Im Museum knipsen: Regeln.

Letzthin gab es einen Artikel beim ndr Untertitel: “Europaweit häufen sich in Museen Unfälle durch Aufnahmen von Fotos” Der Aufhänger des Artikels war, dass viele eben vor lauter Selfie knipsen nicht zum kucken kommen und es wichtiger ist, ein Selfie mit der Mona Lisa zu haben, als sich die Mona Lisa genauer zu betrachten.

Und – ganz böse – einige Museen haben ein totales Knipsverbot verhängt. Und zwar nicht nur mit Blitz, sondern so richtig. Nich mal mit Handy darf man. Und weil man das nicht ausreichend skandalisieren kann, nimmt man den Typen dazu, der in Verona über einen ausgestellten Stuhl gestolpert ist.

Gestern habe ich eine Vernissage fotografiert und hätte dabei beinahe mit meiner Fototasche ein Kunstwerk umgerissen. (Die “gedrängte Vielfalt” von Toni Stangl, der danebenstand und das Schlimmste verhindert hat) Nicht auszudenken, ich wäre um ein Haar beim NDR als Headline gelandet. Und das war ja jetzt nicht irgendsoein Dorfdingens, immerhin hat der Bundeslandwirtschaftsminister die Ausstellung eröffnet. In der Krachledernen. Bevor er am Gäubodenfest ins Bierzelt ist. Und seine Gorillas haben nicht auf die Kunstwerke aufpassen sollen, sondern dass dem Minister nichts passiert.

(Falls jemand in der Nähe von Straubing ist: Bis zum 18.8. ist die Ausstellung tagsüber im Rittersaal am Schloßplatz 2b. Sind ein paar wirklich gute Sachen drin. )

Wie ist das jetzt mit den Museen.

Man denkt immer, Museen stellen ihren eigenen Kram aus und da ist das Copyright längst abgelaufen, also was machen die sich ins Hemd. Leider ist das nicht ganz so einfach. Einige Museen stellen Leihgaben aus, und bei denen gibt es teils strikte Leihbedingungen: knipsen verboten zum Beispiel. Weil das ein bisschen teuer ist, an jedes Bild einen Wachhund zu stellen, der aufpasst, dass niemand sein Handy auf das Werk richtet (habe ich auch schon erlebt, z.B. bei der Monet-Ausstellung in Basel) , wird dann in der ganzen Ausstellung das Fotografieren verboten.

In anderen Museen ist das Fotografieren ausdrücklich erlaubt, wieder andere ermuntern sogar dazu, die Fotos ins Netz zu stellen – ist ja schließlich Werbung. Hier in dem Fall der Halbjahresausstellung der Straubinger Künstler bin ich gefragt worden, wofür ich denn da fotografiere “Für den Blog, ich berichte hier.” und zack, hatte ich einen Katalog in der Hand. Viel Spaß noch.

Günter Haslbeck, Dorfansicht von Groznjan – übrigens vor Ort gemalt, nicht nach Foto.

In dem Fall durfte ich also ganz offiziell fotografieren. Trotzdem habe ich natürlich versucht, Gäste mit aufs Bild zu nehmen. Warum? Das pure Ablichten anderer Leute Kunst ist einerseits fragwürdig und andererseits rennt man da schnell in einen Copyrightverstoß rein. Denn selbst wenn der Hausherr das Knipsen erlaubt – der Künstler hat da durchaus noch ein Wörtchen mitzureden. Und seine Erben auch noch.

In dem Fall ist das ganze kein größeres Problem: Künstler und Kunst. Herr Scherer mit den drei Werken, die er ausstellt. Das ist erlaubt. Sogar vom Künstler selbst.

Kleiner Hinweis für Leute, die mit der Kamera in diese Ausstellung wollen: lasst es bleiben, kauft den Katalog und fertig. Das Licht dort ist zum Fotografieren der blanke Horror. Ohne eine große Graukarte ist man rettungslos verloren. Viel LED-Kunstlicht, große Fenster, indirektes Licht über knallweiße Wände, spiegelnde Glasrahmen. De Katalog ist wirklich gut.

Also: selbst bei journalistischer Berichterstattung ist das einfache Abknipsen von Kunstwerken nicht gern gesehen. Wenn man ganz normal ins Museum geht, sollte man grundsätzlich an der Kasse nach einer Fotografiererlaubnis fragen. Manchmal geht es ohne Blitz ohne weitere Einschränkungen, manchmal darf man nur ein Objektiv mitnehmen und muss den Rest wegsperren – ich bin wohl nicht der Einzige, dessen Fototasche Ärger verursacht hat – und manchmal darf man halt gar nicht.

