“Freistellen” in Rocksdorf

Wir hatten ja ein MUT zu dem Thema veranstaltet und uns am Samstag in Rocksdorf getroffen. Initiiert wurde das von einem Leser, der mal ein “Miniseminar” zum Thema “Freistellen mit mFT” haben wollte. Weil er mal wissen wollte, wie das denn nun wirklich ist mit dem “Freistellpotenzial” von mFT gegen Kleinbild.

Spoiler: ja, man hat mit einem 70-200 f/2,8 an einer Canon mehr Hintergrundunschärfe als mit einem 40-150 bei f/2,8. Aber kriegsentscheidend ist das nicht – wenn man das 35-100 mit f/2 dagegen antreten lässt, muss man sogar genau hinschauen. Und wenn da was im Hintergrund stört, dann ist das auch bei Kleinbild nicht weg.

Deshalb haben wir uns um Hintergrundunschärfe durch Offenblendenzwang nur am Rand gekümmert. Es gibt andere Methoden, die viel wirksamer sind.

Zum Begriff vielleicht noch ein Basic: “Freistellen” ist das, was ein Layouter mit einem Motiv macht, das er aus dem Bild rausschneidet und mit einem unsichtbaren Hintergrund versieht. Der korrektere Begriff für das, was man in der Fotografie macht, ist eigentlich “Trennung von Hintergrund und Motiv”.

Ein Beispiel ist das Titelbild: Mitzieher. Das wenn man mit kurzer Belichtungszeit macht, sieht das meistens nach geparkten Autos aus – mit 1/50s und f/5,6 klappt das prima. Ein Teilnehmer hat mir gesagt, in meinem Buch stünde drin, man solle f/18 nehmen. Jaja, wenn die Leser bei Dir am Kaffeetisch aufschlagen… Man kann bedenkenlos f/18 nehmen, weil beim Mitzieher der Hintergrund eh unscharf ist und dann die Schärfentiefe auch für ein ganzes Auto reicht. Aber f/18 sollte man halt vor allem dann nehmen, wenn man keine andere Möglichkeit hat, auf 1/50s Belichtungszeit runterzukommen. Und keine AutoISO …

Die Trennung durch Offenblende hatten wir schon, die Trennung durch die Brennweite haben wir dann auch gleich ausprobiert. Verblüffend – geht auch wunderbar. Simpel Abstände verändern geht auch.

Dann haben wir mal Anna nicht vor den Busch gesetzt, sondern mitten rein. Wie trennt man sie da vom Hintergrund? Also mal wieder die Pringelsdose mit den schwarzen Strohhalmen für den Aufsteckblitz ausgepackt und siehe da – geht wunderbar. Großes Problem: wo kriegt man noch schwarze Cocktailplastikstrohhalme her? (Aliexpress, schwarze Strohhalme 13cm, Cocktail Straws. 500 Stück 99 cent)

Mit Licht kann man auch einen Flur mit öder brauner Holztür in eine weiße Lichtwand verwandeln. Oder umgekehrt, in ein dunkles Loch vor dem man eine Person hell anstrahlen kann.

Und natürlich kann man auch mit Farbe trennen. Frau im roten Kleid vor roten, grünem oder blauem Hintergrund. Macht Unterschied. Geht übrigens auch mit Struktur. Bundeswehrfeldjacke – glatt – vor Baumrinde. Hebt sich nicht viel ab, ist ja Sinn der Sache. Außer man blitzt von der Seite und hebt die Struktur raus.

Und zum Schluss noch Trennen mit einem Rimshot. Da muss man halt, wenn man nicht auf die Sonne warten will oder kann, den Blitz genau positionieren. Aber wenn man das sorgfältig macht, dann kommt das prima. Ein Assi oder/und ein sehr flexibles Stativ ist da natürlich nützlich.

Knackige sechs Stunden. Mit Mittagspause. Hüttenkäselasagne und Salat.

Aber ich denke, es hat sich gelohnt.

Und hinterher gab’s noch ne Roomtour in den FolyFos-Maschinenraum. Gratis.

13 Replies to ““Freistellen” in Rocksdorf”

    1. Rimlight ist gemeint. Konturlicht von schräg hinten, oftmals von etwas höher, für einen Lichtsaum auf der Schulter oder im Haar oder auf der Wange oder alles zusammen. Prima Sache, sowas.

      1. Man könnte es auch auf deutsch als Konturlicht beschreiben (Rimlight = Randlicht … aber am Rand des Bildes möchte ich doch gar kein Licht haben). Immer diese englischen “Foreign words”

  1. Für mich war es ein gelungenes MUT und ein sehr interessanter, lehrreicher Tag.
    Am Ende waren unter den Teilnehmern keine Fragen mehr offen.

    Vielen Dank an Reinhard für die Orga und das Engagement, an die Teilnehmer für das harmonische Miteinander und die gegenseitige Rücksichtnahme, an Anna für Ihre Geduld mit den meist wortkargen Auszubildenden.

  2. Danke Reinhard für diesen lehrreichen MUT! Ich schließe mich Thomas P. vollumfänglich an.
    Jetzt fällt mir ein was ich vergessen habe, Selfie + Autogramme im FolyFos -Maschinenraum 😀

  3. Auch von mir herzlichen Dank an Reinhard für die tolle Organisation und Durchführung. Besonderen Dank an Anna für ihre Geduld! Habe gerade ein paar Bilder hochgeladen. Gestern sofort den Godox TT685II bestellt, der FL50 hat ausgedient! Der Godox “Papst” hat mich überzeugt, danke Peter. Eine Frage hab ich aber noch: Die beide Blitze beim Nebel, die hinten auf dem Boden lagen, waren das auch Godoxe? Den kleinen Auslöser, den ich auf meiner Kamera hatte, war jedenfalls kein Godox, habe keinen der so aussah mit Klappantenne bei Godox gefunden. Oder kann man die Blitze auch mit anderen Fabrikaten mischen?

    1. Ich muss Dich enttäuschen. Ich verwende keinen Godox. Ich verwende Elinchrom-Funkauslöser. Das kleine Ding mit Antenne war ein Skyport. Und die beiden Blitze waren Metze mit Elinchrom Funkempfängern dran. Hat den Vorteil, dass ich Systemblitze und Studioblitze gemischt verwenden kann.

  4. Auch von mir ein Dankeschön für das gelungene MUT an Reinhard und Anna. Die etwas längere Anreise hat sich gelohnt. Schön wenn “Leser” an deinem Kaffeetisch so gut mit Essen und Wissen versorgt werden. Vorschlag fürs nächste MUT “Sportfotografie in der Kletterhalle” (Anna wär dabei) und anschließender Besuch der Gedenkstätte in Dachau.
    Gruß Oliver

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