Die Kameras und Objektive kosten neu Geld. Und zwar teilweise richtig knackig. Ich selbst habe einige Zeit vielen Leuten zu Gebrauchtkauf geraten und habe selbst sehr viel gebraucht gekauft. Ganz abgesehen von irgendwelchen ganz offensichtlichen Betrügereien gibt es dabei aber ein paar Fallstricke, die man kennen sollte.
Objektive
Objektive haben Serienstreuungen und Objektive verschmutzen mit der Zeit im Inneren – da hilft das beste “es war immer ein Schutzfilter montiert” nichts. Und sehr viele Objektive, die ich gebraucht gesehen habe, waren dejustiert, weil sie eben irgendwann mal etwas ruppig behandelt wurden. Man sieht den Objektiven den Sturz meistens nicht an, trotzdem passt die Schärfe nicht. Wenn Sie mit Kontrast-AF verwendet werden, liefern sie meist sogar am AF-Punkt korrekte Schärfe, aber am gegenüberliegenden Eck ist die Schärfe weg. Der richtige Test ist der klassische “Zeitung-an-Spiegel-Test”.
Bei einem Kauf eines Objektives von einem unbekannten User muss immer eine Generalüberholung bei Olympus in den Kauf einkalkuliert werden. Am besten immer auch Rückgaberecht vereinbaren.
Ich habe es mehrfach erlebt, dass die Leute Objektive verpacken, als wären es Ziegelsteine. Karton auf, Objektiv rein, bisschen Zeitungspapier drauf, fertig. Wenn man das Paket kriegt, schüttelt, und innendrin fliegt was Schweres rum, sofort auf Dejustage testen. Teilweise kommen Objektive auch von Händlern mangelhaft verpackt. Da sieht der Karton außen tadellos aus, aber das Objektiv innendrin hat’s bereits hinter sich.
Es gibt einige Objektive, die Serienfehler haben. Beim 40-150 f/3,5-4,5 stirbt nach etwa 40.000 Auslösungen die Blende. Beim 12-60 und 14-54II lösen sich im Objektiv Leitungen und blockieren den Zoom. Beim 12-60 und 50-200 SWD sterben ebenfalls die Blenden. Beim 40-150 f/2,8 Pro ist die Streulichtblende vermutlich erledigt, teilweise sterben die Snapshotringe bzw die MF-Sensoren. Das 40-150 Pro und das 300mm f/4 haben eine spezielle Gasfüllung. Wenn die aufgrund von Undichtigkeiten weg ist, ist die Abbildungsqualität und Fokusgeschwindigkeit deutlich schlechter. Beim 12-40 f/2,8 sind Streulichtblende und Objektivdeckel oft auf der Mängelliste. Generell sollte man der Hinterlinse mehr Beachtung schenken als der Frontlinse. Dreck und Schäden auf der Hinterlinse ruinieren das Bild richtig, ein paar kleine Kratzer auf der Frontlinse sind irrelevant.
Bei den teuereren Objektiven auf den Lieferumfang achten. Es gibt Spezialisten, die das Objektiv zerlegen und die Teile einzeln verkaufen. Streulichtblende extra, Stativschelle extra, oder etwa die Filtereinschübe des 300 f/2,8. Früher waren bei den großen FTs auch richtige Objektivtragetaschen dabei – nicht nur simple Beutel. Die Streulichtblende des 90-250 oder 300 F/2,8 kostet einzeln zwischen 600 und 1000 Euro. Oft wird beim 90-250 auch das mitgelieferte Schutzfilter rausgenommen und extra vertickt.
Blitze
Blitze sind Verbrauchsmaterial. Die Olympus-Blitze sind leider nicht für besonderes Durchhaltevermögen bekannt. Wenn ein Oly-Blitz schon am Gehäuse Kampfspuren hat, kann man davon ausgehen, dass die Elektronik schon kurz vor dem Hinüberdämmern ist. Von den alten Oly FT-Blitzen wird keiner mehr repariert. Zumindest nicht von Olympus. Von den Neueren sollte man die Finger vom FL-300 lassen.
