Olympus hat seinen alten RAW-Entwickler, den „Viewer“ in Rente geschickt. Ab März wird der Download abgeschaltet. Ersatz dafür ist der „Workspace“.
Der Workspace soll so eine Art „Lightroom“ sein, wurde in der Presse berichtet.
Naja, nicht so ganz.
Es ist grob ein Viewer mit neuem Namen und ein paar zusätzlichen Funktionen. Viel schneller. Viiiiel schneller. Eine Krankheit des Viewers hat er allerdings geerbt: Nach der Neuinstallation muss man ihn zweimal starten, bis er sich bequemt, Netzwerkshares zur Kenntnis zu nehmen.
Die Verbindung zu den Netzwerkshares muss gut sein. WiFi ist suboptimal, mit einer 1GBit-Leitung geht das aber richtig, richtig gut. Mit mäßigem WiFi sollte man es eher bleiben lassen, die Verzögerungen, die Workspace dann zeigt, sind indiskutabel, dann werden auf einmal die zu den ORFs gehörigen JPGs ignoriert (man muss unter Fotos RAW und JPG zusammen anzeigen die Getrenntanzeige aktivieren) , die Vorschauen bei RAW-Entwicklungen gehen oder auch nicht, Mehrfachmarkierung mit Shift-Click oder Strg-Click geht nicht mehr, Farbmarkierungen werden zur Qual.
Aber mit einer schnellen Verbindung zum NAS geht das unglaublich schnell, da kann sich Luminar oder Digikam noch ne Scheibe von abschneiden.
Wenn man sich die RAW-Entwicklungsmöglichkeiten ansieht, dann fällt auf, dass die Philosophie des Viewers – man kriegt alle Möglichkeiten der Kamera, aber nicht mehr – aufgeweicht wurde. Die Schärfe- und Kontrastregelung kennt nun nicht mehr nur -2, -1, 0, +1 und +2, sondern hat Zwischenstufen in 0,1er Abstand. Kann man gut finden. Sollte man aber nicht im Netzwerk über WiFi versuchen. Als Ausgleich kriegt man tatsächlich nur noch die ArtFilter, die auch in der Kamera sind. Für die E-M1II gab’s im Viewer noch den Sofortfilm. Gibt’s im Workspace nicht mehr. Dafür hat man alle ArtFilter im Direktzugriff. Beim Viewer gab’s die nur über „Effekt“
Generell wurde die Trennung RAW/JPG aufgehoben, die im Viewer oft zu Konfusion geführt hat.
Man kann in einem Textfeld Informationen zum Bild hinterlegen. Geil. Aber leider nicht danach suchen. Und man kann nur Olympus-Dateien mit Text versehen. IPTC? Fehlanzeige. Das EXIF-Feld, das für diesen Text verwendet wird ist „User Comment“. Das Feld „Image Description“ ist nach wie vor unveränderlich mit „OLYMPUS DIGITAL CAMERA“ belegt. Und – dieser Kommentar wird nicht etwa ins JPG geschrieben, sondern ins ORF, da Workspace bei gleichzeitig vorhandenem JPG und ORF nur das ORF anzeigt. Es sei denn, man hat das – siehe oben – entsprechend geändert.
Auch sollte man ein bisschen vorsichtig sein, was man in das Textfeld des RAW schreibt. Das wird nämlich sofort in die Datei geschrieben. Einen „speichern“-Dialog gibt’s nicht. Und wenn man „zum Original zurückkehren“ will, wird der Text auch nicht wieder entfernt.
Sehr nett ist, dass man nun nach Kameramodell, Brennweite, Blende , Aufnahmedatum, Objektivname und Verschlusszeit suchen kann. Man sollte für so eine Suche allerdings etwas Geduld mitbringen. Für ein NAS-Verzeichnis mit 527 Bildern brauchte Workspace zum Suchen 50 Sekunden. Um in meinem Bestand von 700.000 Bildern alle Bilder mit Blende 16 zu finden, bräuchte Workspace also etwa 20 Stunden – das schaffe ich von Hand nicht….
Eine ganz wichtige Option ist „Hilfe – Nutzungsbedingungen senden – Nicht senden.“ Wenn man die auf das Default „Senden“ stellt, dann fühlt sich Workspace nämlich bemüßigt allerhand interessante Dinge zu Olympus zu schicken. Die EXIF-Daten der bearbeiteten Bilder (inklusive des Kommentars, den Du eben da reingeschrieben hast). Dein Nutzungsprofil von Workspace. Die MAC-Adresse Deines Computers. Die Betriebssystemversion. So Zeug halt.
