Die unendliche Äquivalenzdiskussion

Die bekannte Gerüchteseite hat mal wieder fremden Content verlinkt, und zwar das Video eines YouTubers namens AmazingNature Alpha. Und darunter hat sich dann eine Diskussion ergeben. (Und nein, ich verlinke das Video des YouTubers nicht, weil er schon in den ersten Minuten so viel Umpf von sich gibt, dass es einem die Fußnägel hochrollt. (Vielleicht sollte ich Reaction-Videos drehen?) Ganz nebenbei: ein “Einsteiger”, der mit einer OM-1 und einem 300 f/4 anfängt hat entweder viel zu viel Geld oder ein echt gesundes Selbstvertrauen. Oder beides.

Die Ergebnisse des Vergleichstests zwischen 600 f/4 und 300 f/4 sind wenig überraschend. Der Kleinbildsensor hat mehr Reserven, die Schärfentiefen bei Offenblende sind unterschiedlich, das Bokeh ist unterschiedlich. Knüller. Wer hätte das gedacht. Das 300 f/4 ist kleiner und leichter. Wow.

Ich könnte auch das 90-250 f/2,8 mit dem 40-150 f/2,8 vergleichen. Oder ein 135mm Orestor mit der Kristallkugel. Gut dass wir verglichen haben.

Vergleiche zwischen Kleinbild, Mittelformat, APS, mFT und 1″-Sensoren sind mittlerweile unsinnig geworden. Die Sensortechnologie hat in den letzten Jahren unglaubliche Fortschritte gemacht. Durch Trump (!) und die weltweite Sanktionitis werden gerade die Karten neu gemischt. Firmen, die früher ganz gut miteinander konnten, müssen sich auf einmal spinnefeind sein, Lieferketten fliegen auseinander und vor lauter “Der is voll blöd!” bastelt jeder an seiner eigenen Baustelle rum. Apple kauft keine Sony-Sensoren mehr für die Handys sondern steigt auf Samsung um und angeblich ist auch in der neuen Action-Cam von DJI ein Samsung-Sensor drin.

Durch diese Lieferantenwechsel ist ein irrer Innovationsschub entstanden, vergleichbar dem Umstieg von Olympus von den 12MP-Pana-Sensoren zu den 16MP Sony-Sensoren. Früher hieß es “X-Megapixel sind genug” und dann hieß es “Der Sensor war so viel besser, dass wir in den saueren Apfel gebissen haben und 16MP in die E-M5 gebaut haben.”

Auf einmal sind 50MP auf 1″-Sensoren das neue Normal. 200MP Handy-Sensoren sind kommender Mainstream und das in einer Qualität, die über die 20MP-Sensoren für mFT hinausgeht. Dinge, die man allein aufgrund der Beugung nie für möglich gehalten hat.

Die ganze Äquivalenzdiskussion ließ immer vorsichtshalber die Grundvoraussetzung unter den Tisch fallen: “Gleiche Sensortechnologie” – denn die gab es bei unterschiedlichen Sensorgrößen nie. Das ist jetzt noch mal wilder geworden. Gerade wenn es um Formatentscheidungen geht, funktionieren bisherige Glaubenssätze nicht mehr. Nicht langfristig. Wenn man bisher gesagt hat “Kleinbild ist für die Profis, APS-C für die Semiprofis und mFT für die Hobbyfraktion und Einsteiger” – dann stimmt das alles nicht mehr. Bei Profis wird längst Mittelformat verlangt und mit 1″-Drohnen werden Kinofilme gedreht. Wir können darauf warten, dass es ein 1″-Kamerasystem geben wird. Mit winzigen Telebrennweiten und Sensoren, die eine Qualität liefern, von der Olympus-User träumen. Es ist nicht mehr die Frage ob, es ist die Frage, wann.

