Ich habe jetzt aus London (Danke Tobias!) einen BLN-1 bekommen, den ich hier mal neben einen meiner eigenen BLN-1 gelegt habe. Sieht bis auf die chinesischen Schriftzeichen ziemlich gleich aus? Sogar das UL-Zeichen ist drauf.
Von der anderen Seite fällt auf: Der graue Aufkleber fehlt. Und obwohl der Akku ein Jahr neuer ist als meiner, hat er nach dem Laden im Originallader nur noch 7,93 V, der Originalakku 8,6 Volt.
Kurze Messung des Thermowiderstandes: 10 kOhm, der danebenstehende Originale (gleiche Temperatur) 11,7 kOhm.
Der Akku ist dann auch nach etwa eineinhalb Stunden plötzlich leer, Leerlaufspannung: 6,78V
Nach dem Öffnen, das wie üblich in wenigen Sekunden geht:
Siehe da, da wird mal wieder Zelle durch Schaumstoff ersetzt. Zum Größenvergleich daneben einen der bisherigen Clone gesetzt. Elektronik ist die bekannte RHWBLN1-M1-Platine, diesmal sogar mit lesbarer Schrift auf den ICs.
Die Zellen sind LP553436AB – Lishen 720mAh-Zellen. Zur Erinnerung: Außen steht was von 1220mAh. Man weiß halt nie, was drin ist. 720mAh-Zellen waren allerdings bisher der frechste Betrug. Damit die Mini-Zellen nicht im Gehäuse scheppern sind sie mit viel aufgeklebter Pappe passend gemacht.
Duracell, aka PSA-Parts in London, hat ja seinerzeit nicht auf meine Anfrage reagiert, aber Katharina (DANKE!) hat mir jetzt einen brandneuen Duracell-Akku gespendet. Die Verpackung sieht so aus:
Und so sieht der Akku auf der Rückseite aus.
Wie man sieht, hat Duracell ein anderes Gehäuse, bei dem man nicht einmal mehr die Vertiefung eingebaut hat, die das Originalgehäuse simulieren soll. Das Gehäuse ist einen halben Millimeter dicker als das Original und passt gerade eben noch so in den Schacht. Da darf aber auch gar nichts mehr passieren.
Messung des NTCs: Raumtemperatur 7,58kOhm, Bei 35°: 7,58kOhm. Die Hersteller in China haben anscheinend auf meine Posts reagiert und bauen jetzt andere Festwiderstände ein. Das freut den Blogger doch, dass er Wirkung erzielt.
Der Duracell-Akku wird leer angeliefert, nach dem ersten Laden erreicht er gerade mal eine Ladeschlusspannung von 7,94 Volt. Das ist ein bisschen mager, also den Akku gleich nochmal ins Ladegerät gesetzt. Na, immerhin, jetzt macht das Ladegerät bei 7,96 Volt Schluss. Eventuell mag das Ladegerät keinen Akku, dessen NTC so einen geringen Widerstand liefert? Immerhin teilt der Akku dem Ladegerät ja mit, dass es ihm schon ziemlich warm ist….
Der Akku hält dann doch länger als gedacht, erst nach fast drei Stunden meldet sich das rote Blinklicht. Eine Nacht ruhen lassen, neu einlegen, siehe da, der Akku meldet voll. Für drei Minuten. Dann ist er auf einmal halb leer. Fünf Minuten später blinkt er rot. Und fünf Minuten später ist es dann endgültig vorbei. Entladeschlussspannung 6,75 Volt.
Kleine Feststellung am Rande: Bei beiden Akkus schaltet der Batteriegriff der E-M1 bei LiveComposite nach Ladeschluss einwandfrei auf den internen Akku um.
Und nun wird der Duracell-Akku geschlachtet:
Das Gehäuseplastik fühlt und hört sich deutlich anders an, als der Standard-Clone. Offen ist er aber noch schneller als die anderen Gehäuse, da wurde an der Verklebung der beiden Gehäusehälften gespart.
Innen drin ist – wie bereits bei den Messungen vermutet – eine neue Platine: BOL10-JC-1C und Zellen HL063443AR-AA00 1690AYA. Hersteller? Unbekannt. Eventuell kann ja ein Leser hier weiterhelfen. Hier sieht man, dass bei diesem Akku der Gummistreifen, der die Platine vom Akku isoliert, deutlich dicker geworden ist. Und der zweite Blechstreifen hat auch eine Isolierung bekommen.
