In den letzten Wochen kriege ich eine Mail nach der anderen „Warum überhaupt noch mFT wenn doch Kleinbild schneller und besser und kaum größer ist?“ Eine davon kam heute (ich habe sie anonymisiert):
Als regelmäßiger Leser Ihres Blogs frage ich mich, weshalb Sie und auch ich überhaupt noch an Olympus, OM System bzw. MFT festhalten, Sie beschrieben kürzlich wie Sie bei einer Literaturveranstaltung ältere, lichtstarke FT-Linsen eingesetzt haben, um mit den ISO-Werten nicht so hoch zu gehen. Ich habe kürzlich auf einer politischen Aschermittwochsveranstaltung bei eigentlich ganz passablen Lichtverhältnissen den Herrn XXX fotografiert, ich müsste jetzt nachschauen, wo ich mit der OM1 mit den ISO-Werten war, mal 3000, mal 5000. Zufrieden war ich mit den Ergebnissen freilich nicht. Anders mit LUMIX-Vollformat, hier habe ich eigentlich immer Reserven. Meine S5II ist auch nicht wirklich klobig. Unzufrieden bin ich auch mit dem Zuiko 100-400, das ja wohl eigentlich von SIGMA produziert wird. Trotz Vogel-AF etc. sind mir damit noch keine guten Aufnahmen gelungen – vielleicht ist das Objektiv auch nicht gut justiert. Was kann man tun?
Erstmal ne Klarstellung: das 100-400 wird nicht von Sigma produziert. Naja, zum Teil schon, die Linsen, aber zusammengebaut wird es von OMDS. Und ja, es gibt 100-400, die suboptimal justiert sind. Ab zur Rep damit. Kann allerdings auch sein, dass der Vogel-AF das Problem ist. Es gibt ganz viele Leute, die den toll finden, ich komme mit dem simplen C-AF zu weit besseren Ergebnissen. Vielleicht kann ich das einfach nicht. Bei meinen Versuchen war der Vogel längst vorbei, bis der Vogel-AF ihn erkannt hat.
Da ich aber kein „Birder“ bin – das ist nicht so mein „Ding“ – kann es sein, dass da andere mehr Erfahrung haben.
Warum ich an dem System festhalte? Es gibt mehrere Gründe:
- Ich kenne das System. Ich weiß, was man damit anstellen kann. Ich kann die Kamera im Schlaf bedienen. Ich habe andere Kameras in die Hand genommen, kann damit auch fotografieren – aber ich bin weit davon entfernt, alle ihre Finessen zu kennen. Meine Fotos werden nach einem Systemwechsel also erst mal eine ganze Zeit lang schlechter werden. Kann ich das als Profi einem Kunden zumuten? Nein.
- Mit den alten FTs kann das System, was ich brauche. Ich habe keinerlei Druck, irgendwas zu ändern. Wenn es die TopPros nach wie vor neu gäbe und/oder sie repariert würden, wäre ich tiefenentspannt.
- Wenn ich all das, was ich jetzt in FT / mFT habe, in Kleinbild haben will, brauche ich einen Geldscheißer und einen Sherpa. Gibt es für Lumix S ein 180-500 f/2,8? Die längste Linse ist das 70-300 4,5-5,6. Also ist das System schon mal keine Lösung für mich. (Und diese „Äquivalenzblende“ ist mir sowas von egal. Ich brauche Lichtstärke nicht zum „Freistellen“, sondern für Situationen mit wenig Licht und wenn ich dafür die ISO hochjubeln muss, bin ich so nass wie vorher. )
Das ist natürlich eine sehr persönliche Sichtweise.