Das muss man nicht unbedingt dem Versuch anlasten, mehr Postkarten oder Kataloge zu verkaufen, oft ist es einfach wirklich ein Copyrightproblem. Es gibt genug Nasen, die dann versuchen, mit den Fotos Geld zu machen – und wenn es auf irgendeiner Stockfoto-Seite ist. Es reichen ein oder zwei dieser Vorkommnisse und schon wird die Fotografieerlaubnis restriktiver gehandhabt – egal ob mit Handy oder großer Kamera.

Also: Fragen, im Zweifel auch mal nen Zehner für die Erlaubnis auf den Tisch des Hauses legen, wenn es das einem Wert ist.

Und ja, aufpassen.

10 Replies to “Im Museum knipsen: Regeln.”

  1. 1+ der Bericht.
    deckt sich mit meinen Erfahrungen.
    Egal wo, Bonn, Darmstadt, Frankfurt, Heppenheim, Köln, Mannheim, Heidelberg, Kaiserslautern,……
    Eine kleine Pen und 1 Objektiv. Oder eine APS-C Kamera die in die Hosentasche passt.
    Unauffällig Benehmen, Fragen, bei Verboten es lassen zu Fotografieren.
    Als häufiger Besucher und Inhaber von Dauerkarten hat man es etwas leichter und das Personal in den Ausstellungen ist entspannter.

  2. es gibt auch Locations, da zahlt man einen extra Oblulus names Fotografiegenehmigung, kriegt extra einen Genehmigungs-Armbändel, und wird dann im vierten Raum vom Wichtigtuer-Personal angepflaumt die Fototasche/rucksack mit sämtlichen mitgebrachtem Zubehör/Objektiven bitte im Eingangsbereich neben den Tresen zu legen.
    Natürlich ohne Schließfach/Aufpasser, so das sich jeder beim rauslaufen bedienen könnte……….
    Da sie mir das Geld für die Besichtigung/Fotogehmigung nicht zurückerstatten wollten, habe ich die “Anweisung” ignoriert. In den anderen Räumen gab es dann auch keine weiteren “Anweisungen” und konnte so auch mal das 7-14er vornedranschnallen.
    Potsdamer Schloss 2019

    1. Je “größer” das Museum ist, desto weniger gut geschult sind die Mitarbeiter. Habe ich auch schon festgestellt. Beim BMW-Museum in München waren die am Tresen schon mit der blanken Nachfrage nach einer Fotogenehmigung völlig überfordert. “Da ist gerade in der Presseabteilung niemand zu erreichen, den man fragen könnte.” Aber fragen ist wichtig, auch wenn man manchmal komische Antworten kriegt.

      1. Unter den Technikmuseen kann man firmeneigene Museen als schwierig ansehen. BMW hat sich Dein Anliegen offenbar zu Herzen genommen und zeigt sich für gewerbliche Fotografie nach Anmeldung sehr aufgeschlossen – vermarktet die eigene Location regelrecht:

        https://www.bmw-welt.com/de/location-buchen/film-und-fotolocations.html

        Was fehlt sind noch die Infos fürs private Fotografieren, aber zumindest sind die Kontakte auf der Website vorbildlich dargestellt.

        Ansonsten sind Technikmuseen natürlich eher den Umgang mit Fotofreunden gewohnt und stehen dem aufgeschlossener gegenüber, als Museen die z.B. Leinwand oder Textilien ausstellen. Ein Besuch der Webseiten vorab lohnt hier fast immer.

        Das Verkehshaus der Schweiz in Luzern erlaubt private Aufnahmen und bietet gleich einen Link für Anfragen nach kommerziellen Aufnahmen.

        https://www.verkehrshaus.ch/besuchen/fuer-ihren-besuch/gut-zu-wissen.html

        In Berlin formuliert man sogar noch präziser und schreibt Veröffentlichungen auf SocialMedia der privaten Fotografie zu. Man unterscheidet zwischen privat, redaktionell und kommerziell.

        https://technikmuseum.berlin/besuch/faq/

        Auch wenn man ungehindert die gesamte Sammlung ablichten darf, sollte man sich fair verhalten und sich auf das Veröffentlichen einiger ausgewählter Fotos beschränken, die dem Betrachter Appetit machen und zu einem eigenen Besuch anregen.