Am Ende des Tages bleibt die Schärfentiefe als einziges Argument. Will ich große Schärfentiefe nehme ich einen kleinen Sensor und kleine Optiken. Will ich geringe Schärfentiefe, muss ich schleppen und zahlen. Alle Sensorformate sind da irgendwo Kompromisse. Wer Mittelformat braucht, wird nicht zu Kleinbild wechseln und wer, wie ich, mit seiner Anwendung mit der Schärfentiefe von mFT mit den f/2-Optiken perfekt klarkommt, der wird dort bleiben. Warum soll ich mehr schleppen, nur um das Zeug dann abzublenden?

Weniger Schärfentiefe ist kein Wert an sich. Genausowenig wie mehr Schärfentiefe. Und nein, “Abblenden kann ich immer” – wer jemals ernsthaft Produktfotografie gemacht hat, der weiß, dass dieser Spruch falsch ist. Es kommt drauf an, was man will.

Ein Manager hat mir, als ich ihn wegen eines 35-100 f/2 angefleht habe, gesagt, ich solle doch das 12-100 f/4 nehmen. Damit könne ich doch meine Hochzeiten machen. Ein 12-100 ist vergleichbar einem 24-200 f/8 bei Kleinbild. Niemand kommt auf die Idee, mit sowas eine Hochzeit fotografieren zu wollen. Die Brot-und-Butter-Linsen sind die 70-200 f/2,8, die jedes System hat – außer mFT. Upsi, habe ich jetzt eine Äquivalenzdiskussion begonnen? Ja. Denn ich muss liefern. Und wenn die Bilder aussehen wie aus der Kompaktkamera von Onkel Egon, dann kriege ich nur so viel bezahlt, wie Onkel Egon kriegt. Ich muss zumindest den Look eines Kleinbild 70-200 f/4 erreichen, damit mich irgendwer ernst nimmt. Es geht dabei gar nicht so sehr um Rauschen – das kann man heute in der Post beseitigen – oder um “nur 20MP” – das reicht dicke. Es geht drum, dass man auf dem Handy erkennen muss, dass der Hintergrund unscharf ist. Und dazu braucht man – Äquivalenz hin oder her – große Blendenöffnungen.

Darum geht’s. Ein 600mm f/4 hat eine Eingangspupille von 150mm, ein 300 f/4 eine Eingangspupille von 75mm. Völlig egal was für ein Sensor hinten dran hängt.

Das hier war Apple-Voodoo auf einem Usertreffen…..

31 Replies to “Die unendliche Äquivalenzdiskussion”

      1. Moin,

        ich finde die geringere Schärfentiefe von grösseren Sensoren ziemlich nervig. Mache ich nachts Stadtansichten muß ich wie blöd focus stacking machen, oder bekomme Belichtungszeiten bei denen jede Schnecke Bewegungsunschärfe erzeugt.
        Will ich Portraits machen habe ich die Augen scharf und die Ohren out of focus. Schonmal einen Kamelkopf als Portrait mit Mittelformat versucht?
        Was ist so toll daran, daß bei jedem Portrait (super künstlerisch, kreativ) der Hintergrund unscharf bunt leutchtet und Lichter immer irgendwie gelbweisse Blobs sind?
        Profis müssen liefern, was der Kunde will – schon klar. Leider glaubt die Mehrheit wohl dass grosse Teile eines Bildes so unscharf wie nur irgendmöglich sein müssen. Bei Mitziehern kann ich das verstehen. Da dient die Unschärfe einer Aussage. Was ist die Aussage des Bokehs bei der Protraitphotographie? “Hoppla, dies ist ein Protrait” oder “Alter, ich hab ein scheissteures Objektiv verwendet” vielleicht? Den Hintergrund separieren um den Blick aufs Wesentliche zu lenken? Das Wesentliche liegt immer exakt zwischen der Pupille des dichteren Auges und dessen Wimpernvorderkante? Ich verstehe es nicht!

