OM-1: Die Kamera für die Ehefrau

Wieder mal Lindesnes. Vor zehn Jahren musste man, um bei Sonnenuntergang die Sonne hinter dem Leuchtturm zu haben, noch durch wildes Gelände und Sumpf scouten. Jetzt gibt’s in den Klippen einen markierten Weg, sogar mit Wegweisern. Mehr so „nur für geübte Wanderer“, mit Schwierigkeitsgrad 1, aber man landet nicht mehr in der kompletten Wallachai. Dafür ist dort aber auch ein bisschen was los. Wer den Weg sucht: ab Parkplatz den blauen Flecken auf den Felsen folgen.

Der Stellplatz, der vor zehn Jahren noch brandneu war, ist mittlerweile anscheinend in allen Stellplatzführeren und „Insidertipps“ drin. Voll. Einfach ein überfüllter Parkplatz. Mittlerweile ist der Zugang zum Leuchtturm bis 20 Uhr kostenpflichtig – außer, man turnt über die alten deutschen Bunkeranlagen.

Die Kameradichte ist hier relativ groß, auch wenn natürlich die Handys den Löwenanteil ausmachen.

Natürlich kucke ich seit 1800km an jedem Touri-Hotspot nach den schwarzen Kästen, die da verwendet werden. Und hier, in Lindesnes, direkt am Leuchtturm -also nicht beim Fotohotspot, auf dem man den Leuchtturm knipst, da war ich allein, sondern direkt am Leuchtturm, wo man den Sonnenuntergang knipst – da habe ich tatsächlich eine OM-1 gesichtet. Mit 12-40. In Frauenhand. Direkt daneben der Göttergatte mit der sehr dicken Sony mit dem sehr dicken Objektiv drauf. Ich habe der guten Frau mein 100-400 in die Hand gedrückt, was sie sehr gefreut hat. Test and Wow oly-e-Style. Woraufhin der Dicke-Kamera-Besitzer gelästert hat, da käme ja nur Wackelei bei raus. Nö.

Da ist Olympus angekommen. Die „Profikamera“ landet gnadenhalber bei der Ehefrau, die auch ein bisschen mitknipsen will. „Die langt für Dich“. Und natürlich weiß die Frau nicht, was die Kamera kann. Sagt ihr ja keiner. Man muss ja unbedingt ein 150-400 oder ein 90er Makro draufhaben, denn die Kamera ist ja nur für Wilderness und Vögel und so kram. Outdoor und so.

Touristenknipserei macht man mit der Sony.

Und nachdem die Sonne untergegangen ist, wird sofort abmarschiert. Anstatt dass man noch ne halbe Stunde wartet und die wirklich geilen Motive erwischt. Licht ist es. Und ich bin immer wieder verblüfft, wie allein ich an genau den Punkten bin, an denen das Licht richtig, richtig knackig ist.

23 Replies to “OM-1: Die Kamera für die Ehefrau”

  1. „Ich frage mal für meine Frau, die meine ausgelutschte Knipse aufbrauchen darf, wie funktioniert doch gleich …“

    Klingt eigentlich wie Satire, in vielen Foren aber mindestens einmal pro Woche gepostet. In den Läden dann das genaue Gegenteil, taffe Mädels die nicht selten ganz konkrete Vorstellungen haben, was sie von einer Kamera erwarten.

    Schöner Beitrag und klasse Aktion, der Dame mal einfach das Objektiv in die Hand zu drücken. Mehr kannste für die Marke eigentlich nicht tun.

    1. Da pass mal auf, dass du keine Abmahnung für unlizensierte Schleichwerbung abkriegst!
      Oder weil du das Curry zu erwähnen vergessen hast 😉

  2. Hätte ich vor vielen Jahren gerne fotografiert, aber als wir dort waren, hat es geschüttet wie aus Eimern. Das wollte ich der nicht so sehr abgedichteten E-620 nicht antun. Wir fahren jetzt „außenrum“ mit der Fähre nach Bergen.

    1. Im Gegenteil. Die Sony A7CIi ist noch kleiner und war am Wochenende kurzzeitig bei 2000€. Da musste ich zuschlagen. Und das als Oly-Althase seit der E-330. Und siehe da: Der neue AI-Autofokus ist der Hammer. BQ zum Niederknien. Sie wird meine Olympus M5 in Zukunft auf Reisen würdig ersetzen, zusammen mit kleinen f2, 5-Festbrennweiten dem 20-70 f4-Zoom. Ist dann wie 10-35/f2 bei MFT.

  3. Meiner Frau ist unsere OM-1 bereits zu groß und selbst bei meinen jugendlichen Kindern ist das genauso.
    Da wäre eine kleine stylische Kamera so im Sinne einer modernen Pen-F genau das richtige.

    Die Kinder möchten nebst Konnektivität vor allem Geschwindigkeit und ein Gerät das die Kreativität unterstützt. Eine Webcam Funktion, die einfach nur funktioniert ohne, dass man etwas Installieren muss, wäre ebenfalls sehr willkommen. Smartphones werden als Notlösung gesehen, wegen der bekannten Probleme wie Bildqualität, Geschwindigkeit, Haptik usw. Und so wird mit den alten Geräten weitergeknipst. Eine TG5 und eine Ixus von Canon. Schade. Interesse wäre vorhanden, Budget, 6 Zuiko Objektive, einzig es fehlt das Produkt.

