Wir schreiben das Jahr 2019. Die digitale Fotografie gibt es seit 1963, die erste tragbare Digitalkamera seit 1975.
Und immer noch schreiben Leute in ihre Anforderungen für Pressebilder „300dpi“ und für „Online-Veröffentlichung 75dpi“.
DAS IST BULLSHIT!
Wir Fotografen können nicht riechen, in welcher Größe ihr unser Foto abdrucken wollt. Gerade wenn wir Pressemitteilungen bebildern, wir wissen weder, auf welchem Papier ihr druckt, noch in welchem Layout und ob ihr unser affengeiles Bild dreispaltig oder einspaltig macht. Wissen wir nicht. Nein.
Und ich habe das Gefühl, ihr wisst das auch nicht.
Aber wir wissen, wenn wir wieder in Media-Infos 300dpi lesen oder uns dieser wundervolle Textbaustein am Telefon entgegentönt: „Welche Größe? 300dpi natürlich.“, wir wissen dann, dass wir es mit merkbefreiten Spezialisten zu tun haben und fragen uns, in welcher Beschäftigungsmaßnahme sie die wieder aufgegabelt haben.
Leute, merkt euch endlich, ein für alle mal:
Wir müssen auf den Millimeter genau wissen, wie groß ihr unseren Krempel drucken wollt, damit „300dpi“ überhaupt einen Sinn macht. Ansonsten blubbert ihr Dummfug! Sagt uns, ihr braucht 5MP, oder 10MP oder 20MP oder von mir aus auch 80MP. Können wir alles liefern.
Aber mit „300dpi“ beweist ihr nur, dass ihr von dem, was ihr macht, keine Ahnung habt. Und das macht einen miesen Eindruck. 300dpi ist ein Wert, der für den Layouter wichtig ist, der Bildlieferant hat damit nur was zu tun, wenn er – Überraschung – ins Layout eingebunden ist. Sprich: Der Fotograf bekommt gesagt, dass er dieses Foto für Doppelseite macht, das andere für Ganzseite A4 oder was auch immer. Das ist bei Auftragsfotos für ne Reportage üblich – aber nicht bei Pressemitteilungen oder bei Tagespresse. Und auch nicht bei stinknormalen Magazinreportagen.
Wenn ein Fotograf nach der gewünschten Bildgröße fragt, dann will er als eine Antwort eine Seitenlänge in Pixeln haben. Oder, wenn ihr echt gut drauf seid, eine Bildbreite in mm und dann – und nur dann! – die Auflösung, die euer Drucker haben will. Und das sind keineswegs immer 300dpi.
Auch eine 50×50 Pixel Briefmarke kann 300dpi haben. Und ein Gigapixelbild 20dpi – das ist nämlich nur ein Wert in den EXIFs. Und den kann man beliebig ändern – was am Bild nichts ändert.
Ist das endlich mal klar?
Ich habe es schon erlebt, dass ich für ein Buch einen Ausschnitt aus einem HighRes-Bild gemacht habe – und daneben den gleichen Ausschnitt aus dem normalen Bild. Und habe die zurückbekommen mit dem Vermerk: Können wir nicht drucken, die Auflösung ist zu gering. Klar. Ist Absicht! Ich will’s gepixelt haben, damit man den Unterschied sieht. War nicht durchzusetzen. Also das Bild aufs vierfache aufgeblasen – und schon wird es akzeptiert. Okeh, das war jetzt schon sehr speziell. Aber im Prinzip geht es vielen Kollegen genauso. Sie skalieren Bilder auf unsinnige Größen hoch und manipulieren den EXIF-Wert für die dpi – und sehen dann, dass die Bilder in einem 48er Raster einspaltig gedruckt werden.
Pleeeeeease! Sagt uns, wie viel Pixel ihr braucht. Ok? Danke.
Ich entwickle Elektronik für Kunden, die praktisch nie wissen, was sie eigentlich wollen – nur, dass es schneller und billiger gehen muss. Alles dazwischen muss man mit Erfahrung irgendwie so erraten, dass der Kunde zufrieden ist. Das ist in der Tat ziemlich traurig, aber dass sich daran jemals etwas ändert, bezweifle ich doch sehr… und warum sollte es dir besser ergehen, das wäre doch unfair 🙂
Grüße, Michael
Danke für den Blog, den ich mit Interesse gelesen habe. Mir war auch in der Vergangenheit klar, dass die Anforderung mit DPI-Werten ziemlich albern ist. Ebenso mit Anforderung nach TIFF mit 5 MBytes (nicht MPixel!).
Ähm, arbeitest du immer noch mit dem alten Apple? 😉
Gruß Pit
Ich könnte ja jetzt behaupten, dass der noch täglich in Betrieb ist und ich meine Bücher drauf schreibe – unter CP/M und Wordstar. Das wäre aber gelogen. In Wirklichkeit habe ich den seit 25 Jahren nicht mehr eingeschaltet. Aber als Prop für ein Foto taugt der. Ist übrigens kein Original-Apple, sondern ein Clone.
Ja diese magischen 300 dpi … ich sitz auch immer davor und muss mich an Kopf Kratzen. Letzen bei einen Wettbewerb in etwa so: „Anforderung an das Bild: mind. 2 MB und 300 dpi“ … Kopf -> Tisch.
Ich hab übrigens die DPI Einstellung bei meiner OMD und meinen Pens auf 300 Dpi gestellt so kommen immer „druckfähige JPGs“ aus meiner Kamera 😉
„Ist das endlich mal klar?“
Bei denen, die du meinst, nicht! Garantiert nicht!
Du hast noch `was vergessen bei den ganzen Spezis in der Grafik-Branche…
Da bekomme ich die Anforderungen an ein Portrait-Bild im zweistelligen MPix-Bereich und 300dpi. Obwohl klar ist, dass das Bild in einem 1/3-A4-Flyer kaum größer sein wird, als die schon zitierte Briefmarke.
Und dann grinst mir die portraitierte Dame aus dem fertigen Druckwerk als Breitmaulfrosch entgegen, weil die Spezis beim Layout das Bild nicht proportional verkleinert haben!!!
Am liebsten hätte ich die gezwungen, die komplette Auflage einzustampfen. Aber natürlich war mein Beleg erst bei mir, als das Machwerk schon ausgeliefert war.
„Glücklicherweise“ hatten sie meine Credits sowieso vergessen. Und die portraitierte Dame ist eine gute Kundin von mir und weiß, dass ich ordentlich abgeliefert hatte.
*grmpf*
Ich fühle mit dir. Alles ganz genau so gehabt, und zwar richtig oft. Das scheint sich wirklich gut zu halten.
Denkt also dran, wenn ihr vom Weltuntergang Fotos macht. Die werden nur gedruckt, wenn sie 300 dpi haben 😉
PS: netter fünfeinviertelzoll Kaffeetassenwärmer!
Kein fünfeinviertelzoll – das ist ein Dreizoll-Laufwerk.
Eher 3 1/2 Zoll, oder? 3 Zoll gabs eigentlich nur bei Amstrad bzw. Schneider und später nach der Übernahme durch Amstrad auch Sinclair…
Nein. tatsächlich 3 Zoll. Ich habe zwei 3-Zoll-Laufwerke für den Apple. Zu den damaligen Zeiten ist viel selber angepasst worden… 😉
Wenn ich mit meinem Verlag spreche verweise ich immer auf dies Tabelle damit wir diesbezüglich EINEN gemeinsamen Nenner haben: https://www.poeschel.net/fotos/technik/aufloesung.php?bildaufloesung=150#papier … seit dem klappt es! 😉