Tilbud ist dänisch und heißt „Angebot“ – ist jetzt keine Überraschung, sowas auf einem Kundenstopper in Ringkøbing zu finden. Generell gibt es verblüffend viele kleine Fotoläden in Südjütland – und alle haben Olys im Angebot.
Das Foto ist vom 30.10.2019. Im Angebot eine E-PL8. Die kam – Sekunde – im Oktober 2016 raus und ist seit Februar 2019 abgekündigt.
Auch hier gibt’s Olympus, bei Lasbo Foto in Ribe.
Die E-M10II gibt’s für 4999 Kronen inklusive 14-42 und 45 1,8. Das sind 669 Euro. Also wer in den nächsten Tagen in Ribe vorbeistolpert und eine neue E-M10II samt zwei Objektiven für einen echt konkurrenzfähigen Preis sucht: Lasbo Foto.
Was es nicht gab: E-M1en. Keine. Egal ob 1.1, 1.2 oder 1.X. E-M10III? Nein. E-PL9? Nein. Eine PEN-F habe ich noch stehen sehen.
Vor Lasbo-Foto ist mir ein deutsches Pärchen über den Weg gelaufen, beide mit großen Nikons, der Herr beim hellichten Tag mit hochgeklapptem Aufklappblitz und ohne Streulichtblende, die Dame mit der langen Tüte, UV-Filter und Geli in schonender Parkstellung. Ich habe lange überlegt, ob ich was sagen soll – aber mich dagegen entschieden. Klugscheisser mag keiner, deutsche Klugscheisser schon gleich gar nicht. Solange sie Spaß an der Sache haben und damit niemandem weh tun ….
Warum ich die beiden Läden angesprochen habe? Auf dem allseits bekannten Gerüchteportal wurde kolportiert, dass Olympus plane, in Dänemark eigene Läden aufzumachen. (Wobei ich bei dem Foto eher an eine Art Pop-Up-Store zur Kameraleihe gedacht habe.) Allerdings habe ich das Olympus schon Mitte 2010 vorgeschlagen. PEN-Shops. In denen es alles zu PENs gibt – nicht nur die damals wenigen Kameras und wenigen Objektive, sondern auch Zubehör und Gadgets. Und sinnvollerweise mit nem Eck, in dem man das Zeug auch wirklich ausprobieren kann und man nicht nur immer Vitrinen bei schlechtem Licht knipsen muss, wenn man im Laden mal was testen will.
Ist leider damals abgeleht worden, man wolle den ganz wichtigen Fachhandel nicht brüskieren.
Und damit bin ich bei meinem Nikon-Pärchen. Der Fachhandel hat nämlich mittlerweile wohl die Fortbildung der Verkäufer nahezu eingestellt. Produktkenntnisse oder gar fotografische Kenntnisse und Praxiserfahrung werden nicht mehr gefördert, es geht nur um kurzfristigen Umsatz. Dass dann langfristig nur noch GAS-Opfer neue Hardware kaufen – so what? Das ist dann die Schuld des Marktes, der Handys, der falschen Produktpolitik der Hersteller oder der doofen Konsumenten.
Mittlerweile ist diese Lernverweigerung des Handels bei den Herstellern angelangt. Wenn der Handel keine Innovationen mehr verkaufen kann, weil er sie nicht versteht – dann bauen die Hersteller keine mehr ein. Denn jeder Verkäufer weiß: zu viel Informationen kann der Kunde nicht verarbeiten. Keep it stupid – sonst fühlt sich der Kunde überfordert und verlässt den Laden. Ein Sieg der Ignoranz auf ganzer Linie. Die zunehmend langweiligeren Produkte sind eine direkte Folge. Und die Krise der Branche ebenfalls.
Eine ganze Branche hat zwanzig Jahre Party gefeiert und es verpasst, vorzusorgen. Jetzt sterben die Kunden, die noch fotografisch gebildet waren, (früher gab’s sehr aktive Fotogruppen in den Schulen!) langsam weg und es ist weder die Infrastruktur dazu da, noch das Personal, noch das Geld, um den Nachwuchs auszubilden, der dann irgendwann mal wieder Kameras und Objektive kaufen soll.