Es wird oft erzählt, dass die Kondensatoren kaputt gehen, wenn die Blitze länger nicht verwendet wurden. Das ist bei den moderneren Blitzen eher nicht der Fall. Ein paarmal laden und abblitzen, dann funktionieren die Teile wieder. Meistens sind es die Blitzröhren und Trafos, die aufgeben. Nach einem Sturz klemmen oft die Zoommechaniken. Gelegentlich sind die Blitzfüße angeknackst.
Kameras
Sturzschäden sind bei den Olys selten – das sieht man und dann geht auch nicht mehr viel. Die Schäden sind meist innendrin. Häufig haben gebrauchte Kameras angeknackste Verschlüsse. Bei den E-M1en sind es defekte Daumenräder, gelöste Schrauben von Gurtaufhängungen, verlorene oder kaputte Augenmuscheln und verbrannte Sucher. Bei den E-M1II des ersten Produktionsjahres sind es defekte Speicherbausteine, die dafür sorgen, dass die Kamera abschmiert. Bei den alten Kameras mit CF-Slot waren häufig Pins im Speicherkartenslot verbogen. E-300: Verschluss defekt. E-5xx: abgebrochene Batteriefachdeckel. Generell haben die Kodak-Sensoren oft Stuck- und Hotpixel. E-3/E-5: Schrauben der Stativgewindebefestigung und Augenmuscheln gehen auf Wanderschaft. E-M5: Defekte Verschlüsse, gebrochene Displayrahmen, verlorene Augenmuscheln. E-M5II: abgerissene Displays, verlorene Augenmuscheln, Batteriefachdeckelverschluss abgebrochen, Verschlüsse. E-M1X: verlorene Augenmuscheln. Was auch gerne verschwindet, sind die Abdeckungen für den alten Fernauslöseranschluss und den X-Sync-Anschluss. Gerade bei Kameras der E-PL-Serie fallen die Bausteine für WLAN/Bluetooth gerne aus.
Es gibt von Olympus Garantieverlängerungen. Die werden von Verkäufern gerne als Verkaufsargument verwendet. Diese Garantieverlängerungen können beim Verkauf übertragen werden – aber dazu ist der Code notwendig, der auf dem Zertifikat steht. Viele werfen den aber weg, wenn sie die Garantie bei Olympus registriert haben. Beim Kauf also auf dem Code bestehen.
Auch bei Kameras gilt: wenn keine Garantie mehr vorhanden ist, unbedingt eine Generalüberholung bei Olympus in den Kaufpreis einkalkulieren. Es kann sein, dass dadurch, dass die Kameras neu derzeit über Rabatte verprügelt werden, der Neukauf kaum teuerer ist.
Und ja, natürlich empfehle ich die oly-e.de-Fundgrube als erste Anlaufstelle. Dort sind auch die aktuellen Reparaturpreislisten verlinkt, da sieht man, welche Gerätschaften überhaupt noch repariert werden. Wenn Olympus nicht mehr repariert ist die richtige Anlaufstelle ViadaVinci Dialog. Die machen richtig, gute Arbeit und haben oft Ersatzteile, die es bei Olympus längst nicht mehr gibt.
Update:
Dieser Artikel wird vom digicammuseum verlinkt. Die stellen in diesem Artikel extrem steile Thesen auf – und vor allem erwecken sie ein bisschen den Eindruck, dass die ganzen Hardware ziemlicher Mist sei. Das ist FALSCH. Es geht hier um Hardware, die jahrelang geknechtet wurde. Das sind Objektive, die seit zehn Jahren aus der Produktion sind. Die Kodak-Sensoren haben bald 20 Jahre auf dem Buckel. Da sind Defekte völlig normal. Ich habe mal auf eine Messe einen Kollegen mit einer ein Jahr alten Canon 5DII getroffen, der mir erzählte, er habe bereits den dritten Sensor drin. Die vorherigen seien alle abgeraucht….
Ich bin auch ein bekennender Gebrauchtkäufer 🙂
Allerdings beschränke ich mich bei den Objektiven auf alte analoge Gläser im unteren Eurobereich. Denn ich muss erst einmal fotografieren lernen danach die Technik 🙂
LG Bernhard
Fast alle meiner Altgläser wurden gebraucht gekauft und auch meine mft Kameras sind bis auf die EM5-1 alles gebrauchte -meine EM1 und auch die EM1-2 hatten allerdings weniger als 1000 Auslösungen und waren richtige Schnäppchen. Die PenF allerdings – das waren schon über 50.000 und ein FN-Knopf funktioniert nicht, das war aber schon beim Kauf bekannt und der Preis unschlagbar günstig – dafür funktioniert die Kamera bis auf den Knopf einwandfrei und das sie den Vorbesitzer überlebt hat spricht für die Qualität der Kamera 😉 . bei meinen gebrauchten Objektiven hab ich andererseits nie Probleme gehabt, dafür bei neuen schon mal eines wieder zurückgeben müssen weil es dejustiert war. Aber es empfiehlt sich auf jeden Fall in den einschlägigen Foren oder Seiten wie hier die Olypedia sich eingehend vor dem Kauf gründlich über die gewünschten Objektive zu informieren um eventuelle Schwachstellen schon im Vorfeld zu erkennen. und so unter den Angeboten zu selektieren. Dabei ist der persönliche Kauf dem Online Kauf vorzuziehen -bzw dort ist der Kauf beim Händler die bessere Wahl, da es dann zum einen Rückgaberechte gibt und auch eine -wenn auch nur kurze- Garantie.
bereut hab ich jedenfalls bis dato noch keinen meiner Käufe…
LG AndyT
Mein persönlicher Zoo:
– Oly 510 (Geburtstagsgeschenk meiner Frau): fabrikneu dejustierter Sensor, kein scharfes Bild möglich; bei Kontrollexkursion (da fast nicht zu glauben) Sturz samt Kamera in einen Gebirgssee, damit natürlich auch Garantie hinüber.
– Oly TG5: fabrikneu dejustierter Sensor: im Querformat ca. 20% des Bildes vom linken Bildrand weg unscharf. Austausch wird nicht akzeptiert, nach Reparatur auf Garantie Fehler fortbestehend, Gerät offenbar nicht reparabel.
– Streulichtblende 40-150mm Pro: Achtung! zerbröselt selbständig, wenn man sie nur mal schief anschaut.
Damit bin ich natürlich bis jetzt off topic, es geht ja um Gebrauchtes. Aber genau deswegen habe ich mir vor einem Monat eine gebrauchte E1 von 2003 geholt, praktisch fabrikneu (nur 400 Auslösungen). Sie steht jetzt als Königin im Kameraaltar meiner Bibliothek im Reigen meiner verflossenen Geräte und erinnert mich täglich daran, wie bescheuert ich war, meine treue, fehlerlose erste E1 damals herzugeben.
Die Streulichtblende bei 40-150 /f2.8 ist der einzige Garantiefall, den ich je bei Olympus hatte. Als “Eigentlich-Nur-Neu-Käufer” und penibel im Umgang mit Geräten, war dieses Teil eine echte Überraschung: Schon nach der ersten Montage hatte ich alle Kugeln des Lagers am Boden. Und der kontaktierte Service bei Olympus war keineswegs überrascht. Die Austausch-Streulichtblende funktiert seitdem ohne Tadel – vielleicht gab es doch eine Verbesserung im Rahmen der Produktion.
Beste Grüße, Andreas
Hab mir einen guten Teil meiner Oly Ausrüstung (FT Top Pro’s und MFT) gebraucht zusammengekauft.
Probleme gab es dabei bislang nie.
Lediglich ein neu gekauftes 17mm / 1.2 war dezentriert, das wurde vom Olympus Service umgehend getauscht.
Ich habe seit 2010 insgesamt 54 Kameras, Objektive und Blitze bei Olympus gekauft.
Zehn Teile davon habe ich verkauft. Keiner der Käufer hat damit Probleme gehabt.
Reparaturen hatte ich lediglich zwei!
Ein Blitz ging nach drei Monaten nicht mehr, bei einer E-M1.1 fiel in Malta der Gurtanschluß ab.
Also meine Erfahrung mit Olympus Produkten ist Klasse.
