Die unendliche Geschichte: Streulichtblende

Was habe ich mich hier schon über Leute ausgelassen, die ihre Streulichtblende in Parkstellung oder gar nicht dabei haben. Und weil ich ja nun wirklich gefühlt den ganzen Tag nichts anderes mache, denke ich immer, die ganze Welt müsste das doch langsam jetzt wissen. Ich habe letzthin sogar eine Mail von einem Leser bekommen, der sich bei mir bedankt hat, dass ich die ganze Zeit so nerve, denn ihm habe die Blende letzthin im Urlaub das Objektiv gerettet. (Über die Mail habe ich mich richtig, richtig gefreut!)

Über’s Wochenende hatte ich eine leibhaftige Influencerin zu Gast. Und wie das so ist, man unterhält sich über Kunden und Social Media Strategien und Rezepte für Kartoffelbrei. Und siehe da, sie influenct für Outdoorfirmen und hat da mal ne Kamera samt Objektiv für vier Wochen gestellt bekommen. Sie hat mir die Fotos gezeigt, wo sie in der Pampa mit dem Gerät posiert und glücklich in die Kamera lächelt. Geli in Parkstellung. Ich habe ihr meinen Blogbeitrag “Streulichtblendendeppen” gezeigt und Sie hat mich gefragt, wozu das komische Ding überhaupt gut sei. Sie habe sich schon immer gefragt, was das soll. Das sei dauernd im Weg und keiner brauche das.

Also habe ich ihr diesen Beitrag gezeigt, der jetzt immerhin schon ein Dutzend Jahre auf dem Buckel hat.

Ups.

Um es etwas deutlicher zu machen, habe ich hier als Titelbild ein Bild ohne Streulichtblende aus der freien Natur genommen. Und hier das Foto mit Streulichtblende:

Einfach nur um zu zeigen, von was wir reden. Die Tests im Studio sind nett, aber wenn man es mit der Sonne zu tun hat, reden wir halt noch mal über viel mehr Licht.

Klar, wenn man flaue Bilder haben will – gibt ja eine Szene, die solche Fotos affengeil findet – dann weg mit der Streulichtblende. Aber wenn man sie drauf hat, kann man es sich aussuchen….

Auf jeden Fall habe ich wieder gelernt: Es ist nicht immer nur die Marketingabteilung, die nicht weiß, für was so ein Plasteteil gut ist – teilweise sind es auch die Influencer selbst. Die machen das Foto oder Video, schicken es an den Hersteller und dem ist es entweder wurscht, oder er sagt sich, “Ich kann den Influencer jetzt nicht nochmal da hinschicken und nachdrehen lassen.” Wie auch immer: Die Parkanweisung für die Streulichtblende kommt wohl nicht vom Hersteller.

Trotzdem lasse ich die nicht vom Haken. A) sollten sie sich Leute aussuchen, die nicht nur gut aussehen, sondern sich auch wirklich gut auskennen und B) eventuell gegenüber den Influencern klar kommunizieren, was sie gerne hätten. Und wie sie’s gerne hätten.

Für alle Nicht-Influencer hier noch mal der heiße Profi-Tipp: Streulichtblende drauf. Ohne wird aus dem Luxusobjektiv im Hui ne Kitscherbe und aus der Kitscherbe ein Flaschenboden. Und aus dem gehypten Profi- Fotografen bestenfalls noch ein Kamerabediener.

20 Replies to “Die unendliche Geschichte: Streulichtblende”

    1. Im einschlägigen Neusprech sagt man “basecap” und es geht noch dämlicher. Im Netz kursiert ein Bild von jemandem mit ner basecap falschrum auf dem Kopf, der zum Schutz vor der blendenden Sonne eine Hand wie einen Schirm vor die Stirn hält.

      Zur nicht genutzten Streulichtblende, da gehe ich schon davon aus dass manche Influencer weder wissen wovon sie reden noch was sie tun. Sowas schaue ich mir (auch in anderen Themen) höchstens mal als Beifang an und was ich dann sehe, ist teilweise krass. Aufgeschnapte Schlagwörter statt fundiertem Hintergrundwissen eindrucksvoll in Szene gesetzt, Inhalt egal.

      1. So einen Einsatz eines manuellen Schirms, trotz passender aber falsch benutzter
        Kopfbedeckung, konnte ich erst vor wenigen Tagen in “Real Life” beobachten.

        1. Okay, jetzt muss aber auch mal ein Plädoyer für falsch herum getragene Basecaps her: habt ihr schon mal mit richtig herum getragener Basecap im Hochformat zu fotografieren versucht? Funktioniert bei mir nicht. Der Schirm steht meiner rechten Hand im Weg. Also Kappe nach hinten drehen 🙂
          P.S. Streulichtblende ist immer richtig herum vorn drauf.

