Erinnerungskultur

Das ist der jüdische Friedhof in Sulzbürg. In den Vierzigern haben die Nazis und ihre Mitläufer alle jüdischen Mitbürger deportiert, die jüdischen Häuser geraubt und die Synagoge umgebaut. Im Heimatmuseum kann man einiges dazu erfahren, da ist auch dokumentiert, was aus den Häusern geworden ist, und wo noch Spuren des jüdischen Lebens zu finden sind.

Das ist das Denkmal in Neumarkt/Opf auf dem “Russenfriedhof”, wo etwa 5000 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus dem sowjetischen Raum begraben liegen. Der größte Friedhof seiner Art in Bayern.

Das ist Nürnberg Langwasser. Die “Trabantenstadt” wurde auf dem “Lager Langwasser” errichtet, das über 5000 Zwangsarbeiter das Leben kostete. 3500 davon waren Sowjetbürger. Lediglich auf dem Südfriedhof erinnert ein Gedenkstein daran. Aber immerhin. Dies ist der zweitgrößte Friedhof in Bayern von Sowjetbürgern. Die Kongresshalle und das Zeppelinfeld sind mit Gedenksteinen und Infotafeln gepflastert, die Ehrung der toten Russen aus Langwasser findet eher im Stillen statt. Die meisten haben davon noch nie gehört.

Ein Soldatenfriedhof in der Nähe des Hürtgenwaldes. Die Russen in Langwasser bekamen zu 500 je ein Grab, hier liegen pro Grabstein zwei deutsche Soldaten. Weil auf dem alten Friedhof Platzmangel herrschte, hat man die Soldaten “zusammengelegt”, sie konnten sich ja nicht mehr beschweren.

Warum ich da mal wieder drangehe? In Berlin wurde auf japanischen Druck das Denkmal für die koreanischen “Trostfrauen” entfernt. Also für die zweihunderttausend Koreanerinnen, die in Bordellen für die japanischen Soldaten die Beine breit machen mussten. Das Denkmal musste weg, weil das zum “Hass” aufstacheln würde. (Hat’s irgendwer fotografiert?)

Zur Erinnerung: Die Japanischen Regierungen haben sich weder für die Verbrechen in Korea, noch für die Massenmorde in China oder gar die Biowaffenexperimante an Chinesen und Russen jemals entschuldigt. Im Gegenteil: Ein japanischer Manager ließ vor kurzem im privaten Kreis verlauten, dass es ein Fehler gewesen sei, die “Chinesen seinerzeit nicht auszurotten”. In Gegenwart eines Japaners zu erwähnen, dass man Chinesen toll fände und da Freunde hätte, ist keine gute Idee.

Ich warte noch auf den japanischen Regierungschef, der mal das Rückgrat hat, den Brandt zu geben und in Korea auf die Knie zu fallen. Und auf den deutschen Regierungschef, der den Anstand hat, in Moskau anzuklopfen und zu sagen “Ey Leute, das mit den 27 Millionen Sowjets, die wir abschlachten haben lassen, das tut uns echt leid. Soll nicht wieder vorkommen.”

Ich nehme an, da kann ich lange warten.

Solche Denkmäler sind da viel schöner. Die Schlacht von Narvik 1940. Die britischen Invasionstruppen haben die deutschen Invasionstruppen geschlagen und mussten dann nur leider daheim eingreifen, so dass die Deutschen dann doch gewonnen haben. Alles Helden. Ganz sicher. Warum da zwei rote Totenleuchten stehen? Tjaaaaaa ….

Verhungerte, erfrorene, zum Skelett abgemagerte Gefangene, vergewaltigte und zerstörte Frauen – nene, Krieg ist ganz wichtig. Für die Wirtschaft. Für “die Verteidigung unserer Art zu Leben”. Für überhaupt. Und aus Gründen.

12 Replies to “Erinnerungskultur”

  1. Danke für dein Streben nach Frieden. Dein Erinnern. Deine klaren Worte. Es braucht dringend mehr Menschen mit deiner Haltung in diesen Zeiten.

  2. es wird immer und überall nur der “Helden” gedacht, über die Opfer wird der Mantel des Schweigens gebreitet, ist ja auch viel einfacher.

  3. Die sogenannte „Menschheit“ ist zu dumm sich zu erinnern.
    Wenn Sie es könnten gäbe es keine Kriege mehr…

  4. Vielen Dank für diesen Text, speziell in dieser Zeit in der Verbrechen an Russen und Plästinensern quasi als rechtfertigbar angesehen werden.