Oft kommt das Thema auf – würde ich jemand das System empfehlen? Jemand, der einfach nur nette Bilder machen will und dem das Handy nicht reicht? Ja. Wenn die Ergonomie es hergibt, eine gebrauchte E-M1II – mehr Gegenwert für’s Geld gibt’s derzeit nirgendwo. Wenn klein und leicht ein ultimativer Wert ist – die OM-5. Eine ausgereifte Kamera ohne Bugs. Dazu je nach Budget zwei Zooms 12-40/14-42 und ein 40-150. Ein 45mm f/1,8 und ein Fishcap. Da kommt man verdammt weit. Ja, aber zukunftssicher? Tja. Wie weit geht die Zukunft? 5 Jahre? So lange hält das Zeug. 10 Jahre? Auch so lange hält das Zeug und man kann dann auf ne gebrauchte OM-1 und vielleicht ein 40-150 f/2,8 oder/und eines der1,7er Pana-Objektive umsteigen. 20 Jahre? Wer weiß, ob in 20 Jahren überhaupt noch Kameras im herkömmlichen Sinne produziert werden? Es gibt längst Kontaktlinsen, die auf eine Speicherkarte in der Hosentasche knipsen und die per Augenzwinkern gezoomt werden.
Für wen hat dann die augenblickliche Unsicherheit überhaupt Auswirkungen? Für Bestandskunden, die Geld loswerden wollen oder können. Die zögern im Augenblick – zu Recht – mit Anschaffungen. Die Vertriebspolitik tendiert dazu, Kunden für Kaufentscheidungen zu bestrafen, weil es garantiert eine Woche später wieder einen noch tolleren Cashback gibt. Dazu halten sich die Innovationen und deren Lieferbarkeit derzeit in sehr engen Grenzen. Der Kunde erwirbt keinen echten Mehrwert. Jemand, der das 40-150 f/2,8 hat, für den ist das f/4 überflüssig. Klar, wenn man Bestandskunden melken will, muss man leckeres Zeug auf den Markt bringen. Und die Preisgestaltung ist dafür gedacht. Das 90er Makro ist absurd teuer – klar, Zielgruppe sind Bestandskunden. Man erklärt ihnen, nach Birding ist Freihand-Stacking 2:1 der neue heiße Scheiß. Und wenn das nur so mittelgut funktioniert, dann ist es natürlich nicht die Hardware.
Was hat Makro mit Birding gemeinsam: Die Anzahl der Fotografen, die davon leben können, ist, sagen wir, überschaubar. Und genau das ist das Problem, das Herr Kreuter seinerzeit beim YouTube-Stream ansprach: „Go big, go niche or go out“. Die Strategie von OMDS ist „Go Niche“. (Als die E-M5 rauskam, wollten sie noch „Go Big“ und waren auf dem besten Weg dahin.) Also einen Nischenmarkt besetzen. Und man hat sich den Outdoorknipser rausgesucht. Und nachdem die Konkurrenz in Sachen Viecher-AF mehr kann, hat man auf die Makroschiene umgeschwenkt, wo man mit lächerlichen kleinbildumgerechneten Abbildungsmaßstäben wirbt. (Ein Abbildungsmaßstab ist Abbildungsgroße zu Objektgröße. Die Sensorgröße kommt in der Formel gar nicht vor. Da gibt’s nichts umzurechnen.) Makros kann jeder machen, und wenn er die beim Grillen im Bier ersoffene Stechmücke ablichtet. Was für ein Markt! Die warten alle nur darauf, fuffzehnhundert Euro für das dafür unbedingt notwendige Objektiv auszugeben.
Und das ist das Problem. Die anvisierte Nische wird immer kleiner. Frank Rückert hat mit der E-P3 und alten Makroobjektiven Stacks gemacht, die heute noch zum Niederknien sind. Er hat bewiesen, dass es ohne moderne Technik auch geht. Dass früh aufstehen, den richtigen Platz wissen und Respekt vor der Natur zu haben weit entscheidender ist als High Tech. (Die Fotos in diesem Artikel sind übrigens aus Wien, von der Präsentation der E-P3 2011, gemacht mit der XZ-1)
Und das ist eben das Problem, das Bestandskunden haben. Was kommt, kostet Geld und bringt in Relation zu den Anschaffungskosten den echten Mehrwert nicht. Dadurch, dass alles „Pro“ ist, verliert der Kunde die Orientierung. Zu FT-Zeiten gab es Standard, Pro und TopPro. Jeweils einen kompletten Brennweitenbereich. Heute ist eine der besten Linsen im Portfolio, das 75 f/1,8, ein Standard-Objektiv – und ein 12-45 f/4 eine Pro-Linse.
