Ich kriege in letzter Zeit immer wieder Anfragen zu Gebrauchtpreisen: „Was darf sowas kosten?“ oder ich bekomme Mails für die Fundgrube mit Preisen, bei denen ich mich frage, ob da jemand noch ganz bei Trost ist.
Klar, Gebrauchtpreise sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Die 100mm Seifenblasen-Meyer-Görlitz- Trioplane sind eine Zeitlang durch die Decke geschossen und da werden immer noch über 400 Euro verlangt. Und vor nicht allzulanger Zeit haben sich die Leute um Toilettenpapier geprügelt. Und manche Grafikkarten kosten „gebrauch“ das Dreifache des Neupreises.
Wir reden hier aber nicht über Abzocke, Scalper und Händler. Wir reden über Verkauf von Hartware unter Freunden.
Bei Dingen, die es noch gibt, ist die Preisfindung einfach:
Brandneu? Ermitteln, wo liegt der aktuell niedrigste Preis, Mehrwertsteuer abziehen – maximaler Gebrauchtpreis.
Schon benutzt, aber noch Garantie drauf aber ansonsten ohne Schäden? Vom Netto-Neupreis noch mal 10% abziehen.
Keine Garantie drauf? Sichtbare oder bekannte Schäden? Vom Netto-Neupreis inkl. aller Cashbacks die aktuelle Reparaturpauschale vom Hersteller abziehen. Das ist der Maximalpreis. 10% drunter fangen die fairen Freundschaftspreise an. (Das ist der Grund dafür, dass Objektive wie das 40-150 4,0-5,6 gebraucht so „billig“ sind. Die kosten neu UVP 249,- werden bei normalen Händlern für 219,- angeboten und haben eine Rep-Pauschale von 132 Euro. 80 Euro ist also für so ein gebrauchtes Objektiv das Höchste der Gefühle, eigentlich reden wir „über nen Fuffi“.)
Bei Geräten, die es nicht mehr neu gibt, ist es weit schwerer. Mittlerweile verkauft kaum noch jemand seine PEN-F. Die Rep-Pauschale liegt bei knapp 200 Euro. Händler wollen für eine Gebrauchte mit deutlichen Spuren noch zwischen 750 und 800 Euro. Ein echter Freundschaftspreis wären hier also um die 500 Euro. MBP will für eine gebrauchte PEN-F ohne den FL-LM3, ohne Kameragurt und ohne Verpackung 845 Euro – was schon ziemlich frech ist.
E-M1en der ersten Serie kriegt man dafür für dreihundert Euro nachgeworfen, mehr kann man auch nicht verlangen. Auch die E-M1II liegt mit Garantie schon bei 600 Euro, ohne bei knapp 400. Achtung! Die Garantieverlängerungen können nur mitverkauft werden, wenn die kompletten Dokumente mitgeliefert werden und die Registrierung der Garantie bei Olympus gelöscht wird. Ich habe es schon erlebt, dass der Verkäufer „den Zettel nicht mehr gefunden“ hat – und ich mit einer Kamera ohne Garantie dastand – aber den Preis mit Garantieverlängerung gezahlt habe.
Eine ebay- und ebayKleinanzeigen-Recherche gibt einen groben Anhaltspunkt über die Marktpreise, Freundschaftspreise liegen generell darunter. Bei TopPros, die kaum noch gehandelt werden, ist die Daumenregel, dass die Kristallkugel um die 700 Euro liegt, 14-35, 35-100 und 150 f/2 derzeit knapp über tausend (immer kompletten Lieferumfang vorausgesetzt) und die beiden großen Tüten 90-250 und 300 bei etwa 2500,-. (Achtung! Die Reppauschale für das 300 f/2,8 liegt mittlerweile bei knapp 600 Euronen!) „Gestrippte Objektive“, also Objektive ohne Streulichtblende, ohne die Tasche, ohne die bei den großen Tüten mitgelieferten Filter oder ohne Stativschellen, gehen deutlich billiger über den Tisch. Eine Streulichtblende für das 90-250 allein wird derzeit mit 800 Euro gehandelt. Wenn man eine auftreibt. Also kompletter Lieferumfang, sonst Finger weg.
Immer auch die Reppreisliste im Auge behalten. Was dort nicht mehr draufsteht, wird gar nicht mehr zur Rep angenommen und man hat nur die Chance, dass ViadaVinci noch was hat. Die Preise gehen deshalb in den Keller. Die alten FT-Pros liegen um die 200 Euro. Die beiden SWDs kaum mehr als 350 Euro. Beide haben das Problem der falsch konstruierten Blende und des sich ablösenden Kabels. Die brauchen also alle paar Jahre Streicheleinheiten vom Service. Muss man wollen. Für ein frisch repariertes SWD mit Garantie kann man auch 500 oder 600 Euronen anlegen. Die laufen an der OM-1 mittlerweile richtig gut.
