Nachdem ich nun eine Nachfrage bekommen habe, doch mal auch andere „Kompatible“ unter die Lupe zu nehmen, habe ich mein Akkuregal geplündert. Den Dot.Photo hatte ich ja schon letztes Jahr aufgemacht, für die Messwerte hatte ich noch einen zweiten. Und da lag noch ein ExPro rum – einer von denen, die mit Ladegerät verkauft wurden, weil der Originallader sie nicht erkannt hat.
Der Lader hat nur zwei Anschlüsse, kümmert sich also um die Temperatur des Akkus nichts. Entsprechend hat sich der erste der beiden seinerzeit auch recht schnell verabschiedet. Den zweiten habe ich noch, der war kaum im Einsatz. Vollgeladen ist er messtechnisch nicht von einem Patona zu unterscheiden.
Und hier nun mal alle auf einem Haufen:
Links vorne der ExPro – schon zerlegt. Rechts zweimal Patona, einmal zerlegt, einmal noch komplett.
Update: Ich bekomme die ersten Messwerte von anderen Kompatiblen-Usern. „Peter Hadley“ hat Jo gemessen. DANKE!
Steffen hat mir Ansmann, Quenox und Blumax geschickt. DANKE!
Und nun die ganzen Messwerte:
Leerlaufspannung voll:
Olympus 8,6 V
Patona: 8,3 V
EXPro: 8,2 V
Dot.Photo: 7,9V
Peter Hadley: 7,97 V
Ansmann: 8,3V
Quenox: 8.3V
Blumax: 8.3V
Widerstand zwischen (T) und (-)
Olympus: NTC
Patona: 10kOhm fix (jeweils 5% Toleranz)
EXPro: 10kOhm fix (jeweils 5% Toleranz)
Dot.Photo: 10 kOhm fix
Peter Hadley: 9,9kOhm fix.
Ansmann: 10,1 kOhmV fix
Quenox: 10,1kOhm
Blumax: 9,9kOhm fix
Keine wirkliche Überraschung – keiner der Clone hat einen NTC eingebaut. (NTC ist ein Widerstand, der sich mit der Temperatur ändert. Also ein Thermofühler.)
Anschluss I
Olympus: Onewire-Schnittstelle
Patona: Not Connected
ExPRo: Not Connected
Dot.Photo: Not Connected
Peter Hadley: Not Connected.
Ansmann: Not Connected
Quenox: Not Connected
Blumax: Not Connected
Auch hier: War zu erwarten, dass die Billigheimer diese Schnittstelle einsparen.
Anschluss S
Olympus: 7,26V
Patona: Not Connected
ExPro: Not Connected
Dot.Photo: 7,88V
Peter.Hadley: 7,96V
Ansmann: Not Connected
Quenox: Not Connected
Blumax: Not Connected
Das dagegen ist überraschend. Dot.Photo und Peter Hadley haben hier tatsächlich eine Spannung anliegen. Der „S“-Anschluss ist auch bei den BLS-5 vorhanden, wird in Japan aus Sicherheitsgründen mittlerweile vorgeschrieben und nur im Ladegerät abgefragt. Interessanterweise liegt die Spannung beim Original je nach Zellenzustand mehr oder weniger deutlich unter der Leerlaufspannung, bei den beiden Kompatiblen ist hier einfach die Zellenspannung draufgelegt.
Höhe an Kontaktplatte:
Olympus: 15,27mm
Patona: Zwischen 15,27mm und 15,9mm
EXPro: 15,27mm
Dot.Photo: Zwischen 15,25mm und 15,5mm
Ansmann: Zwischen 15,17mm und 15,24mm
Quenox: Zwischen 15,29mm und 15,38mm
Blumax: 15,37mm, in der Mitte 16,33mm. Passt nicht in den Schacht, aufgequollen.
Das war etwas überraschend: Während die Olys eigentlich alle maßhaltig waren, sind die Patonas und Dot.Photos nicht nur von Exemplar zu Exemplar unterschiedlich dick, sondern auch teilweise schief. Am einen Eck bis zu einem halben Millimeter dicker, als am anderen. Anscheinend sind die Maschinen, die die Plastik-Halbschalen verkleben nicht sauber eingestellt. Auch hier wieder eine Erklärung, dass mancher Probleme mit den Akkus hat, und andere eben nicht.
