Ich habe die letzten vier Wochen die Doku von Pyras 2019 fertig geschnitten. Das Material dieses Wochenendes sind 223GB. In FullHD. Hätten wir in 4K gedreht, wäre das bei etwa einem Terabyte gelandet. Was bedeutet, dass das ohne eine 2TB-Platte im Schnittrechner überhaupt nicht mehr bearbeitbar gewesen wäre.
Gut, 2TB SSDs gibt’s mittlerweile für unter 250 Euro nachgeworfen, kann man also machen. Und aktuelle Rechner mit vielen Kernen, viel Gigahertz und noch mehr RAM – kann man alles kaufen. Und sooo teuer sind NAS auch nicht mehr, so dass man für das Backup auch mal locker von 8TB auf ein 30TB-NAS aufrüsten kann. Kostet so um die 2000 Euro – ist auch nicht so dramatisch. Dazu noch ein paar E-M1II als Ersatz für die drei E-M5II, E-M1 und PEN-F. Und in jede Kamera zwei 128GB SD-UHSII-Karten mit 300MB/s. Nochmal insgesamt 10k Euro. Ach ja, zwei 4KMonitore samt Schreibtisch stehen auch noch auf der Liste.
Etwas lästig ist, dass das fertige Video dann nicht mehr 4GB groß ist, sondern 16GB – und das schon mit starker Komprimierung. So richtig gutes 4K, da haben wir dann weit über 20GB und da braucht’s dann auf Vimeo schon nen unlimited Account für knapp 1000 Euro im Jahr, damit man das auf einen Rutsch hochladen kann.
Kleines Problem noch: die Olys können den „Zoomrahmen“ nur mit FHD, mit 4K geht das nicht. Da ich aber viel damit arbeite, um CloseUps machen zu können, bräuchte ich zwei zusätzliche Kameras mit langem Tele und zwei zusätzliche Kameraleute. Also statt fünf Leuten sieben. Und nicht 1TB, sondern 1,4TB Daten. Dann wird’s im Fotografengraben langsam eng, weil sich dort noch andere drängeln. Die Fotografen halt.
Wenn wir über 8K reden, dann sind es nicht 1,4TB, sondern 5,6TB. Für ein einziges Projekt von 22 Minuten. (Eine 8TB SSD gibt’s schon für unter 1000 Euro, Backup-Lösungen für 100TB werden dann allerdings finanziell anspruchsvoll…)
Und am Ende kucken es sich die Leute auf ihrem Smartphone an. Wenn man viel Dusel hat, auf ihrem FHD-Notebook in FullScreen.
Deshalb drehe und schneide ich nach wie vor in FHD. Sollte ich jemals einen abendfüllenden Spielfilm fürs Kino mit mindestens mittlerem sechsstelligem Budget produzieren, werde ich selbstverfreilich sofort auf 4K umstellen. Logo.
Bei Arri gibt es kein natives 8K, und damit ist klar, dass niemand 8K braucht, bzw. kein Vollprofi, sonst hätte Arri es. Das meiste wird wohl nativ auf 3,2 K gedreht und dann hoch oder runter gerechnet.
Der technisch beste Kinosaal in München, das Astor hat einen 4K-LaserProjektor. Die Leinwand ist ca. 20 Meter breit.
Der kleine Kinosaal im Keller, der Club, hat „nur“ einen 2K-Projektor (ist auch nur ca. 8 Meter breit)
So viel zu diesem Schwachsinn mit immer mehr und immer kleineren Pixeln auch bei bewegten Bildern.
Dark wurde mit 6.5k gedreht. Mit einer Arri…
Und 8k wird im Professionellen Bereich kommen so wie 4K kam.
„Professioneller Bereich“. Der professionelle Bereich reicht von Imagevideos für den Bäcker um die Ecke bis zu großen Hollywoodproduktionen. Im Augenblick wird 8K vor allem von den Herstellern gepusht. Sony wollte die Olympischen Spiele in Tokio in 8K aufzeichnen. Im Kinobereich (!) wird es nach dem Corona-Zusammenbruch noch Jahre dauern, bis die Betreiber in eine nennenswerte Umrüstung der Projektionstechnik investieren werden. Vor allem, nachdem die Umrüstung für die Hobbit 48fps-Technik sich nicht rentiert hat – weil die anderen Studios nicht nachgezogen haben. „4K“ oder „8K“ wird von vielen als Qualitätsmerkmal missverstanden. Das ist es nicht. Genauso wie Fotografen sagen „Ich fotografiere nur auf Analogfilm“ und damit suggerieren wollen, sie wären allein schon deshalb die besseren Fotografen. Für eine kommerzielle Kinoproduktion macht man heute 4K. Für Fernsehen und Internet wird noch auf Jahre hinaus FHD völlig ausreichend sein.