          1. … bei mir kein Problem mit Cape der Base nach vorn.
            Man muss nur die Kamera drehen.j

  1. Danke für das Bildbeispiel! Ich hätte nicht gedacht, dass der Effekt mit modernen, bestens vergüteten Objektiven noch so drastisch sein kann. Ich habe das mit Kompaktkameras, die wegen des versenkbaren Objektivs keine Streulichtblende haben, nie in dem Ausmaß erlebt. So etwas kenne ich aus eigener Erfahrung nur von dem unvergüteten Tessar meiner Vorkriegszeit-Rolleiflex. Die hat mich sehr nachhaltig zur Verwendung der Streulichtblende erzogen.
    Es hat für mich auch etwas Gutes, wenn Influencer auf YouTube keine Streulichtblende benutzen: Sie entlarven sich sofort als unwissend und ich kann mir den Rest des Videos sparen.

    1. Das ist das 100-400. Und man braucht ja nur mal im Netz nach diesen “romantischen” Porträts zu suchen, bei denen Mädels im Abendlicht vor kontrastarmer Wiesenlandschaft stehen. Alles Streulicht. Da gibt’s tausende Fotografen, die das cool finden. It’s not a bug, it’s a feature. Diese ganzen Objektive benötigen ne Plastetülle vorne dran.

  2. Ich bin dank dem Rat und der Erläuterungen jetzt auch konsequent mit Sonnenblende am Objektiv unterwegs. Z.B auch wieder, wenn ich einen Spaziergang mache und nur das 90er Makro mitnehme.
    Allerdings hatte ich in diesem Fall bei manchen Aufnahmen auch gezielt die Sonnenblende kurz mal umgedreht, um die Distanz zum Insekt größer zu halten. Vor dem Weitergehen dann aber gleich wieder richtig draufsetzen.
    Da ist die Kostruktion der Sonnenblende mit einem “Klick-Knopf” richtig schön. Oder noch besser wie beim 300mm F4 oder auch beim 60er-Makro.
    Beim 100-400 hatte ich beim drauf- und Abmachen der Sonnenblende immer eine gewisse Furcht, dass ich etwas kaputtmache, beim Überwinden der Klemm-Kraft, weil hier leider kein Knopf dabei ist.

  3. Für einen Mutter-Kind-Shoot habe ich mal über alle Bilder so einen Orange-Filter drüber gelegt (Photoshop, orange Ebene, 25%). Sah dann aus wie dein Bild oben. Die Mutter fand das “so schöööööön”…
    .
    Also wirklich:
    “It’s not a bug, it’s a feature!”
    .
    *kopfschüttel*

    1. Servus,
      bei den Kompakten hat oft meine linke Hand als Streulichtblende herhalten müssen. Sah manchmal urkomisch aus bei bestimmten Verrenkungen und manchmal war dann doch noch ein Finger im Bild.
      Das Bild hat es aber immer entschädigt.
      Viele setzen es in Innenäumen auch gar nicht auf. Da redet man sich den Mund fusselig. Auch bei Fotografen, die ihr Geld damit verdienen.
      Der einzige Grund, außer vielleicht bei Makro, die nicht aufzusetzen ist, wenn man den Aufsteckblitz nicht dabei hat und die Streulichtblende den Kamerablitz ab schattet. Aber das ist eh schon eine Notlösung…
      Schönen Gruß
      Werner

  4. Ich denke an einen Sketch von “Badesalz”, damals live gesehen, und Gerd Knebel hatte die Baseballkappe auch falsch rum auf und der Text dazu: “du kannst so blöd sein wie du willst, aber die Kapp’ wird SO aufgesetzt”.
    Ich muss zum Thema Gegenlichtblende aber zugeben, dass ich sie auch öfters aus Platzgründen nicht mitnehme, aber bei Gegenlicht immer kritisch im Sucher nach Flares gucke und bei Sonne von vorn immer die Linke Hand im Einsatz habe. Bin ich sowieso gewohnt, weil bei Zoomobjektiven die Blende ja ohnehin für die kürzeste Brennweite ausgelegt ist und auch da noch VIEL Spielraum ist. So kann ich beispielsweise problemlos das M.Zuiko 8-25 mit der Gegenlichtblende des 12-100 verwenden, und nicht mal bei kürzester Brennweite gibt es Vignettierung! Oder die Gegenlichtblenden von 1,8/17 oder 9-18, viel zu weit! Und wenn ich das 75-300er nur für den Fall der Fälle dabei habe und Platz sparen will, forme ich mit der linken Hand eine Röhre und schatte ab. Ganz wichtig auch: keine Filter ohne Multicoating! Ich wundere mich manchmal über Fernsehkameraleute, die ab und zu in den Nachrichten zu sehen sind, und wo ich an den Spiegelungen sehe, dass sie kaum entspiegelte Filter drauf haben.