Jetzt müsste die Branche Geld in die Hand nehmen um zu zeigen, worin wirklich der Unterschied zwischen Handy und Systemkamera liegt. Und er liegt nicht darin, dass man an ferne Locations jettet und HotSpots ablichtet.
Und nein, YouTube-Videos und Kamerabücher sind es nicht. Sie können unterstützen, aber man lernt daraus nicht fotografieren. Auch nicht aus meinen Büchern. Sorry.
Hallo Reinhard, kann deine Story vollinhaltlich bestätigen, auch weil ich mich darinnen teilweise wiederfinde. 1950 mit einer Contessa meines Vaters begonnen und habe über Leica M2, vielen Canons und Nikons mit Pen-F und E-M1X jetzt das Ende gefunden. Fachleute mit Freude am Beruf gibt es (fast) nicht mehr – in keiner Branche.
Gruss Josef
Ich fotografiere immer noch mit der M10 Mark II, und auch wenn ich gelegentlich zur M5 oder M1 schiele (nicht zur M1X), neige ich nicht dazu, mir solch ein Gerät anzuschaffen. ich beginne nämlich gerade die M10 zu begreifen, nachdem ich jetzt fast drei Jahre damit geknipst und zuletzt immer mehr fotografiert habe. Ich hoffe, dass sie noch so lange hält, bis ich sie dann tatsächlich beherrsche. Der Wechsel zu einem anderen Modell wäre dann vielleicht angebracht. Ähnlich geht es mir mit der Pen E-P5. Nach all dem Lob über die digitale Pen F könnte ich ja geneigt sein, sie gegen diese zu tauschen. Allein das verhindert schon der Preis und letztendlich nutze ich die P5 seltener als die OM-D, schon des fehlenden Suchers wegen und aufsetzen mag ich den auf die Pen nicht. Sie verliert dann das, was sie auszeichnet, die Handlichkeit, die Nutzbarkeit als „Kleines Gepäck“. Es tut mir leid – aber ich bin für Olympus ein schlechter Umsatzbringer und ich kann nur hoffen, dass sie genug Leute mit GAS finden, die die Kamerasparte so lange am Leben halten, bis ich mir dann doch wieder eine neue Kamera kaufen muss.
Zitat:“ aber man lernt daraus nicht fotografieren. Auch nicht aus meinen Büchern. Sorry.“
Da muss ich vehement widersprechen. Wenn man Deine Bücher liest und nicht nur die in den eigenen Augen wichtige Passagen durchblättert, dann bekommt man ein andere Verständnis für seine Kamera und die Funktionen. Man beginnt, die Kamera bewusster zu nutzen. Mit dem Handy knipse ich, egal was, nur aus Spaß, zum schnellen posten oder ähnlich. Die M10II und erst recht die Pen-F nutze ich, eben durch durch Deine Bücher, deutliche bewusster.
„Vor Lasbo-Foto ist mir ein deutsches Pärchen über den Weg gelaufen, beide mit großen Nikons, der Herr beim hellichten Tag mit hochgeklapptem Aufklappblitz und ohne Streulichtblende, die Dame mit der langen Tüte, UV-Filter und Geli in schonender Parkstellung. Ich habe lange überlegt, ob ich was sagen soll – aber mich dagegen entschieden. Klugscheisser mag keiner, deutsche Klugscheisser schon gleich gar nicht. Solange sie Spaß an der Sache haben und damit niemandem weh tun ….“
Oh wie wahr – auch so oft schon beobachtet
Geli in Parkstellung, das schaffen sogar „Profis“, zuletzt bei einer Hochzeit gesehen.
