Man kommt um das Thema nicht rum. Also hänge ich mich halt mit ein paar Fotos dran. Die sind alle mit einer alten Exakta mit 50mm 2,8 gemacht, Belichtungsmessung war was für Weicheier und damals hat kein Mensch gedacht, dass solche Fotos mal historisch sein würden.

Hier haben wir die Hardenbergstraße zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Rechts die Deutsche Bank ist mittlerweile abgerissen. Dafür ist der verhungerte Baum vor der KKB heftig gewachsen, auch wenn’s die KKB nicht mehr gibt – die heißt jetzt Targo-Bank.

Im Osten waren damals die gleichen Autofarben in Mode, wie im Westen. Eiweiß und Dottergelb. Und wer denkt, damals hätte es im Osten keine Werbung gegeben – hier ist der Gegenbeweis. Halt ein bisschen kleinteiliger. Und die obere Reihe war wohl eher unbeliebt – das konnte keiner mehr lesen.

Übernachtet haben wir damals im Jugendgästehaus Nord der „Schreberjugend„. Ein legendärer Klotz im Wedding, in der Hochstraße. Er war schon Anfang der 80er Architektur von vorgestern:

Innen drin hatte es Fünf-Bett-Zimmer, so dass in dem Bunker fast 1000 Jugendliche unterkommen konnten.

Aus Grund des Datenschutzes habe ich jetzt nur ein unscharfes Foto eingestellt 😉

Das Haus wurde nach der Wende nicht abgerissen, sondern umgebaut und war mal ne ganze Zeit ein Holiday Inn, jetzt ist es ein Moxy, das zur Marriott-Kette gehört.

Aussicht über den Wedding vom Gästehaus aus….

Klar, als Schüler hatte man damals den obligatorischen Ostbesuch mit Zwangsumtausch und betreutem Spaziergang hinter dem eisernen Vorhang. Wirklich mitgekriegt hat man nichts, schon allein, weil man vor lauter Angst vor der Stasi nicht zu husten wagte. Ein Mittagessen in einem Ost-Restaurant diente dazu das Ostgeld rauszuhauen, ein bisschen Kontakt mit den Eingeborenen kam dabei rum, aber verstanden haben wir gar nichts. Wie auch. Nur dass uns ein paar angeflachst haben, wir könnten doch Pässe tauschen. Das war natürlich der Spruch, den wir erwartet hatten…

Und natürlich hatten wir dicke Eddings dabei und haben uns auch auf der Mauer verewigt. Als dann vor 30 Jahren die Übergänge aufgemacht wurden, saßen wir in der Studenten-WG vor dem Fernseher und wurden vom Hauch der Geschichte gestreift. Zwischenzeitlich hatte ich im „Osten“ gearbeitet und einen anderen Blick auf den real existierenden Sozialismus bekommen. Und wir hatten sowas wie Hoffnung, dass vielleicht das, was sich da anbahnte – ein demokratischer Sozialismus – überleben und ein bisschen auf unsere Gesellschaft abfärben könnte. Wenn man dem Zusammengehen der Staaten so etwa zehn Jahre Zeit geben würde. Tja, Kohl hatte es etwas eiliger und der Rest ist Geschichte. Was passiert wäre, wenn sich die Reformer damals hätten durchsetzen können? Es ist müßig, zu spekulieren. Sie haben nicht.

4 Replies to “Berlin 1981”

  1. Ja, 1981 war ich – mit einigen Kommilitonen – auch in Berlin. Das Gästehaus und die Aussicht kommt mir bekannt vor, evtl. haben wir auch da übernachtet. Der Westen war (in der Erinnerung) „bunt“, der Osten „blass“ und bedrückend. Dort haben wir einige Bücher (die man in den Westen mitnehmen konnte) gekauft, der Rest des Zwangsumtauschs wurde im Restaurant unter dem Fernsehturm verprasst. Wir waren froh, wieder im Westen zu sein….
    Fotografiert habe ich auch (mit meiner neuen Canon SLR – war damals ganz stolz darauf), Film war ein Agfachrome 50S – kennt den noch jemand?
    Schöne Erinnerungen :=))