        Es wird auch von den Museen gerne gesehen, wenn man zum Beispiel über aktuelle Bahnstrecken berichtet und dann mal ein Foto von einem Fahrzeug aus ihrem Museum mit Link einstreut und zeigt, wie es hier früher zuging. Auch das fotografische “Verbinden” von Ausstellungsstücken über verschiedene Musseen hinweg in einem Bericht wird in der Regel positiv aufgenommen und nicht selten sogar wohlwollend kommentiert.

        Man wird als Knipser bei entsprechendem zurückhaltendem Auftreten nicht pauschal vom Museumspersonal als lästig empfunden und das zu Recht ansonsten verteufelte SocialMedia kann zumindest in den Gruppen hier sogar für unerwartete Kontakte oder sogar Einblicke hinter sonst verschlossene Türen sorgen.

  3. viele Jahre zurück:

    Die Dame an der Kasse sieht unsere Fototaschen und sagt freundlich zu uns:
    Bei uns im Haus ist Fotografieren nicht gestattet. Ich weiß aber nicht, ob meinem Kollegen das bekannt ist.

    Wir unterhalten uns in der Ausstellung stundenlang fotografierend mit dem Aufseher, der sich über interessierte Besucherinnen freut und uns auf diverse Details aufmerksam macht.
    Zudem es sehr wenige BesucherInnen sind.

    Bis heute freuen wir uns über unsere Aufnahmen der Objekte, die in dieser Form kaum je erneut ausgestellt wurden und es keinen Katalog gab.

  4. Im Neues Museum in Nürnberg wurden wir sehr freundlich darauf hingewiesen, dass wir fotografieren dürfen, nur unsere Fototaschen (weil größer als eine A4 Tasche) mussten in ein Schließfach verstaut werden. Es wurden sogar kleine Stofftaschen angeboten um weitere Objektiven mitnehmen zu dürfen. Und klar die Option jederzeit zurück ans Schließfach und Objektiv tauschen war auch möglich. Das gesamte Personal war bestens informiert und sehr höflich.

    1. Genau so war’s. Das galt auch für das Germanische Nationalmuseum.
      Ich handhabe das immer so: Ich frage freundlich, bekomme eine Antwort und handle danach. Blitzen ist für meine Art der Museumsfotografie nicht nötig und das Stativ bleibt zu Hause. Das Personal und dessen Anweisungen werden von mir respektiert und ich diskutiere nicht. Wenn’s nicht geht geht’s halt nicht. Dann kann ich immer noch entscheiden ob ich reingehe oder nicht.
      Bloßes abfotografieren von Kunstwerken kommt für mich nicht in Frage. Da gönn ich mir lieber den Katalog und erfahre alles über Künstler und Werk. Bilder die ich im Museum mache sind meist eher architektonischer Natur. Die Kunstwerke sind eher Beiwerk im von mir gestalteten Bild und Museumsbesucher nur hinten beim Betrachten der Kunst oder verwischt.
      Tasche oder Rucksack kann ich im Schließfach lassen weil in meiner Weste (und wenn ich ne Outdoorhose trage auch dort) genug Platz für Objektive ist.
      Auch bei Shopping Malls o.ä. frage ich vorher was geht und was nicht.
      Gruß aus HH
      Achim

  5. Wie Willy und Achim schon schrieben, konnten wir in Nürnberg sowohl im “Neues Museum” als auch im Germanischen Nationalmuseum ungehindert fotografieren. In beiden Museen war das Personal sehr zuvorkommend und freundlich.
    Grüße aus WND
    Jürgen

  6. Ist wie hier hier schon beschrieben sehr schwierig. Ihr glaubt garnicht wie komplex so ein Leihvertrag sein kann und was zum Teil für Anforderungen bestehen um Exponate zu bekommen. Von Protokollierter Klimaüberwachung bis UV/ IR Schutz und irgendwelchen Roten Gummibärchen ist da in solchen Verträgen alles zu finden. Dann kommt noch Transport, Einbruch, Diebstahl, Beschädigung, usw………
    Dann Copyrights usw. Das ist wirklich Arbeit. Bei unseren eigenen Exponaten war Fotografie kein Problem bei Leihgaben siehe oben
    Gruß Gerd
    Museumstechnikfutzi im Ruhestand

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