    1. Das Thema läuft mir gerade richtige rein.
      Dem kann ich zustimmen, diese vermurksten und selbst in der kürzesten Weitwinkelstellung lassen mich die Gegenlichtblenden oft weglassen, stecke ich sie dann auf ,weil ich tatsächlich eine problematische Situation habe stelle ich oft fest, das ich erst die Hand nehmen muß.
      Bei einem Canon APSC 10-22 ist die Blende riesig im Durchmesser, maximal 1, 5 cm Lang und hat die schicke Tulpenform. Nutzen gleich Null, das objektiv geht nicht mehr in die Fototasche, die Blende ist für 10mm Bildwinkel (vermutlich sogar eher für noch weniger KB Brennweite) an Kleinbild designed, aber nicht für 10mm.
      Aktuell schlage ich micht mit dem 9mm 1.7 Panaleica rum, das produziert herrliche Regenbögen durch punktförmiges Streiflicht (selbst bei 90° zur Objektivachse) mit der original Gegenlichtblende. Allerdings ist das ohne die Blende noch wesentlich empfindlicher, hurra die Blende bringt was.
      Aber leider ein Trugschluss, in den Ecken der Tulpe kann man die Blende noch 7mm (mit Rücksicht auf den IBIS vielleicht 5mm) höher machen, auch an den übrigen Flächen geht noch einiges (vermutlich im Zentimeterbereich mehr) . Wobei eine Leichte Vignettierung nicht das problem ist, da die ekeltronische Korrektur die Bereiche dann eh wegschneidet.
      Die original Blende sieht natürlich von den Proportionen schöner aus als mein deutlich größeres Pappmuster, aber hier geht es um Funktin, und durch die stark gewölbte Frontlinse ist das Objektiv da recht empfindlich.
      Aktuell habe ich mir verschiedene Blenden für das Filtergewinde bestellt. mal sehen was sich damit machen lässt.
      Falls jemand eine Bezugsquelle für 55mm Blenden aus Kunststoff kennt, wäre ich interessiert, die sind einfacher zu bearbeiten als die Metallteile. Die Gummiblenden haben alle sehr schlechte Kritiken bekommen.

      1. Hallo Wolfgang,

        Die Firma Heliopan, die auch für hervorragende Filter bekannt ist, baut Streulichtblenden aus Gummi, bei denen ich eine negative Kritik absolut nicht nachvollziehen kann. Ich nutze seit vielen Jahren eine und bin sehr zufrieden damit. Im übrigen gibt es gerade von denen auch Schraubgelis für das Filtergewinde. Für Deinen Plan wäre eine Möglichkeit, mit Klopapierrolle und Nagelschere die Vignette einzugrenzen, dies dann als Schablone zum Anzeichnen zu nutzen und anschließend der Alugeli mit Bügelsäge und Schlüsselfeile zu Leibe zu rücken. Hier musst Du selbstverständlich darauf achten, dass die Geli beim Anzeichnen vollständig eingeschraubt ist, sonst ist die Tulpe nachher zum Sensor verdreht. Zum Spannen beim Bearbeiten kannst Du ein Stück Holz auf den passenden Innendurchmesser schnitzen und leicht einpressen, dann bleibt das Gewinde auch im Schraubstock rund. Geht also alles auch mit haushaltsüblichen Mitteln, wenn man wirklich will.

        Gruß, Matthias

        1. Danke für den Tipp mit den Heliopan. Heute kommen meine Metalblenden. Mal sehen wie es ausgeht.
          Zum Testen habe ich schwarzen Karton um die mitgelieferte Blende geklebt und dann geschnippelt.

  5. Ich habe die Diskussion zum Anlass genommen das 3,5/30 Macro, das bislang keine Blende hatte und es auch keine Orginalblende gibt, mit einer Gummiblende auszustatten. Deutlicher Unterschied bei den Fotos. Bei Macroaufnahmen kann man die Blende so zusammenfalten, dass noch Licht ans Motiv kommt. Was die Gummiblende langfristig macht wird man sehen.

    1. Von einem analogen Konvolut aus einem Nachlass hatte ich eine, da hat sich beim ausfalten der Gummibalg vom Gewindeteil gelöst. Die Kamera kam 1979 raus und hat ebenso wie die Objektive gut Patina, die Gummiblende kann also einige Jahrzehnte alt gewesen sein. Vom Grabbeltisch einer Fotobörse lebt eine gebrauchte schon 2 Jahre und zeigt keinerlei Microrisse, also gut 10 Jahre würd ich so einem Teil schon geben, mindestens, und neu kosten die ja auch nicht die Welt.

Leave a Reply to Reinhard Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *