Funksystem von Olympus

Wer’s nicht gemerkt hat, Olympus hat bei der E-M10III anfangs das mit der E-3 eingeführte Infrarot-RC-System fallenlassen und bei der E-M1X haben sie es aus dem Aufnahmemenü nach ganz hinten verschoben.

Offensichtlich haben sie gemerkt, dass die Fernsteuer-Blitzerei per Aufklappblitz nicht mehr so ganz auf der Höhe der Zeit ist.

Mittlerweile gibt es von Olympus ein eigenes TTL-Funksystem. Das besteht aus dem FL-700WR als Blitz mit eingebautem 2,4GHz Funkempfänger, einem speziellen Funkempfänger für Altblitze, dem FR-WR und einem Sender für den Blitzschuh, dem FC-WR.

Das ganze System funktioniert wahlweise per TTL oder, wenn man wünscht, auch im rein manuellen Modus, in dem nur der Impuls selbst weitergeleitet und der Blitz manuell in der Leistung gesteuert wird.

Der Empfänger. Wer die Polaritätsmarkierungen für die Akkus vermisst: IN den Schächten sind kleine gelbe Aufkleber.

Wie mittlerweile üblich kann man vom Sender aus die einzelnen Gruppen in der Leistung und der Blitzbelichtungskorrektur steuern.

Großer Vorteil der ganzen Nummer: das komplette System ist abgedichtet – was die anderen nicht haben. Der Empfänger hat richtig analoge Rädchen und intuitive Druckknöpfe und sogar einen Anschluss für ein X-Synchronkabel zum Auslösen von Studioblitzen.

Der größte Nachteil: Das Set ist richtig, richtig teuer und die Reichweite ist für den Preis unterdurchschnittlich. 30 Meter werden angegeben – das können andere Sets schon deutlich besser. Allerdings: die 30 Meter werden auch erreicht. Das ist bei den China-Auslösern häufig nicht der Fall.

Der Sender ist mit 219 Euro noch in einem Bereich, da kann man drüber reden – der Empfänger mit 169,- UVP einfach zu teuer.

Das Set macht grob was es soll – TTL ist jetzt keine Technologie, bei der man im Jahre 2019 Überraschungen erwarten sollte. Allerdings gab’s trotzdem einen kleinen Gag – der als Empfänger eingesetzte FL-700WR hat wie alle Oly-Blitze das Problem, dass er nicht weit genug abregeln kann. In dem Fall war der Blitz knapp eineinhalb Meter rechts von Elke und bei Blende 1,8 und ISO 200 war dann Schluss mit TTL. Bis 2,8 ging die Sache noch, bei 1,8 lieferte der Blitz überbelichtete Bilder. Während der 64er Metz die Leistung noch reduzieren konnte, ging das mit dem FL-700WR nicht mehr.

Blende 1,8
Blende 4,0

Großes Erstaunen – denn eigentlich hat der 64er deutlich mehr Wumms als der 700WR. Der 64er kann zwar bis 1/256 der Blitzleistung runter und der FL-700WR wie alle Olys nur bis 1/128, aber normalerweise sollte der FL-700R, der nur eine Leitzahl von 24 bei Standardreflektor (17mm mFT) erreicht, doch abregeln können?

Ein Blick ins Handbuch: eingestellt waren 75mm, da hat der Oly Blitz eine minimale Leitzahl von 2,7. Bei ISO 100. Bei den eingestellten ISO 400 sind es demzufolge 5,3. Wie weit muss also mein Motiv weg sein, damit ich es korrekt belichten kann? 5,3 durch die Blende 1,8 sind 2,94 – also knapp drei Meter. Beim realen Abstand von einsfuffzich haben wir also ein fettes Lichtproblem.

Der FL-50R mit dem FR-WR drunter. Links unten sieht man die Abdeckung des X-Sync-Anschlusses. Links liegt der FC-WR. (FL: Flash. FC: Flash Controller FR: Flash Receiver.)

Also auf ISO 200 Standard runter. Minimale Leitzahl 3,8. Minimale Entfernung 2 Meter und 11. Bäääm. Zu hell. Erst ab Blende 2,5 können wir auf eineinhalb Meter mit dem Blitz überhaupt arbeiten.

Und warum kann das dann der leistungsfähigere Metz?

Der stand auf 24mm (Kleinbildbrennweite). Die TTL-Steuerung überträgt nämlich NICHT die Brennweite des Objektivs auf die Blitze, sondern nur die Blitzleistung. Und der Metz hat bei der Reflektorstellung und ISO 100 nur noch eine Leitzahl von 30. Rein zufällig die gleiche Leitzahl die der 700er Oly-Blitz bei 75mm (mFT) erreicht. Beide Blitze standen gleich weit vom Motiv – nur dass eben der Metz mit 1/256 nochmal nach unten ne Schippe wegnehmen kann.