Mein Rat an alle irritierten Bestandskunden: überlegt sehr genau, was ihr tatsächlich „braucht“. Lasst euch nicht vom GAS verrückt machen. Wieviel wirklich gute Makros macht ihr in den nächsten drei Jahren? 100? Dann kostet jedes einzelne Bild allein über das Objektiv 15 Euro. Ihr fotografiert mit einer neuen Kamera nur 3000 Bilder und verkauft sie dann wieder? Rechnet euch aus, was euch jedes einzelne Bild, das ihr im Endeffekt wirklich gut findet, an Equipment gekostet hat. Und dann kauft entweder weniger oder fotografiert mehr. Mit der Strategie kommt ihr locker über die Zeit, in der die Unsicherheit andauert. Und, ehrlich, wenn ihr mehr fotografiert und euer Equipment besser ausnutzt und all die versteckten Goodies entdeckt, irgendwann hört ihr auf über den Tellerrand zu kucken – und kuckt viel lieber durch den Sucher und macht klasse Fotos. Und wenn dann doch mal wieder affengeiles Equipment auf den Markt kommt, dann kommt vielleicht jemand wie ich daher, drückt euch das Ding in die Hand und sagt „kuck mal, was damit so alles geht.“
Und für richtig gute Makros „tut“ es auch das alte 60er Makro! Kostet aktuell unter 500€ (für die, die es noch nicht haben) und ist klein, leicht, einfach gut. Eine Linse, die man einfach so auf Verdacht mitnehmen kann. Wenn man das Objektiv dann nicht braucht (kommt bei Makro schon mal vor), hat man das zusätzliche Gewicht gar nicht gemerkt…
Diese Objektive, wie z.B. auch das angesprochene 1.8/45 , das Lumix 1,7/15 oder das im direkten Vergleich schon spürbar dickere (aber immer noch kleine) 1.8/75 machen für mich MFT aus.
Auch wen du nichts davon hältst: Die sogenannte Äquivalenzblende hat ihre Berechtigung. Die OM-1 rauscht etwa zwei Blendenstufen stärker als die S5. das kann man (noch) sehr bequem beim DPReview vergleichen. Also hast du bei der S5 und ISO6400 bei Blende 5,6 die gleichen Verhältnisse (Rauschen und Verschlusszeit) wie bei der OM-1 bei Blende 2,8 und ISO 1600. Damit ist noch nichts gewonnen, aber du kannst ein zum 2,0/35-100 äquivalentes 4,0/70-200 neu kaufen. Ein Äquivalent zum 2,8/24-70 oder 2,8/70-200 wird bei MFT wohl immer ein Traum bleiben. Für L-Mount gibt es von Sigma das 150-600 und das 60-600. Zu beiden gibt es bei MFT nichts äquivalentes.
Klar, der Umstieg lohnt sich für dich nicht, du hast ja schon alles was du brauchst. Für Neueinsteiger oder Besitzer einer Lumix G mit Dunkelzooms ist eine S5 schon eine Überlegung wert, ehe man viel Geld in lichtstarke MFT-Objektive steckt.
Ich habe ehrlich gesagt, keine Lust mehr, diese dumme Äquivalenzblendendiskussion zum gefühlt tausendsten Mal zu führen. Ich habe hier: https://pen-and-tell.de/2023/04/gfo-aequivalenzbrennweite-blende/ alles dazu geschrieben, was es dazu zu schreiben gibt. Wer mir immer noch damit kommt – bitte solange diesen Artikel lesen, bis Ruhe ist. Und dann einfach mal rausgehen und ernsthaft fotografieren.
