Stabi und Verwacklung

Wir kennen diese ganzen Werbesprüche. +6,5EV, 7EV, 7,5EV….. Theoretisch braucht kein Mensch mehr ein Stativ, alles aus der Hand.

Und dann kommen die bösen Tester und sagen, da muss man locker 2EV runterrechnen, dann kommen wir in einen realistischen Bereich. Mal kurz zum Verständnis, worüber wir reden: Ein 300mm f/4 braucht für Verwacklungsfreiheit nach der alten Daumenregel 1/600s Belichtungszeit für sicher scharf.

0EV	+1EV	+2EV	+3EV	+4EV	+5EV	+6EV	+7EV
1/640s	1/320s	1/160s	1/80	1/40s	1/20s	1/10s	1/5s

Jeder, der schon mal versucht hat, mit der OM-1 und dem 300 f/4 mit 1/20s oder länger zu knipsen, weiß, dass es da nicht um “jeder Schuss scharf” geht, sondern um “schau mer mal, ob mer einen scharfen hinkriegen.” Aber genau das ist das Versprechen. Genau so viel scharfe Bilder wie bei 1/640s.

Ja watt nu – alles Beschiss?

Naja, kann man so nicht sagen….

Die alte Faustformel ging von einem Zerstreuungskreisdurchmesser von 1/1500 der Bilddiagonale aus. Also von einem zulässigen Zerstreuungskreisdurchmesser von 0,0288mm. Das sind etwa 5MP und das, was damals mittelmäßige Optiken mit mittelmäßigen Filmen konnten.

Wir reden aber mittlerweile bei den 20MP-Olys von einem zulässigen Zerstreuungskreisdurchmesser von 0,0067mm. Das bedeutet, unsere Tabelle muss für das 300 /f4 ein bisschen anders auskucken:

0EV	+1EV	+2EV	+3EV	+4EV	+5EV	+6EV	+7EV
1/2000s	1/1000s	1/500s	1/250s	1/125s	1/60s	1/30s	1/15s

Und hier sind wir – Überraschung – wieder bei den Werbeaussagen. Die Angaben der Hersteller sind also korrekt – dass wir mit den falschen Zerstreuungskreisdurchmessern rechnen, ist nicht die Schuld der Hersteller…

Und ja, diese Werte sind wie immer abhängig vom persönlichen Tremor des Fotografen….

Was das Bild damit zu tun hat? Im Fahrzeugmuseum Marxzell ist in manchen Ecken dunkel – da ist ein Stabi Gold wert.