        Amateurknipsergrüsse aus Muscat
        Dirk

        1. Bei einem größeren Sensor kann man abblenden und hat dann MFT- Verhältnisse, in jeder Hinsicht.
          Beispiel: 2.8/50 MFT entspricht 5.6/100 am KB Sensor und zwar: In der Schärfentiefe, Im Rauschen (wenn man die ISO 2 Stufen höher wählt um auf die gleiche Belichtungszeit zu kommen). Und bei den Beugungserscheinungen. Und natürlich beim Bildwinkel.
          Also kann man durch abblenden und die richtige Brennweite mit einer KB- Kamera exakt MFT- Verhältnisse herstellen, man muß ja nicht bei Offenblende fotografieren, kann aber.
          Und manchmal ist ein unschärferer Hintergrund eben doch ein Vorteil, den viele mögen. mich eingeschlossen.

    1. Ja gab es. Das war schon eine Totgeburt. Als Nikon damit um die Ecke kam, habe ich das System gewechselt und bin zu Sony gegangen. Ich dachte nur: was zur Hölle haben die bei Nikon geraucht? Das war im Herbst 2011. Es dauerte dann satte sieben Jahre bis Nikon eine ernstzunehmende spiegellose Systemkamera auf den Markt brachte.

  1. Hallo Reinhard, ohne die Diskussion erneut befeuern zu wollen eine wirklich ernstgemeinte Frage (da ich seit 5 Jahren jetzt 2-gleisig mit MFT und Vollformat unterwegs bin):
    Das von Dir so geliebte 2/35-100 entspricht optisch einem 4/70-200 bei Vollformat. Die gute Kamera ist etwas größer/schwerer, aber nicht viel, bei den Objektiven könnte das Vollformatzoom in guter Qualität sogar kleiner sein. Unterm Strich also grob ausgeglichen.
    Jetzt ist das Zoom mit Blende 4 natürlich 2 Blenden lichtschwächer, die durch die ISO ausgeglichen werden müssen. Da schlägt jetzt gnadenlos der Technologievergleich zu, aber genau da sind wir heute mit MFT definitiv nicht mehr state-of-the-art. Die MFT sensoren haben eine schnelle Auslesezeit, was bei Hochzeiten eher nebensächlich ist. In der Gesamtqualität und dem Rauschverhalten ist meine Lumix S5II der OM1 aber überlegen, so dass ich hier gut 2 Stufen mehr ISO verkraften kann. Damit wären beide System unterm Strich ausgeglichen oder habe ich noch ein Argument (Haptik, persönliche Begeisterung etc mal außen vor) vergessen?
    Für mich liegt der Vorteil von MFT weiterhin in den kompakten Kameras und Linsen, die ich im Urlaub liebe. Nicht in großen und schweren Linsen und nicht in hohen ISO (wobei moderne Rauschfilter wirklich sensationelles liefern können).

    1. Och, bitte!
      Nenn(t) “35mm” oder auch “Kleinbild” bitte nicht “Vollformat” (gerne auch als “Vollpfostenformat” verspottet).
      Ich habe gerade einen Tag mit jemandem verbracht, der macht Kollodium Nassplattenfotografie mit einer Kamera, die verarbeitet Platten im Format 20x25cm². Richtig gelesen: Zentimeter, nicht Millimeter! Und er liebäugelt aktuell mit einer Kamera, die Platten aufnimmt mit rund 40x50cm².
      Aus dieser Perspektive betrachtet sind 2,4×3,5cm² Film/Sensor eher “Mikro-” als “Kleinbild” und nie und nimmer “Vollformat”… 😉
      Wir können ja mal hier eine Äquivalenzdiskussion anfangen… ;-p
      Übrigens: die Platten haben, je nach Chemie, einen Iso-Wert von 1 bis 1,5.
      Dafür allerdings eine unfassbare Schärfe (sofern sich das Motiv mind. 12 Sekunden nicht bewegt) und Zeichnung sowie faktisch kein Korn, weil die Platte ja das fertige Bild ist und nicht mehr vergrößert wird.
      …nur mal so nebenbei.
      Martin

      1. Sorry, aber die Antwort ging mal voll am Thema vorbei! Ich habe eine ersthafte Frage gestellt und Du verspottest mich wegen einer Begrifflichkeit…
        So ein Niveau war ich hier bisher nicht gewohnt.