Ich muss mich mal wieder als „sehr begriffsstutzig“ outen. Was Albrecht geschrieben hat, war doch, dass Du an der S5 ein 4/70-200 nehmen musst, für den „Ersatz“ des 2,0/35-100 und dass somit der vermeintliche ISO-Vorteil weg ist – genau das hattest Du auch im verlinkten Artikel hergeleitet. Der Unterschied ist nur, dass man so ein Objektiv heute noch neu kaufen kann …. Stehe ich jetzt auf der Leitung oder wurden Deine Synapsen bei der Erwähnung von Äquivalenzblende mit Adrenalin geflutet
Grüße Joachim
Diese ganze Äquivalenzblendendiskussion stimmt einfach nicht. Das fängt damit an, dass zwei gleiche Sensortechnologien vorausgesetzt werden, die es aus physikalischen Gründen gar nicht geben kann. Damit ist die ganze Diskussion eine Geisterdiskussion. Und ja, das nervt. Das kostet Zeit, die man für was Vernünftiges hernehmen kann.
https://www.youtube.com/watch?v=FVHTLFD_7o8
Thomas Eisel, Wien. Der neue Stern am OM1 Himmel?
Zu Herrn Eisl sage ich nichts. Ich werde mich bei Gelegenheit mal mit ihm in Verbindung setzen, denn man soll miteinander sprechen und nicht übereinander.
Finde ich gut!!
Ich bin sowohl mit MFT als auch mit Sony KB unterwegs. Ich bewahre meine E Mount-Linsen in einer Plastikkiste auf und die MFT-Objektive in einer identischen zweiten Kiste. Sobald ich die Kisten hochhebe, spüre ich den Unterschied. 😉 Speziell bei den Zooms spart man mit MFT einiges an Gewicht. Der andere Grund, warum ich mich von meiner MFT-Ausrüstung noch nicht trennen mag, ist der haushoch überlegene IBIS. Mit meiner aktuellen Sony komme ich viel schneller an die Verwackelungsgrenze als mit meiner nicht mehr taufrischen Lumix G9. Deswegen muss ich bei Sony viel massiver mit der ISO hochgehen, um nicht zu verwackeln, was natürlich den Rausch- und Dynamikvorteil des großen Sensors teilweise ad absurdum führt. Dafür hat die Sony einen vielfach besseren Tracking-AF (besonders bei Video) und die Bildanmutung gefällt mir auch besser.
OM1 + 100-400 ist für mich DER Grund für mft. Das ist Objektiv ist für den Preis hervorragend scharf, super leicht und der Zoom für Birding Klasse. Die Kombination ist gerade so noch Lichtstark genügend mit der ISO Reserve der OM1 für Flug Schüsse zur Goldenen Stunde. Mit den modernen Tools zum entrauschen, sei es Lightroom, OM Workspace oder ich nutze DXO ist für mich der letzte Nachteil vom kleinen Sensor ausgeglichen.
Mit dem Stabi hab ich bei Dämmerung, mit 400mm bei 1/80 eine Rohrdommel Freihand knack scharf fotografieren können. Die Canon und Nikor FF Fotografen neben mir haben ganz schön dumm geguckt als die da mit ihren Stativen rum hampeln mussten als der Vogel sich nach Stunden endlich gezeigt hatte.
Der direkte Unterschied zwischen EM1.3 und OM1 war für mich ein wirkliches wow.
„Warum überhaupt noch MFT?“ – Ich kann diese Fragestellung einfach nicht verstehen. Ich nutze MFT und den L-Mount mit einer Panasonic S5 und ausschließlich Festbrennweiten (Sigma i-Serie). Ich käme nicht auf die Idee, mir für die S5 ein Zoom zu kaufen – zu groß, zu schwer, zu teuer und dazu im Verhältnis der Bildwinkel zu groß.
Womit fahre ich in den Urlaub (und da entstehen bei mir aus zeitlichen Gründen die meisten Fotos)? Mit MFT natürlich, dem 2.8-4.0/8-18, 12-60, 50-200 + TC, dem 1.4/20 sowie dem 1.8/8 – passt alles prima in den Rucksack und ist nicht zu schwer.
