Black Lives…

In den USA gibt’s jetzt nächtliche Ausgangssperren. Nicht wegen Corona. Oder vielleicht hat die Seuche und der heldenhafte Umgang des Twitter-Junkies damit als Brandbeschleuniger gewirkt.

Anyway. Es ist an der Zeit ein Video auszugraben, das ich mit ein paar Jugendlichen vor 17 Jahren gedreht habe. Das war damals schon ein irrer Papierkrieg , damit ich an der Schule im Unterricht drehen durfte. Wir hatten damals eine Sony Digital8-Kamera, an der fast nichts per Hand einstellbar war – und wir hatten nur eine von der Sorte. Es ist allerdings die Frage, ob dieses Video heute noch so möglich wäre. Es ist schon nach 17 Jahren ein Zeitdokument. Manches hat sich geändert – zum Beispiel endet die Grundschule Pyrbaum mittlerweile nach der vierten Klasse – anderes nicht – der Bürgermeister hieß bis vor wenigen Wochen immer noch Belzl.

Das Video wurde damals für das Jugendfilmfestival gedreht und bekam dort warmen Applaus – und keinen Preis. Aber für die Jugendlichen war es ein Knüller – denn die Dreharbeiten waren Dorfgespräch.

Es geht eigentlich nur um den Alltag eines farbigen Jungen in einem Dorf in der Oberpfalz in den Nuller-Jahren. Als es noch keine Smartphones gab. Und um die bunt gemischten Jugendlichen in seinem Umfeld, die nicht wissen, was das Wort „Toleranz“ bedeutet, aber ganz selbstverständlich miteinander umgehen, ohne Ansicht von Herkunft oder Hautfarbe.

https://youtu.be/Br13jh1FrUw

Die Musik im Video ist Copyrighted, deshalb ist das Video auch auf YouTube – denn die haben entsprechende Verträge mit den Rechteinhabern. Das ist damals so geschnitten worden – und kann jetzt nicht mehr raus, weil teilweise der O-Ton überlagert ist.

Das Titelbild ist ein Szenenfoto aus dem Film – deshalb auch in lausiger Qualität.

Den Jugendtreff Basement gibt es immer noch – allerdings finden dort schon seit 15 Jahren keine Boxkämpfe mehr statt und derzeit hat er auf virtuelle Treffs umgestellt.

Ich habe das Gefühl, dass der Rassismus in der Gesellschaft – auch in Deutschland – zugenommen hat. Was ich ziemlich schräg finde, denn wir waren auf einem guten Weg. Vielleicht sind auch nur die Rassisten lauter geworden. Und hoffen, dass sie mit ihrem „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ mehrheitsfähig werden.

Ja, Du darfst das sagen. This is a free country. Aber ich muss Dir nicht zuhören.

11 Replies to “Black Lives…”

    1. Du kannst mir sicher einen alternativen, besseren Titel für das Video vorschlagen unter Berücksichtigung des Inhalts und der Entstehungszeit – 2003.

      1. Warum du meinen Kommentar auf den Titel beziehst erschließt sich für mich nicht. Ich habe mich jedenfalls auf die Bezeichnung „farbigen Jungen“ im vierten Absatz bezogen.

        Warum „farbig“ ein diskriminierender und negativ konnotierter Begriff ist, kann man innerhalb von wenigen Sekunden bspw. auf der Homepage von Amnesty International oder auch bei Wikipedia nachlesen.

        Die politisch korrekte Bezeichnung ist jedenfalls schwarz oder PoC (Person of Color). Und das im Übrigen auch schon vor dem Jahr 2003.

        1. Tja, das ist halt das Problem, wenn man sich das Video nicht ankuckt, um das es geht. Und wenn man sich auf unbelegte Aussagen von NGOs verlässt. Zitat: „Begriffe wie „Farbige“ oder „Dunkelhäutige“ lehnen viele People of Color ab.“ Der Titel des Videos wurde seinerzeit mit genau diesen „People Of Color“ abgesprochen und absolut keiner der Betroffenen hat irgendwelche Einwände erhoben. Wikipedia: „Der Begriff Person of Color (mit großem „C“) wird auch in Deutschland von einigen politischen Gruppen und Aktivisten sowie in postkolonialen Diskurszusammenhängen in den Sozialwissenschaften verwendet.“ Das ist kein mehrheitsfähiger Begriff, sondern ein in bestimmten Subkulturen neuerdings üblicher Anglizismus. Ähnlich wie „Queer“. Das ist eigentlich ein amerikanisches Schimpfwort, aber verschiedene Subkulturen verwenden das als positiv konnotierte Bezeichnung. Also kann man jeden, der das Wort „queer“ verwendet wahlweise als Homophob oder als Szeneinsider wahrnehmen. Die Kritik an Bezeichnern als solchen läuft also ins Leere. Schwarze Rapper bezeichnen sich selbst als „Niggaz“. Wenn ein Antisemit zu einem Juden Jude sagt, dann ist das was anderes, als wenn das ein Jude zu einem Juden sagt. Kritik an der Verwendung von Wörtern ohne Berücksichtigung des Kontextes ist albern. Ich kann nicht alle Texte mit dem Wort „Autobahn“ als Verschwörungsliteratur ablehnen, bloß weil Eva Herman das Wort mal verwendet hat. „Konnotationen“ sind per Definition abhängig von der Kultur in der sie stattfinden. Es gibt Autonamen, die sind in anderen Sprachräumen üble Schimpfwörter. Sie sind dort negativ konnotiert. In Deutschland aber nicht. Bedeutungen und Konnotierungen ändern sich von Subkultur zu Subkultur, von Peergroup zu Peergroup. „Vollformat“ ist in manchen Subgruppen negativ konnotiert. In anderen halt nicht. Soll ich jetzt bei jeder Verwendung des Begriffes den Leuten schreiben, dass Sie einen Begriff verwenden, den Journalisten erfunden haben, weil sie ihre Leser für zu doof halten, zu kapieren, dass „Kleinbildformat“ nicht bedeutet, dass es kleiner als APS-C ist? Auch das bedeutet Toleranz – das ist das Thema des Videos. Vielleicht mal ankucken. Ganz.