  2. Tja, ich bin Mauerkind:
    „Ick bin een Berlina!“
    Meine Eltern waren verlobt und plötzlich stand die Mauer dazwischen. Da ich noch nicht unterwegs war wurde es nichts mit der offiziellen Familienzusammenführung. Also hat Vati sich eine Frau „gekauft“. Hat mehr als sein Jahresgehalt im öffentlichen Dienst gekostet. Der, der das Geld bekommen hat, wurde früher in der „BRD“ gefeiert und hieß „Fluchthelfer“. Heute werden sie Verbrechern gleichgesetzt und „Schleuser“ genannt. Das war damals schon die Sichtweise der „DDR“. Zeiten und Perspektiven ändern sich…
    1965 sind wir nach Hamburg gezogen. Besuche in West-Berlin waren nur per Flug möglich (Nur British Airways oder PanAM (und Air France?) – die Siegermächte durften über die sowietische Zone fliegen, die Lufthansa nicht!). Ab 1972, nach den Ostverträgen und der Amnestie für „Republikflüchtlinge“ und „Fluchthelfer“ (die DDR-Sicht), auch per Bahn oder Auto (Transit auf der alten F5, heute B5 – die A24 gab´s noch nicht). Gewohnt haben wir bei den besuchten Verwandten.
    Nach 1972 durften wir dann auch in die DDR reisen und meine Verwandten mütterlicherseits besuchen. Anfänglich nur zur Fuß, d.h. am Bahnhof Friedrichstraße die Grenze zu Fuß passieren und dann mit der S-Bahn weiter. Später durften wir auch mit dem Auto einreisen, welches dann an der Grenze jedes Mal komplett zerlegt wurde.
    Zur Konfirmation haben mir meine (DDR-) Großeltern eine Exa 1b mit Schachtsucher geschenkt. Weil das Schmuggelware war hab ich sie nie mit in die DDR zu den Besuchen genommen. Außerdem haben wir uns sowieso sehr zurückgehalten, was die Fotografie anging. Später mit der OM-2N hab ich schon ein paar Fotos gemacht. Aber nicht wirklich viele. „DDR“ war für mich ja gelebte Realität, wenn auch nur maximal 30 Tage im Jahr…
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    Vor 30 Jahren wäre ich gerne nach Berlin gefahren, denn die Grenzöffnung bedeutete ja, dass nun meine Verwandten, die noch nicht im Rentenalter waren, auch endlich in den Westen reisen durften. Geschafft habe ich es erst zu den Feiertagen Ende 1989.
    Die politischen Diskussionen wurden da immer noch hinter vorgehaltener Hand geführt.
    Mein Großvater, Baujahr 1909, hat immer gesagt: „Kinder, macht jetzt etwas Vernünftiges drauß!“ Er hat auch davon geträumt, dass ein demokratischer Sozialismus eine Chance bekommt – oder zumindest eine wirklich soziale Demokratie…
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    In einem Punkt muss ich Reinhard korrigieren:
    Nicht nur Kohl hatte es eilig. Auch viele DDR-Bürger wollten schnell und „genau so“ zum Westen gehören. Mallorca, Jacobskaffee und tolle Autos waren der Mehrheit (?) wichtiger, als ein gründliches Nachdenken über das zukünftige Gesellschaftssystem. 🙁
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    Mittlerweile ist die Mauer schon länger weg, als sie überhaupt gestanden hat. Unterschiede sind geblieben.
    Meine persönliche Beobachtung ist (und manche meiner Verwandten, die nach wie vor im Osten leben, bestätigen dies), dass einige Ex-DDR-Bürger das „Benachteiligt-Sein“ hegen und pflegen. Systembedingt oder historisch abgehängt zu sein, sich zum Opfer der Umstände zu erklären, ist nämlich bequemer, als für Mallorca, Jacobskaffee und tolle Autos keulen zu müssen…
    Und dann gibt es politische Parteien, die auf diesen Zug aufspringen und für ihre Zwecke nutzen. *grmpf*
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    sinniert
    Martin

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