Das ist ein Screenshot des Kameramenüs der E-520. Das ist elf Jahre her und wer sich das Menü aktueller Olys ankuckt, wird Gemeinsamkeiten feststellen. So ist „D“ immer noch der Menüpunkt, hinter dem die Display-Optionen stecken. Andere Optionen haben immer mal wieder den Ort gewechselt, meistens mehr oder weniger sinnvoll, wenn etwa der Blitzweißabgleich von der Farbe zum Blitz gewandert ist.
Die Menüs der Olys gelten branchenweit als unbedienbare Katastrophe.
Warum ich das Thema aufgreife? Heute morgen war ein passender Dilbert dazu. Ein Userinterface sollte selbsterklärend sein, Handbücher unnötig. (Und damit natürlich auch meine Arbeit als Handbuchautor.) Die Frage ist, warum sind die Menüs und Knöppkes der Kameras das noch nicht? Nach über hundert Jahren Entwicklung? Und – Leute, die Canons, Nikons, Panasonics und Fujis sind keinen Deut besser. Die werfen noch mehr mit unerklärten Icons um sich und wenn man irgendwas genauer einstellen will, dann kramt man genauso in wirren Menüs. Ich habe erlebt, dass ich einem Journalistenkollegen an seiner Profi-Nikon zeigen musste, wie man die Langzeitsynchronisation aktivieren kann, zwei Pentax-Botschafter benötigten fünf Minuten um ein einzelnes AF-Feld einzustellen und ich habe noch nie einen Touristen getroffen, der wusste, wie man bei seiner Canon in Modus M Blende UND Belichtungszeit einstellt.
Warum jammern also alle besonders über das Oly-Menü? Weil die Olys extrem konfigurierbar sind. Menüoptionen, die andere nicht haben, machen natürlich die Menüs einfacher. Eine Canon Einsteiger-DSLR kommt mit ein paar Icons im Menü aus, weil man eben nichts einstellen kann. So ähnlich wie die Kodak Instamatic früher. Ein Knopf. Und zum Filmwechsel ist man in den Fotoladen gegangen. (Kein Witz. Habe ich selbst erlebt. Es soll auch Leute geben, die ihre SD-Karte im Laden wechseln lassen und dann jeweils ne neue kaufen, weil die alte „voll“ ist.)
Was kann man nun machen, um die Menüs „bedienerfreundlicher“ zu machen?
Der Kern des Problems liegt darin, dass man sich im Menü nach der gerade gesuchten Option einen Wolf sucht. Suchfunktion gibt’s nicht. Und da man zwar weiß, was man erreichen will, aber nicht, wie das im Menü heißt und ob es überhaupt geht, weiß man nicht mal, was man sucht. Das „Finden“ wird da natürlich etwas erschwert. Und wenn man dann auch noch vom Handwerk her Nachholbedarf hat, weil man nicht so genau weiß, was Blende und Belichtungszeit überhaupt machen – ganz zu schweigen von „Langzeitsynchronisation“, „Sofortweißabgleich“, „C-AF Auslösepriorität“ oder gar „Mittenbetonte Integralmessung“. Dann helfen auch die kurzen Hilfe-Sätzchen nicht weiter, die da so nervig aufpoppen.
Vor lauter Verzweiflung laden sich nun User „Musterkonfigurationen“ von anderen runter und spielen die auf die Kamera auf. Lernt man damit, mit der Kamera umzugehen? Nein. Man arbeitet mit Einstellungen, die man nicht versteht und die Effekte liefern, von denen man nichts weiß. Ich stelle selbst solche Mustersettings nicht zur Verfügung, obwohl das natürlich für mich kein Problem wäre. Mein Ziel ist, dass die Fotografen ihre Kamera beherrschen – nur dann können sie damit auch kreativ werden – und eben schnell an der richtigen Stelle drehen, wenn sich die Bedingungen ändern.
Aber zurück zur Frage: Was kann man machen?
Mein Vorschlag an Olympus: Baut einen Kamerasimulator. Man hat die Kamera am PC, mit allen Knöpkes und Menüs. Und wenn man auf ein Element klickt, poppt nicht nur eine kleine Infozeile auf, sondern eine anständige Erklärung, was die Option macht, und wann man sie einsetzt und wann man besser die Finger davon lässt. Mit Beispielbildern. Und welche andere Optionen davon abhängen und was man erst umstellen muss, damit man an diese Option überhaupt rankommt, wenn sie mal wieder „ausgegraut“ ist.
Und, damit die Sache richtig geil wird, macht ein Interface, in dem man bequem per Maus alle Menüs einstellen und das Resultat dann als Datei abspeichern und auf die Kamera schubsen kann.
Das wäre dann der Tod aller Kamerabuchautoren. Dann müssten wir anfangen, irgendwas Sinnvolles zu machen. Hochzeiten knipsen….
Tolle Idee für die ambitionierten Hobby- und Berufsfotografen! Gelegenheitsfotografen würden dies vermutlich eher nicht nutzen.
