leute, die irgendwo dazwischen sind.

Es gibt Visionaries, die ausgewählt wurden, weil sie in ihrem Bereich allererste Klasse sind, es gibt Visionaries, die wurden ausgewählt, weil sie die richtigen Leute kennen und es gibt Visionaries, die wurden ausgewählt, weil sie in irgendeinem SM-Profil krass fett viele Follower haben. Oder irgendwas dazwischen.

Visionaries erhalten Leihgeräte – aber die müssen sie wieder zurückgeben. Das kann zwar dauern, bis sie die wieder loswerden, aber behalten ist normalerweise nicht.

Es gibt Verträge, in denen steht drin, dass man während der Laufzeit ausschließlich mit Olympus-Equipment fotografieren darf – und andere Verträge, in denen das nicht steht. Es gibt sogar Visionaries, die sich um das Unterzeichnen des Vertrages gedrückt haben.

Visionary ist also nicht gleich Visionary. Es ist in dem Sinne kein „Qualitätsmerkmal“. Es gibt solche und solche – und vor den einen habe ich höchsten Respekt und die anderen sind für mich ein rotes Tuch. Wenn ihr also beurteilen wollt, ob ihr jemanden ernst nehmt, kuckt nicht auf den Titel, sondern ob er mit seiner Kamera umgehen kann, ob er die Fotografie vorwärts bringt. Oder ob er nur das nachknipst, was gerade „im Trend“ ist.

Und ja, ich hätte da eine kleine Liste mit Olympus-Fotografen, die eigentlich in den Olymp gehören, die aber keine Visionaries sind. Sie sind in dem, was sie machen, Weltspitze, werden aber beharrlich ignoriert. Und ja, natürlich kennt das Oly-Marketing sowohl Frank Kretschmann als auch den Fotonoid. Die wollten auch schon Schulungen und Talks abhalten um den Leuten zu erklären, warum sie die Olys einsetzen. Aber aus welchen Gründen auch immer – war nicht gewünscht.

Es gibt also nicht „Den Visionary“. Und nur weil die beiden bekanntesten Visionary-YouTuber nur noch durchschnittliches YouTube-Niveau liefern, bedeutet das nicht, dass andere Visionaries nicht nach wie vor gute Arbeit machen.

Was nach der Ausgliederung von Imaging aus den Visionarys wird, steht natürlich in den Sternen. Ich vermute, das gesamte Programm wird eingestampft und wieder mal neu gestartet. Aber das ist meine höchst persönliche Vermutung, die durch keinerlei Informationen aus meinen Quellen gestützt wird.

6 Replies to “Olympus Visionaries”

  1. Für den deutschsprachigen Raum würde ich tatsächlich Sie als Visionary vorschlagen. Niemand kennt die Gerätschaften und die dahinter stehende Technik besser. Dazu kommt das Hintergrundwissen durch gute Netzwerke ins Olympus-Lager. Ich fotografiere seit 2012 mit Olympus und kann die Kameras mittlerweile im Schlaf bedienen – dank Ihrer Kamerabücher und den mannigfaltigen Tipps und Tricks aus dem Oly Forum unter der Federherrschaft von RW (das heutige Forum, das offensichtlich ohne Mod daherkommt, taugt nur noch zur Erheiterung).

  2. Mein Kommentar gilt nicht den Visionaries sondern den beiden Farbfotos die Du im Artikel eingebaut hast. Sowohl Idee als auch Ausführung gefallen mir ausgesprochen gut. Das ist so die Art von Bildern bei denen ich so für mich denke: „Ich kann’s doch und mein Equipment auch. Warum hatte ich nicht die Idee Friedhof bzw. Baustelle mit dem im Schrankwandgang stehenden Model zu verbinden?“ Klasse Bilder – nicht nur so dahergesagt.
    Gruß aus HH Achim

  3. JIP wäre gut beraten jeder im deutschspachigen Raum verkauften Kamera einen Link zum Buch – PDF beizulegen.
    Analog jedem Objektiv das Lensbook – PDF.
    Damit hätte JIP schon einmal ein Alleinstellungsmerkmal gehen jeden Mitwettbewerber.
    Den Preis für die RW – PDF könnte JIP als Marketing Kunden Bindung locker verbuchen.

    Ein paar Bilder vom „romantischen Gut Rocksdorf“ würde sich auch ganz gut in der JIP Homepage machen…

  4. Moin,

    et jibt also Sonne und Sonne? 😉
    Ich wüßte nicht mal wer die beiden bekanntesten Oly-Youtuber sind. Muss ich aber vermutlich gar nicht wissen.
    Ich finde es gut wenn Leute von den Produkten mit denen sie arbeiten überzeugt sind, aber Oly generell gut und ConYaKoPenca generell schlechter ist so sinnvoll und glaubwürdig wie die Texte des Herrn Trümp.
    Generiert ein Visionär tatsächlich Umsatz?

    Gruss,
    D

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