Die beiden Schaltungen im Vergleich:
Die neue (unten) hat den „NTC“ bei R7 – ein SMD-Festwiderstand, was sonst. Neu ist der achtpolige IC in der Mitte, freundlicherweise ohne Type. Auch eine Behandlung mit Alkohol hat keine Typenbezeichnung zu Tage gefördert. Dies ist der „Info-Chip“, der bei manchen Clones neuerdings in der Beschreibung steht und an die I-Schnittstelle angeschlossen ist. Leider ist er an nichts anderes außer an die Widerstände R6 und R8 angeschlossen – und natürlich Masse und Spanung. Diode 1( D1), die für die Verbindung zum Rest der Schaltung zuständig ist, ist nicht bestückt. Der Chip liefert also an das Ladegerät unter Umständen Informationen – nur haben die mit dem Akku nichts zu tun. Gleiche Methode wie beim NTC. Alles nur Show – dient dazu, böse Tester aufs Glatteis zu führen. Man fragt sich, wer da nun der Betrogene ist: Der Händler, der den Versicherungen der China-Lieferanten glaubt, oder der Endverbraucher, der den Händlern glaubt? Auf jeden Fall ist nun klar, warum der Olympus-Lader den Duracell-Akku nicht mal auf 8 Volt lädt. Die Information aus dem Akku, die über die Schnittstelle geliefert wird, teilt dem Ladegerät mit, dass der Akku schon ziemlich kaputt ist. Klar – jede andere Information ist nicht „safe“, weil sie dazu führen würde, dass der Oly-Lader den Duracell-Akku gnadenlos überladen und die Clone nach einem Jahr reihenweise beim Laden in Flammen aufgehen würden.
Fazit: Es wird nicht besser, im Gegenteil. Und wer glaubt, das wären alles Sonderfälle, der lese sich mal das hier durch. Da geht’s um Maschinenakkus…
Ach ja – warum ich „kriminell“ in die Titelzeile geschrieben habe? Jo, der Verkauf von gefälschter Markenware ist nun mal kriminell – und die Angabe von falschen Daten auf elektrischen Geräten ist auch nicht sehr fein.
Kleiner Nachtrag: Ich habe von Tobias noch ein Vergleichsfoto bekommen. Einmal „Echter Fernost-Akku“ und einmal „gefälschter Fernost-Akku“:
Links Fälschung, rechts Original. Die Aufkleber sind für den normalen Kunden ohne den Vergleich nicht für falsch zu halten (Einziger Fehler: Beim „Made in Japan“ ist bei der Fälschung Japan klein geschrieben) Untrüglicher Hinweis auf Billigclone ist dagegen immer das Fehlen der fünf Prüfkontakte unter dem Aufkleber an der Kontaktseite.
Tobias hat jetzt eine Quelle aufgetan, die Original-Olympus-Akkus für 20 Pfund verkauft. Nach „Genuine Original Olympus BLN-1“ suchen. Allerdings sind die schon 4 Jahre alt.
Zu der ganzen Akku-Geschichte habe ich ein ausführliches oly-e-paper geschrieben. Das kann man sich hier gratis runterladen. Das entsprechende e-paper ist 1/2018
Hallo Herr Wagner ,
ich würde gerne meine eigenen Messungen machen und hänge mal einen Datenlogger an ein modifiziertes Olympus Ladegerät. Tatsache ist, daß die China Clones nicht so lange durchhalten, dafür aber auch nur ein Viertel des Originalakkus kosten. Da ich die Akkus gerne in meinem Modellbau Schnellader aufladen möchte, wäre die Datenschnittstelle interessant. Auf ihren Bildern kann ich leider die Bezeichungen der verbauten ICs nicht lesen. Falls nicht unkenntlich gemacht – könnten Sie mir diese evtl. zukommen lassen? Mit dem Protokoll der Eindrahtschnittstelle liese sich einiges anfangen.
Die von ihnen genannten unterschiedlichen Spannungen zwischen Olympus (8,6V) und Nachbauten können auch mit der verwendeten Akkutechnologie zusammenhängen. Die Schutzschaltungen im Akku sind üblicherweise auf wenige Millivolt genau an die Akkus angepasst. Wurde eine andere Technologie verwendet, Z.b. LiPo, oder LI-HV, ist auch die Endspannung anders. Dies spielt aber kaum eine Rolle, solange der Energiegehalt in WH mit dem Aufdruck übereinstimmt. Die Schaltregler in der Kamera transformeren die Spannung sowieso.
Meine Kameras: 2x Em-5, 2x E-M5 MKII
Die Datenschnittstelle der Clones funktioniert nicht. Das ist nur ein Fake.
Die Typenbezeichnungen sind entweder entfernt – oder ich glaube, ich habe sie jeweils genannt. Auf jeden Fall habe ich die Einzelteile entsorgt.