Blitze: Die alte FL-Serie 36 und 50 (auch R) sind kaum mehr als 50 Euro wert. Die werden nicht mehr repariert und können jederzeit ausfallen. Blitzröhren und Kondensatoren und auch die Trafos haben eine begrenzte Lebensdauer. FL-300R – die fallen häufig aus und sind aus der Repliste draußen. Geschenkt kann man die nehmen. Das alte Makro-Flash-System: wird nicht mehr repariert, 80Euro.
Sigma FTs. Niemand repariert mehr Sigma FTs (kaum noch Ersatzteile im Markt) . Auch nicht Sigma. Die Dinger sind also lebende Leichen. Das 150er Makro, das lange Zeit stabil bei 450,- lag, ist jetzt auf 300,- abgesackt. Das FT-Bigma kaufen sich mittlerweile sowieso nur noch unverbesserliche E-5-Benutzer. (gerade auf ebay Kleinanzeigen für 380,- komplett mit Originalverpackung, ist ein fairer Preis, wenn man die Beschränkungen des Objektivs kennt). Die meisten Sigma FTs sind genauso wie die Panasonic FTs im Gebrauchtmarkt nicht mehr relevant.
Die alten FT-Kameras haben nur noch Erinnerungswert. Entweder die werden verschenkt oder man bekommt sie um die 100 Euro. Achtung! Es gibt die Original-Akkus nicht mehr. Nur noch die kleinen BLS. Und repariert werden die nur noch von ViaDaVinci.
erlebe aktuell bei meinen örtlichen Händler eine Preisspirale auf alles was Lieferbar ist, die nur nach oben geht.
Begründet mit großer Nachfrage Aufgrund der Lieferschwierigkeiten
Für mich persönlich habe ich diesem Trend schon lange den Geldbeutel verschlossen.
Allen eine gute Weihnachtszeit.
HG
Wolfgang
Hallo Reinhard,
MMF-1 oder DMW-MA1 für unter 100€ werden leider schon lange nicht mehr angeboten. Mittlerweile (und ich beobachte den Markt hier auch schon eine Weile) gibt es die beiden auch kaum noch unter 150€. Wären diese oder die leider deutlich weniger langlebigen Nachfolger noch erhältlich oder zumindest gebraucht öfter bzw. günstiger zu erwerben, wären die Gebrauchtpreise für die FT Zuikos sicher höher. Zwei der genannten TopPros habe ich in den letzten Jahren mit etwas Glück in sehr gutem Zustand für etwas weniger Geld als hier genannt erworben und bin sehr zufrieden damit. An dieser Stelle dir noch einmal Danke für dein fleißiges Werben über viele Jahre. Die Kristallkugel hätte ich mittlerweile sicherlich auch, würde sich da der Winkelfehler bei verbogenen MMFs nicht größer auswirken.
Stellvertretend hier unter diesem Kommentar: Es geht hier um Preise unter Freunden. Wer eine Kristallkugel unter 500 Euro anbietet, weiß nicht, was er da hat und jemand, der einen MMF-1 für über 100 Euro anbietet, ist in meinen Augen grenzwertig. Die Dinger sind Anfangs umsonst zu Objektiven dazugegeben worden. Dass teilweise die Preise am Markt anders sind, ist klar.
Da hast du natürlich Recht.
Ist die Schweiz ein Verkäufertraum? Da werden E-5 angeboten, die nicht mal sauber gemacht wurden und doch für über 300 CHF weggehen. Schöne werden bis 700 CHF bringen. Ich habe mal eine Reserve für mein geliebtes 50-200 SWD gesucht und unter 500 bei gutem Zustand war es schwierig. In der Bucht werden bis 700 Euro verlangt. MMF sind Gold wert.
Vielleicht dauert es noch ein wenig Zeit, bis Zeitwerte steigen. Vor ein paar Jahren wurden einem Leica-Objektive für kaum Geld überlassen bis die spiegellosen Kameras deren Anschluss mit Adaptern ermöglichte. Grosses Pech für die damaligen Verkäufer davor. Mir ist auch klar, dass ich hier einen Spezialmarkt anspreche. Meine damalige Mittelformatausrüstung könnte ich heute für einen Zehntel bekommen bei gutem Zustand, obwohl Analog wieder Zuwachs hat.
@Matthias,
da war doch mal was im FolyFos zu Commlite-Adaptern für 70 Euro, die so gut wie Olys sein sollen. Peter hat die vorgestellt.