        –. nur mal so nebenbei.
        Reinhard

          1. Ich dachte, ich habe schon mehrfach geschrieben, warum ich bei mFT bin – und eben nicht bei Kleinbild. Auch wieder in diesem Artikel. 100 Gramm sind auf dem Papier nicht viel. Aber nach 12 Stunden Hantel stemmen sind 100 Gramm der Unterschied zwischen “geht noch” und “Ich hau das Ding gegen die Wand”.
            Und ja, man braucht einen schnellen Sensor: Brautstraußwerferei. Und ich mach ja nicht nur Hochzeiten, sondern auch Produktknipserei, Videostreaming, Video an der Bühne (Da ist jedes Gramm wichtig.), Sport usw. Was ich nicht mache, ist Birding – da zahlt nämlich niemand was dafür. Man braucht immer wieder mal nen schnellen Sensor und vor allem braucht man einen schnellen elektronischen Verschluss. Den Rolling Shutter der Kleinbildknipsen kannste den Hasen geben.
            Ich habe immer wieder mit Kleinbild fotografiert und ja, gerade die ganz neuen Kleinbildknipsen machen wirklich schicke Bilder, auch OoC. Ich hätte auch gerne eine Kamera mit einem modernen Sensor. Und die Optiken, die es da gibt sind mittlerweile auch wirklich fein.
            Aber im Endeffekt war das schon immer so. Kleinbild hat Vorteile. mFT hat Vorteile. Und ja, wenn man die Bilder nachbearbeitet hat Kleinbild mehr Reserven. Aber mit den FT-Optiken bin ich glücklich. Die liefern die Bildqualität, die ich brauche. Wenn es die TopPro-FT-Optiken nicht mehr gibt und niemand entsprechende mFT-Optiken auf den Markt bringt, DANN wechsle ich. Und zwar ohne Bedauern. Denn dann haben die Hersteller bewiesen, dass sie nichts, aber auch gar nichts mehr drauf haben.
            Das mFT-System ist in meinen Augen jedem Kleinbildsystem technisch mittlerweile unterlegen. Und klein und leicht ist auch ein Handy. Insofern stellt sich Deine Frage nicht. Der Vergleich mFT / Kleinbild funktioniert nicht mehr. Auf keiner Ebene. Kleinbild ist auf allen Ebenen besser. Ich halte die Olys (!) für ergonomisch überlegen (die OM-3 ist ein Unfall, keine Kamera) und sie machen genau das, was ich brauche. Aber das liegt nur an meinen TopPros.

            1. Den Hinweis mit den 100 g und der Lust auf einen Wandwurf verstehe ich nicht im Zusammenhang mit den Top-Pro. Auf dem ganzen Markt gibt es kein einziges 70-200 f 2.8, das nur annähernd so gross und schwer ist wie das 35-100 f 2. Eine kleinere Oly-Kamera hinten dran kann das auch kaum auf die Gewinnseite bringen.

              Die vielleicht feineren Farbverläufe des Top-Pro sind das schwierigste Bild-Kriterium, auf das Kunden achten. Die meisten werden kontrastoptimierte Fotos bevorzugen. Sehr erfreulich ist, dass du noch so viele Aufträge in verschiedenen Bereichen generieren kannst. Es gibt Kunden, deren Basisanforderungen ein mft-System ausschliessen.

            2. Hallo Ruedi.
              Jemand sagt “A>B”. Woraufhin jemand anders sagt “Das ist Unsinn, denn Du hast in einem anderen Zusammenhang etwas erwähnt, bei dem Du zu einem anderen Zeitpunkt C mit B verwendet hast und da D < C ist, ist in Wirklichkeit A < B" Sowas nennt man ein Strohmannargument. Man kann so argumentieren. Nur - wozu?