Fazit: Meine ersten Versuche über WiFI waren frustrierend und ich hatte hier schon einen gnadenlosen Verriss geschrieben. Der zweite Versuch über eine Kabelverbindung hat mich geflasht. Das, was ich da gesehen habe ist schnell, gut zu bedienen, die Unterstüzung für meine Zweischirmlösung ist perfekt, das Stempelwerkzeug rudimentär, aber für meine Zwecke völlig ausreichend.
Robin Wong hat geschrieben „give it a try“. Und das kann ich nur unterschreiben. Untersagt der Software die Schnüffelei und lasst sie ansonsten machen. Sie macht einen ziemlich guten Job.
Für mich ist sie die ideale Ergänzung zu Picasa.
Ach ja, runterladen kann man sie hier: https://support.olympus-imaging.com/owdownload/
Man muss nur eine Seriennummer einer Kamera angeben.
“ Für mich ist sie die ideale Ergänzung zu Picasa.“
Dein Ernst? Picasa ist eingestellt…
So what? Ich schreibe meine Bücher mit Ventura Publisher. Mein Ernst? Ja. Solange niemand was Besseres auf den Markt bringt, sehe ich nicht ein. zu wechseln. Ich verwende FT-Objektive. Mein Ernst? Ja. Ich fahre Ente. Mein Ernst? Ja.
Hallo Reinhard,
Ventura und FT verstehe ich, aber die Ente…..
Nein, im Enst: Immer wieder verschwinden wunderbare Programme im digitalen Nirvana, vernünftiger Ersatz ist nur in den seltensten Fällen zu finden. Schöne neue Welt.
Mir fällt dazu ein Spruch meines IT-Profs aus den 80ern ein: Never change a running system!
VG
Rudolf
P.S. Ich gehörte damals zur „Käfer-Fraktion“, die Ente war „nicht mein Ding“
Ich habe mit einem 1200er Käfer Baujahr 65 angefangen, bin aber dann bei einem Urlaub in Frankreich am Berg von einer Ente abgehängt worden. Seitdem – 1982 – fahre ich Ente. Und plane nicht, das zu ändern. Wenn Du mich mal besuchst und das Wetter passt, machen wir mal ne Spazierfahrt.. .Ente faaahn is wie Mopped faaahn. Nur ohne Helm.
Hallo Reinhard,
ja, müssen wir unbedingt mal ins Auge fassen 😉
Leider liegt Rocksdorf ja nicht bei mir um die Ecke.
VG
Rudolf
Die Netzlaufwerke (Qnap NAS mit Gigabit LAN) hat Workspace bei mir sofort erkannt.
Also kein Neustart etc. notwendig.
Das ist interessant. Sind die als SMB-Shares mit Laufwerksbuchstaben eingebunden? Die Laufwerke selbst findet Workspace auf Anhieb, nur meine verbundenen virtuellen Laufwerke eben nicht sofort. (Brauche ich aber, weil ich prähistorische Software einsetzen muss, die sonst nicht klarkommt.)
Ja, sind mit Laufwerkbuchstaben eingebunden.
Meine Nvidia Quadro K2200 wurde ebenfalls schon bei der Installation erkannt und die GPU Unterstützung automatisch aktiviert.
Bei meiner NVidia Grafikkarte gab’s auch keine Probleme, meine WD-NAS benötigten eben einen Neustart. ONAP-NAS funktionieren also. Ist ja auch prinzipiell kein Problem, Workspace startet ja fix.
Zitat
…Mehrfachmarkierung mit Shift-Click oder Strg-Click geht nicht mehr…
Hallo Reinhard beim Mac gehts schon, hab es gerade getestet. Und die Schnelligkeit vom Programm hat sehr gut zugelegt.
Servus Flore
geht auch unter Windows. Mal Kontakte putzen Reinhard
Ja klar geht es unter Windows. Aber halt nicht mit schlechtem WLAN. Das hat aber nichts mit Kontakte putzen zu tun. Mit der Maus geht das markieren nämlich. Workspace macht bei ShiftClick eine Verbindung zum Server auf, die zu diesem Zeitpunkt nicht notwendig ist. Mit schnellem Netz alles Supi.
dann ist ja gut. Ich arbeite immer kabelgebundenen, da fällt mir das nicht auf.