@Reinhard,
hat sich der positive Eindruck von Commlite-Adaptern gehalten? Tut man sich da was Gutes?
Der „Erinnerungswert“ der E-5 scheint extrem hoch zu sein. Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum man für eine E-5 mehr bezahlen sollte als für eine E-M1 oder gar eine E-M1.II. Falls noch jemand eine Kristallkugel sucht: Die werden mittlerweile deutlich unter 500€ angeboten.
Ich kann das gut nachvollziehen.
Ich hatte M1 und M1 II. Sie brachten bessere Fotos. Der versprochene Dynamikgewinn von 2 Stufen konnte ich auf bloss nachvollziehbare 0.7 verifizieren. Bei sorgfältiger Vorgehensweise habe ich bei allen Olys seit der E-5 wenig Bildbearbeitungsaufwand. Die grössere Auflösung war nur im Vergleich besser, aber nur so klein, dass ich problemlos A-2-Prints von allen mischen konnte und niemand einen Unterschied angesprochen hat.
Ich mag die Bildanmutung der FT-Objektive lieber und verwende sie gern, obwohl ich acht mft habe. Die Haptik ist nicht zu vergleichen. Da ich keinen Verkaufsdruck habe, kann ich nach Lust und Laune fotografieren. Alle M 1 … und mft-Objektive fühlen sich für mich zu eckig oder kantig an. Ich musste mit Griffen nachhelfen, dass mir die Gehäuse in die Hand passten. Sogar Begleiter sprechen mich auf das schöne Auslösegeräusch der E-5 an. Wenn man abliefern muss, würde ich die neuen nehmen. Wenn man nichts muss, aber Lust hat auf eine Kamera in der Hand, dann hat die E-5 mit FT leichteres Spiel als Verführerin. Hat schon mal jemand eine Pen F mit Handschuhen bedienen können? Bei Schnellfall spielt das Display verrückt, man muss den Touch abstellen. Eine E-5 passt perfekt auf jedes Stativ. Bei der Pen F muss man erst einen Griff montieren, weil ohne diesen nur wenig dickere mft nicht montiert werden können, weil das Gewinde zu weit vorn ist – halt Lifestyle-Entwickler statt Fotografen.
Die mft-Objektive bringen oft ein unruhiges Bokeh. Die Handhabe ist schlechter. Wenn ich ein 2/12mm mit seiner Schraubsonnenblende (die trotz 80.- so schlecht gemacht ist, dass Oly sie ersetzen musste) mit einem 11-22 vergleiche, dann schleppe ich die paar Hundert Gramm gerne mit. Viele Fotos sind entstanden, weil ich die E-5 gerne in der Hand trage und nur so eben mal durchguckte. So habe ich zusätzliche Motive entdeckt, weil ich sonst nicht stehen geblieben wäre und eine Kamera hervor gekramt hätte.
Gegenlicht ist kein Vergleich. Mit mft mache ich kaum solche Aufnahmen, weil man nichts sieht: die Tiefen sind schwarz, die Lichter fressen aus, obwohl ein Foto gut verwertbar wäre. Mit FT habe ich viele schöne Aufnahmen bei Gegenlicht, weil im Sucher das Gleiche sichtbar ist wie ohne Kamera.
Ich war im Frühling an der Nordsee. Von dort habe ich Fotos mit vielen Olykameras seit der E-300 bis Pen F. Ich wollte vergleichen, wie sich die Haptik auf die Lust am Fotografieren und schliesslich auf die inhaltliche Qualität auswirkt. Aus Laune nahm ich die E-5 als Backup zur Pen F mit. Die Pen F hat mich mit einer nicht nachvollziehbaren und Wochen danach selbst geheilten Streikaktion (tot, keine Reaktion auf Einschaltversuche trotz allem, was es an Tricks gibt) gezwungen, ausschliesslich die E-5 zu verwenden, die das Fotoprojekt gerettet hat. Es hat sich super angefühlt und ich habe sehr schöne Fotos heimgebracht. Dazu ein unbeschwerteres Leben bezüglich Wetter wie mit der Pen F. An der Nordsee ist der Spiegel noch ein Vorteil: Beim Objektivwechsel schützt der Spiegel den Sensor vor Salzluft und Schmiere. Sensorreinigung hatten nur Spiegellose gelegentlich nötig, obwohl mein Wechseltrick die Kamera maximal fünf Sekunden offen lässt.
Die E-5 hat mich mich noch nie im Stich gelassen. Die Pen F stürzte gelegentlich beim Speichern ab, dann die Nordseegeschichte mit tot. Ist die Speicherkarte langsam voll, wird sie quälend langsam. Trotz 170 MB/s bei der Karte liess sie sich für 10 Fotos in 5 Sekunden eine halbe Minute Verdauungszeit. Die alte lässt sich erst durch keinen Speicherplatz aufhalten.
