Ich hab es ja angekündigt, ich habe gerade zwei 14-150 da. Eines in silbern, die alte Version, und eines in schwarz – die neue Version.
So sehen die beiden aus, wenn man sie komplett auszoomt.Und so, versandfertig mit Deckel:
Das sind sogenannte „Superzooms“ oder auch „Suppenhühner“. Wohlmeinend „Reisezooms“ weil man damit eigentlich fast alle wichtigen Brennweiten dabei hat und nicht wechseln muss. Lichtstärke und Brennweitenbereiche sind identisch, wir müssen da also nicht allzuviel vergleichen. Laut Pressemitteilung sind die einzigen beiden Unterschiede die „ZERO“-Vergütung und die Abdichtung des Objektivs gegen Staub- und Spritzwasser. Fangen wir dann mal mit den Vergleichen an: gleich mal gerade für ein Superzoom die absurdeste Disziplin: Bokeh:
Oben das 14-150 II, unten das 14-150 I. Das Bokeh ist für mich etwas harmonischer, die Farbwiedergabe deutlich „sonniger“. Natürlich war der Weißabgleich bei beiden Bildern fix. Als Kamera war die E-M1 im Einsatz.
Die nächste Disziplin: Weitwinkel:
Gleicher Weißabgleich, gleicher Stativstandort, gleiche Brennweite. Man sieht deutlich: das obere Bild, das aus dem neuen 14-150 stammt, bildet mehr Winkel ab und hat eine etwas andere Farbwiedergabe – und zwar eine natürlichere. Dies sind JPGs aus der Kamera, die bei 14mm natürlich die Tonnenverzerrung korrigieren. Beide Objektive haben die gleiche Verzerrung – da hat sich nichts getan.Und wo wir schon dabei sind, gleich der CA-Test an den Rändern aus dem unkorrigierten RAW:
Oben neu, unten alt. An den CAs hat sich nicht viel getan, die sind bei beiden Bildern heftig und werden natürlich in der Kamera korrigiert. Wo sich aber erheblich was getan hat, ist die Detailschärfe. Wir reden hier von Belichtungszeiten von 1/1000 und 1/800 (das neue 14-150 konnte durch die Bank etwa eine Drittel Blende kürzer belichten – die Transmission der Optik ist durch die neuen Beschichtung deutlich besser.) – Bewegungsunschärfe ist hier kein Thema – und mein Berlebach wackelt nicht.
Für den Telebereich bin ich dann in die Klosterkirche Seligenporten auf den dortigen Barockaltar losgegangen. Die Kirche sieht so aus:
Das ist wieder das 14-150 mit 14mm und Blende 5,6, diesmal aus der E-M5II – und wenn man die schon auf dem Stativ hat, dann ist es klar, dass da mal der HighRes-Modus auf das Suppenzoom losgelassen wird. Gefragt ist das obere, kleinere Altarbild:
Das hier ist das verkleinerte HighRes-Bild aus dem 14-150II und hier das aus dem alten 14-150:
Und jetzt wird’s ernst: wir machen zwei 100%-Crops am unteren Rand:
Oben alt, unten neu. Verblüffend: das Alte ist einen Tick schärfer. Nun haben wir es hier ja mit einem Bild aus acht Bildern zu tun, also habe ich nachgesehen, ob ich da verwackelt habe – nein, am langen Ende sind alle Bilder aus dem neuen 14-150 etwas weicher. Und zwar unabhängig ob ich nun in den HighRes-Bereich gehe oder nicht.
Wir haben bei der Schärfe also ein zwiegespaltenes Ergebnis: am kurzen Ende ist das Neue klar besser, am langen Ende hat das Alte die Nase einen Hauch vorne.Welches ist nun insgesamt das Bessere? Das Neue hat eine bessere Transmission und am kurzen Ende den weit besseren Rand. Die Farbwiedergabe ist besser. Bei extremem Gegenlicht verhalten sich die beiden Objektive unterschiedlich. Hier die letzten Testergebnisse, wieder im HighRes-Modus, diesmal geblitzt. (Belichtungszeit 1/20, damit der elektronische Verschluss mitkommt.)
Oben Alt, unten Neu. Man sieht am Fahrzeug, dass auch hier das Neue einen Tick heller ist. Die Belichtungsparameter und Blitzleistungen waren identisch. Brennweite 150mm.
Hier wird klar, warum das neue 14-150 „weicher“ wirkt. Es ist nicht so stark auf Kontrast korrigiert wie das „Alte“. Die Farbverläufe werden deutlich weicher und differenzierter wiedergegeben. Das mindert an manchen Stellen den Schärfeeindruck, die Abbildung ist aber insgesamt naturgetreuer und enthält mehr „Farbdetails“. Für Schärfefans ist das „Alte“ das Bessere. Für Fans der alten FT-Optiken mit feiner Farbzeichnung ist das „Neue“ besser. Olympus behauptet, es habe sich an der Optikrechnung nichts geändert, der Unterschied wären lediglich Dichtungen und die ZERO-Beschichtung. Gut, glauben wir es mal…..
Update vom 8.3.2015: Nachdem andere versucht haben, meinen Test nachzuvollziehen und andere Ergebnisse hatten, habe ich die Sache nochmal bei gutem Wetter im Freiland getestet und dabei witzige Dinge an der E-M5II festgestellt: Bei 14mm ist der Bildwinkel des neuen Objektivs im JPG deutlich kleiner als beim alten Objektiv. Im RAW ist es aber umgekehrt. Und wegen der Lichtstärke: im Freiland bei gutem, stabilen Wetter konnte kein signifikanter Unterschied mehr festgestellt werden. Anscheinend bin ich da auf einen Dreckeffekt hereingefallen. Was ich aber bestätigen kann: die andere, deutlich bessere Farbwiedergabe des neuen 14-150. Allerdings sieht man die nicht auf dem Kameradisplay, dazu braucht’s schon einen Monitor, der das darstellen kann.
Update vom 12.2.2020: Nachdem ich bei den Forschungen zur „digitalen Lichtstärke“ bei Olympus seinerzeit hinter die elektronischen Aufhellungen gekommen bin, ist es wahrscheinlich, dass die hier beobachteten Effekte zu unterschiedlicher Transmission eine Folge von Aufhellungen in der Kamera waren.