    Es ist bedauerlich, dass man eine solche Kamera zwar bauen könnte aber scheinbar nicht möchte. Jedes Unternehmen ist stets bestrebt neue Produkte zu bringen, geht dabei auch mal unternehmerische Risiken ein. Aber hier? Fehlanzeige. Woran fehlt es? Mut? Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten? Ich als Kunde warte auf Produkte, die von ihrer Technik auf der Höhe der Zeit sind. Die OM-1 und OM-5 sind gut, aber auf Dauer viel zu wenig. Dann würden auch die Verkaufszahlen wieder passen, natürlich nur dann, wenn die Qualität stimmt und nicht ein abgespecktes „Etwas“ auf den Markt kommt, mit dem Ziel die Kundschaft zu melken. Es würde MFT voranbringen.

    Eines noch, weil es immer wieder aufkommt, diese leidliche Debatte mit den Megapixeln. Man könnte dem ganz einfach begegnen mit einem quadratischen Sensor. Dann wären es knapp 30 Megapixel und die Werbung hätte ein weiters gutes Argument. Ich jedenfalls könnte mich damit anfreunden und würde es gerne nutzen.

    1. Meine Frau hat kein wirkliches Interesse an Fotografie. Als wir vor zwei Jahren eine größere Urlaubsreise gemacht haben, habe ich einen Zweitbody für meine OM-1 gesucht, der die folgenden Anforderungen erfüllt:
      – Möglichst kompakt und vom Design eher im Sucherkamera als im DSLR-Style
      – MFT, damit ich die Kamera notfalls als Reserverbody verwenden kann. Deswegen auch Sucher und relevante Bedienelemente über Buttons und Räder.
      – Trotzdem: Komplett-Auto-Modus, so dass ich die Kamera meiner Frau in die Hand drücken kann, wenn Sie doch mal ein paar Aufnahmen machen will (es kamen dann am Ende tatsächlich einige sehr brauchbare Fotos raus).

      Ich habe mir da alle möglichen MFT-Kameras angeschaut und bin am Ende bei einer Pen-F gelandet…

  4. In einem Fachgeschäft in Frankfurt a. Main war ich kürzlich Zeuge, wie sich eine Dame mit neuestem Mittelformat-Equipment eingedeckt hat. Body plus Linsen, Speicherkarten etc. Der „Göttergatte“ stand neben dran und hatte anscheinend gar kein Plan, was grade vor sich geht.

  5. Fühle mich ein bisschen ertappt. Mein Wildlife Kram (90% meiner Motive) ist natürlich alles Olympus aber für die Urlaubs Landschaft/Weitwinkel Knippserei habe ich mittlerweile eine Sony…

    Ginge natürlich auch mit Mft, aber beim E-Mount muss ich mir keine Sorgen über Bajonette mehr machen.

    Meine Frau ist immer mit meiner EM10.2 unterwegs, die OM1 ist ihr zu groß.

    1. Gebe ich dir recht. Bin von OM1 mit 17mm f1.2 zu Sony A7IV mit 35mm 1.4GM gewechselt. Für mich ein unglaublicher Qualitätsgewinn. Die Sony A7IV ist von Gewicht und Abmaßen so gut wie identisch mit der OM1.
      Aber ab 100mm Brennweite kommt für mich nur MFT in Frage. Dann aber ausgeliehen.

  6. Ich war gerade auf kleinen, ehrenamtlich organisierten Festival. Da war noch richtig Familienbetrieb und die gerade volljährigen Kinder der Organisatoren haben u.a. die Bar geschmissen. Zwischendurch hat die Jugend mit erheblichem Spaß an der Sache fotografiert. Allerdings zur Überraschung nicht mit dem Handy sondern es war eine Canon APS-C Kamera mit Kit-Objektiv und eine kleine ältere Nikon Coolpix Kompaktkamera im Einsatz. Der wirkliche Hit waren die Portraits mit den in den Kameras eingebauten Blitzen im vollautomatischen Modus.
    Das nur mal so von der vordersten Front, was gerade in der Fotografie bei den Jugendlichen angesagt ist. Glaubt man erst, wenn man es gesehen hat.

    1. Habe ich vor ein paar Wochen schon thematisiert. Die Fotohändler verkaufen die alten gebrauchten Kompakten mittlerweile sehr gerne und gut. Einfach ne Kamera, die man halten kann. Wo der Auslöser richtig liegt. Voll der Trend. Das Handyknipsertum ist im Rückzug. Und da sowieso nur fürs Internet geknipst wird, reicht die Qualität völlig aus.

      1. Ich habe aus dem Bekanntenkreis in letzter Zeit einige Anfragen zu Premiumkompaktkameras für die Hosentasche gehabt, Preis, fast, egal. Eine aktuelle habe ich nicht gefunden, von Sony wird noch eine ultrakleine, Markteinführung 2019, verkauft > 1.000€. Die Begründungen, warum auf einmal die Smartphonefotos nicht mehr gefallen, sind alle ähnlich: damit kann ja jeder Fotos machen!

  7. Ich kann mich noch sehr lebhaft erinnern, wie ich gefühlt vor Jahrzehnten im Fotograben des Summerbreeze (Metalfestival in Süddeutschland) stand und einen Knaben neben mir beobachtete, wie er ständig auf mein 35-100 starrte. Es war Nachmittags zwischen zwei Bands, also nichts los und ich hielt im selbiges mit der Frage, „willst du Mal“ unter die Nase. Als er merkte, dass mir das ernst war hat er das Objektiv mit zitternden Händen an seine E500 montiert und fing ganz breit an zu grinsen. Allein der Gesichtsausdruck war den ganzen Spaß wert und er war sicher noch sehr lange Olympus und 35-100 Fan.

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