            3. Es geht mir nicht um Strohmannargumente. Weil du ein sehr günstiges 35-100 bei dir hast, habe ich lange hin und her überlegt, ob ich es mir holen soll. Von dieser Seite kam mein Kommentar.

            4. Das 35-100 ist groß, schwer und gut. Es ist eine Linse, mit der man professionell arbeiten kann. Und ja, man muss es schleppen und stemmen wollen. Und ja, die Konstruktion ist 20 Jahre alt und heute gibt es im Kleinbildbereich deutlich leichtere 70-200 f/2,8.
              Das Argument “selbst 100 Gramm Gewichtsunterschied können wesentlich sein” – ist eben für beide Seiten gültig. Damals hatte ich eine D700 mit 24-85 im Wechsel mit einer E-5 mit 50mm f/2. Beide mit Batteriegriff dran. Ja, Äpfel und Birnen. Es ist problemlos möglich, dass ich heute ein Kleinbildsystem kaufe, das einem mFT-System bei Qualität und Gewicht überlegen ist. Genau das habe ich geschrieben.

            5. Ich stimme dir vollkommen zu.
              Ich fotografiere mit MFT und L- Mount. Bei KB bin ich von Sony auf Panasonic umgestiegen, der Handhabung der Kameras wegen.
              Da ich viel Landschaft fotografiere, nutze ich meist L- Mount. Vor allem wegen der Bearbeitungsreserven in den RAW- Daten. Man kann die Schatten 2 Stufen höher aufhellen als bei MFT, ohne das Rauschen oder Farbkippen auftritt, für mich ein Riesen- Vorteil.
              Auch die IBIS- Systeme bei Panasonic sind so gut geworden, das sie auf Augenhöhe mit meiner Kombi EM1-3 mit dem 4/12-100 sind. Auch Pana bietet Dual- IS.
              Auch Abends in Städten nutze ich seit einiger Zeit L- Mount und zwar die S9 mit kleinen Objektiven. Die S9 mit dem 3.5-5.6/20-60 ist ebenso groß wie meine PenF mit dem Zuiko 2.8/12-40 und sogar minimal leichter.
              Dabei bietet die S9 die klar bessere Bildqualität und der IBIS ist sogar besser als bei der schon älteren PenF.
              KB Kameras sparen oft Bearbeitungszeit am Rechner (Rauschen bei hohen ISO,
              Das Pana 20-60 ist auch besser als das Zuiko 2.8/12-40, in der Schärfe ebenbürtig und weniger gegenlichtempfindlich und es erzeugt Blendensterne, das Zuiko leider gar nicht. Außerdem ist bei wenig Licht, der AF der S9 deutlich überlegen, meine PenF liegt dann manchmal daneben.
              Bei MFT fehlt eine kleine Kamera in der Größe der PenF, oder GX9 mit aktueller Technik (IBIS, AF)
              MFT nutze ich noch bei Makros und tagsüber in Städten, oder auf Radtouren, wenn es unbedingt sehr klein sein muß. Und nehme dann die Schwächen in Kauf.
              Auch ich bin der Meinung, das mehr als 20 Mpix niemand braucht, all meine KB- Kameras haben “nur” 24 MPIX, mehr will ich gar nicht, macht nur den Bearbeitungsrechner langsam.
              Kein Kunde hat sich bislang über die kleinen Dateien beschwert. Notfalls wird ein Bild hochgerechnet. In Top- Qualität

          2. Moin, Du musst Dich nicht ärgern, Deine Überlegungen in allen Ehren, die sind aber eher typisch für uns mFT-Nutzer mit einem unerklärlichen Rechtfertigungsdruck, warum wir das Geraffel nutzen.

            Sämtliche Faktoren die da verglichen werden spielen für viele Kunden überhaupt keine Rolle. Jeder sollte das für ihn passende System wählen und die persönlichen Kriterien dafür, die hat man bei dieser Diskussion gar nicht auf dem Schirm. Meine Holde grinst nur bei solchen Themen und ist mit Z8 und Z9 glücklich.

