E-M1II – der C-AF

Wie der S-AF funktioniert und wie der C-AF rein technisch funktioniert habe ich ja schon erklärt. Nun geht es um die praktische Anwendung des C-AF beim Fotografieren bei unterschiedlichen Motiven und mit unterschiedlichen Objektiven.
Als Illustration habe ich heute mit Ranger im Garten bei Josef eine kurze (16 Minuten) Session gemacht. Der Garten hat viel Grünzeug was im Weg steht und nebenbei hat „Teddy“ versucht, mir die Goodies aus der Jackentasche zu fressen und mich ab und zu über den Haufen zu rennen oder mir einen Kinnhaken zu verpassen. Teddy ist ebenfalls ein Berner – nur noch etwas größer als Ranger.

Beim C-AF gibt es mehrere Parameter zu beachten, einer davon ist die C-AF-Sperre, zu der ja schon auf dpreview eine sehr gute Tabelle zu lesen war. Ich übersetze sie mal ins Deutsche und formatiere sie etwas um:

  • Tiere, Vögel, Sport und Kinder mit unregelmässiger Geschwindigkeit mit wenigen Querläufern, das Motiv bewegt sich direkt auf die Kamera zu oder weg: C-AF-Sperre +2 (klassisch: Hundefotografie, Fußball und Handball von der Torauslinie)
  • Autos, Fahrradfahrer, Läufer, die sich mit gleichmässiger Geschwindigkeit in Richtung der Kamera bewegen: C-AF-Sperre +1
  • Völlig irreguläre, chaotische Situationen, in denen das Motiv öfter wechselt: C-AF-Sperre Aus: 0
  • Tiere, Vögel, Sport und Kinder mit unregelmässiger Geschwindigkeit mit wenigen Querläufern, das Motiv bewegt sich  quer zur Kamera: C-AF-Sperre -1
  • Tiere, Vögel, Sport und Kinder mit unregelmässiger Geschwindigkeit mit vielen Querläufern, das Motiv bewegt sich  quer zur Kamera: C-AF-Sperre -2 (klassisch: Fußball von der Seitenlinie)
40-150 f/2,8, 1/800s, f/2,8, ISO 400, 130mm

Was gibt es zusätzlich zu beachten, um einen guten C-AF zu bekommen:
Alle AF-Felder: 
Unbedingt darauf achten, dass das Motiv mindestens 1/6 der Bildfläche einnimmt. Erst dann kann sich die Kamera sauber auf das Motiv aufschalten. Der Cluster lockt dann wunderbar das Motiv und lässt es auch nicht mehr los.
Auf keinen Fall zu früh mit „Alle Felder“ das Dauerfeuer anfangen. Hat der C-AF das richtige Motiv nicht erwischt, dann wird der C-AF das falsche Motiv festhalten, egal, was das „richtige Motiv“ macht. Unbedingt den Cluster im Auge und die Nerven behalten.
Zoomen stört den C-AF nicht.
Sobald man den AF-Knopf loslässt und neu startet, sucht sich die Kamera auch das Motiv neu. Also wieder: erst durchdrücken, wenn der Cluster das Motiv gefunden hat, bzw wenn das Motiv groß genug ist.
Neuner/Fünfer Feld:
Die bessere Lösung bei Motiven, die weit weg sind und erst näher kommen. Neuner Feld ist gut, Fünfer Feld eher dann, wenn sehr viel Betrieb außen rum ist, also etwa bei Zweikämpfen auf dem Fußballplatz.
Einzelfeld:
Empfehle ich nicht, außer man hat eine extrem ruhige Hand und auch das Motiv ist sehr homogen und bewegt sich sehr gleichmäßig. Das winzige Feld im Ziel zu halten ist so gut wie unmöglich, die Trefferrate sinkt erheblich.

Falscher Fokus bei „Alle Felder“
Wie schon geschrieben: Wenn man zu früh auslöst, krallt sich der AF an einem anderen Motiv fest, meistens dem Fußboden, denn „Nearest is best“. Wenn man dann draufbleibt, läuft das Motiv irgendwann durch den Fokus und wird scharf, so dass man denkt, die Kamera hätte das Motiv doch noch gefunden. Irrtum .- der Fokus ist unverrückbar auf der Grasnarbe geblieben. Schwenkt man dann auch noch mit dem Motiv mit und hat C-AF-Sperre eingestellt, dann bleibt der AF auch auf der Grasnarbe, selbst wenn sie nicht mehr im Bild ist – das Bild ist infolgedessen komplett unscharf. (Die Kamera geht ja davon aus, der Fotograf weiß, was er will und die Grasnarbe wird schon noch nachkommen…)

Bildwiederholraten: 
18fps geht, 10fps geht besser, aber im Endeffekt hat man bei 18fps nicht weniger gute Bilder als bei 10fps.

Auslösepriorität:
Kann bei C-AF auf dem Defaultwert von Ein (danke an Horst für den Hinweis auf meinen Fehler) stehen bleiben. Wichtig ist immer, dass man erst durchdrückt, wenn man das Motiv grob im Fokus hat. /bzw eben wenn der Cluster das Motiv „erwischt“ hat. Ein „Ich halte einfach die Kamera in die Gegend, den Rest soll der AF machen“ funktioniert bei C-AF nur in Ausnahmefällen.

C-AF+ Tracking
Da bin ich immer noch nicht wirklich begeistert. Das Tracking verliert mir zu oft das Motiv, auch wenn es mittlerweile deutlich besser geworden ist. Kann sein, dass das bei einem hin- und herrennenden Kind im Garten eine prima Idee ist, aber bei meinen Motiven kann ich mit dem Tracking nichts anfangen. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

FT-40-150 3,5-4,5, 1/500s, f/4,5, ISO 400, 150mm

FT oder mFT?
Der größte Unterschied ist, dass die mFT-Objektive zu Beginn des C-AF schneller fokussieren und eine höhere Bildrate erreichen. Je größer der Brennweitenbereich des Objektivs ist, desto einfacher hat man es, den C-AF auf ein schnelles Motiv „aufzuschalten“. Training erfordert dann natürlich das „Mitzoomen“ um das Motiv entsprechend möglichst groß im Bild zu halten. Und ja, es funktioniert auch mit dem uralten 40-150 3,5-4,5. Mehr Spaß und mehr Treffer hat man aber mit dem 40-150 2,8.

Trefferquoten.
Ich habe Trefferquoten von 95%. Allerdings nicht bei Hundeaction. Wenn ich da sauber arbeite, bekomme ich 60% Treffer. Mit Dusel auch mal 80% bei einer Serie. Da ist aber meiner Meinung nach noch Luft nach oben – aber da muss dann jemand ran, der täglich trainieren kann und der nicht beim Knipsen von Bernern angeknabbert wird.

Soweit dazu und nun ab morgen viel Spaß mit der neuen Kamera. Macht es besser als ich.

PS: Nochmal DANKE an Ranger und Josef!

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