Seven Turns in Hilpoltstein

Am Samstag hatte ich mal wieder einen Einsatz an der Bühne. Allein einen kompletten Bandauftritt filmen. Das Ganze im Kreuzwirtskeller in Hilpoltstein. Ich nehme nicht an, dass einer meiner Leser dort schon mal war. Das ist ein “Keller”. Keller sind im Fränkischen eben Keller, in denen Bier oder Wein gelagert wird. Und aus diesem Keller wird ausgeschenkt. Man sitzt da unter Bäumen und lässt bei passendem Wetter den Herrgott an guaten Mo sein.

So ein Ding ist eben der Kreuzwirtskeller und der hat vorne dran eine Plattform. Sie behaupten einfach, das wäre ne Bühne – und siehe da, schon stellen sich Künstler drauf. Und da es nirgends Absperrungen gibt, ist der Eintritt auch frei, Stühle und Gläser sollte man praktischerweise mitbringen. Vesper auch. Getränke gibt’s.

Zumindest ist das in der Open-Air-Saison so.

Für den Filmer, der das allein machen soll, ist das ne harte Nummer. Man turnt um die Bühne rum, Treppen rauf und runter und weil die Bühne sehr hoch ist, hat man die Kamera praktisch die ganze Zeit über Kopf. Der Stabi sei gepriesen.

Ich hatte drei Kameras auf Stative gestellt und wie üblich – sobald eine Bühne Bewegungsraum lässt, bewegen sich die Musiker. Ist halt problematisch mit Fixkameras. In dem Fall hatte ich auch noch an der OM-1 ein 11-22 bei dem ich den Fokus falsch eingestellt hatte – das heißt, ich hatte ihn schon richtig eingestellt – aber nicht auf den Punkt, an dem sich später der Gitarrist aufgehalten hat. Ist halt schwierig, wenn man den Fokus auf Dinge stellen muss, die es noch nicht gibt.

Naja, solange man das Video nicht auf Vollbild ankuckt, fällt es nicht so auf.

Insgesamt waren zwei E-M1II, eine OM-1 und eine E-M1X im Einsatz. Als Handkamera eben eine E-M1II, weil die den Videozoomrahmen noch hat. Die letzte OMDS-Kamera, die den noch hatte, war die OM-5. Bei der OM-5II haben sie ihn wie auch bei der OM-1 und der OM-3 weggespart und damit ist die Kamera für die Bühnenfilmerei unbrauchbar. Klar kann man alles in 4K filmen und dann hinterher auf FHD skalieren und dann die wildesten Ausschnitte machen. Nur – ich habe bei dem Auftritt lockere 60GB Daten in FHD N produziert. In 4K wären das mindestens 240GB gewesen. Ein Festival über einen ganzen Tag sind dann Terabytes, an denen man wochenlang schneidet. Niemand zahlt das.

Der Ton wurde mit einem LS-100 direkt an der Bühne abgenommen. Weil Open Air mit einer DeadCat drauf. Die schluckt natürlich Höhen ohne Ende, die habe ich dann in der Post wieder gerettet. (Magix Music Maker) Direktton aus dem Mischpult war mal wieder nicht möglich. Ich hatte es ja schon mal getestet: LS-P5 gegen LS-100. Der ist halt nach wie vor das Beste, was Olympus in dem Bereich auf den Markt gebracht hat.

11 Replies to “Seven Turns in Hilpoltstein”

  1. Ich kenne die Band nicht und werde vmtl. nie wieder etwas von ihr
    hören (es sei denn, es wird hier im Blog darüber berichtet), aber
    ich finde den Artikel interessant, wie man Konzert-Aufnahmen ohne
    moderne VLOG-Kameras erstellt und welche Details (Videozoomrahmen,
    welches Tonaufnahmegerät gut ist, etc.) der Technik eine eher gute
    Aufnahme ermöglichen.

    P.S.:
    Der Videozoomrahmen ermöglicht die Datenmenge zu sparen und der
    LS-100 “ist halt nach wie vor das Beste … in dem Bereich” – und
    trotzdem wurden diese beiden Werkzeuge von OMDS vom Markt genommen.

    Eine seltsame Entscheidung.

  2. Hallo Reinhard, schöne Aufnahmen.
    Bezüglich Ton hat es noch Potenzial nach oben: Stimme zu dumpf, Drums zu laut, Bassguitar (gerade beim Solo) und Keys zu leise.
    Der Olympus Recorder ist zwar wirklich nicht schlecht, aber nur Stereo und schwierig die optimale Position zu finden (wenn es die dann wirklich gibt).
    Wenn Du öfter solche Live Videos machst würde ich mir mal die Zoom F Serie Recorder anschauen. Die können Timecode, Mehrspuraufnahmen und 32Bit Floating (keine überraschenden Verzerrungen) zu einem sehr fairen Preis.
    Vorgehen:
    Den Olympus Recorder wie gehabt platzieren.
    Beim Sänger ein Y-Splitter XLR Kabel verwenden (1x auf PA und 1x auf Zoom Recorder)
    dito bei den Keys und Bass)
    plus ein Stereo Ambimic für Publikumsreaktionen auf Zoom Recorder.
    Hinterher bei der Postpro zusammenmischen.

