Olympus hat ja mit dem FW-Update auf 3.0 der E-M1II auch ein Update von Workspace rausgebracht, das die neue Funktion „Darken Composite“ mitbringt. (Und hat das auch gleich entsprechend gehypt.)
Die Funktion habe ich vor einigen Jahren mal für die Kamera angeregt – einfach als Alternative zum bekannten LiveComposite. Ich habe damals einen Stapel Bilder ausgedruckt um zu zeigen, was man damit machen könnte, wenn es die Funktion gäbe. Aber anstatt die Funktion in die Kamera zu bauen, haben sie sie in Workspace eingebaut. Nun hat’s die Funktion aber eben schon in so ziemlich jedem Malprogramm der letzten zehn Jahre drin. Nur viel besser parametrisierbar. Einige Programme können nur jeweils zwei Bilder entsprechend zusammenrechnen, andere Programm können das in einem Rutsch gleich mit einem Dutzend oder mehr. Man kann da nicht nur auswählen, ob „Heller“ oder „Dunkler“ sondern auch auf welchen Kanal sich das beziehen soll und ob die einzelnen Pixel eventuell halb transparent sein können.
Ich habe nun mal die Funktion gegen das uralte PhotoPaint X6 antreten lassen. Beim Titelbild waren die Ergebnisse bei „Darken“ so gut wie identisch. Das Histogramm hat sich etwas geändert, aber die kritischen Details waren unterschiedslos. Das sind allerdings Graustufen. Also habe ich fünf Fotos aus Ribe verwendet um zu zeigen, wo die Unterschiede sind:
Das sind die fünf Fotos. Dom mit Autos, mit zwei Personen, ganz ohne und zwei LC-Bilder mit unterschiedlichen Autospuren.
Wenn man „Lighten“ anwendet, erwartet man so ein Ergebnis:
Denn zweifellos sollte sich das weiße Auto durchsetzen. Nur. Das Bild stammt aus PhotoPaint. Workspace produziert das hier:
Der helle Streifen ist deutlich abgeschwächt. Das Ergebnis hat mit dem Verhalten von LiveComposite nichts zu tun – denn wie das aussieht, sieht man ja am LC-Bild oben. Es ist also NICHT möglich, ein LC-Bild mit Workspace zu simulieren. Was passiert nun bei „Darken“?
Das hier kommt aus Workspace:
Und das hier aus PhotoPaint:
Auf den ersten Blick wenig Unterschied, aber das gesättigte Rot des Fahrzeugs links unten schlägt bei PhotoPaint deutlich durch. Und das hintere Seitenfenster des weißen Fahrzeugs hat einen geringfügig anderen Farbton. Offensichtlich sind stark gesättigte Farben wirksamer. Die werden bei Workspace abgedunkelt – aber trotzdem sichtbar. Bei PhotoPaint verwende ich als Methode „Alle Kanäle“.
Während ich bei LiveComposite mit entsprechend Licht alles, aber auch alles überschreiben kann, ist das in Workspace weder in die eine noch in die andere Richtung möglich. Selbst wenn ich etwa mit schwarzen Tüchern zuhänge, kann es mir passieren, dass Elemente, die heller sind, im fertigen Bild durchscheinen. Gerade im Studio sorgt das für graue Haare.
Im Prinzip ist also das, was Olympus uns da geliefert hat, nix Neues und noch nicht mal was besonders Gutes. Selbst Snapseed kann das besser und flexibler. Und – siehe da – man kann damit nicht mal LC im PC „nachbauen“. Gerade die „Heller“-Funktion ist eher eine Mischung aus Doppelbelichtung und LiveComposite – und als solche viel zu unflexibel. Da ist die Funktion zur Überlagerung im gleichen Menü, die hier „Composite-Aufnahmen“ heißt, und bis zu fünf Bilder verarbeiten kann, noch flexibler, da man die Gewichtung jeder einzelnen Aufnahme justieren kann.
In Summe ist es irgendwie verständlich, dass diese Funktion bislang von der Community eher lausig angenommen wurde. Sie erfordert hohe Vorstellungskraft bei der Entwicklung des Bildes – denn man sieht erst am PC ob’s funktioniert hat – und eine extreme Frustrationstoleranz, weil bei genauer Ansicht Bildelemente durchscheinen, die man mit extremem Aufwand versteckt zu haben glaubte.
Olympus, da müsst ihr nochmal ran, damit man damit was anfangen kann – und damit das Spaß macht. Ich hab euch schon vor Jahren ein Konzept geschickt, wie sowas richtig, richtig Laune machen könnte. Kramt einfach mal nach….