            – Du musst Dich mit der Kamera wohlfühlen, das ist Dein Werkzeug. Schau Dir nur mal die Sony-Gehäuse an, schon daran scheiden sich die Geister.

            – Die X ist ergonomisch? Okay, damit steigt aber keiner mehr um und auch ein Ft 35-100 mm F2.0 ist für Leute die noch nicht im System sind leider nur noch Sondermüll.

            – Den beiden PL F 1.7ern fehlt was in den längeren Bereich geht und so schick ist das am Oly-Gehäuse dann doch nicht. Andere Drehrichtung beim Zoom, Blendenring nicht unterstützt… Kleinigkeiten, die wir, welche im System sind, bereitwillig akzeptieren mangels Alternativen. Ein Pansonic- Gehäuse, da punktet nur die GH-7 durch ihre Videofunktionen, wenn man die denn braucht.

            – Nach jedem Update schauen, wie der AF funktioniert, Durststrecken mit Basteltips um notfalls auf die vorherige Firmware zurückzugreifen.

            – Der Exoten-Status, wenn Du mit mFT unterwegs bist. Kannst wesentlich seltener Komponenten leihen oder mal was unter Kollegen/ Freunden ausborgen. Da nutzt der noch immer gelobte Service nicht viel.

            – Das mit den Knöppen hat mir Nils schon abgeschminkt, die werden auch künftig rotieren, selbst wenn das Gehäuse an sich keine großen Veränderung erfährt.

            – Das Schleppen ist auch so ein Argument der mFT-Community. Meine Madame kauft halt nur die Brennweite, die sie auch tatsächlich braucht. Wir Olyaner argumentieren aber gerne mit dem gesamten Bereich von Fischauge bis Teleskop. Eben, der Schuss geht ins Leere. Zwei Gehäuse, zwei Zooms, das reicht. Eines davon baumelt über die Schulter gehängt, das andere schussbereit in der Hand. Genau, da ist dann fast auch schon die heisgeliebte Taschendiskussion hinfällig.

            – Die wirklich letzte Bastion mit den Oly-/ Hasselbladfarben, der Verwendung OOC ist längst gefallen, wir sind jetzt die, welche mit (Entrauschungs-)Software als Argumentationsverstärker ins Feld ziehen, auch wenn ich die selbst noch gar nicht gebraucht habe.

            Unterm Strich kann man soviele Pro-Argumente in die Waage schmeißen, wie man will. Bei dem Marktanteil den mFT bei klassischen Fotoapparaten noch hat, muss man mal anfangen zu akzeptieren, dass es nicht nur die Dummheit der anderen Kunden sein kann, dass mFT in der Bedeutungslosigkeit untergeht. Unsere Argumente für oder gegen ein System sind von gestern. Darum finde ich, taugt das auch nochmal, dass Reinhard das Thema hier neubetrachtet unters Volk bringt.

          3. Mein “Spott” bezieht sich auf den (absichtlich?) falsch bzw. verkürzt übersetzten Begriff “Vollformat” und nicht auf deine Frage bzw. dein Statement zu den Systemen.
            Du hast den Begriff “Vollformat” nicht erfunden, nur (leider) benutzt. Also muusst du dir den Schuh des Spottes nicht anziehen. Der gehört anderen…
            Warum “Vollformat” albern ist zeigt Zack in dem von Reinhard verlinkten Video.
            (In dem Video werden übrigens auch Bilder bzw. Frames mit dem Format gezeigt, die mein Kollege nutzt – nur dass der zusätzlich tatsächlich Nassplatten benutzt…)