Klar „rauscht“ die S5 bei ISO 6.400, 12.800 weniger als eine Olympus. Na und?
Ich fotografiere mit beiden Kameras (S5 und E-M1 Mk III) auch nachts und man kann mit beiden Kameras rauscharme Nachtfotos machen, anfangs hatte ich mit der Olympus sogar die besseren Ergebnisse. Ich setze fotografieren im Dunkeln aber auch nicht mit hoher ISO gleich.
Dieser ISO-Hype ist für mich nicht nachvollziehbar, ich gucke grundsätzlich, dass ich mit den ISO-Werten möglichst weit unten bleibe und nutze zuerst andere Kamerafeatures (auch die S5 hat so etwas wie Live Composite – sonst hätte ich sie nicht gekauft) und für mich denke ich immer, wer mehr als ISO 4.000 nutzt, hat grundsätzlich etwas nicht verstanden.
MFT begeistert mich auch deshalb, weil es aus technischer Sicht ein in sich stimmiges System ist. Nur ein Beispiel, sehe ich mir das Sony E-Mount Bajonett mit KB-Sensor an, dann frage ich mich, wie in die Ecken eigentlich noch Licht kommen soll.
Bei dem FT/MFT Bajonett fällt mir gleich das Idealbild des telezentrischen Strahlengangs ein und die gleichmäßige Ausleuchtung der gesamten Sensorfläche.
Solche Details sind mir wichtiger als die Möglichkeit, die Kamera auf unsinnige ISO 51.200 hochzujubeln.
jm2c
Ich habe neulich gesehen, dass es für das L-Bajonett von Panasonic ein 70–200/4 und ein 70–200/2,8 gibt. Selbst das 2,8er ist nicht extrem viel größer als ein 35–100. Da würde ich jetzt Zooms an L nicht ausschließen.
MFT ist übrigens nicht telezentrisch, und FT auch nur in Grenzen (so gesehen: MFT auch in Grenzen, aber in deutlich weiteren als FT).
Ich weiß nicht, warum so viele Leute immer so aufs “Rauschen” fixiert sind. Früher im “analogen Zeitalter” mussten wir uns mitunter schon bei ISO 400 (!) mit der Körnung des Films herumschlagen, und das haben wir zur Kenntnis genommen oder sogar versucht, es kreativ nutzbar zu machen. Es kann ja sein, dass die OM-1 bei gleichen ISO-Werten mehr rauscht als irgendwelche Kleinbildformat-Kameras, aber ich persönlich muss den ISO-Regler schon ziemlich hoch drehen, damit mir das wirklich unangenehm ins Auge sticht. Und oft sind Fotos mit etwas Rauschen immer noch besser als keine Fotos …
Apropos „analoges Zeitalter“: Ich bin gerade beim Aufräumen meines Foto-Bücherschranks über die Bände der Edition Olympus gestolpert. Der Reinhard Wagner des Analogzeitalters war Franz Pangerl, der (allerdings im Auftrag des Herausgebers Olympus) in die Welt des OM-Systems einführte. Und was Olympus damals alles an Technik für die verschiedenen Anwendungsgebiete bereitstellte finde ich immer noch beeindruckend – schade, dass diese Zeiten wohl unwiederbringlich vorbei sind…
Grüße Joachim
Ich frage mich ja schon lange Folgendes:
Was war denn der höchste, sinnvoll verwendbare ISO-Wert bei der E-5? Und was ist der höchste, wiederum sinnvoll verwendbare ISO-Wert bei der E-Mii bzw. OM1? Und folgt daraus vielleicht, dass heute mit den 2,8er Pros mehr geht als damals mit den 2,0er TopPros?
Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass heute (E-Mii bzw. OM1) mit einem 2,0er eine Blende doppelt so viel Licht auf dem Sensor landet als mit einem 2,8er!