Das ExPro-Exemplar ist da unauffällig – muss aber nichts heißen.
Bezüglich von Berichten über aufgequollene Akkus: Das müssen nicht zwangsläufig die Zellen sein. Gelegentlich quillt auch „nur“ der Isolationsschaum oder der Kleber auf. So oder so ist das lästig, da man einen aufgequollenen Akku nicht mehr aus dem Schacht bekommt.
Alle Akkus wurden mit „Gewalt“ leergefahren. Also nicht gewartet, bis das erstemal „Akku leer“ kommt, sondern wirklich so lange, bis kein Bild mehr gemacht werden konnte.
Deutlicher Unterschied: Olympus, Ansmann, Quenox und Dot.Photo meldeten dann nach dem Einschalten der Kamera ohne weitere Betätigung der Kamera „Akku leer“, die anderen beiden meldeten erst „Akku leer“, wenn man dann tatsächlich auch Leistung anforderte, also Stabi oder Autofokus. Man denkt, das ist nebensächlich, aber es bedeutet zum Beispiel, dass diese Akkus ein LiveComposite-Bild noch auf die Karte schreiben, wenn zwischendrin der Saft alle ist, die anderen schalten einfach ab.
Leerlaufspannung leer:
Olympus: 6,7,V (Vier Jahre alter Akku)
Patona: 6,6V
ExPro: 7,2V
Dot.Photo: 6,5V
Peter Hadley: 7,23V
Ansmann: 6,6V
Quenox: 6.6V
Meinen zweiten Dot.Photo hatte ich nach dessen frühem Tod ja schon letztes Jahr aufgemacht – und war ganz erstaunt, dass da ein LiPo drin war. Und zwar sogar SAFT-Zellen, also Markenware.
Verbaute Zellen bei den mir vorliegenden Akkus:
Olympus: Sanyo (gelasert)
Patona: TMB (gedruckt)
ExPro: Fujitsu (gedruckt)
Dot.Phto: SAFT (gedruckt)
Ansmann: TMB (gedruckt)
Blumax: Xingyida (gedruckt) Wahrscheinlich aber Lishen
Quenox: TMB (gedruckt)
Und der ExPro sieht zwar auf den ersten Blick wie NoName aus, aber wenn man den Akku zerlegt und die Zellen auf der verklebten Unterseite freilegt:
Siehe da, Fujitsu-Zellen.
Dass man sich da drauf nicht verlassen kann, zeigt dieser Post bei Dpreview, da hat einer ebenfalls einen Dot.Photo aufgemacht, da waren Li-Ionen Zellen von „FT“ drin. Übrigens genau die gleichen, die im ExPro eingebaut sind. Was gerade eben billig zu kriegen ist. (Allerdings war in dem Fall eine völlig andere Ladeelektronik verbaut.) Im Fuji-Forum hat einer seine zwei Patonas geschlachtet und darin Zellen von Lishen mit nur 900mAh statt der behaupteten 1120 mAh gefunden. Was in den Akkus verbaut ist, weiß also wahrscheinlich nicht mal der Importeur selbst. (Denn wenn er es wüßte, dann könnte man eine komische Meinung kriegen…)
Verbaute Platinen:
Olympus: FZHPH 9
Patona: RHWBLN1-M1, Version 2012-4-7
ExPro: RHWBLN1-M1, Version 2012-4-7
Dot.Photo: RHWBLN1-M1, Version 2012-4-7
Ansmann: RHWBLN1-M1, Version 2012-4-7
Blumax: RHWBLN1-M1, Version 2012-4-7
Quenox: RHWBLN1-M1, Version 2012-4-7
Das hier ist die Platine des Patona
Und das hier ist die Platine des ExPro:
Patona und ExPro sind von den SMD-Bauteilen her identisch, alle drei haben einen AO 8822 verbaut, einen Laderegler von Alpha & Omega Semiconductor. Der DotPhoto ist bei den Widerständen anders bestückt.
