Ankerfriedhof

Wer schon an der Algarve war, kennt den Cemitério des Âncoras wahrscheinlich. Da ich noch nie in Portugal war – und auch keine Ahnung habe, ob ich es jemals dorthin schaffe – hatte ich bis gestern davon noch nichts gehört.

Der Cemitério des Âncoras an der Algarve sollte nicht mit dem „Cemetery of Anchors“ auf den Azoren verwechselt werden. Letzteres ist ein Tauchspot, an dem hunderte Schiffe ihre Anker verloren haben, weil sie von Sturm und Wellen beschädigt wurden – 74 sind zwischen 1522 und 1996 dort gesunken.

Der Ankerfriedhof am Strand der Algarve hat einen anderen Hintergrund. Dort gab es früher eine große Fischereiflotte, die hinter rotem Thunfisch her war. Die Anker dienten dazu, die Netze am Grund zu verankern. Diese Fischerei war so erfolgreich, dass der rote Thun vor der Algarve ausgerottet wurde. 1881 fing man vor der Algarve noch 43000 Thunfische, 1960 noch 500. Anfang der 70er wurde dann der Fischfang eingestellt und die Anker am Strand versenkt. Die alte Thunfischfangstation in Tavira ist heute ein Hotel.

2008 stand der rote Thun vor der weltweiten Ausrottung. Ein Fangverbot im Nordatlantik durch EU und USA und dessen Durchsetzung verhinderte das in letzter Minute. Langsam erholen sich die Bestände wieder, so dass sogar vor Mallorca wieder in geringem Maß Thunfische gefangen werden dürfen und die ersten Thune in der Ostsee gesichtet wurden.

Die großen Fische haben auch mächtigen Appetit, so dass sich nun der WWF bereits wegen der Sardinen Sorgen macht und dafür plädiert, die Population zu kontrollieren.

Am „Praia do Barril“, dem Strand an dem der Ankerfriedhof ist, liegen mittlerweile statt Fischerbooten nur noch Touristen, die per Schmalspurbahn von Pedras de El-Rei hergefahren werden.

In der Gegend befindet man sich übrigens auf ziemlich alten Kulturboden: aus Santa Luzia stammt eine griechische Inschrift, die auf eine Kolonie etwa 350 v. Chr hinweist.

Die Fotos und der Hinweis auf den Friedhof stammen von Mario.

One Reply to “Ankerfriedhof”

  1. Am Rande des Hafens von Conil de la Frontera im westlichen Andalusien gibt es auch einen solchen Friedhof, den ich mit meiner OM-D schon mal inszeniert habe. Ein spannendes Motiv…

Schreibe einen Kommentar zu RaBuDu Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert