Und wieder hat ein Objektiv den Weg zu mir gefunden. Diesmal das Tokina 300mm Spiegeltele – das es auf der Photokina schon zu bewundern gab. Erster Eindruck: klein und kompakt gebaut, die Mechanik läuft sauber, Metallbajonett und mitgelieferte Gegenlichtblende.
Bei mir ging die Gegenlichtblende ein bisschen streng, aber das dürfte sich geben. Ohne Front- und Rückdeckel kuckt das so aus:
Eben ein Spiegeltele. Und jetzt mal ein Größenvergleich:
Oben: Sigma 50-500 auf 300mm ausgezogen, darunter das m.Zuiko 75-300, auch auf 300mm. Und ganz darunter das 300mm Tokina. Sieht auf der Kamera ausgesprochen harmlos aus. Auf jeden Fall nicht nach einem potenten Tele…
Naja, von gut aussehen kann man nicht leben – also, was kann das Objektiv? Nachdem Bayern derzeit unter einer Wolkendecke liegt und ich hier buchstäblich die Sonne nicht zu sehen bekomme, bin ich mit f/6,3 und 300mm draussen natürlich ziemlich chancenlos. Also ins Studio und einen kleinen Aufbau machen und alle drei Objektive drauf loslassen:
Die Serie ist vom Stativ vom gleichen Standort gemacht, mit identischem Weißabgleich. Von oben nach unten: Tokina, m.Zuiko, Sigma. Das Sigma meldet 337mm zurück. Korrekt dürfte natürlich nur die 300mm Angabe des Tokina sein, da bei m.Zuiko und Sigma die Brennweitenangaben nur bei Scharfstellung auf Unendlich stimmen. Und ja – das Tokina hat einen heftigen Blaustich.
Hier noch dir Crops in gleicher Reihenfolge:
Scharfgestellt wurde jeweils manuell mit Sucherlupe auf das Auge. Dabei fiel auf, dass das Tokina, das ja keinen AF besitzt, zwar den MF-Assistenten ansteuert, aber immer nur für wenige Sekunden, so dass eine manuelle Scharfstellung über den Assistenten eher keine Option ist. Mit Zoomrahmen allerdings kein Problem. Als nächstes ist mir aufgefallen: Das Tokina ist mit fester Blende f/6,3 angegeben (abblenden geht nicht), das M.Zuiko mit 6,7. Das Bild aus dem m.Zuiko ist aber deutlich heller. Alle Bilder sind mit gleicher Blitzeinstellung gemacht. Das Sigma ist wiederum mit f/6,3 eingestellt.
Ich denke, die Bilder sprechen für sich: der Platzhirsch ist das m.Zuiko 75-300. Wer ein extrem leichtes, kleines Tele mit großer Brennweite haben möchte, wen das manuelle Scharfstellen nicht schreckt, wer mit Blaustich und etwas flauer Wiedergabe leben kann – der ist mit dem Tokina ganz gut bedient. Als unauffällige Papparazzi-Brennweite ist es ganz brauchbar – und immer noch besser als das Bigma, das nochmal weicher abbildet. Hier noch zwei „RealLife“-Bilder, entstanden in ein paar Sekunden, in denen die Wolkendecke etwas aufgerissen ist:
Oben wieder das 75-300, unten das Tokina. Beim 75-300 ein Einzelschuss, beim Tokina ist das Bild „best of Five“. Beide Bilder Freihand und Ausschnitte.