      2. Zur Sprachkritik an jüngeren Begriffen im Bereich der Kameratechnik gab’s bei DPReview neulich einen Kommentar vom geschätzten Richard Butler (“Cameras, jargon and meaning: a reflection on mirrorless”, https://www.dpreview.com/opinion/1088253615/cameras-meaning-and-jargon-a-reflection-on-mirrorless), der neben “mirrorless” auch “full frame” diskutiert. Am Ende bedeuten Begriffe, sobald sie sich einmal eingebürgert haben, das, wofür sie mehrheitlich verwendet werden und was darunter mehrheitlich verstanden wird. Nicht das, was sie oder ihre Wortbestandteile wörtlich meinen oder woraus sie etymologisch entstanden sind. Es ist nicht erst in seit der Fototechnik so, dass dabei scheinbar Falsches oder Unsinniges zustandekommt; sehr viele Wörter bedeuteten mal etwas ganz anderes, wie etwa das ‘Gift’, dessen althochdeutscher Ursprung (‘Gabe’) im Englischen noch sichtbar ist. Das gehört einfach zum Wesen von Sprache…

        1. Nunja,
          bei älteren Begriffen, die sich seit Generationen eingebürgert haben, mag das angehen.
          Bei jüngeren Begriffen, und dazu zähle ich alles unter einem Menschenalter, gebe ich die Hoffnung noch nicht auf, dass sich eine Übernahme in den allgemeinen Sprachgebrauch evtl noch verhindern lässt… Insbesondere wenn sie faktisch wirklich Blödsinn sind. So werde ich z.B. auch nicht müde, einen Akku Akku zu nennen und nicht Batterie, nur weil dieser im Englischen so heißt und immer mehr Menschen ihn auch im Deutschen so bezeichnen. Etc…
          jm2c, Martin

          1. Vollformat bzw. full frame ist seit mindestens zehn Jahren allgemeiner Sprachgebrauch, unumkehrbar, da kämpft man nur noch gegen Windmühlen und geht anderen auf die Nerven. Im Fall Akku vs. Batterie bin ich mir noch nicht sicher, wie da die Verbreitung der verschiedenen Verwendungen ist, meine aber, dass die Kritik da von vornherein falsch ist und schon immer war, das hat mir mein alter Herr schon vor fünfzig Jahren (zum Glück vergeblich) falsch einzutrichtern versucht. Denn technisch ist ein Akku natürlich immer eine Batterie, nämlich eine wiederaufladbare, und überall, wo es selbstverständlich ist, muss auf die Wiederaufladbarkeit auch nicht ständig hingewiesen werden. Nur umgekehrt ist eine Batterie nicht immer und automatisch ein Akku…

            1. Wie Reinhard in seinem Beitrag von heute richtig schreibt kann auch ein Akku eine “Batterie” sein, weil er mehrere Zellen enthalten kann.
              Nur: um das festzustellen musst du ihn ggf. aufsägen.
              Ein Akku(mulator) zeichnet sich dadurch aus, dass er Ladung einsammeln kann. Also wiederaufladbar ist.
              Diese Wiederaufladbarkeit stellt den kleinen aber wichtigen Unterschied dar, der sich in der Bezeichnung niederschlägt und zur Unterscheidung auch genannt werden sollte.
              Witzigerweise ist das, was Batterie genannt wird, häufig gar keine Batterie mehr (egal ob wiederaufladbar oder nicht), weil im Innern oft nur noch eine Zelle steckt.

    2. Rein Technisch…. vergleicht man diverse Sensortests bei “äquivalenten” ISO Einstellungen im mitterlen Fotobereich, also 4x ISO des KB Sensors gegenüber MFT. So ergibt sich meist als Bild: MFT in Rauschen ca. 0…0,5 “ISO” besser und im DR 0,7… 1,5 Blendenstufen mehr. Das wird meist übersehen. Dargestellt wird meist der Vorteil des größeren Sensor, wenn keine äquivalenten Optiken und ISO zur verfügung stehen.

      Ich weis schon, weshalb ich mir bei der Vorstellungsreise der EM-1 eine EM.5-“R” mit Sensor mit (meinetwegen) 32 Mpix und vorallem 50 ISO, oder noch lieber etwas weniger gewünscht habe. Dazu eine Objektivserie, von der Bislang nur das 20mm erschienen ist, wobei das 90mm F1,4 ein ganz wichtiges Objektiv wäre.

