Der wilde Osten V

Uckermark – sehr viel östlicher geht es in Deutschland nicht mehr. Kurz vorher, im letzten Eck von MeckPo sind wir dann über ein Kleinod gestolpert: http://www.broellin.deSchloss Bröllin.

Das Schloss ist eigentlich keines, auch wenn es sowas wie einen zinnenbewehrten Turm hat. Angefangen hat es vor achthundert Jahren als Rittergut, im dreißigjährigen Krieg ist die Landschaft rundum dem Erdboden gleichgemacht und 90% der Einwohner umgebracht worden – und dann hat der Ritter gesagt, da spielt er nicht mehr mit – und war damit sein Rittergut los. Um 1850 dann hat einer auf dem Rittergut eine Art industrielle Landwirtschaftsproduktion auf die Beine gestellt und durchrationalisiert. 1945 wurde das Ganze dann enteignet, technisch noch etwas aufgepeppt und als LPG weitergeführt. 1990 war dann Feierabend, weil man der Meinung war, die dort produzierten Schweine wären zu teuer. Mitte der Neunziger hat dann der Verein Bröllin e.V. die ausgeplünderten Reste der LPG übernommen, gerettet, was zu retten war und ist seitdem am Renovieren.

Bartel, der für den Verein die Finanzen macht, hat uns am Verwaltungsgebäude per Handschlag begrüsst und zwei Stunden durch die Räume geführt – und ganz bewusst viel ausgespart, weil wir sonst nie durchgekommen wären. Das Bild oben ist ein ehemaliger Stall, mittlerweile im Ergeschoss zum Seminarzentrum mit allem Schnickschnack ausgebaut, im oberen Bereich einfache Zimmer.

Das hier ist die ehemalige Getreideverarbeitung. Gesichert, unten drin Küche, Kantine und die vereinseigene Kneipe. Oben drin viel Gebälk.

Hier können auch größere Gruppen übernachten. Wie man im Link erkennen kann, geht es vor allem um Performancekünstler, Artisten, StreetArt, DanceArt, bildende Kunst. Zum Anwesen gehört ein riesiges Gelände, Verirren kein Problem. Das bunte Völkchen, das sich hier auf Zeit oder auf Dauer herumtreibt, ist extrem nett, die Stimmung gelöst. Wer hier ein Squarehead ist und bleibt, ist vermutlich unverbesserlich.

Das hier ist ein Blick in den Ausstellungsraum, in dem alle sechs Wochen neue Künstler ihre Werke zeigen. Für einen Fotografen ist das Gelände ein Paradies. Von weitem Blick übers Land über alte Industrierelikte bis zum verwilderten Schlosspark – alles da.
Irgendwann dann hat uns dann doch unser Zeitplan auf der Terrasse beim Bierchen erwischt und wir haben uns verabschiedet – aber es ist sicher, ich komme wieder. Ein halbes Dorf weiter dann noch etwas Ostalgie:

Und noch ein Relikt, von dem es wahrscheinlich nicht mehr wirklich viel gibt: eine echte Buckelsteinstraße, teilweise noch mit den zugehörigen Alleebäumen. Dass die Trabbis das damals überlebt haben, spricht für die Qualität der Autos made in GDR….

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