    Dafür würde der F6 ausreichen.

    Alternativ mit dem F8 könnte z.B. man auch noch das Mikrofon bei der Bassdrum splitten und separat aufnehmen, dann hätte das Drumset auch einen akustischen Boden. 😉

    Einmal als Klappe vor dem Song/Konzertstart (wenn alle Geräte recorden) dem Drummer sagen, er soll einmal auf die Snare hauen und dies filmen und schon hast Du eine Klappe für die Postpro.

    Viel Spass weiterhin bei deinen Projekten.
    Peter, der beruflich Tontechniker ist. 🙂

    1. Deine Tipps sind sicher nett, aber hast Du schon mal versucht, bei einer Band an deren Bühnenverkabelung rumzufuhrwerken? Bei einer Band, die Du in der Zusammensetzung nie gehört hast, die keinen Mixer hat, von der Du im Vornherein nicht weißt, welches Instrument im Nachhinein zu leise ist? Und dann noch vielleicht ein Gerät vom Format eines F6 oder F8 mitten zwischen deren Kabel platzieren? (Und dann muss ich die Kanäle des F6 noch aussteuern!) Bei wirklich großen Events kriege ich Mischpult-Ton mit zwei XLRs und kann noch ein Ambimic aufhängen. Und da bin ich schon glücklich. (Das ist problematisch genug, weil ich im Normalfall keinen eigenen Soundcheck für meine Aufnahme bekomme. Ich muss also auf Verdacht aussteuern und wenn die Band im Laufe des Abends lauter wird, bin ich gef….)
      Tatsächlich habe ich öfter sogar Feedback von der Band, dass der Ton zu gut ist, und man ihre ganzen Fehler hört.
      im Nachhinein ist es supereinfach, die Abstimmung des Tons zu kritisieren und sich zu überlegen, was hätte man da besser machen können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Wenn die Jungs einen Mixer gehabt hätten, wäre das Keyboard nicht zu leise gewesen. Nach der Pause haben sie es etwas lauter gemacht. Hinterher halt. (Ich habe von der Band auch Feedback bekommen: Die bemängeln was ganz anderes: die eine Gitarre ist zu leise. So unterschiedlich sind die Ansprüche.)
      Nochmal: hier geht es um einen Auftritt mit Hutsammlung. Wenn Du als Tontechniker den nächsten Auftritt der Jungs mixen willst – und am besten auch gleich das entsprechende Equipment mitbringst – bist Du vermutlich ausgesprochen willkommen. Kohle kriegst Du dafür selbstredend nicht. Freigetränke und eine selbergeschmierte Wurstsemmel gibt’s aber.
      Wegen der Klappe: Ich habe schon wirklich viele Events gedreht und geschnitten, aber eine Snare als Klappenersatz habe ich nie vermisst. (Abgesehen davon, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dem Drummer von Saxon zu erklären, wann er nur für mich auf die Snare hauen soll. ) Dazu ist das, gerade bei einem längeren Konzert, sowieso Unfug. Die E-M1II/III/X können nur knapp 30 Minuten filmen, dann werden sie gestoppt und müssen per Hand neu gestartet werden. Also rennst Du alle 25 Minuten in einer Pause zwischen den Liedern von Kamera zu Kamera und startest neu. Damit musst Du jede einzelne Kamera neu syncen. Wenn Du da nicht ohne “Klappensimulation” klarkommst, hast Du deinen Job verfehlt. Filmst Du zu mehreren, kann es jederzeit passieren, dass einer zwischendrin die Aufnahme stoppt und neu startet.

      1. Dem kann ich vollumfänglich zustimmen – plus die Anmerkung, dass auch die Kameras (und Tonaufnahmegeräte a la Zoom) ihren eigenen Takt (sprich Quarz) folgen. So kann der Sync oft bereits nach 10-15 Minuten um ein Bild daneben sein. Bei Rockbands weniger kritisch, aber bei Klassik ein No-Go.

        1. Das hatte ich tatsächlich mal mit Kameras anderer Hersteller. Die Olys haben – toitoitoi – bisher den Sync über die Zeit gehalten. Und auch die Om-1 ist zu jedem LS synchron gelaufen. Ich habe einmal Ton aus einem anderen Recorder gekriegt – da bin ich halb wahnsinnig geworden. Bei jedem Lied neu syncen. Also alle drei Minuten.