Es ist noch ein zweiter, sechspoliger IC verbaut, der bei Patona mit AA2E beschriftet ist, bei den beiden anderen ist keine Schrift zu erkennen. Da Dot.Photo und Patona vom Olympus-Lader erkannt werden, dürfte die dafür verantwortliche Elektronik in diesem Chip sitzen.
Schlusswort:
Es kann durchaus sein, dass in „kompatiblen“ Akkus Markenzellen sind. (Da es ja nur eine Handvoll Hersteller für LiIonen-Zellen gibt und man die Dinger nicht im Hinterhof bauen kann, sind es immer Firmen einer gewissen Größe. TMB ist da meines Wissens die Kleinste.) Es kann sein, dass das „B“-Ware ist, dass das „A-“ Ware ist, LiIonen, LiPolymer – es kann alles drin sein. Was definitiv nirgends drin ist, sind die Sicherheitsschaltungen der Originale. Die OneWire-Steuerung sorgt für eine längere Lebensdauer der Akkus, das ist noch nicht so schlimm, dass aber die Thermosicherung außer Funktion gesetzt ist, kann sowohl beim Laden als auch in der Kamera böse enden. Im Übrigen ist die Kamera so gebaut, dass sie die Temperatur des Akkus abfragt. Das ist bei Normalbedingungen nicht so wichtig, wenn es kalt wird, sieht die Sache anders aus. LiIonen-Akkus verlieren unter Null rapide an Leistung. Wenn nun der Akku nicht liefert, aber behauptet, er hätte Zimmertemperatur, dann folgert die Kamera daraus messerscharf: „Akku leer“. Meldet der Akku Minusgrade, dann weiß die Kamera „Da kann ich noch was rausholen.“
Fremdakkus erfordern also Mut zum Risiko. Sie haben nur einen Vorteil: Sie sind kurzfristig billiger. Und wenn man Pech hat, wird die Sache teuer. Würden Sie für den Alltag ein Auto ohne Airbag und Sicherheitsgurt kaufen?
Ergänzung: Dieser Post wird auch im Fuji-Forum verlinkt. Meine Ergebnisse sind NICHT auf andere Hersteller und andere kompatible Akkutypen übertragbar. Olympus verwendet japanische Zellen, die BLN-1 werden in Indonesien (früher Vietnam) assembliert, die BLS-5 und BLS-1 in China. (TMB ist ein rein chinesischer Hersteller, diese Zellen sind also NICHT in Olympus-Akkus.) Wie das andere Hersteller halten weiß ich nicht, man schicke mir eine Fuji-Kamera und einen Schwung Originalakkus und Kompatible, dann kann ich das rauskriegen.
Aussagen wie „Bei mir sind die prima“ sind – selbst wenn sie nicht von einem U-Boot stammen – aus den oben dargelegten Gründen mit Vorsicht zu genießen, da es bei den Kompatiblen extrem auf die Art der Verwendung ankommt. Der Olympus-Lader ist einer der schonendsten Lader, die es gibt. Wer seine kompatiblen Akkus immer auf die letzte Rille fährt und anschließend mit dem Cube grillt, der macht andere Erfahrungen, als derjenige, der seine Akkus beim ersten Auftauchen der roten Blinkwarnung rausnimmt und dann im Oly-Lader schonend lädt. Die Sicherheitsproblematik und die Kommunikation in der Kamera ist ein anderes Ding – das wurde schon besprochen.
Meine Ergebnisse gelten für den Olympus BLN-1 und die mir vorliegenden Clones von Patona, ExPRo und Dot.Photo. Und KEINE anderen – auch keine anderen Akkus der Clone-Hersteller.
Hallo Herr Wagner
Vielen Dank für die BLN-1 Akku Tests. Sehr Informativ und schon ein Ding, wie schrottig diese Clon-Akkus und Lader sind. Meine Frage, wo geschieht denn die Ballancer-Regelung? Wahrscheinlich im Akku? Und dann auch nur in den Originalen Olympus Zellen? Denn der Mittelabgriff liegt ja nicht an (nur in den Prüfkontakten). Danke. R.G.
Das Load-Balancing macht ein Chip im Akku.
Vielen Dank für die schnelle Antwort und die genialen Kamera Bücher. R.G.