Moin Reinhard,
eigentlich ein trauriges Detail, dass man die Datenübermittlung ABschalten muss. Diese explizit ANzuschalten, wenn man es denn wirklich will, wäre deutlich mehr im Sinne der Datensparsamkeit.
Da Du bei den Vergleichen immer wieder Luminar anführst – dieses nette Produkt steht im Ruf, extrem geschwätzig zu sein. So ist es noch nichtmal möglich, ohne Angabe von ein paar persönlichen Daten, die Software zu aktivieren. Funktioniert einfach nicht. Ein Grund für mich, das Zeug nicht auf meinen Rechner zu lassen.
Herzliche Grüße
Martin
Hallo Martin,
beim ersten Start der Anwendung wird deutlich und klar darauf hingewiesen, dass Daten erhoben werden können und welche das sind. Hier hast du auch die Möglichkeit, dem zu widersprechen. Machst du das, werden keine Daten erhoben (Nutzungsbedingungen senden -> Nicht senden).
Stimmst du dem ungelesen zu, darfst du dich auch nicht beschweren.
Es wird hier sauber und klar kommuniziert und ich bin ehrlich erstaunt, wie viele Nutzer diesen Hinweis nicht lesen, obwohl er nicht mal lang ist..
Viele Grüße
Christian
Hallo Martin,
eigentlich ist es ein trauriges Detail, dass sich jemand selbst dann beschwert, wenn es vorbildhaft gelöst ist.
Beim allerersten Start der Anwendung erfolgt ein Hinweis auf die Datenerhebung. Der Text steht klar und verständlich auf dem Bildschirm, ist nicht besonders lang und muss nicht erst durch einen Mausklick aufgerufen werden. Man hat die Möglichkeit die Datenerhebung abzulehnen. Macht man das, steht die Einstellung vom Start weg auf „Hilfe -> Nutzungsbedingungen senden -> Nicht senden“.
Im übrigen erhebt auch diese Kommentarfunktion Nutzerdaten und teilt diese u.U. sogar mit dritten (s.u.).
Viele Grüße
Christian
Hallo Christian.
Die MAC-Adresse eines PCs in Verbindung mit der IP-Adresse ist sehr wohl „personenbezogen“ – auch wenn Olympus das abstreitet. In Verbindung mit den EXIFs des Bildes, in denen z.B. Copyrightinformationen gespeichert sein können – und eben auch der Kommentar, den man eingegeben hat, sind das extrem sensible Daten. Diese werden, wie in der verlinkten Datenschutzerklärung zu lesen ist, von der Olympus Corporation verarbeitet. Die sitzt in Japan. Japan ist nicht in der EU. Die Daten verlassen also die Gültigkeit der DSGVO. Das ist nicht vorbildlich. Gar nicht.
Um die Möglichkeit zu haben, das abzuwählen, muss man scrollen und einen verdeckten Textlink anklicken, weil nur ein Button „Annehmen“ existiert. Vorbildlich geht anders.
Und zum Schluss: Die EXIFs seiner Kunden abzufragen ist nicht vorbildlich, selbst wenn man das abwählen kann. Das geht gaaar nicht.
Vorbildlich wäre, die Software ohne Schnüffelei zu installieren und einen eigenen Menüpunkt „Bilddaten an Olympus senden“ zu machen. Unter „Nutzungsbedingungen senden“ vermutet man nämlich wirklich nicht, was da dahinter steckt. Und hinter dem Menüpunkt dann klipp und klar kommunizieren, warum und für welchen Zweck man die Daten haben will. Und was man dafür kriegt, wenn man sie liefert. EXIFs enthalten mittlerweile GPS-Daten, Namen, Daten, Umgebungstemperaturen, Lichtwerte, Objektive, Seriennummern. Wenn diese Daten nicht sensibel sind, dann weiß ich nicht mehr, was sensible Daten sind.
Hallo Reinhard,
entschuldige meinen Doppelkommentar. Ich war mir nicht sicher, ob das Absenden funktioniert hatte. Ich habe erst beim zweiten Kommentar verstanden, dass die Kommentare moderiert werden.