        2. Wo ist da das Problem?
          Entweder arbeitet man professionell mit Timecode, oder man nimmt bei Budgetproblemen eben nur einen Audiorecorder wie z.B. den F8, dann hat man auch nur eine Zeitebene beim Ton. Und wenn man sich den Aufwand antun will, kann man noch den Stereo Mix Output des Zoom Recorders auf den Eingang der Totalenkamera schicken. Der Zoom kann auch Slate Ton ausgeben, also mal in einer Pause wieder den Klappen Ton auf die Kamera schicken und man hat eine neue Referenz: Wellenform der Kameraaufnahme und des Zooms können abgeglichen werden.
          Wenn man mit mehreren Kameras OHNE Timecode filmt, wird man hinterher eh Aufwand betreiben müssen. Wohl dem, der sich irgendwas „Klappenartiges“ überlegt hat…

      2. Wieso so dünnhäutig?

        Ich hab mir einfach die Aufnahme angehört und ja: sie hat Potential nach oben. Konstruktive Kritik nicht willkommen?

        Wegen dem „ganzen Verkabelungsaufwand“: wenn man mit mehreren Kameras auffährt, wird es ja wohl geplant sein, also könnte man den Ton auch im Vorfeld planen und mit der Band besprechen.
        Natürlich ist es mit Aufwand verbunden, ist es beim Bild ja auch.

        Btw: Beim F6 musst Du nichts aussteuern: 32Bit Floating, da kannst Du hinterher in der Postpro aussteuern. 🙂 Ja, das können die Olympus Recorder leider noch nicht…

        Und wenn Du den Drummer nicht fragen magst, wegen Snareschlag: ist auch egal. In der Postpro siehst du es in den Wellenformen auch so, wenn du ab und zu den Drummer im Bild hast.

        Ich sehe regelmässig unzählige Videos, wo sich die Diskussion wohl eher um 4K, 8K und tolle Kameras drehten, aber der Ton scheint oft nebensächlich zu sein. Finde ich ehrlich gesagt schade. Genauso schade wie die OM5 II mit Mikrofoneingang, aber ohne Kopfhörer Anschluss. Das ist wie filmen ohne Bildkontrolle…

        1. Konstruktive Kritik ist supi. Wenn mir jemand mit einem Ferrari erklärt, wie ich mit meiner Ente schneller von Flensburg nach Wien komme. Nachdem ich nach zwei Tagen in Wien angekommen bin.
          Eine Band ist grundsätzlich zu spät mit dem Aufbauen fertig und will a) zuerst den Bühnensound und dann den Saaalsound haben. und b) wenn das steht, niemanden mehr haben, der da irgendwelche Kabel auseinanderrupft. Wenn Du glaubst, Du könntest bei Weltstars an deren Kabel rummachen, nur weil Du für den Veranstalter die ersten drei Lieder filmst, dann bist Du ziemlich schief gewickelt. Und genauso ist es mit kleinen Bands – die sind heilfroh, wenn sie einen halbwegs brauchbaren Sound auf die Bühne kriegen. Da dran als Filmer rumstöpseln und Du bist tot.
          Du als Tonmensch kannst das machen, ich habe die Finger davon zu lassen.
          Komm einfach mal mit, wenn ich ne Band filme.
          Wegen der OM-5II und deren mangelnden Kopfhörer: Da bin ich jetzt etwas im Zweifel. Du hast noch nie mit externem Mikro mit einer Oly gefilmt, oder? Das ist Müll, was da aufgezeichnet wird. Man kann die interne Aussteuerung nämlich nicht abschalten. Und bei den neuen Eingängen kann man nicht mal mehr nen Line-Pegel drauflegen. Ich brauche die internen Mikros zum Syncen – ansonsten interessieren die mich nicht. (Abgesehen davon ist der Ton am Ort der Kamera sowieso Murks.)Und gleichzeitig filmen und Ton machen ist nicht “professionell” sondern Blödsinn. Ich habe in meiner Ausbildung gelernt, dass es da einen Mann mit Angel und Kopfhörer und Recorder gibt, der das mit dem Ton macht.

          1. „ Wenn Du glaubst, Du könntest bei Weltstars an deren Kabel rummachen, nur weil Du für den Veranstalter die ersten drei Lieder filmst, dann bist Du ziemlich schief gewickelt“
            Das oben waren ja keine Weltstars und ja, bei Weltstars läuft es etwas anders. Ich war über 15 Jahre lang mit internationalen Bands auf Tour und kenne den Ablauf. 😉

            Und wegen hinterher rumstöpseln: das macht man VOR dem Soundcheck, beim Aufbau. Deshalb schrieb ich: vorher planen. Das beinhaltet auch vorherige Absprache mit der Band, schliesslich arbeitet man ja für sie.
            Alternativ könnte man auch mit einem Mehrspurrecorder wie dem F6/F8 z.B. auch Mikros vor den Bass- und Gitarrenverstärker stellen und den Keyboarder im Vorfeld fragen, ob er einen Ausgang frei hat in seinem Submischer, dann muss man nicht an den Bandkabeln rumstöpseln. Viele Wege führen nach Rom.

