TT-Artisan 50mm f/1,4 Tilt

Das TTArtisan ist ein Tilt-Objektiv, das für Kleinbild gebaut wurde. Es kostet um die 200 Euro. Ein 50mm f/1,4.

Ein 50mmm f/1,4 in anständiger Qualität kostet die 200 Euro ganz ohne den ganzen Tilt-Schnapperatismus. Das nur mal vorweg. Erwartungshaltungsmanagement.

So kuckt das von der Seite aus. Links ist die Schraube zum Feststellen der Drehachse um die optische Achse, man muss ja in alle Richtungen kippen können, und damit kann man diese Achse feststellen. Direkt zum Betrachter die zweite Schraube, mit der man den Kippwinkel – nein nicht einstellt – man löst damit die Arretierung. Dann kippt die Sache. und zwar so:

Was hat das nun für einen Sinn? Man kippt damit die Schärfeebene. Die läuft nun nicht mehr parallel mit dem Sensor, sondern schneidet ihn. Damit kann man nun wilde Schärfeverläufe produzieren. Sowas da zum Beispiel:

Wozu man sowas braucht? Naja, man kann damit diesen berüchtigten Miniatureffekt erzeugen. Man fotografiert von oben runter und nur das Dorf ist scharf, und davor und dahinter ist alles unscharf. Knüller. Kann man in den Kameras mit dem Dioramafilter machen. Und das sieht besser aus, weil der scharfe Bereich stärker gesättigt wird und so den Modelleffekt verstärkt. Vorteil des Objektivs: man kann das in jedem beliebigem Winkel machen.

Die Mechanik ist teils schwergängig, teils zu locker, man erwischt beim Abblenden sehr schnell den Schärfering. Warum die Blende nicht rastet wissen die Götter, die Gradeinstellung rastet jedenfalls.

Solche Objektive sind aber ursprünglich nicht erfunden worden, um Miniatureffekte zu erzeugen, sondern um dieses Problem zu lösen:

50mm f/1,4. Da ist nicht viel scharf. Nun kippt man das Objektiv nach unten:

Nun liegt die Schärfeebene schräg über dem Auto und siehe da- besser. Ebenfalls 50mm f/1,4.

Bei f/5,6 sieht das dann so aus:

Ja klar, mit f/5,6, da ist freilich alles von vorn bis hinten scharf…. Nö. Kuckst Du:

Hier ist das Objektiv wieder gerade.

Beeindruckend? Jo. Kleines Problem: Man sollte das Objektiv auf jeden Fall auf 5,6 abblenden, denn erst dann wird es scharf. Denn gerade beim Tilten braucht man Schärfe bis an den Rand – denn genau der wird ja beim Tilten verwendet. Und natürlich, sobald getiltet wird, neu scharf stellen, selbstverständlich mit Sucherlupe.

Und dabei kommt noch was Böses: das Objektiv hat gerade unterhalb von f/2,8 eklige Überstrahlungen. Da ist das Motiv eigentlich scharf, aber es überstrahlt, man muss es “unschärfer” machen, damit es schärfer ist. Ich habe auf das Ferrari-Logo scharf gestellt, das hat nicht funktioniert. Auf den Kühlergrill scharf stellen – wobei “scharf” ja bei diesem Objektiv erst ab f/5,6 die korrekte Bezeichnung ist – also den Kühlergrill so einstellen, dass er am wenigsten unscharf ist. Wie sowas aussieht, sieht man hier:

Dieser seltsame lila “Schein”, den das Objektiv bei f/1,4 liefert kommt von abenteuerlichen CAs.

Das Objektiv hat immerhin keine erwähnenswerte Tonne. Im Freiland halte ich es für ziemlich unnötig, da man bei 50mm f/5,6 zu wenig unscharf für den Miniatureffekt bekommt. Die Hyfo liegt bei 50mm und f/5,6 bei 62 Metern. Da braucht man nicht großartig tilten. Beim Schmuck knipsen kann man es verwenden, aber da ist mir ehrlich gesagt ein sauberer Stack aus der Kamera lieber.

Einziger Vorteil: der Preis. Für 200 Euro kriegt man nichts Besseres. Wenn man es besser haben will, wird es sperrig und teuer. (z.B. Novoflex Balgen mit Objektiv um die 2000 Euro)

One Reply to “TT-Artisan 50mm f/1,4 Tilt”

  1. für Tilt/ Tilt-Shift Funktionen gibt es einige Objektiv Hersteller. Gute und schlechte Qualität.
    Die billigen sind in der Abbildungsleistung oftmals gut.
    Der Mechanismus zum verstellen und arretieren- lösen, naja.
    Bei vielen günstigen Hersteller ist das Spaltmaß im Mechanismus groß genug um Fremdlicht ins Innere, in den Strahlengang durchscheinen zu lassen.
    Abhilfe, nach vorgenommener Einstellung ein dichtes dunkles Tuch über die beweglichen Teile legen. Nicht optimal aber es hilft die Bildqualität zu verbessern.

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