      Aber seis drum, wie so vieles andere…leider ein von der Kauf- und Marketingleuten kaputt gemaches System.

      Zurück zur Schnöden Physik:
      z.b OM-1 vs. EOS R3 bei Photons to Photons:
      ISO 250 vs ISO 100 = 9,84 Blenden PDR vs 8,64
      ISO 318 vs ISO 1273 = 9,59 vs 8,85
      https://www.photonstophotos.net/Charts/PDR.htm#Canon%20EOS%20R3,Olympus%20OM-D%20E-M1%20Mark%20II

      Natürlich schwankt das je nach Vergleichsmodell, besonders wenn man die niedrigen ISO eine R Kamera und bei hohen ISO dann eine Sports-Kamera gegenüberstellt. Aber im Dynamikumfang gewinnt bei äquivalenten Einstellungen MFT. Leider hat Olympus gedacht: Mit dem Vorteil verbessern wie die Himmelswahrnehmung zu lasten der Schattenzeichnung (verschenken dabei gleich unseren kleinen Vorteil im Rauschen nebenbei).
      Und was macht die Fotogemeinde:
      Die Testet den “DR” darin wieviel sie Schatten hochziehen kann….

      Gut, die Nerds die Image Quality über alles wollen, da heist eh schon immer: Mittelformat und bitte mit Stativ, ich kann verstehen, daß Olympus nicht um diese Kunden kämpfen will, aber mit “Expose to the right”, läßt sich gerade bei OM-Kameras mehr holen als bei anderen Systemen. Am extremsten damals bei der EM-1 Mark2.

  2. Erstaunlich, dass in dieser Endlosschleife von mFT vs. KB das derzeit am schnellsten wachsende Format sehr oft verschwiegen wird.
    Beginnt mit “F” und zeichnet sich aus durch Ferständnis für Fotografen.

  3. Ich wollte nicht in die Endlosschleife einsteigen, mir ging es nur um mehr Info um alle Argumente einzuordnen. Ich selbst bin ja auch zweigleisig unterwegs und liebe und hasse beide Systeme gleichermaßen… Daher bleibe ich auch bei beiden Systemen, je nach aktuellem Zweck wird dann eben entschieden. Ich fände es nur sehr schön, wenn mir ein System reichen würde…

  4. Apropos 200 Mpix im Kleinsensor und Beugung: Man betreibt dann eben massives oversampling. Und ja, durch oversampling erzeugt man tendenziell ein besseres Signal. Auch wenn das Objektiv nicht wirklich 200 Mpix. abliefert. Ist dann zwar keine Steigerung wie auf “echte 200 Mpix” aber etwas Vorteil hat es schon (sofern andere erforderliche Parameter nicht in den Keller sausen). Gerade für all diejenige die nicht auskorrigierte Objektivfehler dann nachträglich elektronisch korrigieren. Wenn dies dann eh im Raum der “leeren” Vergrößerung stattfindet, verliert man halt keine Auflösung mehr dadurch.

    Dass man dann halt massivst leere Daten speichert, seis drum IT Industrie braucht nächsten Sales Zyklus.

  5. Ich tausche gerade einen Schrank voll Zuikos gegen wenige XF Objektive. Der Wertverlust von O Sachen ist ja zunehmend sichtbar und mal eine Kamera mit aktueller Technik ist nicht in Sicht.
    Dazu möchte ich zu den Wurzeln zurück, aber mit aktueller Technik.
    Es geht mit einer XE5 und einem Nokton 23 1.2 los.
    Bei F ist natürlich auch nicht alles nur super, aber die bleiben dran.
    An den unsäglichen Äquivalenz Diskussionen beteilige ich mich nicht mehr, ich vertraue da eher konkreten Mess und Erfahrungswerten.

Leave a Reply to werner beikircher Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *