…of Arthur Brown. War mal ne Band. Ihr größter Hit war “Fire” . Was das mit Oberstdorf zu tun hat? Kuckt euch das verlinkte Video an und lest dazu diesen Artikel. In den Foren ist der Standardspruch in solchen Fällen: “Was haben die denn geraucht…”
Ich habe vor ein paar Tagen ja thematisiert, dass der Oberstdorfer Fotogipfel vielleicht keine so wirklich gute Idee sein könnte und ein Kommentator hat angeregt, doch das Gesundheitsamt in Sonthofen zu fragen. Habe ich gemacht. Und die Antwort heute morgen hat mir die Schuhe ausgezogen:
“Wir sehen bezüglich des Fotogipfels erhebliche infektiologische und formal juristische Probleme. Ein Schutz- und Hygienekonzept vom Veranstalter liegt uns bislang nicht vor.”
Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass es bei so einer Veranstaltung selbstverständlich ist, dass man sich mit dem Gesundheitsamt bespricht. Nein. Irrtum. Also habe ich mal alle Hauptsponsoren (CEWE, CANON, LEICA und OLYMPUS) , die Orga des Fotogipfels und das Staatsministerium in München angeschrieben und um Kommentar gebeten. Ob sich irgendwer von denen Gedanken gemacht hat, wie man die ganze Nummer in den Griff kriegt. Mit der Bitte, bis zum Abend zu antworten.
Der Fotogipfel hatte die letzten Jahre über 20.000 Besucher. In einem Dorf mit nicht mal 10.000 Einwohnern.
Ich habe nun mehrere Antworten bekommen.
Zuerst von Leica. Die haben den Veranstalter über meine Anfrage informiert und mich versichert, dass sie selbst “umfassende Schutz- und Hygienemaßnahmen” getroffen haben. 16:31
Dann kam die Antwort vom Gesundheitsministerium, die als Quelle ausdrücklich lediglich eine “Ministeriumssprecherin” angab. “Nach unseren Informationen liegt dem zuständigen Gesundheitsamt Oberallgäu ein Sicherheits- und Hygienekonzept vor. Dieses wird im Augenblick geprüft.” Der Bewertung durch die Kreisverwaltungsbehörde könne das Staatsministerium nicht vorgreifen. 17:53
Also: Im Augenblick gibt es kein genehmigtes Konzept für den Fotogipfel. Es sieht so aus, als habe man erst nach meiner Nachfrage ein entsprechendes Konzept zum Gesundheitsamt geschickt.
Um 19:12 dann die Mail von CEWE: “Ein detailliertes Schutz- und Hygienekonzept für den gesamten Fotogipfel ist uns bereits frühzeitig von den Organisatoren zugesandt worden. Wir gehen davon aus, dass das Konzept mit den zuständigen Stellen abgesprochen ist.” Und natürlich hat CEWE ein ganz dolles Konzept für seine eigenen Veranstaltungen entwickelt.
Canon, Olympus und Oberstdorf haben nicht geantwortet.
Die Story passt zu dem Video. Gelle? Abgedrehter geht’s kaum noch.
Kann man nicht erfinden.
Ach ja: Das Foto oben stammt von meinem Papa aus den 50ern. Südlich von Oberstdorf. Das dürfte die heutige Scheibenstraße sein.
Update 22.9.2020
Heute ist die Antwort von Canon gekommen. “Im Zuge der Planungen unseres Engagements auf dem Oberstdorfer Fotogipfel haben wir ein eigenes und umfangreiches Hygienekonzept für unseren Stand entwickelt.” “Der Canon Stand wird zusätzlich regelmäßig desinfiziert. Unsere Mitarbeiter tragen während ihres Einsatzes am Stand einen Mund- und Nasenschutz und befinden sich hinter Plexiglaswänden. Kunden, die ein Gerät testen möchten, sind dazu verpflichtet, Handschuhe zu tragen. Nach jedem Kontakt und nach jeder Beratung wird die Kamera von unseren Mitarbeitern desinfiziert. Tensatoren (Personenleitsysteme) und Abstandsmarkierungen sorgen für die nötige Distanz auf dem Canon Stand.” Auf die Frage, ob das Hygienekonzept mit dem Gesundheitsamt abgestimmt wurde, gab es – ebenso wie bei allen anderen Antworten – keine Aussage. Auch Canon beruft sich auf das Hygienekonzept des Veranstalters. Falls ich Fragen dazu habe, solle ich mich an den Veranstalter wenden.
Noch nicht geantwortet haben Olympus und – der Veranstalter.
Reinhard, vielen Dank für den Link mit dem Video. Ich hatte es damals im Beatclub gesehen und war fasziniert. So etwas war damals im Fernsehen ungeheuerlich (POSITIV) Und genau so ungeheuerlich (NEGATIV) finde ich die Reaktionen der Offiziellen auf die Anfragen zum Fotogipfel. Einfach nur zum Kopfschütteln und ohne Worte.