Worauf ich mit dem Kinobeispiel hinaus will: da gibt es wohl die größten Ansprüche an die Qualität, sowohl was Ton als auch was Bild betrifft. Denn das ist der Bereich, bei dem beim Abspielen – im Kinosaal – die beste Qualität möglich ist.
Das Profi alles ist, womit Geld verdient wird ist mir schon klar.
Stichwort „Dark“. Was habe ich mich über die brutalen Farbabrisse bei den Nachtszenen von GoT gefreut, besonders während der Schlacht um Winterfell in Staffel 8…
Keine Ahnung mit wieviel k GoT – eine der erfolgreichsten und aufwändigsten TV-Produktionen unserer Zeit – gedreht wurde. Bis dato kann es jedenfalls nur in HD gestreamt werden. Wer sich das in 4k reinziehen will muss sich die Blu-Rays zulegen. Aber 4k an den Tagen der „Erstaustrahlung“ – keine Chance. Wer weiß wieviele Menschen GoT zeitgleich jeweils am Tag der VÖ einer neuen Folge gestreamt haben, dürften weltweit aber einige Millionen gewesen sein.
Die Tonwertabrisse haben doch aber nichts mit 4K usw. zu tun, oder?
6,5 K, das ist die „70mm“-Digital-Arri-Kamera Alexa 65 (die es nicht zu kaufen gibt, sondern nur gemietet werden kann), die gibt es schon einige Jahre. Ziel bei der war nicht, mehr als 4K zu erreichen, sondern das große Format wieder nutzen zu können. Die wird meist nur für spezielle Szenen eingesetzt, hin und wieder auch für ganze Filme. Siehe hier: https://www.arrirental.com/en/cameras/alexa-65
Ein Traum, wenn man das Ergebnis über z.B. den oben genannten 4K-Laser-Projektor ansehen darf. Das ist ein Kontrastumfang, eine Sauberkeit – unglaublich.
Eine Umstellung auf ein Format mit höherer Auflösung zieht umfangreiche Folgen nach sich. Da wurden schon langjährig genutzte Studiodekos ausgetauscht, weil man plötzlich sah, wie abgenützt die bestehende war. Das geht bis zur Maske, weil man plötzlich Details sieht, die vorher nicht relevant waren.
Erschüttert bin ich immer wieder, wenn ich sehe, was aus Full HD beim Endverbraucher wird, wenn der Übertragungskanal aus mangelnder Bandbreite nurmehr großflächige Kompressionsartefakte durch lässt. Da sind digitale Bilder in HD oft viel schlimmer als die alten verrauschten analogen SD Aufzeichnungen. Aus meiner Sicht wird sich HD noch recht lange halten weil es für die meisten aktuellen Endgeräte ausreicht.
Klar, dass ein QHD mit 14 Bit HDR aus der Nähe geil aussieht, aber wer hat die Möglichkeit und die Ausrüstung, sowas überhaupt abzuspielen? Wer die Bandbreite, um das zu übertragen und wer sieht eigentlich so genau hin (Pixel-Peeper mal ausgenommen)?
Was schreibt ihr hier für Subversives zeugs…. Die Industrie braucht Umsätze, die Leute müssen Kaufen, dafür bedarf es Kaufanreize. Was du hier an Ersparnis für dich ausrechnest, das sind wegfallende Einnahmen für andere! Die Show muss weitergehen, egal ob für das Endgerät menschliches Auge noch ein Unterschied auszumachen ist oder nicht. Marketing und Image ist alles. Egal wie es der Umwelt dabei geht.
Jedenfalls, muss ich zugeben, daß ich mir immer öfter die gleichmäßig weiche SD Auflösung von vor wenigen Jahren zurückwünsche, wenn Bandbreiten bedingt heute beim Streaming die Bildqualität ständig am „pumpen“ ist. An ersteres gewöhnt sich das Auge nämlich überraschend schnell, und man taucht bei interessantem Material schnell ein. Letzteres erinnert einen ständig daran, daß alles nur ein Video ist.