    2. Aha – was ist denn aktuell politisch korrekt? Stark pigmentiert?

      Wenn wir als Gesellschaft unsere Anstrengungen darauf fokussieren würden, alle Menschen unabhängig von Farbe, Geschlecht, Religion und sexueller Orientierung gleich zu behandeln, dann wäre viel mehr gewonnen, als wenn die politisch korrekte Bezeichnung gewählt wird – das hilft so gut wie gar nichts!
      Ich bin in einer Zeit groß geworden, als man noch das Wort mit N für Schwarze verwendet hat und ich habe sie dennoch schon immer als gleichwertig betrachtet – einfach weil es Menschen sind, die nur etwas anders aussehen als ich. So what – es sind immer die Taten eines Menschen, die beurteilt werden sollten.
      Grüße Joachim

  1. Nachsatz: Wenn man Taten als Maßstab heranzieht, erkennt man sofort, dass der weiße(orangene) Führer der westlichen Welt ein veritables A..Loch ist, während der Schwarze Bruder des Ermordeten, der trotz aller Trauer und trotz des nachvollziehbaren Zorns zu Frieden aufruft, jeden Zuspruch und alle Unterstützung verdient.
    Grüße Joachim

  2. Die ganze Nummer ist extrem schwierig. Ich hatte früher dunkle, gelockte Haare und bin im Sommer extrem schnell braun geworden. Der Effekt war, dass ich von Menschen, die mich nicht kannten, in die Kategorie „Nichtdeutsch“ einsortiert und entsprechend rassistisch behandelt wurde. Ich bin von Polizisten öfter angehalten worden als andere und mir wurde ein Hakenkreuz auf mein Auto gesprüht. Ich weiß also, wie sich Rassismus in Deutschland anfühlt. Aber – und das ist eben das Problem daran: Die Rassisten waren und sind in der Unterzahl. Die Aussage „Weiße sind“ ist genauso falsch wie „Schwarze sind“. Ja, wenn man an einem Tag einem Rassisten begegnet, der einen blöd anmacht, dann vergisst man die 300 anderen Leute, die das nicht gemacht haben. Wenn ein bescheuerter Mann in der Straßenbahn übergriffig wird, dann vergisst man die restlichen 300 Männer, die das nicht machen. Aber es hilft nichts, Sprache zu verändern. All die „Bürgerinnen und Bürger“-Reden haben an der Ausbeutung von Frauen nichts geändert. Denn Wörter können schneller ihre Bedeutung ändern als sie im Duden stehen. Gegen Rassismus hilft nur: im Real Life Rassismus zu begegnen. Menschen beizustehen, die rassistisch angegangen werden. Das hätte ich mir damals gewünscht. Dass ich in der Straßenbahn nicht allein vier Schlägern gegenüber stehe. Ob die mich „Nigger“ genannt haben, war mir wurscht – aber es wäre toll gewesen, wenn ich nicht solche Angst hätte haben müssen.

  3. Das Video ist auf YT aus urheberrechtlichen Gründen durch die WMG gesperrt. WMG = Warner Music Group nehme ich mal an.
    Joachim stimme ich zu, praktizierte Gleichbehandlung ist besser als ständig darauf zu achten, eine politisch korrekte Sprache zu verwenden (um ggf. hinterm Rücken dann doch wieder anders zu reden).
    Ich habe Menschen kennengelernt, in deren Milieu die Sprache recht „robust“ gewesen ist und alles andere als politisch korrekt, aber jeder wurde unabhängig seiner Religion, Hautfarbe und Herkunft respektiert und gleichwertig behandelt.

    1. Jo, das ist Otis Redding – Sitting on dock…. lief anfangs durch, aber jetzt doch gesperrt. Ich schalte das Lieb stumm, überarbeite das Video doch nochmal, werfe alle fremde Musik raus und stelle das dann auf Vimeo ein. Dauert aber ein paar Tage.

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