Seitz Roundshot in Lustdorf

In Lustdorf, in der Schweiz, gibt es seit 1955 eine Firma, die sich mit Panoramakameras befasst. Der Firmengründer hat seine erste Panoramakamera dann 1955 gleich auf sein Familien-KFZ montiert und ist damit durch die Gegend gefahren. Sozusagen ein Google-Streetview, nur eben analog und ein halbes Jahrhundert früher. Die Filme gibt es heute noch und sie sind ein unschätzbares Zeitdokument.

Seitz hat in Lustdorf zwei Vitrinen aufgebaut, in denen die Meilensteine untergebracht sind:

Das flache Teil links ist die Panoramakamera von 1957. Der riesige Apparillo rechts ist eine Seitz 6×17 mit 160 Megapixeln von 2007. Wer sonst noch wissen will, was die Leute in Lustdorf ausgetüftelt haben, hier gibt’s ne Liste.

Ich war da vor allem wegen eines Anschlusses einer PEN-F und einer OM-1 an den Roundshot VR-Drive. Das ist ein voll motorisierter Panowinkel. Bei dem gibt man die Sensorgröße ein, die Brennweite (die, die auf dem Objektiv steht) und dann halt noch, ob man ein Kugelpano haben will, ein zylindrisches Pano oder einen Gigapixelshot. Da man einstellen kann, wie lange sich der Motor zwischen den Aufnahmen Zeit lässt, kann man da auch HighRes-Shots nehmen.

So sieht das Teil mit montierter PEN-F und 14-35 aus, so das Touch-Menü:

Unter dem Gerät sollte natürlich ein stabiles Stativ stehen, weil da allerhand Masse bewegt wird. O Wunder- im Showroom steht ein Berlebach Uni. “Zum Einmessen” sagt Herr Krebs, Eigentümer und Marketing-Chef. Weil das alle Schwingungen schluckt.

Bei der Tour durch die Fertigung – bei der ich alles fotografieren darf -erinnert mich einiges an Berlebacht. Die CNC-Fräse, die Bohrmaschinen und die extreme Sorgfalt, mit der gearbeitet wird:

Hier poliert Herr Kubricky einen Montagering für die 360°-Webcams. Die Dinger laufen z.B oben auf dem Säntis, wo die Kamera alle zehn Minuten ein komplettes 360°-Pano erstellt und ins Netz schiebt. Und ja, LiveVideo kann man auch kucken. Und eventuelle Gesichter werden auch gleich verpixelt.

Diese Kameras haben natürlich zwei Jahre Garantie, aber sie haben auch Kameras, die seit mehr als zehn Jahren laufen. Bei jedem Wetter.

Das hier sind solche Kameras, fertig zur Auslieferung. Unten Anschluss für Netzwerk (RG58) und Strom, oben die Antenne für Mobilfunk, falls das Netzwerk ausfallen sollte. Links Herr Krebs.

So sieht sowas von innen aus. Das Zeug ist richtig, richtig dicht. Da kann es in beliebiger Menge draufschütten. Und wenn das Wasser waagrecht kommt, muss es auch dicht halten.

Ach ja: da drin sind simple Digitalkameras. Von Fuji. Derzeit XT5. Warum Fuji, frage ich? Weil die ein SDK liefern, mit dem alle Funktionen sauber anzusprechen sind. Perfekt dokumentiert. Die machen alles richtig, sagt Herr Krebs. Kamera, Optik, alles prima. Und die hohe Auflösung ist nett, bräuchten wir aber gar nicht.

Und zurück zur PEN-F: die wird über den speziellen USB-Port der PEn-F angesprochen. Da gibt es ein spezielles Kabel dafür – das man, wie üblich, erst mal von der zu langen Plastikabdeckung befreien muss, damit es in die Buchse passt und einwandfrei Kontakt macht.

Auch die OM-1 wird nur über den Fernauslöser gesteuert. Canon und Nikon können weitergehend gesteuert werden, aber Olympus hat halt seit der spiegellosen Zeit nie ein SDK herausgegeben und bei einigen neuern Kameras wurde ja die Steuerfähigkeit komplett “eingespart”.

Also wer ab 3600 Franken übrig hat und wirklich viele Panos macht – oder zum Beispiel auch kleine Motive auf dem Drehteller – es dürfte nichts Besseres geben. Und die Nodalpunkte der Objektive gibt’s im Objektivbuch.

Disclaimer: Ich habe bei Seitz ein Glas Wasser bekommen. Und der Wachhund hat mein große Zehe abgeleckt. Ich bin weder verwandt noch verschwägert.

6 Replies to “Seitz Roundshot in Lustdorf”

  1. Konstruiert Seitz auch selbst Digital-Kameras oder kauft man
    immer bereits fertige Digital-Kameras von anderen Herstellern
    und steckt sie dann in ein neues Gehäuse?

    1. Die Große ist selber konstruiert. Die hatte ein Scanner-Rückteil drin. Aber bei den Webcams werden normale Digitalkameras verwendet.

  2. Ja, auf diese Technik vom Feisten schiele ich schon lange – leider für mich nicht im verfügbaren Budget ;-(

  3. Die Roundshot Webcams sind zumindest in der Schweiz ziemlich verbreitet. Auf fünf Dächern meines Arbeitgebers stehen auch welche.

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