Weil wir es weiter oben mit der Bildanmutung hatten: Die Oly-Farben sind vielleicht ein bisschen zu warm, aber so wunderbare Hauttöne und allgemeine Fotos habe ich bei der Suche nach Alternativen nicht gefunden. Es gibt da eine Kamera, vermutlich Canon, mit einem stechenden Blau bis Blau mit Purpurstich, das sämtliche Blautöne gleich abbildet. Sieht man zum Beispiel heute bei der Süddeutschen Zeitung im Artikel „Die schönsten Fahrradwege über Ländergrenzen hinweg“. Grauenhaft! Die meisten Pressebilder kommen mit diesem seltsamen, völlig übertriebenen Blau. Und bei Sony sah ich Hautfarben mit einem Hauch von Grün und andere Bildanmutungen, die mir nicht gefielen. Es mögen alte KB-Objektive sein, aber wenn ich die zwei Blenden Helligkeitsabfall bis zu den Ecken bei den Telezooms mancher dpa-Profis sehe, freue ich mich umso mehr über unseren teilweise elektronisch aufgehellten, gleichmäßig wiedergebenden MFTs.
Das einzige, was bei den Olys korrigiert werden muss, ist der Braunton, der deutlich zu viel Rot hat. Aber da sowas fast nur bei Güterwagen (-Modellen) vorkommt, lässt sich das beheben und tolerieren.
Ja, und es ist schon ein Unterschied, ob meine Fototasche mit dem gleichen Haufen Objektive und Gehäuse 4 oder 12 Kilo wiegt. Von den heftigen Preisen der KB-Fraktion einmal abgesehen.
Ich kenne die „heftigen Preise der KB-Fraktion“ nicht, aber ich denke, dass neue TopPros vermutlich in der Preisspanne zwischen 3xxx,- und 4xxx,- liegen würden. (@Reinhard: korrigiere mich gerne, wenn ich da grob daneben liege).
Mein Bauchgefühl sagt mir da, dass sie wohl mehr Leuten zu teuer als zu schwer wären..
Ich weiß ja nicht warum man 4 oder 12 Kilo grundsätzlich mit sich rumschleppt um zu Fotografieren. Was hat man denn da alles dabei?
Sicherlich gibt es Genres in der Fotografie die mit Objektiven umzusetzen sind die auch ihr Gewicht haben.
Wenn ich für mich spreche, dann ist mein Genre das, was man so in seinem Lebensumfeld sieht und dann fotografiert um es für sich zu bewahren weil sich so viel Bekanntes verändert oder verloren geht.
Dazu reicht mir ein Objektiv und damit ist jedes System tragbar.
Ich habe hier eine Nikon Z mit einem 40mm Objektiv, eine E-M1 Mark III mit 17mm. Beides klassische dokumentarische Brennweiten. Gewichtsunterschied 140 Gramm. Die beiden Kameras unterscheiden sich durch den Preisunterschied von fast 600,00€ zu Gunsten der Nikon. Dazu ebenfalls der deutlich bessere Sucher den ich vermutlich erst bei einer OM-1 bekomme, eine Blenden mit der ich nicht nur die Lichtmenge reguliere sondern auch wirklich zum Gestalten nutzen kann.
Die ganzen Feature wie Live Dingens und Live Bummens, Stacking, High Res und was weiß ich noch alles habe ich nie benutzt. Da stellt sich schon die Frage wenn man so fotografisch unterwegs ist wie ich warum noch MFT. Insbesondere wenn ich an den neuen Firmeninhaber und seine Serviceleistungen denke.
Wenn es Dir um blanke Dokumentation mit einer Brennweite geht – dann bist Du der typische Kunde, der gar keine Kamera nutzt, sondern ein Handy. Ansonsten brauchst Du dann auch keine E-M1III sondern es tut auch eine E-PL7, wobei die auch schon das ganze „Live Bummens“ drin hat. Also eine E-PL5. Die kriegste mittlerweile nachgeworfen. Und dann nimm das 20mm f/1,4. Und schon sieht der Vergleich ganz anders aus. Äpfel und Zucchini….
Ich habe für meine Landschaftsfotos die E-5 nicht über ISO 800 gejagt. Da gab es sogar noch Zeiten, wo ich mit Stativ unterwegs war und mir die ISO wurscht war und die ISO deswegen fix auf 200 waren.
