Der wilde Osten Teil III

Heute ging es nach Quedlinburg. Weltkulturerbe, immerhin 1200 Fachwerkhäuser. Und das mir, der ich eigentlich in Mittelfranken aufgewachsen bin und dachte, die Mittelfranken hätten das erfunden.
Aber in einem sind sie den Nürnbergern ähnlich: wenn schon, dann wenigstens eine richtige Baustelle.

Und nachdem der ganze Marktplatz aufgerissen ist, setzt man sich für’s Vesper eben dorthin, wo gerade Platz ist. Die Fachwerkhäuser sind natürlich spektakulär – und bisweilen auch etwas unkonventionell:

Eingangstreppen sind allgemein überbewertet…..
Auch das mit den stürzenden Linien bekommt in Quedlinburg eine völlig neue Bedeutung

Aber wie schon in Stolberg: ein Paradies für Artfilter. Gemälde:

oder auch: Pop Art

Und es gibt natürich auch offizielle Gebäude. Das Rathaus zum Beispiel. Und bei der heute herrscheinden Hitze ist scheint’s der Jackettzwang etwas gelockert worden:

Touristisch haben wir dann auf Anraten der netten Tourist-Informiererin die diversen Kirchen links liegen lassen und sind auf den Münzenberg – das frühere Underdog-Viertel.

Der Münzenberg hatte bis 1525 ein Kloster aus dem letzten Jahrtausend beherbergt. Im Bauernkrieg wurde das Kloster schwer zerstört und anschließend die Reste von der ortsansässigen Szene – Musiker, Kesselflicker, Scherenschleifer – instandbesetzt. Denen war die historische Vergangenheit ziemlich schnuppe – in der Kirche wurden mal schnell sechs Häuser gebaut.

Mangels Straßen gibt es da oben natürlich keinen Durchgangsverkehr – ein Katzenparadies. Und da der Zugang über ein paar Stufen führt, halten sich die Touristenmassen auch in Grenzen…

Auch recht typisch für die Gegend: Banken in Schieflage…. Zum Schluss nochmal das 7-14 ausgepackt und ein Foto geklaut, das eigentlich von JeeBee aus einem Olympusforum stammt. Aber hier hat es sich einfach angeboten.

Das letzte Highlight in Quedlinburg war dann das Schlosshotel zum Markgrafen. Eine neugotische Villa aus dem 19. Jahrhundert, so eine Mischung aus Faber-Castell-Schloss und Neuschwanstein – aber etwas kleiner.

Man kann sich dort auch als Nicht-Hotelgast auf die Terrasse setzen, etwas essen oder trinken – und für einen Euro auf den Turm hochsteigen. Oder einfach im Schlossgarten herumtreiben.

Tja, und weil wir ja eigentlich nur eine Kurzvisite geplant hatten, ging’s wieder auf die Tour, Richtung Norden, und dann immer geradeaus. Und weil es natürlich für einen oberpfälzer-mittelfränkischen Kleinfelderbauern so eine Sensation ist:

Endlose Weizenfelder in Sachsen-Anhalt. Und immer mal dazwischen so Schilder an der B189: “Feldküche”. Irgendwann mal dann doch abgebogen. Und ja – es handelte sich tatsächlich um eine alte Feldküche, gefüllt mit Erbsensuppe, Gulasch oder Eierfrikasse mit Kartoffeln. Letzteres klingt vielleicht seltsam – ist aber ultralecker. 3,50 für eine große Portion. Die Herrin der Feldküche ist Ute, die für täglich wechselnde Menüs sorgt und von Kennern auf der Straße gezielt angesteuert wird.  Wenn man will, kriegt man dort auch lokalen Honig. Oder auch was zu trinken. Pfand aufs Geschirr gibt’s nicht, Bedienung am Tisch auch nicht und selbstverständlich bringt man das Geschirr auch zurück und stapelt es in den Korb. Da Fernfahrer und unsereiner das leckere Essen auch ratzeputz aufessen, gibt’s auch keine ekligen Speisereste-Ansammlungen. Thumbs up von uns – wenn wir wieder in der Gegend sind: wir sind wieder da!

Ach ja: hier gibt’s richtig schnell Essen – dagegen ist jeder McDonalds-Drive-In eine lahme Veranstaltung. Und sobald die Tische wieder leer sind, kommt Ute und wischt ab.
Ach ja: “Feldküche” bedeutet nicht unbedingt, dass es auch wirklich Essen aus den Kesseln gibt – manche haben dann trotzdem die übliche Friteuse hinter der Theke stehen…. Kuckst Du nach Utes Feldküche…. zwischen Magdeburg und Stendal.

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