Heute war ich mal wieder auf einer Hochzeit – und zwar nicht als Fotograf, sondern als Gast. Und durfte live und in voller Länge miterleben, wo der Unterschied ist…
Ich hatte kleines Besteck dabei: 40-150 2,8 und 14-35. Keinen Blitz. Die Kirche war geradezu unglaublich hell: Ich hatte hier 1/80s, f/2,0, ISO 500.
Da sich Brautpaare meistens nicht sehr schnell bewegen, wäre ich hier mit dem 35-100, meiner Hochzeits-Standardlinse, bei ISO 400 und einem 50stel gelandet. Da braucht’s keine E-M1II, das kann auch eine zehn Jahre alte E-3.
Die Kollegin hatte zwei Canon 5D Mark III umhängen, jeweils mit Speedlight mit ausgezogener Reflektorkarte bestückt, eines mit Tele und eines mit kurzem Zoom. Hochzeitsfotografen-Standardausrüstung.
Der Unterschied lag darin, dass der C-Bolide ordentlich Krach gemacht hat – klar. Aber zusätzlich blitzte die Dame auch heftig – indirekt, mit steil nach oben gerichtetem Blitzkopf. Kleines Problem: Die Decke der Kirche ist ziiiiiemlich hoch. Ein indirekter Blitz landet also am anderen Ende der Halle. Außer in einigen Fällen, da stand die gute Frau nämlich unter der Empore – der Blitz beleuchtete also die Decke einen halben Meter über ihr – und nur ein geringer Teil erreichte den Teil der Kirche, den sie da mit ihrem Tele aufs Korn nahm. Im Prinzip kann man das schon machen – solange das Bild richtig belichtet ist, kann man ja den ganzen Rest auch ausleuchten. Kleines Problem dabei: Das geht gewaltig über den Akku her – und es wird eng mit den Blitzfolgezeiten. Dann passiert es halt, dass nur bei jedem dritten Bild der Blitz auslöst – schlicht weil er eben noch nicht wieder geladen ist. (Wenn man dann beim Chimpen feststellt, dass man halt nur dunkle Silhouetten vor hellem Hintergrund hat, dann ist das etwas doof – vor allem, wenn man eigentlich Geld für die Fotos sehen will.)
Ich blitze in der Kirche nicht. Erstens weil es stört, zweitens weil man die Reflexionsflächen nicht kontrollieren kann und drittens, weil es völlig überflüssig ist. Mit einem lautlosen Verschluss kann ich ohne Rücksicht auf Verluste während des gesamten Gottesdienstes quer durch die Kirche schießen und erwische jeden, aber auch wirklich jeden Gesichtsausdruck des Brautpaares. Und hinterher werde ich dann gefragt: „Haben Sie überhaupt fotografiert?“
Und nein, ich bin kein Blitzverächter. Ich habe eine ganze Sammlung aller möglichen Blitze bis hin zum 76er Metz. Wenn’s drauf ankommt, leuchte ich auch den Kölner Dom aus. Kein Thema. Aber bitte da, wo es sinnvoll ist.
Also: Lernt blitzen. Und lernt es in den richtigen Momenten zu lassen.
Nochmal: Ich war auf dieser Hochzeit nicht als Fotograf engagiert und habe nur zwei, drei Erinnerungsfotos gemacht.
Update: In der früheren Fassung dieses Artikels waren noch zwei Bilder der Fotografin zu sehen. (von hinten und mit unkenntlich gemachtem Gesicht). Mich hat jemand darauf aufmerksam gemacht, dass die Dame trotzdem von irgendjemand erkannt werden könnte. Das lag nicht in meiner Absicht, da es mir hier nicht darum ging, eine bestimmte Fotografin zu dissen, sondern auf ein Problem aufmerksam zu machen. Ich habe die beiden Foto daraufhin entfernt. (Und der Herr unterstellte mir, diese Fotos nur wegen Klickzahlen eingestellt zu haben. Kleiner Hinweis: Dieser Blog ist werbefrei. Mir sind Klickzahlen schnurzpiepegal.))