Aber wenn wir schon daran sind: Eine iPad/iPhone Version wäre für mich super, da ich es dann im Notfall immer dabei hätte. 😉 Tolle Idee!!!
So ist es, als Smartphone Version, wäre das n Ding. Übertragung der Einstellung en per WiFi…
Die Idee ist nicht schlecht, aber was wenn erstmal die Rechen und Speicherpower eines aktuellen Smartphones samt den Möglichkeiten die die Software bietet in einer Kamera zu Verfügung stehen würde. Dann kann Rainerhard Brockhausbände voll an Handbuch für eine Kamera schreiben. Die man sich per Webzugang direkt auf die Kamera laden kann; Wie programmiert man seine Kamera Sofftware oder die besten hundert Apps für Deine Cam, wie konfiguriere ich die Kamera KI richtig…. 😉
Reinhard, tu dich mit einem guten App-Programmierer zusammen und entwickle so etwas….interaktive Bedienungsanleitung für PC, Android und iPhone.
So etwas ähnliches gab’s schon mal. Canon EOS 100. Die hatte einen Barcode-Stift mit Infrarot-Übertragung und ein Heftchen mit Codes je nach Aufnahmesituation.
Das habe ich damals entschlüsselt, und hätte theoretisch eigene Einstellungen an die Kamera übertragen können.
Zwar eine gute Idee, sagt einer von jenen mit viel „Nachholbedarf“. Aber ein echtes (!) eBook mit den „anständigen Erklärungen“ hätte, bei vermutlich weniger (Programmier- und Gestaltungs-) Aufwand, mindestens 90% des Nutzwertes. Kein PDF, ein ePub mit der Struktur des Kameramenüs; gut lesbar unterwegs auf den 6 Zoll eines eBook-Readers; ohne Bilder, oder nur dann, wenn sich die Sache mit den Graustufen eines Readers illustrieren lässt. Im Gegensatz zu PDFs, Papierbüchern oder auch dem Simulator keine große Gestaltung – Information pur. Mehrwert böte eine gutes Stichwortregister mit entsprechender Verlinkung; auch sonst können Links die Erschließung zusammengehörender, aber im Menü verstreuter Punkte erleichtern. Wäre das nichts für Kamerabuchautoren? Die Qualität der Texte wäre das A und O.
(Sind eBook-Reader eine zu kleine Nische? Aber das gleiche sollte ja auch auf Smartphones funktionieren.)
Richtig. E-book Reader sind eine viel zu kleine Nische. Ein e-book nach Deinen Wünschen zu schreiben, kostet mich die entsprechende Software und etwa einen Monat extra pro Buch. Dafür, dass ich von manchen PDFs gerade mal 30 (!) Exemplare verkauft habe (E-PL8 30 Ex, E-M10III 34 Ex) – da denke ich nicht mal von ferne an mehrere Formate, die ich auch noch bei Updates pflegen muss. Never ever. Ich schließe aus, dass irgendwer für ein epub unbedingt 1500 Euro abdrücken will. Das wäre Selbstkostenpreis. Putzen gehen ist besser bezahlt. Aber ich lasse mich natürlich eines Besseren belehren – verbindliche Bestellungen für epubs zum Stückpreis von 1500 Euro nehme ich gerne entgegen. Bei drei Bestellungen fange ich an…
Dass deine Bücher nicht mal eben so für eBook-Reader machbar sind, leuchtet mir ein – alleine schon weil Layout und Fotos eine wichtige Rolle spielen. Mein Gedanke bezog sich aber nicht auf deine Bücher, sondern auf deine Idee mit den Erklärungen zum Kamera-Menü. Für mich persönlich wäre die Essenz dessen eine Art „Hilfedatei“ mit Erläuterungen und Tipps. Klar, Kamerasimulator, Beispielbilder und Interface zur Kamera wären klasse – aber das müsste wohl in der Tat Olympus machen. Die Texte für die „Hilfedatei“ könnte ein Buchautor und erfahrener Fotograf womöglich besser, und wenn man den ganzen Schnickschnack weglässt, könnte man das sehr plattformübergreifend nutzen – was eigentlich die Chance erhöhen sollte, dass man mehr als 30 verkaufen kann. Aber bitte nicht falsch verstehen, ich will niemanden zu was überreden, es war nur so ein Gedanke. Aktuell freue ich mich auf „Kreative Fotografie mit Olympus OM-D & PEN“ das morgen kommen soll 🙂
Als Epub auf dem Handy mit ner Bluetooth-Verbindung und ner Taste an der Kamera, die man als „Hilfetaste“ konfigurieren kann. Wer sie nicht mehr braucht, nutzt sie für was anderes. Wenn man das noch etwas aufbläst könnte man eine Art kontextsensitive Hilfe realisieren. Das epub „weiß“ bereits wie die Kamera eingestellt ist, kennt über die Kamera des Handys die aktuelle Beleuchtungssituation und könnte sogar Tips geben, wie man beim aktuellen Licht noch ein brauchbares Bild hinkriegt. So ne Art Expertensystem.
Wäre ne coole Sache. Geile Idee von Dir. Sorry, dass ich die erst in den falschen Hals gekriegt habe.