    1. Ich möchte gerne ergänzen, dass die meisten Konflikte als “gar nicht erwähnenswert” behandelt werden von Medien und Politik.

      Siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_andauernden_Kriege_und_bewaffneten_Konflikte

      Ich interpretiere inschwischen, dass eine erhöhte Präsenz eines Konflikts in “unserer Wahrnehmung” immer von partiellen Interessen angefeuert wird.

      Die wichtigsten dieser Interessen sind wohl wirtschaftlich, beispielsweise die Waffen- oder Rohstoffindustrie. Und politisch, also das Lenken “unseres Fokus” auf bestimmte Themen, weg von anderen Themen, das Anheizen der Stimmung als Vorbereitung für nicht vernunftgelenkte Entscheidungen etc. Wobei die Trennung von Politik und Wirtschaft soweiso eher illusorisch ist.

      Wie geschrieben, alles meine Wahrnehmung – nicht die Wahrheit. Für diese ist ein meiner Wahrnehmung der Kopf nicht gemacht.

    1. Der Beginn der Menschheitsgeschichte liegt im Dunkeln. Derzeit liegen in der Primatenforschung Belege von Homo erectus und Homo habilis als älteste Funde vor (ca. 2 Mio. Jahre).
      Alle anderen Theorien sind Schöpfungsmythen entlehnt, von denen der spätere Mensch (Homo insapiens) etwa 2000 erfunden hat. Diese Schöpfungsmythen sind Grundlage des religiösen Urfaschismus, welcher die Plünderung des Planeten und das gegenseitige Schädeleinschlagen in allen Kulturen legitimiert hat.

    1. Das Problem ist, dass der angebotene Standort 100m weiter in der Unionsstraße nicht akzeptiert wurde. Da ist die Skulptur “Extrem legendäre Moabiter Fische”, ein Altglascontainer und ansonsten attraktive Parkplätze. Genau das richtige Ambiente für so eine Skulptur. Ehrlich gesagt, hätte ich den Standort auch abgelehnt.

  5. Ich denke, diese koreanischen Frauen verdienen so ein Denkmal. Aber, wieso steht/stand das in Deutschland? Ist das, weil im 2.WK Japan Deutschlands Verbündeter war? Ernstgemeinte Frage, keine Provokation beabsichtigt…

    Ansonsten denke ich zum Thema Erinnerungskultur, dass die Opfer von Verbrechen, bzw. deren Nachkommen, sich eigentlich sagen sollten “So wie die Täter von damals wollen wir nicht sein”. Ich hab nur den Eindruck, dass das nicht hinhaut. Eine chinesische Bekannte sagte mir z.B. zu den Uiguren: “Das einzig Positive an ihnen sind ihre Lammfleischrezepte”. Zu Uiguren und Tibetern meinte sie, die könnten gerne alle gehen, China wollte nur ihr Land und ihre Ressourcen. Was sie Positives über Hitler sagte, gebe ich hier nicht wieder, sonst hab ich morgen eine Hausdurchsuchung…
    Der Hass auf die Japaner ist da immer noch sehr lebendig. Denen warf sie vor, die chinesische Schrift “gestohlen” zu haben… Wenn ich das nächste Mal arabische oder römische Ziffern benutze, denke ich dran…
    Wieso die Japaner es nicht schaffen, sich angemessen für ihre Gräueltaten zu entschuldigen? Keine Ahnung. Vielleicht hat es was mit “Gesichtswahrung” zu tun. Oder es ist einfach Ignoranz.

    Generell ist das mit dem Zugeben von Fehlern ein Problem in der Welt. My Lai, Holodomor, zwei Atombomben auf Japan, man könnte so vieles auflisten…
    Habe ich Hoffnung für die Menschheit?
    Nicht so wirklich.

    1. Es gibt überall seltsame Leute – auch in China. Meine persönlichen Bekannten in China reißen solche Sprüche nicht.
      In Japan gab es keine “Entnazifizierung”. Die Japaner sind gleich von den Amis besetzt und in den kalten Krieg gegen die Sowjets integriert worden. Da konnte man noch weniger als in Westdeutschland auf die “Fachleute” verzichten. Und warum soll man etwas für problematisch halten, wenn man nen Orden dafür gekriegt hat?

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