Die Videosucher sollen helfen bei den Einstellungen, weil sie das künftige Foto zeigen. Wer auf das angewiesen ist, könnte mal ein Buch von Reinhard lesen oder einen Kurs besuchen. Wer belichten kann, macht auch analog perfekte Fotos.
Der klare und pixelfreie Durchblick ohne Überstrahlungen einer Spiegelkamera ist für mich viel angenehmer als die Videosucher. Endlich ist mit der OM-1 eine Verbesserung in Sicht. Neulich habe ich mal durch eine neue Hasselblad X2D geschaut. Danach hatte ich für Wochen eine Krise mit der Pen F. Zeit für die E-5 mit ihrem klaren Sucher. Nun ist der Besser-Schmerz verklungen, die Pen F darf wieder raus. Will ich haptisch tolle Objektive, nehme ich Altglas zur Pen F. Dann habe ich auch die im FolyFos vom 16.12. angesprochene Fokusproblematik nicht. Der richtige Halm ist scharf und wenn ich Bildausschnitte variiere, dann ist der Fokus bei allen gleich gut.
Ich hab jetzt eine schwarze PEN-F mit 1170 Auslösungen und komplettem Lieferumfang an einen mir bekannten Forumsfreund für 500,-€ plus DHL verkauft.
Bei der Preisfindung habe ich Reinhards Preis gewählt und nicht die Raffgier!
Damit fühle ich mich ganz gut und habe bestimmt einem Forumsfreund ein schönes Weihnachten ermöglicht.
Ich habe eine Frage zur Reparatur Preisliste:
Ist der Preis fix, inkl aller Teile, auch wenn evtl eine Linse einen Kratzer hat?
Oder kommt zu der Pauschale noch der Materialpreis dazu?
Frohes Neues und Gruss
Jörn R.
Soweit mir bekannt, ist der Preis fix. Falls das Gerät aber völlig zerstört ist, wird gelegentlich die Reparatur als „nicht reparabel“ abgelehnt.
Wenn ich so rechnen würde, dürfte man ein Panaleica 100-400 unter Freunden gar nicht mehr verkaufen, denn Reparaturen kommen dem Neupreis gefährlich hah, wenn man den Berichten in diversen Foren glaubt. Ich halte es für übertrieben, generell die volle Reparaturpauschale abzuziehen. Der Fall, dass ein funktionierendes Gerät eine Reparatur benötigt, ist ein Risiko, also Eintrittswahrscheinlichkeit*Schadenshöhe. Selbst wenn man die Wahrscheinlichkeit mit 1 ansetzt, wäre es fair, das Risiko aufzuteilen. Gleiches gilt für die MWSt.
Wenn ich etwas an einen Freund verkaufe, gebe ich ihm Zeit, das Teil gründlich zu testen. So habe ich es vor vielen Jahren mit meiner Pentacon Six Ausrüstung gemacht, der Käufer hat sie sechs Wochen gründlich ausprobiert und sich dann zum Kauf zu einem damals üblichen Preis entschlossen.
Wucherpreise muss niemand zahlen. Kürzlich habe ich noch einen guten DMW-MA1 Adapter für 69€ gefunden. Man muss halt Geduld haben.
Ehrlich: Das Pana 100-400 würde ich unter Freunden auch nicht verkaufen. Egal zu welchem Preis. Die erste Serie litt unter dem falsch berechneten Plastikteil und bei allen aus der ersten Serie stirbt irgendwann die Zoom-Mechanik. Leider gibt es von Panasonic keine Aussage, ab welcher Seriennummer das verbesserte Teil eingebaut wurde.
Und nein, es gibt keinen Grund, das Risiko „aufzuteilen“. Warum? Die Wahrscheinlichkeit, dass ein gebrauchtes Objektiv, das aus der Garantie ist, zur Wartung muss, ist fast 100%. Wer jemals gesehen hat, was ein Objektiv, das eigentlich intakt war, nach einer Justage und Reinigung wieder leistet, weiß, was ich meine. Und ich finde es fair, dass jemand, der ein gebrauchtes Objektiv zur Überholung schickt und dann hinterher für ein altes Objektiv mit Garantie nicht mehr zahlt als für ein neues Objektiv. Und wenn ich als Firma ein gebrauchtes Teil kaufe und dann keine Vorsteuer mehr abziehen kann, dann ist halt unter Umständen ein Neuteil schlicht billiger. Warum soll ich da ein Risiko eingehen?