Die Rauschfixiertheit heute hat wohl auch mit dem Pixelpeepen zu tun. Bei Dias konnte man mit guten Lupen am meisten erkennen. Meistens ist die Detailschärfe als erstes eingeknickt. Wer richtig scharfe und kornfreie Fotos wollte, hat sich halt eine Mittelformatkamera geholt oder sich mit Spezialentwicklungen im eigenen Labor beschäftigt. Eine Zenza Bronica war nicht viel teurer als eine gute Kleinbildausrüstung, nur halt etwas schwerer. Die Fotos, die mir heute am besten gefallen aus der Analogzeit und die ich gross digital drucke, sind alle mit dem körnigen Tri-X fotografiert. Das Korn stört nicht, Gestaltung und Bildaussage sind wichtiger.
Die Folgen des „Rauschproblems“ der heutigen Zeit sieht man auch bei DxO. Dort habe ich bisher sehr gute Resultate von meinen orf bekommen. Dann wurde die neuste Version der Superrauschbekämpfung gepriesen. Damit sehen die Fotos aber schlimm aus, weil alle Mikrokontraste weggerechnet werden für ein absolut glattes Foto. Erst wenn man den Regler auf 20 % der Wirkung einstellt, wird es wieder gut. Aber die meisten werden es lieben, wenn sie glatte Fotos bekommen.
Der Technikfortschritt macht vieles möglich, den Rauschvergleich halt auch. Wenn ich woanders ein falsch belichtetes Foto 5 Stufen hochziehen kann und es besser aussieht als ein orf mit plus 1.5 Stufen, ist das am Bildschirm schon beeindruckend. Wer Konzerte mit Bewegung und schwachem Licht für Kunden fotografiert, hat entsprechende Bedürfnisse. Dort sieht man nie mft-Kameras.
Canon war schon immer für diejenigen, die das Blau der Kodakwerbung (deftig) mochten. Wer das nicht wollte, konnte sich bei Nikon dafür die eingesuppten Grüntöne und die harten Kontraste holen. Wem auch das nicht gefiel, ging zur Bank und danach zu Contax mit den Zeissobjektiven. Heute muss man wohl zu Hasselblad gehen, wenn man etwas besseres als die Olyfarben will.
Ich sehe das so:
Wenn man sich die Entwicklung der Fotografie anschaut, wird man feststellen, das mit der Verkleinerung des Bildformates und Fortschritten in der Filmtechnologie, immer handlichere Geräte möglich wurden.
Plötzlich benötigte man keinen Profi, kein Studio und auch kein Stativ mehr. Die Fotografie hatte Laufen gelernt.
Damit einhergehend fand sie auch eine große Verbreitung. Der Hobbyfotograf war geboren.
Durch einen Zufall wurde das Kleinbildformat 24X36mm (heute Vollformat genannt) zum Standard. Im Rahmen der Digitalisierung kam noch APSC hinzu.
Als guter Kompromiss zwischen all den Faktoren die bei der Kamera- und Objektiventwicklung eine Rolle spielen kam nun FT ins Spiel.
Mit dem Wegfall des Spiegels, die für mich eine logische Entwicklung der heutigen Möglichkeiten ist, waren plötzlich Kamerasysteme möglich, die handlich und leicht waren.
Natürlich sind spiegellosen Kameragehäuse mit Kleinbildformat der Mitbewerber auch nicht mehr größer als eine EM1 oder OM1. Aber die benötigten Objektive sind abhängig von Brennweite und Lichtstärke immer noch deutlich größer und schwerer.
In meiner jetzigen Situation kommt es auf jedes Gramm an. Ich bin froh wenn ich mit meiner OM1 und dem 12-200 losziehen und alles was ich möchte ablichten kann. Und ja, ich fotografiere auch mit Pro Objektiven und einer Sony Kleinbild, aber nur mit Altglas. Das ist mir im Augenblick einfach zu schwer.
eine große