Meyer-Görlitz Lydith 30mm f/3,5

Und wieder mal etwas Altglas: ein originales Lydith an der PEN-F. Zur Geschichte des Lydith kann man sich hier schlau machen. Bemerkenswert: Damals wurde damit geworben, dass das Objektiv eine hohe Schärfentiefe habe. Heute ist die erste Frage bei Altglas: “Wie ist das Bokeh”?

30mm f/3,5. Da muss man nah ran, dass es was mit dem Bokeh wird.

Rechts oben ein Katzenauge, der Rest ist mehr so “Kartoffelbokeh”. Kunststück – damals wollte man Objektive haben, die halbwegs scharf abbildeten. Und ab 5,6 macht es das auch randscharf. Und bei 3,5 sind die Ränder etwas weich, aber das Zentrum einwandfrei. Man sollte halt tunlichst auch die Sucherlupe benutzen und auf das Ding scharfstellen, auf das man scharfstellen will. Beim Bild der Frauenkirche oben habe ich intelligenterweise auf “unendlich” gestellt. Ja nö – unendlich ist eben unendlich und nicht knappe hundert Meter.

Hier haben wir ein Zwetschgenmännchen. (Nils, falls Du das liest und noch einen haben willst, Du weißt, an wen Du Dich wenden musst.)

100%-Crop. Da kann man nicht meckern. Alles f/3,5. Übrigens rastet die Blende nicht ein, außer man arbeitet mit “Vorwahlblende”. Da zieht man am Blendenring einen Ring raus, rastet den an der gewünschten Blende ein, stellt Offenblende scharf, dreht dann mit einem Griff auf die gewünschte Arbeitsblende, Klick, wieder zurück zur Offenblende. Mit ein bisschen Übung geht das locker aus dem Handgelenk.

Das hier ist Herr Schrödel aus Wendelstein in seinem Zwetschgermännlastand. Die Zwetschger sind natürlich alle Handarbeit, die Accesoires, die die Männeken dabei haben, aus Holz, Metall oder Porzellan. Nix Plastik – außer die Gießkanne der Gärtner. Vier Stände mit Zwetschgermo gibt es auf dem Christkindlesmarkt. Traditionell zwei am Schönen Brunnen und zwei an der Krippe vor der Frauenkirche. Alles sind eigene “Betriebe”, aber im Endeffekt sind alle miteinander verwandt. Eine schrecklich nette Familie. Wirklich. Ich habe ein bisschen von der “Zwetschgermomafia” gefrotzelt – “so ähnlich” hat meine Gesprächspartnerin gesagt und gegrinst.

Falls jemand übrigens auf den Christkindlesmarkt will: ab 10 Uhr. Um zwei wird es dann voll, weil um drei das Christkind kommt. Und um halb drei bei der Abteilung mit der Kinderweihnacht. Vormittags kaufen die Nürnberger ein und die Leute am Stand haben noch Muße für einen Schwatz.

Der Christkindlesmarkt ist weiträumig abgesperrt. Übrigens schon immer, simpel weil da nachmittags oder abends niemand auch nur auf die Idee kommen sollte, mit dem Auto durchfahren zu wollen. Mittlerweile sind natürlich auch hier im Umfeld die Betontrümmer – aber wenn man sie in rosa LKW-Plane verpackt und goldene Sternchen draufmalt, sehen sie gleich deutlich harmloser aus. Auch hier übrigens Lydith mit Blende 3,5. Die beiden im Vordergrund sind absolut knackscharf.

Die Farben sind völlig OK. Die Preise eines “echten” Lydith mit M42 oder Exakta-Bajonett bewegen sich zwischen 50 und 120 Euro. (Finger weg von den Nachbauten) Mit den 30mm kommt man auf der Straße prima klar. Halt wie üblich: das Objektiv bei der Kamera mit korrekter Brennweite anmelden und siehe da, man hat es stabilisiert. Und wenn man ne PEN-F hinten dran hat, dann geht die locker als “analog” durch…

Naheinstellgrenze des Lydith liegt bei 33cm. Das ist ausgesprochen ordentlich. Damit geht dann sowas:

Die Ente ist eigentlich ein Spitzer. Da wo bei anständigen Autos die Rücksitzbank ist, ist bei diesem Auto unten das Loch, in dem der Bleistift versenkt werden muss. Das “Spitzi” quillt dann durch die Fenster raus. Hat Achsen und Räder und rollt demzufolge. Hat angeblich um die 40 Jahre auf dem Buckel und konkurriert damit mit meiner eigenen. Jetzt wohnt der Spitzer ums Eck von meiner Ente….