Wenn im entsprechenden Forum der Moderator dazu anregt Fahrgemeinschaften zur Anreise zu den vier Olympus.Link-Veranstaltungen zu organisieren und gleichzeitig in einem anderen Thread den Interessenten mit der Zusicherung eines Hygienekonzeptes Befürchtungen nehmen will, muss man wohl auch keinen Gedanken an den Fotogipfel verschwenden. Zudem kann man ja tagtäglich in den Nachrichten den Unterschied von tollen Konzepten und der dann realen Umsetzung aus sicherer Distanz miterleben.
Theater, Kino, Messen und was auch immer für Events haben es schwer und verdienen unsere Solidarität. Die endet aber bei mir abrupt, wenn Firmen ohne Not die Gesundheit ihrer Kunden aufs Spiel setzen. Gerade Firmen aus dem Imaging-Bereich sollten doch in der Lage sein solche Events in das Internet zu verlegen, mal für ein oder zwei Veranstaltungen was Neues auszuprobieren, bevor sich die Community wieder live vor Ort versammelt. Wenn dann aber auch noch mehr als eine Firma darunter ist, die ihre Kohle im Bereich Medizin und Wissenachaft macht, ja dann …
Man sieht überall, wie es mit der Umsetzung hapert. Am Wochenende feierten die Münchner ihr Ersatz-Oktoberfest und an den Bildern sieht man dass sie keine Maske oder nur vereinzelt aufsetzen.
Beim Bundesliga-Auftakt FC Bayern gegen Schalke glauben die oberen Funktionäre, dass die Maskenpflicht im Stadion nur dem “Fußvolk” gilt.
In meinem Institut in der Uni werden die Maßnahmen sehr konsequent angewendet. Geht einer zum Flur ins nächstes Zimmer: Maske auf. Treff mit Kollegen: auch Maske auf. Ins Labor: ebenfalls Maske auf.
Andere Institute: Fehlanzeige, obwohl die Uni Maske und Abstand empfohlen hat!
So verstehe ich nicht warum man unbedingt eine Veranstaltung (egal was) durchführen muss mit dem “Vorwand” es werden Maßnahmen eingehalten. Gerade bei Workshop ist das Einhalten der Maßnahmen wie Abstand kaum möglich wenn man die Kamerakonfiguration in der Nähe zeigen möchte.
Vielen Dank für Deinen journalistischen Einsatz, Reinhard!
Es bleibt also spannend … vom Bauchgefühl würde ich erwarten, daß das Gesundheitsamt die Sache heute Morgen untersagen (muß), schon um dem Zureisestrom Einhalt zu gebieten … es sei denn, es gibt inzwischen wirklich ein tragbares Konzept – wie auch immer das aussehen könnte. Wie Du schon sagst, 10000 Einwohner, 20000 Besucher.
Wie geht es anderswo? 10% der Kapazität? Also nur 2000 Besucher – aber das ist bei dieser Veranstaltung nicht zu realisieren.
Wie es auch anders geht: https://photoadventure.eu/aenderungen-oktober/
Sooooo muss das. Da fühle ich mich als Gast ernst genommen und gut aufgehoben.
Danke für die tolle Reminiszenz von Fire´68, unglaublich geil.
Das, was die damals geraucht haben, war halt vielleicht einen Tick härter als das, was wir uns in denselben Jahren in Samstagnächten im Sommer am Flußufer reingezogen haben, von meinem Freund am Balkon gepflegt, mit viel Liebe und wenig TCH.
Das Zeug, das du brauchst, um die Bewußtseinsebene von QAnon-Apologeten, Reichsbürgern, Impfgegnern, Coronaleugnern, verqueren Esoterikern und anderen Quacksalbern zu erreichen, gibt es auf keinem Balkon, keinem Darknet und keiner Giftküche in Tschechien. Das was posttoxische Paranoia definiert, ist bekannt nach jahrelangem exzessiven LSD-Konsum, den ich allerdings niemandem unterstelle, der anderer Meinung ist als ich.
Diese Leute sind selbstbestimmte Individuen, die mit ihrer Sicht auf die Weltlage selber klarkommen müssen und diese auch verantworten.
Was aber Leute verantworten müssen, die irgendwo am Ruder sitzen und in Zeiten wie diesen für das Gemeinwohl der Gesellschaft und damit für mehr zuständig sind als für eine psychedelische Nacht, geht weit darüber hinaus über Gefälligkeiten an Veranstalter, Lobbys, Firmen und Wirtschaft. Wer dort sitzt und diese Verantwortung nicht wahrnimmt, ist krimineller als jeder Dealer für alles Kraut auf jedem provinziellem Rockfestival.
Es ist traurig genug, dass ein Privatier ein Rundschreiben in die halbe Republik schicken muß, um vor diesem nächsten Supercluster zu warnen, dieses Virus hat nicht nur die Riechzellen der Nasen abgetötet, sondern offenbar jede kollektive Sensibilität. Ich respektiere deine Energie, meine ist nach 40 Jahren quasi erfolglosem regionalen Kampf für die grüne uns soziale Sache tot.
Zu so viel Hohlheit und Ignoranz fällt mir nichts mehr ein … außer Kopfschütteln, und das hilft auch nicht 🙁