Vor einigen Monaten habe ich mal wieder die bayerische Meisterschaft im Raffball fotografiert. Dort hat eine syrische Mannschaft mitgespielt, die sich aus Einwohnern einer Erstaufnahmeeinrichtung in Neumarkt zusammengesetzt hat. Die Mannschaft – man erinnert sich: Raffball wird grundsätzlich mit gemischten Mannschaften gespielt – hatte sich erst vor wenigen Wochen zusammengefunden und spielte gegen Mannschaften, die schon seit Jahren Erfahrung haben. („Stefan und die Riesenglieder“ oder „S.C.Heide“) Sie hatten keine Chance und schossen im Verlauf des Turniers nur ein einziges Tor. (Wer wissen will, was es mit Raffball auf sich hat: Ich habe schon 2014 einen längeren Artikel dazu geschrieben.)
So wie oben sieht das aus, wenn die syrische Nationalmannschaft (gelb) versucht, einen deutschen Stürmer (weiß) aufzuhalten. Und hier kommt der Mannschaftskapitän der syrischen Mannschaft, Muha Balkhy beim versuchten Torschuss:
Und hier wird ein gegnerischer Stürmer regelgerecht getackelt:
Verboten sind nur Griffe an den Hals oder unterhalb der Gürtellinie. Ob man den Volleyball mit Hand, Kopf, Fuß oder einem anderen Körperteil spielt, ist egal, also darf auch jemand, der wie Muha aus dem Fußball kommt, ein bisschen zaubern:
Das folgende Bild habe ich für den Fotowettbewerb „Heroes“ von Olympus eingereicht – und es ist in voller Pracht in Zingst im Sommer in der Ausstellung zu sehen:
Ja, die Syrer hatten keine Chance, aber sie haben alles versucht, alle Spiele mitgemacht, fair gespielt – im Gegensatz zu einigen deutschen Raffballern – nie die gute Laune verloren und waren für mich die Helden der Meisterschaft. Warum ich diese Fotos jetzt, fast vier Monate nach der Meisterschaft zeige? Muha hat auf seinem Facebook-Profil ein Foto von sich gepostet. Sie haben in ihrer Unterkunft ( eine Turnhalle in Neumarkt) eine „Waffenstillstandspizza“ gebacken. Es ist diese strahlende Hoffnung, dass man wieder zurückkann – zurück in die Heimat. Zum Job beim syrischen Fernsehen, zu den Leuten in Damaskus. Das ist auch ein „Wir schaffen das“.
Es sind diese Momente, in denen ich das Wort „Flüchtlingskrise“ nicht mehr verstehe.