Das ist übrigens der Stand von Herrn Leithner aus Nürnberg. der macht solches Zeug:

Puppenstubeneinrichtungen. Und wenn man nett ist und man Zeit für einen Plausch hat, zeigt er einem auch den Kram, den er “hinten” hat. Zubehör für die Puppenküche. Ein Topf mit Maultaschen in Gemüsebrühe. Schweinebraten auf Gemüsebett. Mit dem Lydith nicht fotografierbar. Da braucht es schon das 60er Makro. Nicht ganz billig, im Zweifel kriegt man nen echten Topf mit Maultaschen für das Geld. Der Schweinsbraten in Echt dürfte aber teuerer sein.

Übrigens: wer erst knipst und dann fragt – oder gar nicht – outet sich als Touri. Miteinander reden ist Trumpf.

Das hier ist der Stand von Sieglinde Janoschke aus Öhringen. Die machen Windlichter. Und anderes. Buchzeichen. Was man halt aus Furnierstreifen, in die Muster gelasert wurden, machen kann. Die Muster sind von Sieglinde gezeichnet, ihr Mann hat sie dann gelasert. Beides ist nicht ganz ohne. Hingehen, kucken. Viele Sachen sind Stadtansichten, sowas geht natürlich, genauso wie an einem anderen Stand Trump als Räuchermännchen, oder die Königinmutter, als Räucherfrau. Aber es gibt auch Jugendstilmuster. Katzen aufm Zaun, florale Sachen. Mit denen lange unterhalten, weil sie sich ein bisschen mokiert haben, dass alle auf dem Markt “Made in Germany” nachweisen müssen – nur der Stand von Playmobil gegenüber, für den gelte wohl ne Ausnahme. Die musste ich erst drüber aufklären, dass Playmobil ein Lokalmatador aus Zirndorf ist und seine Sachen dort auch herstellt. (Übrigens sind die Kleinkindserien seit fast zwei Jahren komplett aus pflanzenbasierten Kunststoffen.) Verblüffung – und schon haben sie es nicht mehr bereut, die große Ritterburg gekauft zu haben.

Menschen glücklich machen – Weihnachten ist.

7 Replies to “Meyer-Görlitz Lydith 30mm f/3,5”

  1. Schöne Impressionen und einen ebensolchen Bericht.
    Vielen Dank Reinhard und allen einen schönen 2. Advent

  2. Danke für die Impressionen und einen schönen 2. Advent wünschen
    Liselotte und Hans-Joachim

  3. So etwas beim Frühstück zu lesen,
    das wärmt das Herz. Einen schönen Zweiten Advent.
    Danke Reinhard

  4. Ein sehr schöner Bericht. Und ich liebe mein Lydith und das baugleiche Pentacon 3,5/30 sehr….aber erst seitdem ich beide an die Digitalkameras anflansche. Vorher, zu DDR-Zeiten mit ORWO UT18 oder UT21 Diafilm waren sie mir zu “grünlastig” und zu “brachial” in den Farben.

    Gruß Jürgen

  5. Huch, mein DoF-Rechner behauptet, der Bereich der Schärfe geht von 23m bis unendlich, wenn ich als Entfernung 100000m eingebe (also “unendlich”). Für MFT-Sensor, 35mm und f/3,5 (30mm hat der DoF-Rechner nicht). Die Frauenkirche sollte also scharf abgebildet werden, oder wenigstens fast scharf. Aber es könnte ja sein, dass die Unendlich-Markierung am Objektiv nicht ganz stimmt. So, jetzt Klugscheißermodus wieder ausgeschaltet ;‐) Und nur damit Du nicht denkst,, hier passt keiner auf 😉

    Sehr schöne Geschichte, danke! Ich muss bei Gelegenheit mal testen, wie die Marktleue auf ein eher Norddeutsches Idiom reagieren würden. Da bin ich dann ja eindeutig Touri, auch wenn ich vor dem Knipsen nachfrage.

    1. Viele Adapter – herstellerübergreifend – sind bewusst zu kurz gebaut, damit man auch bei einem Objektiv mit Fertigungstoleranz, das eigentlich keinen Fokus auf unendlich mehr erlaubt, immer auf unendlich fokussieren kann. Damit sind aber die Markierungen auf de Objektiv nicht mehr verlässlich.

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