Ich habe auch schon was Gebrauchtes gekauft, meine E-PL7 und einige Objektive (Lumix 12-32mm, Lumix 1.7/20mm, Lumix 2.5/14mm und Sigma 2.8/60mm). Weil mir der Kauf von Privat dabei zu riskant war, vor allem wenn der Verkäufer zum direkt Abholen zu weit wohnt, habe ich immer bei mpb gekauft. Dort ist es zwar etwas teurer (mpb lebt ja schließlich davon), aber dafür hat man noch 6 Monate Gewährleistung und die Artikel sind dort geprüft. Ich habe dort noch nie Pech gehabt und die Sachen, oft neuwertig, sind bisher immer in einem guten Zustand und wie beschrieben bei mir angekommen.
Mich interessiert der “Zeitung-an-Spiegel-Test”. Wie geht das? Ist der Spiegel dazu da, um die Kamera präzise auszurichten? Und dann kommt die Zeitung drauf fürs Testfoto?
Vielen Dank und beste Grüße
Anselm
Man nimmt Zeitung, schneidet Loch in die Mitte, Klebt auf Spiegel, fokussiert auf Zeitung und richtet die Kamera so aus, dass sie sich selbst über das Loch in der Mitte sieht.
Bei einem Punkt, den Reinhard aufführt, fühle ich mich angesprochen – Reinhard weiß auch warum 🙂
Ich habe mir eine zweite E-M1.2 für Livestreaming zugelegt. Leider war der Gebrauchtkauf eine aus der ersten Serie mit dem Speicherfehler. Olympus weißt hier jegliche Produkthaftung von sich. Ich denke aber mit dem Fehler kann ich leben, habe für kritische Fotoshootings noch meinen Canon 1d und eine aktuelle E-M1.2.
Unschön ist und bleibt halt, dass Olympus die Fehler kennt, sich aber nicht kulant zeigt diese zu beseitigen. Das ist aber wohl ein allgemeiner “Trend” am Markt.
Mit meinen gebraucht gekauften Objektiven – das 60er macro und das 12-40er pro – bin ich hingegen zufrieden.
Schnäppchen waren aber alle Käufe nicht, aber auch nicht überteuert.
Das ist aber nur meine persönliche Sicht, die ich bereits mit Reinhard per Mailverkehr geteilt habe. Daher oute ich mich hier mal als “Informant”, auch wenn die Mails von Oly nicht gerade viel her geben.
@ Roland
Damit stehst Du nicht alleine da. Hatte am Tag der Präsentation in Berlin eine E-M1 II vorbestellt. Die schwammigen Beschreibungen bei den Firmwareupdates versprachen fortwährend Verbesserungen bei der Stabilität. Auch die Service-Hotline verbreitete Hoffnung, dass sich das Problem durch künftige Firmware beseitigen lässt. Der Reparaturbericht bescheinigte fehlerfreie Hardware und man versicherte mit der Standardantwort, dass man die Infos nach Japan weiterleitet, baldige Abhilfe.
Die Kamera ging mit dem letzten Service-Bericht im Rahmen einer TauschRausch-Aktion über die Ladentheke. In Verbindung mit einer weiteren Aktion konnte ich den damaligen Preis von 2999 € für eine E-M1X auf 1500 € drücken. So habe ich dann doch noch meinen Frieden mit der Angelegenheit gemacht.
Die Kamera von meinem Kumpel war wesentlich stärker betroffen und der Fehler somit unübersehbar bzw. die Kamera eigentlich nicht mehr nutzbar. Hier hat Olympus im Rahmen der Garantieverlängerung Komponenten ausgetauscht. Seitdem funktioniert die Kamera fehlerfrei.
Hi Frank,
ich überlege noch, ob ich Oly bischen “Stress” mache. Aber den richtigen Ansprechpartner bzgl. Produkthaftung zu finden ist nicht so einfach. Vor dem Wechsel zu JIP wird das eh nix mehr. Dann kann man ja nochmal ansetzen, ob die den Sinn von “Kulanz” verstehen oder ob der Laden so weitergeführt wird.
Der Wechsel auf eine 1X ist für mich übrigens keine Option, denn wegen dem Gewicht hab ich ja gerade die E1.2 gekauft. Wenn ich sichere Bilder haben will, schleppe ich halt meine Canon samt Objektivpark mit dem Trolly durch die Gegend. Tragen möchte ich zumindest die knapp 8 KG nicht mehr.