Falls nicht bekannt: Dilbert gibt es auch in Deutsch…..
https://www.ingenieur.de/unterhaltung/dilbert/
Kannte ich noch nicht – aber mir gefällt das englische Original besser – das ist knackiger. Und „Stupid and toxic“ mit „dämlich und garstig“ übersetzen – kann man machen. Muss man aber nicht.
Wenn ich mich recht erinnere gab es einen solchem Simulator zur E-1 von 2003 auf einer Olympus-Webseite.
Der war zwar relativ rudimentär, aber immerhin.
Olympus ist da schon einen Schritt weiter. Stell einfach eine Frage ins Forum, mehr Eigeninitiative wird nicht gefordert. Handbücher, Software-Simulation macht doch eh alles nur Arbeit.
… und wenn sich dann, wie erst kürzlich, einer der Spezialisten outet, dass er keinen Schimmer davon hatte, dass der C-AF bei Serie H bei der E-M1 II eben nicht aktiv ist, obwohl das „Handbuch“ im Regal oder als PDF auf dem Smartphone liegt, ja dann?
Wer ernsthaftes Interesse an seiner Kamera hat wird einen Weg finden, sich mit ihr vertraut zu machen. Dem Einen fällt es leicht, ein Anderer braucht etwas länger, Mancher kümmert sich nur um die Funktionen, die er regelmäßig nutzt – ist doch alles o.k. Wer aber kein Interesse zeigt, wird auch nicht die Disziplin aufbringen, sich was Sinnvolles an einem Konfigurator zusammen zu klicken.
Es gibt genug Leute, die an ihrer Kompakten die Zoom-Taste nicht finden (wollen?) und mit ihren verzerrten Weitwinkelaufnahmen glücklich sind. Die letzten Wochen in einem bestimmten Forum haben mir die Augen geöffnet. Eine ganze Riege selbsternannter Experten, die nach immer mehr schreien, aber die grundlegenden Funktionen ihrer derzeitigen Kamera gar nicht beherrschen. Wer nicht merkt, oder sich eingesteht, dass er noch Defizite bei der Bedienung seiner Kamera hat, wird auch keine Initiative ergreifen, daran etwas zu ändern.
Viele Grüße
Frank
Das ist das Problem der ganzen Branche: zu viele haben zu wenig Ahnung, was sie da in der Hand haben. Erst wenn man weiß, was man mit der Kiste da anfangen kann, kauft man eventuell sinnvolles Zubehör. Denn von den Schreihälsen, die immer nur mehr haben wollen – davon kann die Branche nicht leben. Die Branche kann nur überleben, wenn sie es irgendwie fertigbringt, ihren Kunden beizubringen, wie die Dinger funktionieren. Analphabeten kannst Du auf Dauer keine Bücher verkaufen. Und aus Büchern kann man genauso wenig Fotografieren lernen, wie aus YouTube-Werbevideos.
Bei den Foren…. Nicht umsonst haben mittlerweile viele Hersteller eigene Herstellerforen, in denen sich Spezialisten der Hersteller selbst um die fachlichen Dinge kümmern. Es ist auf Dauer unerquicklich, wenn man in einem Forum Unsinn erzählt bekommt und niemand mit offizieller Autorität eingreift. Das Problem ist nämlich: der Neuuser kann nicht unterscheiden, wer von den beiden Antwortgebern nun Crack ist und wer das nur raucht.
„Nicht umsonst haben mittlerweile viele Hersteller eigene Herstellerforen, in denen sich Spezialisten der Hersteller selbst um die fachlichen Dinge kümmern. Es ist auf Dauer unerquicklich, wenn man in einem Forum Unsinn erzählt bekommt und niemand mit offizieller Autorität eingreift. Das Problem ist nämlich: der Neuuser kann nicht unterscheiden, wer von den beiden Antwortgebern nun Crack ist und wer das nur raucht.“
Aber genau das ist das Problem des aktuellen Oly-Forums, denn niemand mit offizieller Autorität greift ein! Obwohl der Nils angeblich mit liest?
Es wäre schon hilfreich, wenn alle Video-Optionen zu einem Block zusammengefasst würden, und nicht hilflos bestreut das Menü noch unübersichtlicher machten.
Soweit ist Olympus schon. Die E-M1II und E-M1X hat ein eigenes Videomenü.
Moin, moin
so ein Kamaerasimulator hätte schon was.
Und mit mouseoverfunktionen auf einer Explosionszeichnung auch gar nicht SO schwer programmierbar.
Das Problem sind wahrscheinlich die Abhängigkeiten.
Wenn Option a auf Wert x steht bewirkt Option b … , sonst ….
Und wo soll man die Grenze ziehen, was z.B. bei ISO-Einstellung schreiben / zeigen. Von Adam und Eva mit Iso/Zeit/Blende oder Beispielbilder bei derselben Blende/Zeit ? Oder Detailgrad einstellbar ?
Tja, und dann die Copyrights für Zeichnungen und Fotos.
Hmm.
Grüße
tom