
Ich war letztes Wochenende ja ein bisschen unterwegs – sah man an den Pergear-Fotos. Und wenn ich ein bisschen Zeit habe, mache ich solche Trips mit der Ente. Landstraße. Dauert natürlich viel länger, aber die Zeit geht ganz anders rum, als auf der Autobahn hinter litauischen LKWs (die fahren wie die Henker und da kann man im Windschatten mit über 90 Strecke machen. Knapp über 5 Liter Verbrauch… )
Vorteil: man landet auf einmal in Käffern, von denen man vorher noch nicht mal was gehört hatte. Vellberg zum Beispiel. Da führt die Strecke direkt am Burggraben vorbei, praktischerweise gleich mit Parkplatz und Eisdiele. (An alle Vellberger: Ja, ihr seid eine Stadt und kein Kaff. Aber ich habe selten eine Stadt gesehen, die so nach Dorf aussah. Das Dorf, in dem ich wohne, hat fast tausend Einwohner mehr als Vellberg.)
Auf der Website von Tourismus-BW (Baden-Württemberg) wird von einer „gewaltigen Stadtmauer“ gesprochen, die das mittelalterliche Vellberg umgibt. Wenn man das als gebürtiger Nürnberger liest, erwartet man ein bisschen was anderes, und selbst die Mauer rund um Berching ist da ne ganz andere Hausnummer. Die „Altstadt“ von Vellberg ist ein Dreieck mit 140 und 200 Meter Kantenlänge. Im Inneren gibt es keine Straßennamen, das ist alles „Im Städtle“ mit Hausnummer 1 bis 30. Wenn man sich vor dem Stadttor beim Eiscafe Rialto zwei Kugeln holt, ist man durch die Altstadt durch, bevor das Eis alle ist.

Das hier ist die Schildmauer von der anderen Seite. Hinter dem Grünzeug verbirgt sich der „unterirdische“ Wehrgang, der etwa in fünf Metern Höhe ist. Die Treppe im Graben, die man im Bild sieht, führt zum Eingang. Ein weiterer Eingang befindet sich direkt nach dem Stadttor links. Eintritt ist frei. Die Stadtmauer wurde 1499 vollendet und das Schloss, das mal eine Burg war, ist bis zum 18 Jahrhundert fleißig umgebaut worden.

Das ist der Gang in der Stadtmauer. Grob hundert Meter lang. Links sind die Schießscharten in Richtung Graben, rechts ist die Altstadt, deren Bodenniveau oberhalb des Wehrgangs liegt – deshalb „unterirdisch“. (Angeblich im Süden einmalig, tatsächlich haben natürlich Nürnberg und auch die Festung Rothenberg ähnliche Anlagen, nur mehrere Nummern größer und nicht frei zugänglich, weil man sich da drin verirren kann. )

Auch wenn es nicht viele Häuser in der Altstadt von Vellberg gibt – die, die da sind, sind ausgesprochen hübsch. Am Marktplatz gibt es den Museumsgasthof „Zum Ochsen“ und man kann draußen sitzen und einfach so ein bisschen Mittelalterflair genießen. Die „gewaltige“ Verteidigungsanlage ist in Wirklichkeit eher „putzig“. Hier ein Türmchen, da ein Mäuerchen, alles überschaubar, schnell zu erreichen, keine aufdringlichen Andenkenläden. Rathaus, Schloss, der Rest der Zehntscheuer. Macht Laune der Ort.

Das „Schwätz-Bänkle“ . Wer Lust hat, sich zu unterhalten, einfach Platz nehmen. Das sind so die Details, die es lohnen, sich mal nen Nachmittag Zeit zu nehmen um zu kucken und zu fotografieren. Natürlich gibt’s da immer wieder Veranstaltungen, Mittelaltermarkt und so. Aber an einem ganz normalen Sonntag, ohne Trubel und „Touri-Action“ – hat was.
Der Rest von Vellberg ist im Wesentlichen Neubaugebiet. Nur außen um die Mauer rum sind ein paar alte Häuser und für den morbiden Charme gibt’s auch eines:

Ob Stadt, Dorf oder Kaff: Deine Vellberg-Fotos machen Lust, sich den Ort mal anzusehen!
Vielen Dank dafür!
Ein Bericht aus der alten Heimat. *freu*.
Ich bin da ein halbes Leben lang dran vorbei gefahren ohne jemals angehalten zu haben. Ich sollte von einem Sänger Bilder für eine seiner Produkten machen und der hat mich in die „Stadt“ und an die Mauer zitiert. Sonst wäre ich da weiter vorbeigefahren und hätte das vermutlich nicht gesehen und kennengelernt.