Das kannst Du alles an der PEN-F festmachen. Eine Kamera die den Fotografen bei der Bildgestaltung/ in seiner Kreativität unterstützen soll, aber deren entsprechende Funktionen für ein Verkaufsgespräch am Ladentresen einfach zu umfangreich/ ausgefallen/ innovativ sind. Bei „Klick und ab in den virtuellen Warenkorb“ sogar noch schwieriger zu vermitteln, denn eine gutgemachte Seite vom Hersteller zum Verlinken für den Handel gab es meines Wissens auch nicht. So wurde eigentlich schon von Herstellerseite die Weiche in Richtung Jubi-Modell, Design-Ikone, weg vom eigentlichen Highlight gestellt. Der eingebaute Sucher, für die neuen Funktionen unumgänglich, fand wenigstens Beachtung.
Wenn man aber ehrlich ist, dann hätte es technisch dafür auch gar keine PEN-F gebraucht. Zumindest für mich als Brillenträger ist der LCD-Sucher einer OM-D noch immer komfortabler und die „Kreativ-Funktionen“ passen auch gut auf die Multifunktionstaste der OM-D. Bleibt eigentlich nur das besondere Gefühl, was einige Leute durch die PEN-F verspüren. Ich selbst bin da vielleicht anders gepolt. Für ein entspanntes Arbeiten, oder nennt es meinetwegen entschleunigte „Slow“ Photographie ist für mich auch die Ergonomie einer Kamera entscheidend.
Vielleicht nicht bei der X, aber bei der 5 III hätte ich erwartet, dass sie, vielleicht durch einen umfangreichen Schwarz/weiß-Modus der PEN-F-Gemeinde eine Alternative bietet.
Deine Beobachtungen in Dänemark begeistern mich. Anstatt die Kameras billig im Internet zu verramschen, warten die dort für einen fairen Preis auf einen Käufer – der eine Menge Freude mit Ihnen haben wird.
Wenn Du in Internetforen aktiv bist, kannst Du Dir damit jedes Hobby verleiden. Das fällt einem besonders im Urlaub auf, wo man ohne irgendeinen Anspruch mit der Kamera auf Entdeckungstour geht und wieder Spaß bei der Sache hat.
Ich weiß nicht was die Industrie immer neues bringen soll. Ich fotografiere keine Hochzeiten bei Kerzenlicht – und warum das angeblich so viele Mitforenten machen ist mir ein Rätsel. Eigentlich müssten doch Familie, Urlaub und Hobby die bevorzugten Motive sein, die sich schon zu analogen Zeiten mit der guten und soliden OM-10 (beworben für 80% der photographischen Aufgaben) erledigen ließen.
Viele greifen doch auch aus Resignation zum Handy. Warum eine Systemkamera herumtragen, wenn man trotzdem nicht gegen die gepimpte Bilderflut anstinken oder wenigsten mithalten kann.
Wenn ein Hersteller es schafft den Leuten statt ultimativem Technikgedöns wieder Spaß am Fotografieren zu vermitteln, ihnen keine am Rechner zusammengebastelten Aufnahmen in der Werbung vorsetzt und somit unterschwellig vermittelt, du bist nur zu blöd das hinzubekommen, wir zeigen Dir ja hier dass das geht. Dann kann er auch wieder ein paar Leute für seine Kameras begeistern. Ist ein langsamer, steiniger Weg, der sich nach heutigen Maßstäben sicher auch nicht rechnet. Also wenn überhaupt, dann etwas für Olympus.
Klugscheißern, nach der Art von Internetforen, ist sicher nicht gerne gesehen. Wenn man aber vielleicht durch Zufall ins Gespräch kommt, dann freut man sich bestimmt, wenn ein anderer Foto-Enthusiast einen Tipp gibt, wie man ganz einfach zu besseren Ergebnissen kommt (Gegenlichtblende). Auf eine ähnliche Weise habe ich noch als Schüler den „OM-Doktor“ Frank Timmann kennengelernt, der mir in Travemünde auf sympathische Art ein paar Tipps vermittelte, ohne derzeit zu wissen, dass es sich um einen Mitarbeiter von Olympus handelte. Es braucht nicht immer die ganz große Fotoschule. Ich denke viele wären einfach schon glücklich zu machen, wenn sie das auf den Chip bekommen, was sie vermeintlich zu sehen glauben – und dabei helfen Deine Bücher ungemein.
Beste Grüße
Frank