Wären beide Blitze gleich weit weg und beide auf gleicher Reflektorstellung (75 / 150mm), dann hätte die Sache anders ausgesehen: Der Metz liefert bei ISO 200 und 150mm maximale Leitzahl 88 und minimale Leitzahl 5,6. Um auf eineinhalb Meter ein richtig belichtetes Bild zu bekommen, müssen wir beim 64er Metz also auf Blende 4 runter.

Was sagt uns das jetzt? Kleine Blitze kaufen? Im Prinzip sind ja bei den aktuellen Olys immer die FL-LM3 dabei, die für den Nahbereich völlig ausreichen. (Das wahrscheinlich am meisten unterschätzte Zubehörteil bei Olympus. Fast jeder, den ich drauf anspreche “Den? Habe ich noch nicht mal ausgepackt…”) Die sind aber leider nicht für den Remoteeinsatz geeignet sind, da sie ihren Saft aus dem Kameraakku beziehen – wobei das natürlich ein Deal wäre, den FR-WR mit einem Ladekontakt zu versehen, so dass sich der Blitz den Saft vom Empfänger holen kann. Da der FR-WR sogar den Ladezustand des Blitzes meldet, wäre das doch mal ein Gag.

Die X mit dem FL-700WR

Im Ernst: Ich habe immer für die größten Blitze geworben, die man sich leisten kann. Blitzleistung ist durch nichts zu ersetzen. Außer durch noch mehr Blitzleistung. Denn wie man am Musterbild sieht: “Schönes Licht” liefert dieses Direktgebratzel nicht. Und sobald man das Licht über einen Reflektor leitet, wie man das nicht nur aus Rücksicht auf die abgelichtete Person tun sollte, reicht der Regelbereich auch beim Metz locker aus.

Wenn man trotzdem direkt blitzen muss und nur die Bazooka aka 64er Metz dabei hat und einem die Person direkt gegenüber steht. Und auch das Abblenden keine Option ist, weil man die Hintergrundunschärfe braucht – und man mit dem 75mm arbeitet und deshalb der Reflektor fast auf Anschlag fährt…… Dann verwende man einen “Joghurtbecher” der die überschüssige Blitzleistung verbrät – oder schalte auf FP um und verkürze einfach die Belichtungszeit.

6 Replies to “Funksystem von Olympus”

  1. “Das wahrscheinlich am meisten unterschätzte Zubehörteil bei Olympus”
    dafür hab ich eine “gebrauchten” FL-LM3 (noch mit Folie drauf), sehr günstig als Backup bekommen. Als Unterwasserfotograf ist das Zubehörteil essentiell … Damit löse ich nämlich meine Unterwasserblitze aus. Überwasser könnte ich mich aber auch nicht daran erinnern es je genutzt zu haben.

  2. Schön, dass es dieses System jetzt gibt. Allerdings bastele ich bei diesem Preis lieber manuell mit meinen Altblitzen im Keller herum.

  3. Bei meiner 1X war weder ein FL-LM3 noch ein anderer Miniblitz im Paket, wie gemein! ☹️
    Aber schau vielleicht noch mal ins Handbuch vom FL-700WR, ich meine mich zu erinnern, es mal geschafft zu haben, die Brennweite für den Zoom-Reflektor manuell einzustellen. Und dann hat dieser Blitz ja noch eine manuell ausziehbare Streuscheibe zur weiteren Leitzahl-Reduktion.

    1. Völlig korrekt: Bei der X gibt es keinen FL-LM3 mitgeliefert. Und ja, beim FL-700 WR kann man den Zoom-Reflektor manuell einstellen – und wenn der Blitz entfesselt ist, ist das auch die einzige Möglichkeit.

  4. Kleiner Nachtrag vom Blitzemeister Zeus:
    Der Sender arbeitet erst mit den E-M1/5 ab MKII, X und der PEN-F im TTL-Modus.
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    An der E-M1 der ersten Generation (und wohl auch der 5er “I”) spielt er nur in M und FP-M.
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    Mir ist das egal, denn bei abgesetzten Blitzen arbeite ich sowieso eigentlich nur in M. Dass hier FP-M funktioniert ist für mich eine riesige Verbesserung gegenüber einfachen Funkauslösern und der unzuverlässigen Blitz-durch-Blitz-Auslösung.
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    jm2c, Martin W.

    1. Nachtrag zum Nachtrag:
      Im FP-Modus laufen die Blitze an der E-M1 erster Generation nur im Vollgas!
      Sie lassen sich zwar runter regeln, sind dann aber asynchron. Das gibt schwarze Balken im Bild!
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      Wer gegen die Sonne aufhellen muss und sowieso Vollgas gibt kommt dann immerhin unter 1/250 Sek.
      Sonst neuere Kamera kaufen, ab MKII bzw. PEN-F.

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