            „ Du als Tonmensch kannst das machen, ich habe die Finger davon zu lassen.
            Komm einfach mal mit, wenn ich ne Band filme.“
            Würde ich sogar sehr gerne (ich finde die Band oben cool) und mache das auch des öfteren (unentgeltlich für Freunde), aber leider falsche Ecke von Europa: ich wohne in der Schweiz. 😉
            Bei mir ist dann halt meistens der Ton besser, als das Bild, also umgekehrt, wenn ich es alleine mache… 🙂
            Beruflich läuft das dann eher anders: entweder kriegt die Videofraktion einen Stereomix von mir, oder es wird bei entsprechendem Budget gleich Multitrack aufgenommen und hinterher im Studio gemischt, was wesentlich besser ist.

            „ Du hast noch nie mit externem Mikro mit einer Oly gefilmt, oder?“
            Doch machte ich mit der EM1 III (mittlerweile mit der Z6 III) regelmässig für Urlaubsvideos mit kleinem Aufsteckmikrofon und bei Tiervideos im Regenwald für Videos für Forschungsprojekte mit einem externen Richtrohr. Und Richtrohr ohne Kopfhörer ist wie filmen mit 400mm Tele ohne Sucher…
            Ich könnte dafür natürlich noch einen Recorder mitschleppen, aber der Rucksack ist im Sumpfregenwald eh schon zu schwer und voluminös.
            Viel besser als mit den eingebauten Miks wirds aber mit externem Mik allemal.

            Aber wenn’s professioneller sein soll, dann natürlich mit separatem Recorder und Pilotspur in der Kamera.

            „ Ich habe in meiner Ausbildung gelernt, dass es da einen Mann mit Angel und Kopfhörer und Recorder gibt, der das mit dem Ton macht.“
            Jup, das ist korrekt, hindert aber niemanden daran, bei einem 1 Mann Job etwas zu optimieren. Ein Interview kann man z.B. mit Ansteckmikros, externem Recorder und einer Kamera, oder Profikamera mit professionellen Audio Eingängen sehr gut alleine bewältigen. (Was mittlerweile auch bei den öffentlich/rechtlichen TV Stationen für die Nachrichten Standard ist, die gehen mittlerweile für das Tagesgeschäft meistens ohne Tonmann auf Job.)
            Das mit der Angel ist aber eher etwas aus der Mode und nimmt man nur noch, wenns nicht anders geht. Meistens hat man heutzutage mehrere Mikrofone und Sender im Einsatz, wenn ein Tonmann mit dabei ist.

            Der langen Rede kurzer Sinn: mir ging es keineswegs darum, deine Arbeit runterzumachen, aber wir sind uns wahrscheinlich beide einig, dass der Ton noch Optimierungspotential hat.
            Meine Intention war es, Dir ein paar Ideen an die Hand zu geben, wie man mehr rausholen kann. Einfach ein Anstoss, darüber nachzudenken, wie man mit überschaubarem Aufwand bessere Ergebnisse erzielen könnte. Ich nehme an, das machst Du hinterher ja mit dem Bildmaterial auch, oder?
            Ich zeige meine Hobbyfilmaufnahmen auch jeweils meinen professionellen Videokollegen um Tips zu erhalten, wie ich besser werde. Ist ja nichts dabei. 🙂

            1. Im Prinzip hätte ich mein Tascam mitnehmen können, das macht einen cleanen Stream von 22 Spuren auf SD-Karte. Also wenn ich unbedingt will…. Aber es rentiert nicht. Wenn ich beim Aufbau dabei sein muss und noch mehr Kabel und Mikros aufbauen muss, dann ist das irgendwann komplett übertrieben. Und ja, im Urwald dürfte das mit dem Mikro an der Kamera funktionieren. Bei einer Band kannst Du die Tonspur dann entsorgen.

  3. Das Thema das der eine sagt, die Gitarre ist zu leise, der andere das Keyboard…. kenne ich von Festzeltbeschallungen mit dem Dorfchor. Mein Chef hat das immer so gelöst, wenn einer gesagt hat der Sopran ist zu leise, der andere der Temor ist zu leise, dann die beiden aufeinanderloslassen und nichts machen.
    Aber Ton ist eine Herausforderung wenn es wirklich gut sein soll, da muss man bei dem Setup halt mit den Nicklichkeiten leben, wenn man das als Einmannshow machen muss.

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