Zu den erhobenen Daten und ob ich das gut finde oder nicht, habe ich mich doch gar nicht geäußert. Ich stimme dir vollkommen zu und finde ebenfalls, das Umfang und Menge der erhobenen Daten wenigstens grenzwertig ist. Ist mir aber auch egal, da ich von Anfang an widersprochen habe und meine Daten daher gar nicht gesendet werden.
Unabhängig davon wird aber eben Anfangs darauf hingewiesen und jeder Nutzer hat die Möglichkeit, dem zu widersprechen, BEVOR Daten erhoben werden. Dazu muss nur ein kurzer Text gelesen werden. Das finde ich vorbildhaft.
Ich habe den gesamten Text ohne Scrollen lesen können und der Link für die Ablehnung war bei mir auch nicht verdeckt.
Leider kann ich hier keinen Screenshot anhängen, daher verlinke ich auf einen entsprechenden Eintrag im Oly-Forum: https://www.oly-forum.com/topic/22220-olympus-workspace/?do=findComment&comment=292313
Wenn das nicht gewünscht ist, kannst du den Link einfach entfernen.
Und mal ganz ehrlich: Wenn man die Übertragung der Nutzungsdaten in der Software irgendwo einschalten könnte, aber nicht darauf hingewiesen wird, kann man es auch gleich ganz lassen. Wer würde das tun? Genau: Keiner.
Nicht vorbildhaft finde ich, wie die Datenverarbeitung dieser Kommentarfunktion kommuniziert wird. Die Daten werden in den USA verarbeitet (auch nicht EU), der Anbieter gibt an, die übermittelten Daten (welche sind das, neben Kommentar, Namen, E-Mail und reihenweise Computerbezogener, und damit personenbezogener Daten?) auch mit anderen Partnern zu teilen. Weder werde ich VORHER darüber in Kenntnis gesetzt (ich muss mir diese Informationen aktiv ansehen) noch habe ich eine Möglichkeit, dieser zu widersprechen.
Viele Grüße
Christian
Hi Christian,
ich bin ja lernfähig. Ich habe Akismet jetzt in Rente geschickt und arbeite mit Antispam Bee. Das telefoniert nicht mehr nach Hause.
Danke für den „Kick-in-the-ass“.
Wenn man sich Fragen zum Datenschutz stellt, bitte einfach alle Bedenken sammeln und formulieren, Screenshots machen und erst mal beim Anbieter – hier Olympus nachfragen. Entsprechend der DSGVO muss man innerhalb von 4 Wochen eine Antwort erhalten. Kommt keine oder bestehen weiterhin Fragen / Bedenken, sollte man eine entsprechende Meldung bei irgnd einer einer Aufsichtsbehörde wie z.B. dem BayLDA oder in HH (https://datenschutz-hamburg.de) einreichen.
Wenn wirklich etwas nicht OK ist, kümmern die sich drum. Dafür haben wir ja die DSGVO.
Aus meiner Sicht ist es übrigens OK vor dem ersten Nutzen entsprechende Hinweise zu geben, dass eine derartige Datenübertragung stattfindet und dass bzw. wie man sie deaktiviert. Selbstverständlich muss die SW dann auch ohne Nutzerdatenübermittlung vollständig funktionieren, weil derartige Auswertungen ja gar nichts mit dem eigentlichen Zweck der Anwendung zuntun haben.
Ein potentielles Problem sehe ich bei der Übermittlung der Daten in ein Drittland,, explizit in die USA, wo ja der US Cloud Act im direkten Widerspruch zur DSGVO steht. Sollte das US Unternehmen, an das die Daten geschickt werden, im US Privacy Shield sein oder wenigstens mit Olympus einen Vertrag abgeschlossen haben, dass die Datenverarbeitung dem Schutzniveau der EU Standardvertragsklauseln entspricht, würde man trotzdem annehmen, dass alles OK ist.
Wenn allerdings weder Privacy Shield noch EU Standardvertragsklauseln zutreffen, muss Olympus bis ins kleinste Detail beschreiben, welche Daten zu welchem Zweck wohin übermittelt werden und von jedem Benutzer eine explizite und jederzeit widerrufbare Einwilligung für diesen Datentransfer und zugehörige Auswertungen nachweisen können. Ohne diese Einwilligung darf nichts übertragen werden. In dem Fall müsste dann das Versenden der Daten per Default deaktiviert sein und erst nach erfolgter expliziter Zustimmung aktiviert werden.
Viele Grüße – Sabine